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Ausgabe:

1900 Nr. 17

Spalte:

489-492

Autor/Hrsg.:

Capitaine, Guil.

Titel/Untertitel:

De Origenis Ethica 1900

Rezensent:

Koetschau, Paul

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Theologifche Literaturzeitung. 1900. Nr. 17.

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eingefchleppt' (S. 78). Wenn anders ich Harnack recht mata cum doctrina christiana conciliare stttdef . . . ,et

verftehe, ift das auch garnicht feine Behauptung. Die
Frage, woher Tertullian fachlich feine Auifaffung habe,
ift zu fcheiden von der, in welche Formeln er fie fafst

idco ipse etiam resurrectionem corporum docebaf (p. St)
u. f. w. Bei der Erörterung der Frage, ob nach Orige-
nes der Menfch aus zwei oder drei Theilen beftehe,

und wie er fie erläutert Die erfte Frage ift gew.fs da- g.ebt der Verf. zwar zu: .identidem certe ex tribus Parti-
hm zu beantworten dafs die k.rchl.che bereits durch j bus constarc hominem profitetur (Origenes), ncmpc ex cor-
eme gewifse Entwicklung fixirte, judifch-chnfthche Po- pore et anima et spiritu' (p. 28), fleht aber in Folge einer
pular-Rehg.ofitat dm am mafsgebendften bertimmte. allzufeinen Schlufsfolgerung den Satz auf: firigenem
D.efe enthielt der Sache nach fchon die Vorftellung von | tnchotomiam non docuisse, tribus tarnen potissimum dixisse
3 göttlichen Perfonen - obwohl ,die Schrift' an fich gar- hommcm constard . .. (p 30); der Verf hätte das Gewicht
nicht, wie Stier auf S. 101 meint, dazu drängte. Termino- der bei Redepenning, ÜHgenes II iro Antu rStlrteji
og.e und Erlauterungsform folcher populär-chriftlichen Stellen erkennen, und die Erklärung der iSneinbaren
Vorftellung hing von mancherlei geiftigen Elinflüffen ab. I Zweitheilung aus Harnack, Dogmeneefch J 1 S :Tr ent
Stier giebt keine durchfchlagende Wiederlegung der Hypo- < nehmen muffen. Nach c. Celf. IV 74 hat weder Gehns

nftfch tarnaCflkrVdafS d;eSp/alhbndrn^Te^UfrHjU- (WiC dCr Verf- P- 34' Anm- 3 meint)* behaupte? froptTr
1 lenn das kann fem Recht behalten | ammantes rationis expertes facta esse omnici', noch fagt

auch wenn gleichlautende philofophifche tcrmim auf die
Auffaffung mit einwirkten. Die göttliche Offenbarung
aber gab dem Tertullian nie und nimmer die eigenthum-
liche Terminologie für die Lehre von der Dreiperfönhch-

Origenes ,xm dvd-Qcöstop stävxa Jiestoinxevai xov ffeöV.
Die pp. 35—39 enthalten manches Ueberflüffige, p. 37.
Anm. 1 fagt der Verf. felbft: ,quae sequuntur mag/s ad
liberum arbitrium spectant'. Auf p. 40 fehlen die An-

^ ^^il^'^yLodbS^ Sache ihm auch ohne merkungen 2 und 3
iuriftifchen Einflufs feftftehen, die Formeln zeigen deutlich Der 11. Abfchnitt (p. 47—60), der JJe fine hominis'

diefen Urfprung Stier's Ausführungen ermangeln hier ( betitelt ift, wäre paffender mit dem III. Abfchnitte
der Klarheit Dagegen ift das Verhältnifs der Tertullia- 1 (p. 61—75) <De notione öoni' verfchmolzen worden. Denn
nifchen Logoslehre zu der anderer Apologeten wie zur j das Ziel aller Vernunftwefen: Gott möglichft ähnlich zu
enoftifchen Emanationslehre treffend auseinandergefetzt, werden [De princ. III 6, 1), oder das ewige Leben, in
Die Ahhandlung verdient die lebhafte Aufmerkfamkeit welchem diefes Ziel erreicht werden kann (Comm. in ep.

- ' - 1 ad Rom. III 1, Lomm. VI 169), nennt ja Origenes felbft

pümmum bonum', wie der Verf. (p. 48, 49) richtig ausführt
. Anftatt die parallelen Anfchauungen des Irenaus,
Clemens u. f. w. in den Anmerkungen (z. B. p. 47, 56,
58, 74, 75) mitzutheilen, hätte der Verf. beffer im Text

eines Jeden, der fich über die Lehre Tertullians ein felb
ftändiges Urteil bilden will.

