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Ausgabe:

1900 Nr. 26

Spalte:

703-706

Autor/Hrsg.:

Kennedy, James Houghton

Titel/Untertitel:

The second and third epistles of St. Paul to the Corinthians. With some proofs of their independence and mutual relation 1900

Rezensent:

Clemen, Carl

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703 Theologifche Literaturzeitung. 1900. Nr. 26. 704

firten Targums nach Cod. Paris. 110 — mit Correctur
der offenbaren Fehler der Handfchrift; 2. einige Zusätze
zum Targum aus zwei Oxforder Handfchriften (Cod. Ox.
318. 2305); 3. die Varianten von Cod. Norimb. 1, Cod.
Vatic. 440 und Cod. Lips. 1 zu dem erften Druck des
Targums in der rabbin. Bibel von 1518; 4. die Citate aus
dem Targum bei alten Schriftftellern, befonders im Aruch
und in Levita's Meturgeman. Von befonderer Wichtigkeit
ift, dafs fich die Exiftenz von zwei RecenQonen des
Fragmententargums ergeben hat, deren eine von den
bisherigen Drucken und den Handfchriften in Nürnberg,
Rom und Leipzig vertreten wird (ohne dafs aber die
vatikanifche Handfchrift Druckvorlage gewefen fein
kann) — während Cod. Paris. 110 eine andere, nicht un-
wefentlich verfchiedene darftellt. Nicht mitgetheilt wurde
der Text der erften Druckausgabe, was befonders
beklagenswerth ift, aufserdem eine gröfsere Zahl von Zu-
fätzen, welche bisher fchon an verfchiedenen Stellen
abgedruckt waren. Immerhin ift das nöthige Material
zu einer kritifchen Ausgabe der Druckrecenfion nun
vorhanden und nur zu wünfchen, dafs der Verf. mit
einer folchen feiner Arbeit den unerläfslichen Abfchlufs
giebt. Zu tadeln habe ich aufser kleinen Verfehen nur,
dafs die Citate der alten Schriftfteller theilweife nach
neueren unzuverläffigen Ausgaben mitgetheilt find. Die
Einleitung enthält über das gegenwärtige Verhältnifs der
drei Targume zum Peutateuch keine genaueren Angaben
, insbefondere auch nichts darüber, worin die von
Ginsburger früher behaupteten uralten Beftandtheile des
Targum jerufchalmi zu fuchen find. S. XIV wird der
erfte Druck des Pfeudojonathan dem Jahre 1590 zuge-
wiefen. In diefem Jahre wurde der Druck der Peuta-
teuchausgabe, welche diefes Targum enthält, nur begonnen
, die Vollendung erfolgte am Tage vor Pfingften
351, alfo 1591.

Leipzig. Guftaf Dalman.

Kennedy, James Houghton, D. D., The second and third
epistles of St. Paul to the Corinthians. With some
proofs of their independence and mutual relation.
London, Methuen & Co., 1900. (XXVIII, 202 S. gr. 8.)

Als ich vor drei Jahren in diefer Zeitung (Jahrg. 1897
Nr. 21 Sp. 556 ff.) die Arbeiten von Lisco und van
Manen über die Korintherbriefe anzuzeigen hatte, fuchte
ich am Schlufse felbft kurz zufammenzuftellen, was fich
m. M. n. über Vorgefchichte und Zufammenfetzung des
zweiten derfelben ausmachen liefse. Meine wichtigften
Aufftellungen wurden bald darauf durch König, der in
der Zeitfchr. für wiff. Theol. 1897, 481 ff. den Verkehr
des Paulus mit der Gemeinde zu Korinth unterfuchte
und Kennedy beftätigt, der zuerft im Expositor 1897,
VI, 231 ff., 285 ff. die Einheit des zweiten Korintherbriefes
beitritt und diefe Anfchauung gegenüber feitdem erhobenem
Widerfpruch auch in vorliegendem Buche feft-
hält: beide laffen Paulusnach dem erften Briefe Titus nach
Korinth fchicken, dann ein zweites Mal felbft kommen,
darauf II. Kor. 10—13 und nun erfit 1—9 fchreiben.
König erklärt auch Cap. 9 für ,eine offene Frage' und
die letzten Worte von 12,21 (ejci rfj äxa&ctQöia xtX.)
für eine Gloffe, während dagegen Kennedy auf diefe
Probleme überhaupt nicht eingeht. Aber im Uebrigen
kommt, wie gefagt, auch er im Wefentlichen zu denfelben
Refultaten, und das ift um fo bemerkenswerther, weil
er von feinen Vorgängern zunächft fo gut wie nichts wufste.

