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Ausgabe:

1900

Spalte:

505-507

Autor/Hrsg.:

Hühn, Eugen

Titel/Untertitel:

Die messianischen Weissagungen des israelitisch-jüdischen Volkes. II. Teil: Die alttestamentlichen Citate und Reminiscenzen im Neuen Testamente 1900

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von ü. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark.

NSj 18.

1. September 1900.

25. Jahrgang.

Hülm, Die meffianifchen Weiflagungen des is-
raelitifch-jüdifchen Volkes, 2. Thl. (Schürer).

Muth, Der Kampf des heidnifchen Philofophen
Celsus gegen das Chriftenthum (Koetfchau).

Zeitfchrift der Gefellfchaft für niederfächfifche
Kirchengefchichte, 4. Jahrg. (Bossert).

Knodt, Sturmi, Ansgar, Liudger (Bossert).
Heinzel, Befchreibung des geiftlichen Schau-

fpiels im deutfchen Mittelalter (Kauffmann).
Thoma, Katharina von Bora (Koehler).
Pfülf, Bifchof von Ketteier (Eck).
Neander's Dogmatik, hcrausg. von Gloatz

(Wendt).

Mendgoz, Publications diverses sur le Fide-
isme (Lobftein).

Schöner, Das evangelifche Kirchenjahr und
die Predigt, 1. Bd. (E. Chr. Achelis).

Dietz, Dr. A. Fr. Chr. Vilmar als Hymnolog
(E. Chr. Achelis).

Hühn, Pfr. Dr. Eugen, Die messianischen Weissagungen des wie die des A. T. herangezogen. Allerdings hat die
israelitisch-jüdischen Volkes bis zu den Targumim hifto- j Arbeit des Verf. gerade in diefer Hinficht ihre Schranken.

Die helleniftifch-jüdifche Literatur ift nur in ganz
vereinzelten Fällen berückfichtigt, fo dafs zuweilen felbft
da nur die altteftamentlichen Grundlagen nachgewiefen
werden, wo thatfächlich eine directe Anknüpfung an
den Vorftellungskreis des jüdifchen Hellenismus vorliegt.
Wir meinen hier vor Allem den Prolog des Johannes-
Evangeliums, überhaupt das vierte Evangelium und den
Hebräerbrief. Zu Joh. 1,1 wird auf Prov. 8, Hiob 28,
Sap. Sah und Sirach, aber nicht auf Philo verwiefen.
Ebenfo zu Hebr. 1,3 (äjcavyaOfia u. f. w.) Das lag ja
gewifs im Plan des Verf. und foll darum auch nicht getadelt
werden. Aber es ift nöthig, bei der Benützung
des Buches diefer Schranken fich bewufst zu bleiben.
Sie haben eben doch zuweilen dahin geführt, alttefta-
mentliche Parallelen aufzufuchen, wo vielmehr auf grie-
chifche zu verweifen war; fo z. B. bei dem Ausdruck
rgoyog tjJc ysvsösmg Jak. 3,6. Was hier aus dem A. T.
beigebracht wird, ift belanglos, während es wichtig ift,
zu wiffen, dafs auch bei den Griechen die Formeln b tT^
fiolQae TQoyoq xal rrjg yevioecog, 6 xvxXog zrjg yevsasmg
vorkommen (f. Hilgenfeld, Einl. in das N. T. S. 539,
Rohde, Pfyche 2. Aufl. II, 123). Wenn Jakobus dabei
auch nicht, wie die ürphiker, an eine Seelenwanderung
denkt (weshalb Zahn, Einl. 1,87 über die Parallele fpottet),
fo kann das Zufammentreften im Ausdruck doch nicht
zufällig fein. — Im Nachweis der Parallelen aus der
nachkanonifchen Literatur des Judenthums hätte zuweilen
auch etwas mehr gefchehen können. So wären zu dem
grotesken Bilde Apoc. 14,20, dafs das Blut der Erfchlagenen
bis an die Zügel der Pferde ging, vor allem die Legenden
über die Eroberung Beth-thers im Barkochba-Kriege zu
vergleichen gewefen, auf welche fchon Lightfoot und
Wetftein verwiefen haben (f. meine Gefch. des jüd.
Volkes 2. Aufl. I, 581). Zu Matth. 8, u wird in den
Nachträgen S. 284 Einiges über das Freudenmahl im
Mefüas- Reiche beigebracht. Mehr f. in meiner Gefch.
3- Aufl. II, 541 f. Dalman, Die Worte Jefu I, 90—92.

