Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1900

Spalte:

481-482

Autor/Hrsg.:

Koldewey, Robert

Titel/Untertitel:

Die hettische Inschrift 1900

Rezensent:

Jensen, Peter

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von ü. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.

. Preis
ane 14 Ta«e Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark.

m 17.

18. August 1900.

25. Jahrgang.

Kohlewey, Die hettitifche Infchrift von Babylon
(Jensen).

Guthe, Gefchichte des Volkes Israel (Meinhold
).

Kittel, Die Bücher der Könige (Lohr).
Happel, Das Buch des Propheten Habackuk
(Lohr).

T« der Evangelien (Gregory).

Stier, Die Gottes- und Logoslehre Tertullian's
(von der Goltz). "

Capitaine, De Origenis ethica (Koetschau).

Pognon, Inscriptions Mandaites des coupes de
Khouabir, II. et III. partie (Lidzbarski).

Eubel, Die avignonefifche Obedienz der Men-

dikanten-Ordcn (Karl Müller).
Glasenapp, Essays (Elsenhans).
Dörries, Der kleine Katechismus D. Martin

Luthers, ausgelegt (E. Chr. Achelis).
Bremme, Der Hymnus Jusu dulcis memoria

(E. Chr. Achelis).
Kurzgefafste Mittheilungen (G. Ficker).

Koldewey, Dr. Robert, Die hettitische Inschrift gefunden j denen. Der, dem die Infchrift gilt, hat nach Z. 1 enge Bein
der Königsburg von Babylon am 22. Auguft 1899. I Ziehungen zum Gebiet des Königs der Löweninfchrift

Mi, ein,. AM-4-I-KI M ^^^^^S^^fSS 5Ä
Veröffentlichungen der deutfchen Onent-Gefellfchaft. , infchrlft.) Der Name hierfür fleht aber auf einer Rafur.
Heft I.) Leipzig, Hinrichs, 1900. (8 S. Fol.) M. 4.— | Die Infchrift beginnt mit ,Ich bin'; danach in be-
Die deutfche Orientgefellfchaft, die in Babylon nach j kannter Art Nominadve und Genhive bis zum Ende. Dies
babÄfch^ Schätzen grub, fand dort < kein König wie gewöhnlich; es müfste denn gegen
durchKoS ! Je<|f Wah^fchemhchkeit die doppelte Zickzacklinie pno-
erfleh hettitifche Infchrift, i n^tifche Schreibung für dzaro <= ,Konig fein Aber das
....., ut.a-----------1 im Anfang der Konigsinfchnften herkömmliche dzaro-

mit zugehörigem Bilde des hettitifchen Wettergottes und
Götterherrn auf der Rückfeite, beide vortrefflich erhalten
Das war eine feine Rache für die nicht gerade liebens

dei= , König -Herr' fehlt. Dafs das ,ich' auf den Wettergott
und Götterherrn auf der Rückfeite geht, dafür fpricht

j.... T_/*_l_ -r. j_____. . .... ,

UaS Wal eine iciuv .„—'' *v*. v-.v- ...,-»... fc,-*" —^ —---- ... . , Tri • cL i *-------

würdige und einwandfreie Behandlung von Seiten einer I nichts in der Infchrift dagegen die Ausdrücke ,Sohn' und
größeren Anzahl von Orientaliften, die der Recenfent ' >Kmd von dem und dem in Z. 2 (vgl. Z. 4) und dafs der
und feine hettitifchen Forfchungen feit Jahr und Tag j frame 'de,s ^^"ß^f,1?^- 2 ^ ™ Genitiv fleht,
über fich haben ergehen laffen müffen, eine feine Rache • Xfr™uthllcn lft d>e. Infchrift die Grabfchrift eines hohen

auch deshalb, weil die Infchrift einen weiteren fchlagen-
den Beweis dafür brachte, dafs meine Errungenfchaften

Würdenträgers, Kindes eines ,Herren' (Z. 2), hinter der
der in ihr allein von den Göttern genannte Wettergott mit

"~Ääc. feinen Waffen. Schwert, Donnerkeil und Blitz, zur axo
bleibend find Ich kann mit Genugtuung erklaren clais | , (ygl dje hettitifchen Amulette) dargeftellt wurde,
letzt- nach Bekanntwerden der neuen Infchrift lo gut wie 1 Name ^ Mannes fleckt dann in Zeichen 6 oder
Alles beim Alten bleibt, dafs Fundament und Mauern j Zeichen ^ (bezw 2I_23)) wenn nicht in dem Worte

kdi-'-J (Z. 3 ff.), der des Vaters wohl in Zeichen 49.
Delitzfch's Vermutung über Perfonennamen der Infchrift
auf S. 4 der Publication trifft nicht das Richtige.
Seine 3 Gruppen hierfür enthalten refp. 5, 5 und 4 oder
5 Wörter!

