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Ausgabe:

1900

Spalte:

367-369

Autor/Hrsg.:

Gibson, Magaret

Titel/Untertitel:

An Arabic version of the Acts of the Aposteles and the seven Catholic Episteles 1900

Rezensent:

Ryssel, Viktor

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Theologifche Literaturzeitung. 19c». Nr. 12.

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zugeben fein werden, fafst Th. S. 242 folgendermafsen
zufammen: ,Für die Ueberfetzung des Hieronymus
fowie für die beiden Bücher Weisheit und Sirach
läfst fich ein einheitlicher Text feftftellen. Auch bei den
zwei letzten Stücken fchälen fich die allerdings in ziemlicher
Menge vorhandenen Recenfionen glatt ab, da fie
fich regelmäfsig nur auf einzelne Wörter beziehen, und
laffen fich im kritifchen Commentar reproduciren. Anders
ift es mit den vorhieronymifchen Texten von Efther,
Tobias und Judith. Hier läfst fich ein einheitliches
Original nicht mehr reconftruiren; die verfchiedenen Recenfionen
find fo gemifcht und haben fich in einer Weife
gegenfeitig durchdrungen, dafs ein Herausheben der
urfprünglichen Vorlage nicht möglich ift. Es muffen
alfo hier Paralleltexte in Columnen neben einander ge-
ftellt werden, und es wird fich empfehlen, zu diefem
Zwecke Quartformat beim Drucke zu verwenden'.

Obwohl Thielmann's Abfehen zunächft nur auf die
genannten fünf Bücher gerichtet war, hat er doch auch
die altlateinifchen Texte anderer Apokryphen, welche
in den um jener fünf willen herangezogenen Hand-
fchriften enthalten waren, beachtet. Das Material, welches
auf diefe Weife für L, IL, IV. Makkabäer, Baruch,
III. Efra und das Hohe Lied gefammelt worden ift,
wird S. 238—241 verzeichnet.

Zur Herausgabe hat Th. zunächft das Buch Efther
beftimmt. Er hofft, es binnen 1 — i1/, Jahren fertig zu
ftellen. Möchte ihm Kraft und Mufse zur rüftigen
Fortarbeit befchieden fein.

Göttingen. E. Schürer.

Gibson, Margaret Dunlop, M. R. A. S., An arabic Version
of the Acts of the Apostles and the seven Catholic Epistles

from an eighth or ninth Century ms. in the convent
of St. Catharine on mount Sinai. With a treatise on
the triune nature of God with translation, from the

same codex. (Studia Sinaitica No. VII.) London,
C. J. Clay and Sons, 1899. 60 u. 108 S. 4.) Sh. 7,6.

Ueber die erften fünf Hefte der Studia Sinaitica, welche
die fyrifchen und arabifchen Handfchriften der Bibliothek
des Sinaiklofters zum Gegenftande haben, hat der Unterzeichnete
in Nr. 13, Col. 321 des Jahrganges 1895 und in
Nr. 14, Col. 370 des Jahrganges 1896 diefer Zeitfchrift ausführlich
referirt. Diefe fünf Hefte enthalten den fyrifchen
und den arabifchen Katalog der genannten Bibliothek, eine
Sammlung neuteftamentlicher Aprokrypha in fyrifcher und
arabifcher Sprache, die fyrifche Ueberfetzung einer Abhandlung
des Plutarch (,De capienda ex inimicis utititatc') und
(im zweiten Hefte) eine arabifche Ueberfetzung der Briefe
des Paulus an die Römer, Korinther, Galater und eines
Theiles des Epheferbriefes, nach einer Handfchrift des
9. Jahrhunderts. Noch älter ift die Handfchrift, aus
welcher die nämliche Dame, Margaret Dunlop Gibfon,
in dem 7. Hefte der Studia Sinaitica eine arabifche
Ueberfetzung der Apoftelgefchichte (mit Ausfchlufs von
Cap. 1,1—7,37 und 7,50—9,29, da die Blätter mit diefen
Stücken verloren gegangen find) und der fieben katho-
lifchen Briefe veröffentlicht hat. Sie trägt in dem oben
genannten Katalog der arabifchen Handfchriften (Studia
Sinaitica Nr. III) die Nr. 154 und ift in einer fehr alter-
thümlichen Schrift, die fich faft dem Kufifchen nähert,
gefchrieben. Von der Schrift diefer Stücke, die ,Mofes
der Mönch' gefchrieben hat, ift die Schrift der kleinen
Stücke dahinter und noch mehr die Schrift verfchieden,
in welcher die theologifche Abhandlung über die Trinität
abgefafst ift. Obwohl diefe letztere Schrift nicht ganz
fo alterthümlich ift, fo ergiebt fich doch aus dem Charakter
der Schriftzüge dies, dafs die Handfchrift als Ganzes
nicht fpäter als im 9. Jahrhundert gefchrieben fein kann,
wogegen die biblifchen Stücke noch ein wenig älter fein
mögen. Auch hier handelt es fich bei der arabifchen

