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Ausgabe:

1900 Nr. 17

Spalte:

486-487

Autor/Hrsg.:

Happel, Otto

Titel/Untertitel:

Das Buch des Propheten Habackuk 1900

Rezensent:

Löhr, Max

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Theologifche Literaturzeitung. 1900. Nr. 17.

486

nominell, Herr von Aegypten war, foll, Co hört der
Affyrer, herbeikommen. Ihm weicht er aus.

Es fei hiermit genug. Dafs durch diefe Fragen und
Ausftellungen dem Verdienfte Guthes nichts abgebrochen
werden foll, verfteht fich von felbft. Immerhin will ich
nicht unterlaffen, das hier noch einmal ausdrücklieh hervorzuheben
.

Bonn. Meinhold.

Kittel, Prof. U. Rudolf, Die Bücher der Könige, überfetzt
und erklärt. (Handkommentar zum Alten Teftament.
In Verbindung mit anderen Fachgelehrten herausgegeben
von W. Nowack. I. Abtheilung, Die hifto-
rifchen Bücher, 5. Band.) Göttingen, Vandenhoeck &
Ruprecht, 1900. (XVI, 312 S. gr. 8.) M. 6.40;

geb. M. 8. —

Der vorliegende Commentar zeichnet fich durch
forgfältige und klare Darftellung der hiftorifchen und
theologifchen Probleme der Königsbücher aus, — ich
mache in diefer Hinficht befonders auf die Behandlung
des Sanherib-Zuges gegen Jerufalem und der Elias-Ab-
fchnitte aufmerkfam, — und er darf darum als eine willkommene
Bereicherung der exegetifchen Literatur des
A. T.'s bezeichnet werden.

Im Einzelnen dürften hier und da Ergänzungen und
Aenderungen wünfchenswerth fein: Ich vermiffe eine
ausführliche Unterfuchung über die Art und die Eigen-
thümlichkeiten der LXX-Ueberfetzung als Grundlage
für eine rationelle textkritifche Benutzung diefer Verfion.
Was Verf. hierüber auf etwa 15 Zeilen (p. XIV f.) bietet,
kann nicht als ausreichend gelten. Wie ich bei der Unterfuchung
der LXX zu Sam wiederholt beobachtet habe,
find die Ueberfetzungen beider Bücher, Sam und Reg,
fehr verwandt. Die gleiche oder auch entgegengefetzte
Erfahrung mitzutheilen, währe fehr dankenswerth gewefen.
Kittel lehnt infolge des Confervatismus, den er im Allgemeinen
gegenüber MT einhält, und den ich weit entfernt
bin zu mifsbilligen, z. B. das sv rm racpm avrov a
II 34 für in^M gegen Kloftermann und Kamphaufen ab;
mit Recht, denn unfer Ueberfetzer interpretirt gleichzeitig
. Auch das vorhergehende xal efrarpsv avrov für
Hffi»3 weift Verf. richtig ab. Es ift nur nicht ,wahrfchein-
lich'willkürliche Aenderung nach v. 32' (foll 31 heifsen),
wie er meint, fondern beftimmt abfichtliche Confor-
fnirung mit v. 31. Der griechifche Ueberfetzer erweitert
aber auch vielfach de suo z.B. a II 29. In
MT ift keine Lücke zu entdecken, fo auch Kamphaufen
und Benzinger. Salomo ertheilt den Auftrag 13"yjS. Der
Beauftragte fucht Joab aus dem Heiligthum hinauszu-
nöthigen. Joab weigert fich. Jetzt holt fich der Beauftragte
erft neue Inftruction vom Könige. Die Verantwortung
, den Helden an heiliger Stätte zu tödten, mag
er nicht auf fich nehmen. Es erfolgt von neuem der
obige Befehl und feine Vollftreckung. LXX hat hier
durch ihre Einbehaltung ein Analogon zu v. 26 fchaffen
zu müffen geglaubt. Nehmen wir diefes in MT auf, fo
kommen wir dem urfprünglichen Texte nicht nur nicht
näher, fondern fchaffen nur eine Textgeftalt, wie fie niemals
exiftirt hat. — Ueber die offenbare, auch von Kittel
zugegebene Textverderbnifs «V 1 vgl. jetzt Mittheilungen
der vorderafiatifchen Gefellfchaft 1898, 1 S. 10 Anm. 4. —

Zu ß X 1, der Zahl 70 der königlichen Prinzen wäre zu
verweifen auf das Vorkommen der gleichen Zahl in Jud
IX 2 — 70 Söhne Jerubbaals — und in der Infchrift auf
der Statue des Panammu, D. H. Müller, Wiener Zeitfchrift
für Kunde des Morgenlandes 1893 S. 40f. — Zu ß XVII 4,
dem König X10 von D"nst3 dürfte ein Hinweis wenigftens
auf H.Winckler's Ausführungen in Mittheilungen der vorderafiatifchen
Gefellfchaft 1898, 1 S. 4 ff. nützlich fein. Wenn
ich es auch noch nicht als abfolut ficher anfehen