Die Infchrift flammt wohl aus dem 7. Jahrhundert.
Wie fie nach Babylon kam, läfst fich nur vermuten.

meiner Entzifferung nebft dem daraus fich ergebenden
Schlufs auf den Armenismus der Sprache fefter als je
flehen, ja, dafs höchflens etwas vom Putz herabfällt. Wer
nach Beflätigungen meiner Refultate fucht, kann aus der
neuen Infchrift deren genug entnehmen.

Viel ficheres Neues bringt die Infchrift uns leider
nicht und wenn Delitzfch auf S. 4 der Publication

meint, dafs ,die in diefem Texte augenfeheinlich befon- ,"c "c naen capyion Kam, laist licn nur vermuthen.
ders ftreng durchgeführte Worttrennung die Enträtfelung J Publication giebt die Infchrift nach einer Zeich.

- ,„„:r„ ! nung Koldewey's, mit kleinen Verbefferungen von De-
l. tzfch und Mefferfchmidt nach einem Papierabklatfch,
una 2 Photographien, von denen die eine leider fehr un-

der hettitifchen Hieroglyphen gewifs in wirkfamer Weife
unterflützen wird', fo darf ich mit Befriedigung feftflellen,
dafs ich durch fie nur Beflätigungen, in keinem Falle
eine Verbefferung und eine nur ganz geringe Förderung
meiner Wortabtrennung erfahren habe. Uebrigens ifl
die Wortabtrennung in der Infchrift nichts weniger als
befonders ftreng. Die neue Infchrift bringt u. A. Bruch-
ftücke des Lautwerthes für die Mefferhieroglyphe (t-l-;
Z. 5 bis) und des Hundekopfs mit Zunge (Zifchlaut im Anfang
; nach Z. I; cf.Jerabis II, 4 und armen, sun — Hund);
verflärkt die Wahrfcheinlichkeit, dafs es neben einem Khi-
/rZv'o=(,Kiliker' und),kilikifch' ein Kliilik mit dem Genitiv
Khiliko --- ,Kilikier' giebt (Z. i f., 4 u. 6; cf. KlXt§, h'Uixoc);
zeigt, dafs die doppelte Zickzacklinie (f. dazu fchon Je-
rabis III und vgl. Hamat I—III etc.) ein Männer und
Götter charakterifirendes Adjectiv (Z. 3 f. vgl. mit Z. 5),
wenn nicht Subflantiv bezeichnet und dies einen Zifchlaut
als erften Confonanten hat u. A. m.

Der Schrifttypus hat gewiffe Aehnlichkeiten gerade
mit folchen von Jerabis, die Götterfigur, wie man fofort
fah, frappante Achnlichkeit mit einer in Sendjirli gefun-

e-

deutlich ifl, eine vortreffliche Photographie der Götter
figur, eine der ganz ähnlichen aus Sendjirli und B
merkungen von Delitzfch und Koldewey dazu.

Der Fund hat die in Babylon zu erwartenden Entdeckungen
in verheifsungsvoller Weife inaugurirt. Hoffentlich
inaugurirt er auch eine neue Zeit objectiver und ernfter
Kritik an meinen Entdeckungen, zu der bisher nur Wenige
Luft und Talent gezeigt haben.

Marburg. Jenfen.

Guthe, Prof. D. Hermann, Geschichte des Volkes Israel.

(Grundrifs der Theologifchen Wiffenfchaften. 14. Abth.)
Freiburg i. B., 1899. Tübingen J. C. B. Mohr. (XX,
326 S. gr. 8.) M. 6.—; geb. M. 7. —

Guthe's Gefchichte Israels umfafst die Zeit von den
Anfängen des israelitifchen Volkes bis zu den letzten
Unruhen der Juden unter den Römern im Jahre 132

482

481