Die dankbare Anlehnung an Schmiedel zeigt fich
r*UiK dari.n> dafs ön:ers auf ihn verwiefen wird, wo dieselben
Dinge von Anderen früher und eingehender behandelt
worden find. Zu RaaX mit dem weiblichen
Artikel Röm. 11,4 wird S. 159 auf Winer-Schmiedel's
Grammatik, aber nicht auf die grundlegende Abhandlung
Dillmann's in den Monatsberichten der Berliner
Akademie 1881 verwiefen. Ueber das tägliche Opfer
des Hohenpriefters Hebr. 7, 27 beruft fich der Verf.
S. 212 f. auf briefliche Mittheilungen Schmiedel's. Voll-
fländigeres darüber ift in meiner Gefch. 3. Aufl. II
290—292 zu finden. Es fcheint mir kaum zweifelhaft,'
dafs der Verf. des Hebräerbriefes das tägliche Speis-

rifch-kritifch unterfucht und erläutert, nebfl Erörterung
der altteftamentlichen Citate und Reminiscenzen im
Neuen Teftamente. Mit einem Vorwort von Prof. D.
Paul W. Schmiedel. II. Theil: Die alttestamentlichen
Citate und Reminiscenzen im Neuen Testamente. Tübingen,
J. C. B. Mohr, 1900. (XI, 300^. gr. 8.) M. 6.—

Während der erfte Theil diefes Werkes die Gefchichte
der meffianifchen Weisfagungen in knappem Umrifs darfteilte
(f. Theol. Litztg. 1899, col.41), behandelt der zweite
die Verwertliung der meffianifchen Weisfagungen im Neuen
Teftamente. Das Thema ift aber in zweierlei Hinficht
weiter gefafst, als es diefe nächfte Abficht erforderte.
Nicht nur die ,Citate', fondern auch die ,Reminiscenzen'
an meffianifche oder meffianifch aufgefafste Stellen des
A. T. werden behandelt. Und aufser den meffianifchen
Citaten und Reminiscenzen werden überhaupt alle Citate
und Reminiscenzen an das A. T. im N. T. behandelt;
die erfteren im eigentlichen Texte des Buches, die zweiten
in etwas kleinerem Drucke unter dem Texte. Infolge
diefer weiten Faffung des Themas bietet das Buch nichts
Geringeres als einen fortlaufenden, den ganzen Text des
Neuen Teftamentes begleitenden Nachweis der altteftamentlichen
Grundlagen des neuteftament-
lichen Vorftellungskreifes überhaupt. Etwas derartiges
haben wir bisher nicht befeffen. Die befferen
Commentare bieten zwar alles Wefentliche in diefer
Hinficht. Aber eine knappe und zugleich möglich!! voll-
ftändige Zufammenfaffung gerade diefes Materiales für
das ganze Neue Teftament ift ein ebenfo neues, wie
fruchtbares und werthvolles Unternehmen. Da die Arbeit
fleifsig und forgfältig gemacht ift, möchten wir fie der
weiteften Verbreitung und fleifsigften Benützung empfehlen
. Sie ift unter Schmiedel's Anregung entftanden
und verräth auch deffen Art, möglich!! viel Material auf
möglich!! knappem Räume zu geben. Es find oft nur
Stellencitate, die aneinandergereiht werden. Infolge deffen
ift das Gebotene überwiegend Materialfammlung, ein
Knochengerüfte, das erft der Bekleidung mit Fleifch und
Blut bedarf, um lebendig zu werden. Wer aber fähig
und Willens ift, diefe Arbeit zu thun, der wird aus dem
Studium den reichften Gewinn ziehen. Denn die Er-
kenntnifs der altteftamentlichen Grundlagen des neutefta-
mentlichen Vorftellungskreifes ift im Grunde doch die
wichtigfte Vorbedingung für das Verftändnifs des letzteren
. Der Verfaffer verfährt auch infofern echt hiftorifch,
als er fich nicht auf die kanonifchen Schriften des A. T.
befchränkt. Auch die nachkanonifche jüdifche Literatur
bis zum erften Jahrh. n. Chr. wird in derfelben Weife

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