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Ausgabe:

1900

Spalte:

225-228

Titel/Untertitel:

Textbibel des Alten und Neuen Testaments 1900

Rezensent:

Budde, Karl

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark.

N°- 8. 14- April 1900. 25. Jahrgang.

Textbibel des Alten und Neuen Teftaments,

hrsg. von Kautzfeh (Budde).
Rabbiner, Beitrage zur hebräifchen Synonymik

in Talmud und Midrafch (Bacher).
Knopf, Der erfte Clemensbrief [Texte und

Unterfuchungen von Gebhardt und Harnack,

N. F. V, 1] (von der Goltz).
Burkitt, Early Christianity outside the Roman

Empire (von der Goltz).
Bratke, Das fogenannte Religionsgefpräch am

Hof der Safaniden. Harnack, Drei wenig

beachtete Cyprianifche Schriften und die Acta
Pauli [Texte und Unterfuchungen von Gebhardt
und Harnack IV, 3] (von der Goltz).

Krumbacher, Umarbeitungen bei Romanos
(Dräfeke).

Heiland, Die Lutherdrucke der Erlanger Uni-
verfitätsbibliothek (Kawerau).

Welck, Georg der Bärtige, Herzog von Sachfen
(Trefftz).

Cornelius, Hiftorifche Arbeiten, vornehmlich
zur Reformationszeit (Virck).

Mofer's Theologifche Gedanken von der ehelichen
Beiwohnung unbekehrter, erweckter und
wiedergeborener Perfonen (Eck).

Kolde, Die Heilsarmee, 2. fehr verm. Aufl.
(Eck).

Smith, Henry Drummond (Hans).
Riekcr, Grundfätze reformierter Kirchenver-
faffung (Frantz).

Textbibel des Alten und Neuen Testaments, in Verbindung
mit zahlreichen Fachgelehrten herausgegeben von Prof.
D. E. Kautzfeh. Das Neue Teftament in der Ueber-
fetzung von D. C. Weizfäcker. Ausgabe A, mit den
Apokryphen des Alten Teftaments. Freiburg i. B. 1899.
Tübingen, J. C. B. Mohr. (VIII, 1139, 212 u. 288 S. gr. 8.)

M. 10.50; geb. M. 12.—;
Ausgabe B, ohne Apokryphen M. 9. —; geb. M. 10.50.

Diefer Band vereinigt den Text der von E. Kautzfeh
herausgegebenen Werke ,Die Heilige Schrift des Alten
Teftaments' und ,Die Apokryphen und Pfeudepigraphen
des Alten Teftaments' mit dem Werke ,Das Neue Teftament
überfetzt von Carl Weizfäcker'. Sein Erfcheinen
ift eines der ficherften Zeichen, dafs wir, d. h. die Ver-

Der kurze Name Textbibel hat auf den erften Blick
etwas Räthfelhaftes, dürfte aber als Stichwort befonders
glücklich gewählt fein. In feiner Unvollftändigkeit hält
er ftets das Bewufstfein des Vorhandenfeins jener ausführlicheren
Werke wach. Damit aber ift gefagt, dafs
diefer Text fich nicht aufdrängen will; dafs, die ihn darbieten
, auch zu feiner Begründung, Rechtfertigung, Erläuterung
bereit, dafs fie fich der Unvollkommenheit und
Unficherheit ihrer Arbeit an manchen Stellen wohl be-
wufst lind. Wer alles dies zu erfahren wünfeht, mag zu
den gröfseren Werken greifen, die aufser dem Texte
noch fo vielerlei Hilfsmittel an die Hand geben; einft-
weilen aber mag jenes Bewufstfein allein dem Lefer die
Sicherheit geben, dafs er fich einem zuverläffigen Führer
anvertraut hat. Freilich hat der Name nur für das Alte
Teftament und die Apokryphen Sinn. Denn Weizfäcker

treter der biblifchen Wiffenfchaft unferer Tage, nicht um- hat feine Ueberfetzung des Neuen Teftaments nicht mit
lonft arbeiten, und einer der erfreulichften Vorboten folchen Zeichen und Anmerkungen begleitet, wie Kautzfeh
weiterer Erfolge auch in der nächften Zukunft. Denn J und feine Mitarbeiter fie dem Alten Teftament und den
nur der über Verhoffen grofse Erfolg der neuen Ueber- j Apokryphen beigegeben haben. Das Neue Teftament ift
fetzung des Alten Teftaments, die E. Kautzfeh mit vielen ; alfo nicht der blofse Text aus einem anderen, umfaffen

