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Ausgabe:

1900 Nr. 7

Spalte:

200-201

Autor/Hrsg.:

Prince, J. Dyneley

Titel/Untertitel:

A critical commentary of the Book of Daniel 1900

Rezensent:

Löhr, Max

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199

Theologifche Literaturzeitung. 1900. Nr. 7.

200

Smith die textkritifchen Grundfätze Löhr's in klarer und
überzeugender Darlegung zurückweift.')

Strafsburg i/E. K. Budde.

Chajes, Dr. H. P., Proverbia- Studien zu der sog. Salomonischen
Sammlung C. X—XXII, 16. Berlin, CA.
Schwetfchke & Sohn, 1899. (VII< 46 s- &r- 8-) M- I-6°

Eine eingehende Leetüre der fog. falomonifchen
Sammlung des Spruchbuchs führte den Verf., wie er
im Vorwort S. V fagt, zu der Vermuthung, ,wir hätten
es hier mit den zerftreuten Gliedern von Spruchreihen
zu thun. die nach den Buchflaben des Alphabets
geordnet waren, wie xp 119 etwa, allerdings
mit weniger pedantifcher Regelmäfsigkeit'. Da es dem
Verf. ,unmöglich war, einem jeden Satze in den verfchie-
denen Spruchgruppen feinen endgiltigen Platz anzuweifen',
entfehied er fich dafür, ,auch bezüglich der zweiten Buch-
Ilaben des Anfangswortes jedes Verfes, die alphabetifche
Reihenfolge womöglich einzuhalten. Es fei dies, als
Ganzes betrachtet, gewifs nicht richtig; allein es leide
gute Dienfle, indem er — zufällig wohl — durch diefe
Zufammendellung an vielen Stellen den wirklich
en Zu fammen hang zu finden, in dieLage kam'.—

Des Verf.'s Arbeit id eine, immerhin dankenswerthe,
Vorunterfuchung.

Zwar, feine Hypothefe von der urfprünglichen al-
phabetifchen Reihenfolge wird ihm fchwerlich, auch nur
wahrfcheinlich zu machen gelingen. Er fagt felbd: ,Wie,
warum und wann die urfprüngliche Gruppirung in die
Brüche ging, weifs ich nicht anzugeben'. Er fcheint alfo
an der Begründung feiner Hypothefe felbd zu verzweifeln.
Verf. fährt fort: ,Es ift ja übrigens nicht das einzige alphabetifche
Stück des Ä. T., das diefem Schickfale verfiel
'. Damit kann er nur xp 9. 10 und Nah. I, 2 ff. meinen.
Bei xp 9. 10 liegt aber die (gedörte) alphabetifche Folge
wefentlich deutlicher vor. Dasfelbe ift der Fall Nah. 1,2 ff.,
wo fich allerdings die akrodichifche Form, trotz der bekannten
Bemühungen von Gunkel ZATVV 1893,8. 223 fr.,
und von Bickell, Sitzungsberichte der Wiener Academie
1894, Nr. 5, mit Sicherheit nur bis 3 v. 8 feddellen läfst.

Die Gruppen 11, 9—12; 20, 7—9; 20, 24—26; 22, 2—4
zeichnen fich allerdings durch die Wiederkehr des gleichen
Anfangsbuchdabens aus. Bickell hat auf diefe Er-
feheinungen in der Zeitfchrift für kath. Theologie 1882,
S. 321 bereits aufmerkfam gemacht. Er war fo vorfichtig,
daraus keine weiteren Confequenzen für die ganze Sammlung
zu ziehen. Solche Vorficht id gerade in diefer Materie
fehr nothwendig. Z. B. das von Bickell in Eccli
51, 13—30 vtrmuthete Akrodichon id, wie der jetzt vorhandene
hebräifche Text zeigt, doch nur auf recht hals-
brecherifche Weife herauszubekommen; vgl. hierzu the
wisdom ofBen Sira edited ^j'Schechter and Taylor S. 67.

Des Verf.'s Zufammendellung läfst die fchon bekannte
Thatfache jetzt mit Bequemlichkeit erkennen, dafs
die Spruchdichter gewifse Schablonen befafsen, in welche
fie ihre Gedanken brachten; vgl. S. 1, 4—6 B~tX; oder
S. 4, 22—27 B)iS, oder S. 23 h, 11—15 »i; und befonders
die Spruchreihe 12. Darin liegt des Verf.'s Verdiend.

Dafs diefe gleichgebauten Sprüche auch urfprünglich
hinter einander danden, id eine fchwerlich zu erweifende
Annahme. Vielmehr zeigen m. E. die wenigen, kleinen
Gruppen mit gleichen Anfangsbuchdaben, wie fie oben
angeführt find, dafs man über die Anfänge einer alpha-
betifchen Ordnung nicht hinausgekommen id.

