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Ausgabe:

1900

Spalte:

70-71

Autor/Hrsg.:

Tylor, Thomas

Titel/Untertitel:

Ecclesiastes. An introduction to the book; an exegetical analysis; and a translation, with notes. A new edition 1900

Rezensent:

Volz, Paul

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6g

Theologifche Literaturzeitung. 1900. Nr. 3.

Auch den Confequenzen, die Meinh. aus der zweiten , Tylor, Thomas, M. A., Ecclesiastes. An introduction to
deuteron. Redaction von II—IV zieht, vermag ich nicht the book; an exegetical analysis; and a translation,
beizupflichten. Da Jef. 2, 3b u. 9,6 in Jef. 37, 32 citirt wjth notes A ngw edition_ London, D. Nutt, 1899.
■werden, fo haben nach Meinh. Jef. 2,2ff. u. 9,1 ff. bereits
im Exil als jefajanifch gegolten (S. 47), wodurch dann
für die Ableitung der von der modernen Kritik angefochtenen
Abfchnitte von dem ,echten' Jefaja präjudicirt
werden zu follen fcheint. Aber ob D2S Thätigkeit noch

(XI, 168 S. gr. 8.) Geb. Sh. 6. -

Verf. hat fleh durch die 1874 erfchienene I. Auflage
diefes Buches (vgl. Siegfried in Z. w. Th. 1875, S. 284 fr.)
neben anderen das Verdienft erworben, auf die Verwandt-

dem Exil angehört, ift nicht fo licher, wie Meinh. meint, j fchaft des Predigers mit griechifcher Philofophie nach-
f. dagegen Benzinger S. XIII. Desgleichen halte ich den | drücklich aufmerkfam zu machen. Die Spuren griechifchen
Schlufs, aus der deuteron. Redaction von II—IV ergebe Denkens, die er im Qoh. findet, find hauptfächlich folgende :
fich, dafs Jefaja für die Unverletzlichkeit Jerufalems ein- als ariftotelifch: der Gedanke des höchften Guts 23, die
getreten fei, für übereilt. Mit blofsen literarkritifchen Er- , Aufftellung eines Refumes 1213, die induetive Methode
wägungen ift hier nicht viel geholfen. Hat fich Jefaja , 723 1213; als ftoifch: der ethifche Grundfatz des ofio-
fchlankweg für die Nichteinnehmbarkeit Jerufalems aus- loyovfisvcoc Tij cpvasi £t]v 3 2 ff, die Betrachtung der p y-
gefprochen, fo hat er damit einfach eine Conceffion an 1 fliehen Welt als eines ewigen Kreislaufes aller Dinge
die Volksfrömmigkeit gemacht — ein Prophet nach dem 3 u f 1 5 ff, der Determinismus 9 1 ff, die Schätzung alles
Ideale Jer. 28, 8, dem ein Elia, Arnos, Hofea, Micha, Je- 1 Irdifchen als eitel 12 u. ö., und des Uebels als Ergänzung
remia, Jefu entfprachen, war Jefaja dann freilich nicht! des Guten zur Harmonie des Weltfyftems 714, die hohe
Das gilt dann auch hinfichtlich der meffianifchen Stücke 1 Werthung des Gefetzes 8 2 ff, die Gleichfetzung von Thor-
Jef. 2, 2 ff., 9,iff., ii,iff. u.a. Solche Fragen laffen fich ■' heit und Wahnfinn 1 17 212 725; endlich als epikureifch:
vielleicht beffer im Zufammenhang einer Unterfuchung j die Gleichwerthung von Menfch und Thier und die Leug-
über die Grundlagen der prophetifchen Predigt im All- | nung der Unfterblichkeit 31s—21 und die Gemüthsftimmung
gemeinen und der jefajanifchen im Befonderen erledigen. ; der azagal-ia 5 17—19 u. ö. In der 2. Auflage (S. V) con-
Mit Einzelexegefe, fo nöthig und nützlich fie an und für j ftatirt Verf, dafs fich inzwifchen feine Thefe Zuftimmung
fich ift, läfst fich bekanntlich bei einiger dialektifcher , errungen habe und dafs nicht mehr die Thatfache des EinBegabung
des Exegeten über eine Sache leicht pro et fluffes griechifcher Gedanken auf jenen hebräifchen Schrift-
contra disputiren! j fteller in Frage fei, fondern nur noch das Mafs diefer