Mitarbeitern von 1890—94 herausgab, konnte Herausgeber
und Verleger ermuthigen, nun deren fchlichten
Wortlaut, ohne alle gelehrten Beigaben, mit den zahl

deren Werke, fondern es giebt diefes Werk felbft genau
wieder, auch mit denjenigen Unterfchieden der Schrift-
forten, die Weizfäcker zur Verdeutlichung des Sinnes für

lofen Drucken der Lutherbibel wetteifern zu laffen. Das ; dienlich gehalten hat. Das will foviel fagen, dafs Weiz

Bedürfnifs derjenigen Laienkreife, die nach wiffenfchaft
licher, gefchichtlicher Erkenntnifs auf dem biblifchen Gebiete
verlangen, ift annähernd befriedigt; jetzt foll das
Ergebnifs unferer Arbeit auch den noch viel weiteren
Kreifen zu gute kommen, die nur das Bibelwort als folches
in der Hand haben wollen und nur nach einer möglichft
getreuen und verftändlichen Ueberfetzung Verlangen
tragen. Es ift nichts Geringeres, als eine neue evange-
lifche Volksbibel, was hier der deutfehen Lefewelt dargeboten
wird. Man kann die Bedeutung diefes Unter

fäcker für das Neue Teftament zuerft den Plan gefafst
hat, der hier für die ganze Bibel durchgeführt ift. Und
wirklich kann man keine beffere Rechtfertigung diefer
Textbibel lefen, als das Vorwort Weizfäcker's zur erften
Auflage feines Neuen Teftaments. Gerne nimmt man
deffen grofsen Erfolg, 9 Auflagen in 25 Jahren, als gute
Vorbedeutung für den diefer Vollbibel an. Man kann
nicht dankbar genug fein, dafs Weizfäcker die Einwilligung
zum Anfchlufs feines N. T. an die Arbeit Kautzfch's er-
theilt hat. Selten ift fo mit der That der Beweis geliefert

nehmens kaum zu hoch anfchlagen. Denn der Buch- j worden, dafs eine gute Ueberfetzung fchon eine Aus-
ftabendienft, dem heute gerade die entfehieden kirchlichen legung ift, unrj mancher fchon hat durch Weizfäcker fein

Kreife des deutfehen Proteftantismus nur zu fehr verfallen
find, hat feine ftärkfte Stütze zweifellos in der Allein-
herrfchaft und Unantaftbarkeit der lutherifchen Bibel-
überfetzung. Diefe Erkenntnifs läfst fich mit der gröfsten
Bewunderung für Luther's Mcifterwerk und der vollen

Neues Teftament wieder lefen gelernt.

Arbeit war nach dem Gefagten bei dem Neuen Tefta-
mente nicht zu leiften; anders fleht es bei dem A. T.
und den Apokryphen. Das Vorwort des Herausgebers
"lebt darüber Auskunft. Es war keineswegs damit geAnerkennung
des Segens, den es dem deutfehen Volke j than, dafs die umfangreichen Beilagen, die Buchftaben
vermittelt hat, fehr wohl vereinigen. Die Revifion ift , am Rande, die Anmerkungen am Fufse der Seite, die
vorangegangen, wenn auch mit etwas zu zaghaften Häkchen, Punkte, Klammern und Schriftunterfchiede im

Texte einfach befeitigt wurden. Es galt vielmehr jetzt
erft in zahllofen Fällen feftzuftellen, was denn /Text' fein
follte. Das eingefchlagene Verfahren ift folgendes: Textänderungen
, die als ausreichend gefichert in den Text
aufgenommen waren, find unter Streichung der Häkchen,

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Schritten; aber hätte fie auch viel ftärker eingegriffen, fo
wäre immer noch neben ihr für die Neuüberfetzung Raum
geblieben. Es ift fogar zu hoffen, dafs diefe dem revi-
dirten Luthertexte Zulieferern Eindringen, vor allem in den
gottesdienftlichen Gebrauch, allmählich behilflich fein wird.