Verf. hebt noch folgendes, aus feiner Haupt-Hypothefe
fich ergebende Moment hervor(VorwortS. VI): ,In manchen
Verfen, in denen die Halbverfe zu einander nicht paffen,
konnte durch Umdellung mit den Halbverfen der in der
Zufammendellung folgenden Verfe ein befferer Paralle-

1) Die Anzeige ift in englifcher Sprache in The New World, Bofton
December 1899, erfchienen.

| lismus erzeugt werden'. Diefer beffere Parallelismus foll
1 dann offenbar eine beföndere Stütze feiner Haupt-Hypothefe
fein. Auf die wichtigden Beifpiele hierfür weid
Verf. felbd hin. Ich kann leider keines derfelben als eine
rechte Verbefferung anfehen.

Dafs 15,21 (S. 3) die beiden Vershälften: Narrheit id
eine Freude für den Unverdändigen — der Einfichtige
wandelt geraden Weges, .nicht zu einander paffen', id
eine unbewiefene Behauptung. Ebenfo S. 12, dafs 14. 4
und 11,14 >auf's Engde zufammenhängen, indem letzterer
die Erklärung des im erderen erwähnten
Bildes bietet'. Befonders charakteridifch id S. 16: Der
Frevler zeigt ein freches Geficht — der Redliche achtet
auf feinen Weg 21,29, daneben: Gewunden id der Weg
I eines. . .Mannes — aber der Reine, redlich id fein Thun
I 21,8. ,In beiden Sätzen id kein rechter Parallelismus; in
| beiden aber dimmt es beffer, wenn wir folgende Umdellung
vornehmen' 29a—8b und 8a—29b. Zunächd find
v. 29b und 8b inhaltlich doch wohl ziemlich identifch;
ferner zerdört diefe Umdellung das gewifs urfprüngliche
Gegenüber von und TOTI; endlich id das fprach-

lich bedenkliche -iTh doch wohl am Leichteden als ein
; lapsns calami infolge des nahen "JT1 zu erklären, vgl. nocli
Fraenkel, Beiträge z. femit. Sprachwiffenfchaft III, S. 67.
Völlig willkürlich id S. 41 die Umdellung der zweiten
Halbverfe 10,10 und 14, 17, wie S. 45 der entfprechen-
den Theile 11,23 und 13,19, ,wo dann ein befferer Parallelismus
fich ergiebt', wie es wörtlich heifst.

Diefer Textbehandlung entfprechen die zahlreichen
Conjecturen des Verf.'s. Z. B. S. 1 will er in 10,5 *ip datt
1i2p lefen, während durch 6,8 das Nebeneinander von 'pp
und "|isp als gebräuchlich belegt id. — S. 3 wird 20, 12
das hörende Ohr, das fehende Auge — Jahwe hat fie
alle Beide gefchaffen als ,äufserd fchal' bezeichnet; ,was
die Comm. in denfelben hineindeuten, id nicht annehmbar
'. Verf. ändert MSI in pran, dann fei gefagt: den
Hochmüthigen wie Demüthigen — Böfen wie Guten —
hat Gott gefchaffen. Was Verf. in das tnyütn JT8 hinein-
1 deutet, ifl ebenfalls kaum annehmbar. — S. 33 wird 16, 17
1 der Weg der Rechtfchaffenen id Meiden des Böfen als
, ein ,gewagtes Bild' bezeichnet. ,Beffer' feit datt nbo» zu
lefen nby» der Plan. Das Wort kommt in ähnlicher
Bedeutung einmal im Plur. vor, Ez. 11,5. Aufserdem
zerdört diefe Aenderung den Parallelismus mit *D~n.

Unfere Aufgabe id, den Text des canonifchen Spruchbuches
zu verdehen und nicht durch willkürliche Ver-
fchiebungen der Verfe und Verstheile und durch haltlofe
Conjecturen einen neuen Text heraus zu combiniren.

Breslau. Max Lohr.

Prince, Prof. J. Dyneley A critical commentary of the Book

of Daniel. Designed cspecially for students of the
English Bible. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1899. (VIII,
270 S. gr. 8.) ivl. 8. —

Das Buch zerfällt in drei Theile, a gcneral intro-
duction, p. 1 — 56; a critical commentary, p. 57—193; und
a philological commentary, p. 195—259.

Der erde Theil behandelt u. a. die Verfionen, die

1 Frage der literarifchen Einheit des Buches, die Abfaffungs-

| zeit desfelben und endlich mit grofser Genauigkeit und
Ausführlichkeit die Herkunft des hidorifchen Materials.
Hier, wie in den beiden anderen Theilen hat der Verf.
feine affyriologifchen Kenntnifse ausgiebig verwerthet.
Das Buch id bedimmt, wie das Vorwort fagt, espe-

1 cially to the Student of the English Bible, und bezweckt
to present as concisely as possible, the consensus of critical
opinion, regarding the many prob Zerns arising from

I the study of the Book of Daniel and to add such new
matter as has been suggested by a careful examination
of the text and exegesis.