Deyelsdorf in Neuvorpommern. Ed. von der Goltz

Caoitaine. Vic. Dr. Guil., De Origenis Ethica. Monasterii

)jtaine. VIC. DL uun., uc uiiycmg kimva. ■.»«,»••

Gueftf.. Afchendorffius, 1898. (VII, 216 S. gr. 8.) M. 4.50 ^terf™' '.n w.ie weit 0rigenes von feinen Vorgängern
Der Verf. erklärt in dem Vorwort, dafs er auf Ver- lieh {^t-
anlaffung feines Lehrers, des Prof. Mausbach in Münfter, z. B. p. 58 65 sqq derartigen Unterfuchungen,

anfangs nur de Origenis prineipiis ethicis' habe fchrei- Nachdem im IV. Abfchnitt LDe leere' d 7fi 8r

ben wollen, dann aber diefe feine ,Erfthngsarbeit' durch *--"--t-.---j__ c->_:---------- t ^ ^xe? p. 70—»»)

Aufnahme von Details bis zu dem vorliegenden Umfange
erweitert habe. Ob der Verf. damit fagen will, dafs er
das gefammte einfehlägige Material methodifch ver-
werthet habe, ift nicht recht klar; vielleicht wäre es der
Sache förderlicher gewefen, wenn er feinen urfprüng-
lichen Plan ausgeführt hätte. Trotz verfchiedener Mängel
kann man aber den Fleifs des Verf. bei der Sammlung
und Verarbeitung des Materials im Ganzen anerkennen.

In dem ProoemtUm (p. 1) rechtfertigt der Verf. feine
Befchäftigung mit Origenes, der ,multos in libris suis
doeuit errores indem er hervorhebt: ,quae de rebus ethicis
scripsit, multo magis cum doctrina catholica consenti-
unf, ein Gedanke, der fpäter öfters wiederkehrt. Nach
einigen Bemerkungen über Alexandria, die damaligen

die Auffaffung des Origenes von f x generalis, naturalis',
den ,/eges divinae et humanae' dargelegt ift, kommt der
Verf. im V. Abfchnitt [,De conscientia, libero arbitrio,
gratia', p. 89—m) zum Kernpunkt der Ethik des
Origenes. Ueber den Begriff ovvtiötjoig (conscientia) bei
Origenes fagt der Verf. p. 91 ,Non plane aperta sunt,
quae hic et alias inveniuntur dicta ab Origene de conscientia
', glaubt aber — ohne dies genauer nachzuweifen
— dafs ,Conscientia Origenis nihil fere aliud est nisi
ratio ipsa hominis' (p. 92 Anm. 6). Bei der Befprechung
der Lehre vom freien Willen mufste ihre Bedeutung für
das philofophifche Syftem des Origenes deutlicher hervorgehoben
werden. In wie weit Origenes hier von
Clemens abhängig ift, wird nicht erörtert; eine Bemerkung
, wie diefe: ,Origenis de libero arbitrio doctrina in

Philofophenfchulen und die Studien des Origenes heifst ; Multis sequitur ea, quae docuerat Cletn. Alb, mit einem
es (p 5): ,Valde dolendum est, quod Adamantu opera , Citat aus Redepcnning verbunden (p. 98 Anm. 1), ift
non■ connia habemus in textu originali', und dann wird nicht ausreichend Ebenfowenig wird die Richtigkeit
auf die Schwierigkeiten die bei der Benutzung von Utpi der Behauptung: ßrigenis doctrinam de libero arbitrio
dnymv zu überwinden find, hingewiefen. Der Verf. ur- tnultis locis sdn repugnantem' (p. 99) nachgewiefen; ja im
theilt wohl etwas optimiftifch, wenn er von Rufin s Gegenlatz hierzu fagt der Verf. p. 104: Jta si kteUigtmus
Ueberfetzung fagt (p 6): ,si totam respteimus, cumfiducia f^r^nt ***** est in eins doctrina, quod sibi contradicaf.
quadam moderata utipossumus'. Die Ethik definirt er mit Dals Kufinus in der Ueberfetzung des Commentars zum
Origenes (Prot, in Cant., Lomm. XIV, p. 308) als ,mora- Komerbrief ,haud multa . . et forte uihir (p. 100, Anm.)
Iis diseiplina, per quam mos vivendi honestus aptatur, et geändert habe, durfte doch recht zweifelhaft fein. Von
instituta ad vtrtutem tendentia praeparantud (p. 13) und P- io4 ab befpricht der Verf. die Frage, wie fich Ofige-
behandelt dann feinen Stoff in VIII Abfchnitten. 1 nes das Verhältnifs zwifchen der menfehlichen Freiheit

Der I. Abfchnitt (p. 17—46), ,ZV hominis natura', und der göttlichen Gnade und Präfeienz gedacht habe;
foll als Grundlage für die folgenden dienen, ,quoniarn er kommt zu der Anficht, dafs .Origenis de gratia doc-
actus hominis agentis ex natura hominis facillime trinam m omnibus fere rectae fidei consentire', und dafs
comprehenduntud (p. 16). Der Menfch wird nach Origenes gratiam antecedentem et consequentem, et gra-
der Lehre des Origenes richtig definirt als ,spiritus Uam perseverantiae' kenne (p. 108). Die Annahme einer
a Deo creatus lapsusque in corpus missus' (p. 20), man : zuvorkommenden Gnade läfst fich aber aus der citirten
vermifst aber den Nachweis, wodurch Origenes zu . Stelle (De princ. III 2, 4 = Lomm. XXI 314) kaum er-
diefer Lehre gekommen ift. man findet nur Bemer- j weilen; vgl. dazu Harnack, Dogmengefch D, S. 551.
kungen, wie diefe: ,quod (Origenes) omnia sua dog- Im VI. Abfchnitt (p. 112—130) wird ,De variis