Auf der andern Seite find freilich auch neuerdings
wieder alle diefe Theorien abgelehnt worden, nämlich
von Hilgenfeld in der Zeitfchr. für wiff. Theol. 1899,
1 ff. und von Heinrici in der 8. Auflage des Meyer-
fchen Commentars über den zweiten Korintherbrief, der
eingehender von anderer Seite befprochen werden wird.
Hilgenfeld giebt allerdings wenigftens einen Zwifchen-

brief zu, wie nachträglich bedingungsweife übrigens auch
Heinrici; aber beide verwerfen die Identification des-
felben mit II. Cor. 10—13 und die Zwifchenreife, letzterer
auch noch ausdrücklich die frühere Entfendung des
Titus und Abtrennung von Cap. 9. Sollen wir alfo hier
ebenfo auf eine Verftändigung verzichten, wie gegenüber
den Beftreitern der Echtheit der Paulusbriefe? Ich halte
das doch noch nicht für nöthig, wenn nur von beiden
Seiten über den Schwierigkeiten der gegnerifchen die
der eigenen Anficht und über kleinen Mängeln einzelner
Hypothefen die Vorzüge einer Gefammtanfchauung nicht
überfehen werden. Auch mache man niemand, zumal
wenn er an der betr. Stelle nicht ausführlicher fein
konnte, feine Zurückhaltung im Einzelnen zum Vorwurf
, wenn man gleichzeitig die weitergehenden Vermuthungen
anderer als unbegründet oder dergl. zurückweift
. Hält man fich vielmehr zunächft an die Hauptfachen
, fo wird etwa das Folgende zu beachten fein:

I. Gegen die nächftliegende und daher ältefte Anfchauung
, dafs der zweite Korintherbrief ohne weitere
Zwifchenereignifse als die Entfendung des Titus auf den
erften gefolgt fei, fpricht ein Dreifaches.

1. Der fog. complicirte Reifeplan (Ephefus-Korinth-
Macedonien-Korinth-Judäa), wegen deffen Nichteinhaltung
fich Paulus II, 1, 15 ff. vertheidigt, kann nicht vor I, 16,
5 ff. mitgetheilt worden fein. Denn wenn auch das
wiederholte: Maxsöoviav jcq öi£q%o(iai V. 5 und ctprt V. 7
fo verftanden werden könnte, dafs Paulus eine frühere
Ankündigung widerrufen wollte, fo konnte er diefen
Widerruf doch unmöglich II, 1, 23. 2,1 in der feierlichften
Weife damit begründen, dafs er die Korinther fchonen
und nicht wieder betrüben wollte, nachdem er I, 16, 7
nur (auf die offene Thür in Ephefus und) den Wunfeh,
einige Zeit in Korinth zu bleiben, verwiefen hatte. If
he had really acted thus, he would haue put a dangerous
weapon into the hand of any of the Corinthians who might
feel disposed to Charge him with insincerety and double-
dealing (Kennedy 39).

2. Die Stellen Ii, 2, 5 ff. 7, 8 ff. können, wenn
auch einzelne Ausdrücke an I, 5 erinnern und Paulus
jetzt über den Fall milder denken mochte, doch nicht
auf den Blutfchänder bezogen werden. Denn ge-
fchrieben hatte der Apoftel ficher nicht nur deshalb,
damit der Gehorfam und Eifer der Gemeinde kund
würde. Ja man könnte fogar mit Kennedy (105*) noch
hinzufügen: It would not be any great proof either of
their obedience to St. Paul or of their care for him in
the sight of God, that they had condemned an abomination
which even without the light of Christianty, the law written
in the kcarts of tuen led many to condemn.

3. Der Brief II, 2, 3 ff. 7, 8 f. kann nicht der erfte
Korintherbrief fein, wie ja auch Hilgenfeld und nachträglich
bedingungsweife Heinrici zugeben; denn diefer
war nach 16, 7 ff. 17 f. ficher nicht ix 7toXXrq
&Xhpecoq xal Qvvoyjqq xaQÖiaq 61a xoXXcbv öaxQvmv ge-
fchrieben, fo dafs er (doch wohl als Ganzes) die Korinther
hätte betrüben und Paulus feine Abfaffung zeitweilig
bereuen können. Ja man verftünde unter diefer Voraus-
fetzung auch nicht, weshalb er, 7, 8 f. überhaupt auf
diefen Brief zu fprechen gekommen fein follte, mit dem
doch Titus nichts zu thun hatte und von deffen Wirkung
ihm fchon Timotheus berichtet haben mufste.

II. Ueber die Vorgefchichte des zweiten Korintherbriefes
ift daher vielmehr, wie ähnlich fchon in jener
früheren Recenfion ausgeführt wurde, vielmehr das Folgende
anzunehmen:

1. Paulus ift vor unferem Briefe, aber nach dem
erften kanonifchen, noch ein zweites Mal in Korinth gewefen
. Das erftere folgt, wie jetzt auch König (509 f.)
und Kennedy (1 ff.) zeigen, zunächft aus 12,14 13,1 f.,
befonders dem letzten V., zu dem unfer Verf. aufser dem
fchon von andern angeführten noch fehr richtig bemerkt
(7): I cannot find that any critic or commentator in Eng-