i Ueberfetzung der biblifchen Bücher vor allem um die
j Bedeutung, die die ihnen zu Grunde liegende Textvorlage
für die Textkritik des Neuen Teftamentes hat. Bei den
im zweiten Hefte der Studia Sinaitica enthaltenen Stücken
1 konnte Ref. auf Grund einer vorläufigen Unterfuchung
1 foviel conftatiren, dafs die arabifche Ueberfetzung auf
einen griechifchen Text zurückgeht, wenngleich derUeber-
fetzer fich bisweilen aufs engfte an die Pefchitta anfchliefst,
und dafs diefer griechifche Text deutlich die Kennzeichen
des ,fyrifchen' Texttypus an fich trägt, während fich an
einzelnen Stellen Refte des älteren alexandrinifchen Texttypus
erhalten haben. Der Text der jetzt veröffentlichten
Bücher geht nun aber nicht direct auf den griechifchen
Urtext zurück, fondern ift, wie Gwynn nachgewiefen
hat, die arabifche Wiedergabe von lyrifchen Verfionen
des griechifchen Urtextes: der Text der Apoftelgefchichte
und der drei grofsen Briefe eine Wiedergabe der Pefchitta,
der der vier kleinen Briefe eine folche der nicht revi-
dirten Philoxenianifchen Ueberfetzung. Ref. kann es
darum nicht für glücklich halten, dafs die Herausgeberin,
in dem löblichen Streben, die Varianten der Texte
weiteren Kreifen der Bibelforfcher zugänglich zu machen,
I ohne weiteres die Abweichungen der arabifchen Texte
[ von dem griechifchen Urtexte und nicht, wie es allein
i ftatthaft war, zunächft durch Kennzeichnung der Abweichung
von dem fyrifchen Wortlaute angegeben hat,
was natürlich vor allem überall da erfolgen mufste, wo
Mifsverftändnifse des fyrifchen Textes der Abweichung
zu Grunde liegen. Wie verfehlt das Verfahren ift, zeigt
I fich gerade bei derartigen Stellen; denn es ift doch z. B.
ganz verkehrt zu fagen, dafs Act. 24,3 die Variante jtoXXä
'ix?/ ftatt jtoXXyq elQTjvrjq vorliege, während doch nur der
Araber in thörichter Weife das Wort )■». «. (.Frieden') zu
j .-i m. (Jahre') verlas. Aber auch in andersartigen Stellen

ift man keineswegs berechtigt, zum Zwecke der Abkürzung
, wie dies die Verfafferin beabfichtigte, das ent-
fprechende griechifche Wort für die fyrifche Variante —
alfo z. B. aoymv ib. V. 6 als Variante von yiXtayyou —
einzufetzen. Denn dies wäre doch nur dann am Platze,
wenn wir wüfsten, dafs der Araber im Gegenfatze zu
feiner fyrifchen Vorlage eben nicht yiXiaQyoq, fondern
anypov (das er etwa aus einer danebenher benutzten
griechifchen Handfchrift gekannt hätte) ausdrücken
wollte, während er doch das gewöhnliche Aequivalent
von ccoyrov auch aus einem ganz anderen Grunde, z. B,
aus ftüiftifchen Erwägungen oder aus blofser Willkür,
gewählt haben kann. Eher berechtigt wäre die Bezeichnung
der Variante durch das griechifche Wort in

I dem Falle, wenn gefagt werden follte, dafs der Araber
gleich dem Syrer als Zeuge für das Wort ciQymv anzu-
fehen fei, da er gleich diefem das Aequivalent diefes
Wortes in feinem Texte hat, wogegen die Varianten
hier eben Abweichungen von der fyrifchen Textvorlage
find. — Erwähnt mufs noch werden, dafs der Text der

i Antilegomena, alfo von 2. Petrus, 2. u. 3. Johannes und
Judas, bereits veröffentlicht worden ist. Mrs. Burkitt, die
an der Expedition der Schweffern Lewis und Gibfon im
Jahre 1893 theilgenommen hatte, hatte fich dabei eine
Abfchrift diefer kleineren Briefe gemacht und fie fpäter
Prof. Adalbert Merx zur Veröffentlichung eingehändigt.
Diefer hat fie mit bekannter Sachkenntnifs in der Zeitfchrift
für Affyriologie, Dez. 1897, veröffentlicht und in
derfelben Zeitfchrift, April und September 1898, reichliche
Anmerkungen der Textedition beigegeben. Es ift
dabei von Intereffe zu fehen, dafs manche Lefungen
differiren; doch verfichert Margaret Gibson, dafs fie trotz
der geiftvollen Conjecturen von Prof. Merx doch in
folchen Fällen den richtigen Text biete, da fie Gelegenheit
hatte, bei einer erneuten Anwefenheit im Sinaikloffer
während ihrer vierten Reife 1897, ihre auf Grund der
während ihres Aufenthaltes im Jahre 1895 von ihr angefertigten
Photographie der Blätter der Handfchrift ge-