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Ausgabe:

1900

Spalte:

65-67

Titel/Untertitel:

Grafe, Theologische Arbeiten aus dem Rheinischen wissenschaftlichen Prediger-Verein. Neue Folge. Drittes Heft 1900

Rezensent:

Achelis, Ernst Christian

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.

F , , . Preis
alle]*A Tae Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark

]jo. 3 3. Februar 1900. 25. Jahrgang.

Theolopifche Arbeiten aus dem rheinifchen wiflen-

fchaftlichen Prediger-Verein. Neue Folge.

3. Heft (E. Chr. Achelis).
Meinhold, Die Jefajaerzählungen Jefaja 36—39

(Beer).

Tylor, Ecclcsiastes (Volz).

Boehmer, Das biblifche ,1m Namen' (Deifsmann
).

Heine, Synonymik des Neuteftamentlichen Grie-
chifch (Deifsmann).

Clernen. Der Urfprung des heiligen Abendmahls
(Lobftein). Zeit. Von E. Egli (Boffert)

Burkhardt, Die Auferftehung des Herrn und

feine Erfcheinungen (Lobftein).
Ficker, Studien zu Vigilius von Thapsus
(Preufchen).

Wiegand, Erzbifchof Odilo von Mailand über

die Taufe (E. Chr. Achelis).
Comba, Histoire des Vaudois, nouv. edition

(Karl Müller).
Paulus, Johann Tetzel der Ablafsprediger

fl. Artikel] (Brieger).
Analecta Reformatoria. I. Dokumente und Abhandlungen
zur Gefchichte Zwingiis und feiner

Lutherdenkmal. Volksthümliche Schriften aus

der Gefchichte des evangelifchen Deutfch-

lands, hrsg. von Buchwald und Jonas,

I, Jahrg. (Boffert).
Spörri, Zur Erinnerung an Richard Rothe (E.

Chr. Achelis).
Kefsler, Ueber Offenbarung und Wunder

(Lobftein).
Rade, Religion und Moral (Lobftein).
Reinhardt, Die einheitliche Lebensauffaflüng

als Grundlage für die foziale Neugeburt

(Elfenhans).

pfychologifchen Gefichtspunkte' fich betheiligt, die in der
klaren Entwickelung der Gedanken lebhaftes Intereffe erweckt
.

Befondere Aufmerkfamkeit nimmt der erfte Artikel
desHeftes: ,ZumGedächtnifs RichardRothe' s; Richard
Rothe als Kirchenhiftoriker' von Karl Seil in Anfpruch
(S. 1 — 33). Die Abhandlung bildet eine werthvolle Er-

Theologische Arbeiten aus dem rheinischen wissenschaftlichen angenommen wird, Zacharias Urfinus, fondern Jo-
Prediger-Verein. In Gemeinfchaft mit den übrigen Vor- ! *lann" von Otzenrath ermittelt. Ein Appell an den
a ,. , „ . , , T. a/r u i Bergifchen Gefchichtsverein, die werthvollen Kirchen-

ftandsmitghedern Confiftor.alrath Lic Mettgenberg, { annalen Tefchenmacher's zum Druck zu befördern, bePfarrer
Hafner, Profeffor D. Kamphaufen, Pfarrer ; fchliefst die Unterfuchung. Otto Ritfehl hat durch eine
Pfender, Pfarrer Schliekum, Pfarrer Theile, General- j Abhandlung: ,Die fittliche Charakterbildung unter dem
fuperintendent Umbeck und Superintendent Zurhellen.
Herausgegeben von D. Gräfe und Lic. Simons. Neue
Folge. 3. Heft. Freiburg i. B., J. C. B. Mohr, 1899.
(III, 105 S. gr. 8.) M. 4. 50