möchte*), dafs wir in dem obengenannten ,König' den Oberfeldherrn
eines Herrfchers von Musri d. i. Nordarabien vor
uns haben, fo ift es doch immerhin fehr wahrfcheinlich
undjedesfalls erwähnenswerth.—Zuß XIX 28, der Drohung
gegen Sanherib: ich will Dir einen Ring in die Nafe legen
und meinen Zaum an Deine Lippen, bemerkt Kittel, ähnlich
wie Benzinger, Sanherib folle als wildes Thier behandelt
werden. Die Worte fcheinen mir kaum bildlich
zu yerftehen zu fein, fondern zu fagen, Sanherib soll das
Schickfal erfahren, das er und die affyrifchen Grofskönige
überhaupt fo manchem ihrer Kriegsgefangenen zu bereiten
pflegten, vgl. hierzu das in Fr. Delitzschs Gefchichte
Babyloniens und Affyriens, 2 Aufl. S. 103 abgebildete
Relief. — Zu ß XXV 18 bezw. XXIII 4 (nicht XXII 4),
dem Vicepriefter, feinem Rang und feinen Befugnifsen
ift Jer XXIX 25 f. recht beachtenswerth. Ich finde es an
keiner von beiden Stellen citirt. Vgl. auch Baudiffin,
Gefchichte des a.tlichen Priefterthums, S. 216. — An
einigen anderen Stellen dürfte dem Benützer des Com-
mentars der Nachweis von hiftorifchem und fprachlichem
Quellen-Material doch erwünfeht fein, fo zu ß XVIII 26
A. v. Gutfchmid, neue Beiträge zur Gefchichte des alten
Orients, S. 18; zu ß XIX 37 Mittheilungen der vorderafiatifchen
Gefellfchaft 1896, 1 S. 2 f.; zu ß XXIII 5 ZA
TW III S. 1091. -

Bezüglich einiger Namen, kann ich z. B. zu a XI 26,
der Erklärung von oyia-p ,das Volk rechtet' oder ,das
Volk ift zahlreich' Bedenken nicht unterdrücken. D5> hier
in der Bedeutung ,Volk' zu nehmen, widerftreitet den
nächftliegenden Analogien; es ift da entweder Bezeichnung
der intimen Beziehung zur Gottheit, wie 2SX und nx,

z. B. in bx^nx — bxitjy. ir^nx — "2Tix — "tw u. m.
a., oder es ift geradezu Bezeichnung einer Gottheit und
würde in diefem Falle in der Bedeutung: es ftreitet 'Am
(sc. für den Träger des Namens) eine vorzügliche Parallele
fein zu Namen, wie Jerubbaal, Israel. M.E. lehnt Kittel die
Auseinanderfetzung Hommels ZDMG 1895, S. 525 f. mit
Unrecht ab. — Zu a XVI 31, der Behandlung des Namens
banx war zu berückfichtigen mbUO na b22T53»b, auf einer
kyprifchen Infchrift, in der Nekropolis von Kition gefunden,
vgl. Acadcmy 25. Jan. 1896, jetzt auch Fr. Hommel, alt-
israelitifche Ueberlieferung S. Ii5f. — Zu ß XVIII 2, dem
weiblichen Namen iax, beffer max (xarntxioq) äufsert
fich Th. Nöldeke, Wiener Zeitfchr. für Kunde des Morgenlandes
, VIS. 310.—-Deffelben Gelehrten Bemerkung über
jniö'ro ß XVIII 4 (ZDMG 1888, S. 482, Anm. 1) hätte
wenigftens angeführt werden können. —

Silberftein ift nicht nur S. 95 Z. 9 v. u. (Berichtigungen)
zu Silbermann geworden: auch p. XIV Z. 15 v. o., S. 23
Z. 19 v. u. begegnet das gleiche Verfehen. — Die Con-
jectur für -p» « VIII 13 ift nicht eine geiftreiche

Vermuthung Wellhaufen's (S. 74), fondern flammt von
W. Robertfon Smith, the 0. T. m the Jcwish churck S. 406.

Breslau. Max Lohr.

Happel, Pred. Otto, Das Buch des Propheten Habackuk, erklärt
. Würzburg, A. Göbel, 1900. (VII, 71 S. gr. 8.)

M. 2.—

Happel erkennt in fcharffinniger Weife die Schwierigkeiten
, deren es ja gerade bei diefer Prophetenfchrift nicht
wenige giebt, und geht ihnen auch ehrlich zu Leibe.
Sie zu überwinden, hat er fich leider unmöglich gemacht,
indem er die eschatologifche Auffaffung des 3. Capitels
unleres Buches feitens der Kirchenväter, in der etwas
durchaus Richtiges liegt, auch auf Cap. 1 und 2 übertragt
. ,Habackuk,' heifst es S. 2. .fchildert direkt den
grolsen, eschatologifchen Gottesfeind'. Diefe Schilderung
h?4 einen zeitgefchichtlichen Hintergrund. Denfelben bildet
nicht die chaldäifche Invafion, fondern ,die drohende

Gefch1*cL?iTaXts!il,92ÜbrißCnS' ^ ^ ^-S^h fehe, H. Guthe,

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