Ein moderner Altteftamentler mufs aufser auf dem | Beeinfluffung. Indes ift doch jene Thatfache nicht fo
Gebiete der bibl. Theologie leider Gottes auch auf dem unumftritten. Zwar ift nicht zu leugnen, dafs zu der Zeit,
von allerhand .profanen' Wiffenfchaften z. B. Medicin, in die Qoh. fällt, die jüdifche Gedankenwelt in vielfeitige
Phyfik, Botanik, Zoologie u. dgl. bewandert fein — in | Berührung mit griechifcher Weltweisheit gerathen war, und
einer verblichenen Periode der Kirche war der geiftige j thatfächlich enthält Qoh. manchen Satz und manchen
Zufammenhang der Theologie mit folchen Dingen we- ! fprachlichen Ausdruck, der griechifche Färbung hat. Aber
nigftens durch Namen wie medica sacra und pliysica j einmal ift dem Verf. der Beweis dafür nicht gelungen,
sacra, hierobotanicon und hierozoicon gewahrt! So j dafs Qoh. von irgend welcher griechifchen Schule direct
darf nicht verwundern, dafs Meinh. zu Jef. 38,21 S. II f. | abhängig fei. Es fehlen gerade die charakteriftifchen
eine gelehrte Unterfuchung über die Zauberkraft der 1 Hauptbegriffe fowohl der ftoifchen wie der epikureifchen
Feige und S. 34—42 über die Maus als Symbol der Peft j Philofophie, und andererfeits tritt die fpeeififeh jüdifche
bietet. S. 29 Anm. 1 fagt Meinh. mit Bezug auf Jef. Weltbetrachtung und Lebensanfchauung deutlich hervor,
37, 19, er kenne aus den äff. Infchriften kein Beifpiel da- j nicht blofs, wie Verf. will als Gegenfatz zu jenen Philo-
für, dafs die Affyrer die Götterbilder befiegter Feinde j fophemen, fondern innerhalb der philofophifchen Mediverbrannten
. Von einem .Verbrennen' zwar nicht, aber | tationen felbjft. Auf jeden Fall fodann hat Verf. das
doch von einem nicht fehr davon verfchiedenen .Zerbrechen
' folcher Götterftatuen finde ich, ift Keil. Bibl. II
S. 118 in der Bavianinfchrift Sanherib's Z. 48 die Rede:
ulabbiruma und fie zerbrachen fie, nämlich die iläni
die Götterbilder!. Hübfche Bemerkungen über die Affyrer
bietet Meinh. S. 93: ,Die im Alten Teft. fprich-
wörtliche Prahlerei der affyr. Könige ift durch die Kriegsberichte
nach allen Seiten hin als wahr beftätigt worden'
und S. 94, wonach fchon die alten Affyrer eine Art
Schlachtenbummler hatten, die durch ihre Tagebuchaufzeichnungen
dafür forgten, dafs, während die Krieger
fich die Köpfe blutig fchlugen, die Nachrichten über
Siege, Tote u. dgl. der Nachwelt überliefert wurden. Der
befonderen Beachtung der Exegeten empfehle ich die
forgfältigen textkritifchen Noten zu I—V. Hin und wieder
ift die Sprache rhetorifch fchwerfällig. ,Uebernatür-
licher Magier' S. 10 ift doch wohl eine Tautologie ä la
.fchwarzer Rappe'. .Aufforderung von der Uebergabe'
S. 102 ift kein gutes Deutfch. S. 9 1. II Kön. 20 ft. 19.

Mafs jenes Einfluffes weit überfchätzt. Er hat die Ver-
fuchung nicht gemeiftert, überall Parallelen zu fuchen
zum Zweck reicherer Begründung feiner Thefe. Nachdem
er etwa eine fchlagende Parallele meint nachgewiefen zu
haben, hält er fich für berechtigt, auf Grund derfelben,
alles, was irgendwie ähnlich ift, von der gleichen Quelle
abzuleiten. Einige diefer Analogien find künftlich herbeigezogen
7 14 82—5 (S. 19) 115, und zum Theil nicht blofs
in der griechifchen Philofophie, fondern überall in der
Welt und auch fonft im A. T. zu finden; manchmal beruht
die Gleichfetzung auf ungenauer oder erzwungener
Textauslegung 23 1 17 u. f. w. und auch wo die beiden Ge-
dankenkreife fich äufserlich fcheinbar berühren z. B. 32fr,
verbindet doch der jüdifche Verf. einen ganz anderen
Sinn mit feinen Worten als die griechifche Schule. — Das
Refultat der Prüfung ift, dafs ein zwingender Beweis für
Abhängigkeit oder Beeinfluffung Qoh. von griechifcher
Schulweisheit aus keiner Stelle des Buches erbracht
werden kann; dafs jedoch die zwei Strömungen der Welt-
Alles in Allem genommen ift Meinh.'s Unterfuchung j und Lebensbetrachtung, die fich in einem beftimmten
gewifs die gründlichfte und gelehrtefte, die bisher den Theile der Völkerwelt zum Stoicismus und Epikureismus
Jelajaerzahlungen Jef. 36—39 zu theil geworden ift. Wird j verdichtet haben, auch im Qoh. fichtbar find. Auch ift

fie hier und da aufser dem Referenten ficher auch noch
manchen anderen Altteftamentler zum Widerfpruch reizen,
fo ift fie doch als ein fehr glücklicher Anfang zu der von
Meinh. geplanten Veröffentlichung weiterer Jefaja-Stu-
dien zu bezeichnen, denen Referent mit grofsem In-
tereffe entgegenfieht.

Halle aS.__Georg Beer.

fehr wohl möglich, dafs der Prediger durch Bekanntwerden
mit griechifchen Philofophemen zu feiner Skepfis kam.
Im übrigen aber ift die Berührung Qoh. mit einzelnen
griechifchen Gedanken theils durch die Gleichheit der
Geiftesftrömung der damaligenWelt überhaupt, theils durch
die orientalifche Entftehung fpeciell des Stoicismus genügend
begründet; und der Unterfchied zwifchen Qoh.
und der übrigen Chokmalitteratur des A. T. liegt nicht