Das vorliegende Heft enthält fünf werthvolle theo-
logifche Abhandlungen. Nur eine jedoch hat einen rheinifchen
Pfarrer zum Verfaffer, die anderen find von I gänzung der bisher in diefer Zeitung (1899, Nr. 12) anMitgliedern
der theologifchen Facultät in Bonn beigefteuert. | gezeigten Rothe-Litteratur. Nach gedrängtem Ueberblick
Pfarrer Lic. Zur Linden giebt eine Unterfuchung über über den wiffenfehaftlichen Bildungsgang Rothe's be-
,Die objective Vorausfetzung der Rechtfertigung nach fpricht Seil in feiner bekannten geiftreichen und fein-
paulinifcher Lehre'. Ausgehend von der öixcuoovvn &sov, finnigen Weife die betreffenden Abfchnitte der drei Haupt-
die er unter Abweifung der Faffung von Ritfehl, Kolbing, ! werke Rothe's: feiner Anfänge der chriftlichen Kirche,
Häring u. a. als die von Gott (im Tode Chrifti) her- feinerTheologifchen Ethik, feiner von Weingarten herausgegebenen
Vorlefungen über Kirchengefchichte. In dem
erftgenannten Werke kommt vor allem das erfte Buch:
,Das Verhältnifs der Kirche zum Chriftenthum an fleh
betrachtet' (S. I—138) zur Erwägung. Seil nennt es,
,geradezu das wiffenfehaftliche Programm Rothe's' und
urtheilt: er fuche nur mit hiftorifchen Mitteln eine Thefe
zu beweifen, die ihm vorher fchon feftftand, weil fich aus
der gefammten Gefchichte des Chriftenthums ein leitender
Faden von Principien ihm ergeben habe, den er nun
in möglichft vielen Einzeldaten erproben wolle. Es
ift die bekannte Thefe der allmählichen Auflöfung der
Kirche in den vollkommenen Staat auf Grund der Definition
von der Kirche als der rein religiöfen und vom
Staate als der das gefammte fittliche Leben umfpannenden
Gemeinfchaft. Seil weift darauf hin, dafs das Ver-
ftändnifs Rothe's inbetreff der Kirche nach dem Pietismus
und der Romantik im Anfchlufs an Möhler fich gebildet
habe und den omnipotenten Staat vorausfetze; man könne
beide Anftalten nicht trennend nach ihren Grundelementen
definiren, fondern nur nach der verfchiedenen Art der Mi-
fchung ihrer gleichen Elemente. Gleichwohl hebt der Verfaffer
hervor, dafs Rothe das Wefen der Religion tiefer und
richtiger erfafst habe als Schleiermacher, indem er die
Identität des religiöfen und fittlichen Lebens im innerften
Grunde erkannte, dafs er das Wefen der Gefchichtsent-
wickelung der Kirche fchärfer als Ferd. Chr. Baur verbanden
habe, jenes in feiner Theologifchen Ethik, dies in
feiner Kirchengefchichte. Die Ethik nennt er eine Ge-

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geflellte. befchaffte Gerechtigkeit definirt, findet er auf
exegetifchem Wege die objective Vorausfetzung für die
von Gott für die Sünder befchaffte Gerechtigkeit in
dem Kreuzestode Chrifti. Die Stellen Rom. 325 Gal. 313
2. Kor. 5 21 werden einer eingehenden Unterfuchung unterzogen
. Eduard Gräfe giebt einen fehr anziehenden
exegetifchen Excurs über 1. Kor. 736—38 unter dem Titel:
,Geiftliche Verlöbnifse bei Paulus'. Die gewöhnliche Deutung
, dasSubject in diefem Abfchnitte fei der Vater einer
heirathsfähigen Tochter, wird als unhaltbar erwiefen; den
Spuren Holsten's, van Manen's und C. Weizfäcker's folgend,
wird u. E. mit überzeugender Klarheit gezeigt, dafs wir es
mit geiftlichen Verlöbnifsen zu thun haben; das Subject
ift ein Gemeindeglied, dem eine Jungfrau zu geifilicher
Leitung und Förderung anvertraut ift. Zum Verftändnifs
der Stelle fei bemerkt, dafs die Worte eav y vjtsgaxuoq
nicht auf die jtagd-svoq, fondern auf das Subject des
Ganzen (Tic) fich beziehen, und dafs yaul&iv v. 38 in
der eigentlichen Bedeutung ,zur Ehe führen' zu nehmen
ift. Einen Abfchnitt aus der Kölnifchen Localgefchichte,
der übrigens weitergehende Bedeutung in Anfpruch
nehmen darf, behandelt Eduard Simons: ,Die Mech-
terner Predigten nach Tefchenmacher's ungedruckten
Kirchenannalen'. Im Juli 1582 liefs der Graf Adolf von
Nuenar an drei Sonntagen vor den Thoren von Köln evan-
gelifche Predigten halten, um einen kirchlichen Umfchwung
in der Stadt herbeizuführen. Die erfte Predigt wird in extenso
mitgetheilt. Als Prediger wird nicht, wie meiftens
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