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Ausgabe:

1899

Spalte:

170-171

Autor/Hrsg.:

Singer, Wilh.

Titel/Untertitel:

Das Buch der Jubiläen oder die Leptogenesis. 1. Teil: Tendenz und Ursprung 1899

Rezensent:

Schürer, Emil

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169 Theologifche Literaturzeitung. 1899. Nr. 6. :j0

10, 5. 24, 7. 9. 25, 32. Marc. 10, 33. Luc. 2, 32. 7, 5. 21, 10.
22, 25. Joh. 11, 48. 50—52. 18, 35 (diefe Stellen nach
Lagarde, Ueberficht über die im Aramäifchen, Ara-
u en und Hebräifchen übliche Bildung der Nomina
s« "dlungen der Göttinger Gef- der Wiffenfch. Bd. 35,
1888] S. 183 f.). Auch in den von Land (Anecdota Syriaca
Ki '975) herausgegebenen Fragmenten einer paläftinen-
luch-aramäifchen Pfalmen-Ueberfetzung ift &hm immer
durch minim überfetzt (Neflle, Theol. Litztg. 1876, 671.
//gl. auch Zahn, Tatian's Diateffaron S. 335 Anm.) Bein
allen angeführten Stellen (einfchliefsl. Pf. 82,5, wo
im Griech. edvovg) haben wir den Plural "ps^a oder XTB
Die Unterfuchung hat gelehrt, dafs t&vog in diefem
Dialekt ftets (ohne jede Ausnahme) durch pa, nie durch
ein anderes Wort wiedergegeben wird. Daneben findet
fich in diefem Dialekt fortwährend bnp als Ueberfetzung
von labg, nach Payne Smith aufserdem zweimal DJ>:
Matth. 20,34 Joh. 3,26. Aber in Matth. 20,24 findet fich D5>
nur in einem fpäteren Zufatze der römifchen Handfchrift,
der in edeffenifchem Syrifch, wo das gewöhnliche

fonders merkwürdig ift hier, dafs h'hvog auch dann i Wort für ,Volk' ift, gefchrieben ift; der urfprüngliche Text

durch min überfetzt wird, wenn das Volk Ifrael
gemeint ift. Luc. 7, 5: dyaita yag rb tfrvoq q/icov,
Joh. ii, 48: iXtvoovxai 01 'Pmuäloi xal äoovöiv t/fimv xal
rovrbnov xal rb efrvog. H, 50: 'Iva un olov ro tdvog
«xolTjrai. 11, 51—52: vjieq rov l&vovg. Hier uberall
ift 'ifrvog durch min wiedergegeben. Daraus mufs doch
wohl gefchloffen werden, dafs beide Begriffe fich genau
entfprechen und diefelbe Gefchichte durchgemacht haben.
Dann fcheint es mir aber auch wahrfcheinlich, dafs von
hier aus der rabbinifche Sprachgebrauch zu erklaren ift.
Es würde dann min ein Doppelgänger von goj fein. Aus
,das Volk' wurde minin ,die Heiden' und daraus
wieder der Singularis min ,ein Ungläubiger' (wie im Spat-
judifchen ,ein goj1 = ein Nicht-Jude Ift). Diefe Erklärung,

hat ihn ebenfo wenig, wie die Londoner Handfchr., aus
der Land Anecdota IV 124 diefelbe Perikope mittheilt,
auch im Griech. fehlt er. In Joh. 3,26 aber ift bin =
jtavrtg. Auch kommt noch einmal StBBy = efrvixög vor
Matth. 18,17.

Göttingen. E. Schürer.

Singer, W illi.. Das Buch der Jubiläen oder die Leptogenesis.

i.Theil: Tendenz und Urfprung. Zugleich ein Beitrag
zur Religionsgefchichte. Stuhlweifsenburg (Ungarn
), E. Singer, 1898. (IV, 323 S. gr. 8.)

Mit aufserordentlichem Fleifse, grofsem Scharffinn
di<j ich "m'it'afler Referve' gcVbe," fch'enit mir" wahrfchein- [ und ^ausgebreiteter ^Gelehrsamkeit wird hier eine Thefe

'^AKUJhm'^n'vön'T« ' vertheidfgt die Referent für entschieden verfehlt halten
hcher als die bisher verfuchten Ableitungen von ? ] g, Jubiläen fei von einem Juden-

G?nSgV °der VI PS ^ .eTad^zu aucn du cn ! chriften verfafst zu dem Zweck, die Lehre des

^^S^^^S^ i ^'tf-ia^Ä-t Buch der Jubiläen

! ■? Nachdruck^ ^rbindhchkedtcies Ge

Literatur läfst darüber keinen Zweifel, dafs damit nicht
lediglich die Judenchriften und nicht lediglich .antino-
"Tiftifchc Gnoftiker' gemeint find, fondern Ungläubige

erhaupt. w.,-«v,rt 1 des Gefetzes werde immer wieder betont (S. 24—26).

Zwe, Einzelheiten feien zum Schluffe noch berührt des ff™f*u begreifen als Polemik gegen folche, welche
J Fr befpricht die Gefchichte von R. El.efer, der an ^ {e^^°^S: leugneten und jagten, das Gefetz
SechanGdAaU/!fgUng rVLSlZfZJV±Vu Sft hat jetzf"aufgehörtzu gelten (S 27). Eine folche Lehre

hat es aber innerhalb des Judenthums nie gegeben. Die
Gefchichte kennt nur eine Lehre, in welcher diefer Satz
eine Stelle fand: Die Lehre des Apoftels Paulus (S. 29).

fetzes eingefchärft wird. Das weife auf eine Zeit, wo
der Beftand des Gefetzes bedroht war, ja die Verbindlichkeit
desfelben negirt wurde (S. 20—22). Aber nicht
nur die Verbindlichkeit, fondern die ewige Gültigkeit

cctianja Gefallen gefunden hat und dadurch felblt in
i>etzerei (mniuth) gerathen ift (S. 71 ff.). Auch hier findet
. /■ nichts vom Judenchriftenthum (S. 74, vgl. 108). Dies
'V'nm nur dadurch möglich geworden, dafs er m feiner

uaauren mognou Bc.""A"'J^.nVrf ausläfst, i """"Gegen die .Annahme,"dafs"d"i7Polemik fich'gegen
Wiedergabe der Stelle (S. 72) einen Hauptpunkt aus,a/bl> | p„„,„„ *Lu*- r.t.^ _.._'r—m-u /...:- j- ir._r c.u rA«
lamHch dafs diefer Jakob aus Kephar Sechanja ausdruck-
llch als Schüler Jefu von Nazareth bezeichnet wird (Aboda
s«ra 16b l-wm Wi nVbrm -nü, vgl. auch die m meiner
Gefchichte des jüd. Volkes 3. Aufl. II, 373. genannte
•' eratur). Vermutlich hat Fr. einen durch Cenfurent-

•Ä^^.be^^Ä2^ ffiSÄ | n^ht Paulus, wohl aber feine Korinther (I Kor. 5). "Nur
^;-er ^ | hierauf kann die Polemik fich beziehen, die fonft ein un

Paulus richte, fcheint nun freilich (wie der Verf. fich felbft
Ich als Schülei-'YeVu'von ISIazarethbezeichnet wird (Aboda S. 34 ff. einwendet) die Stelle III, 44 zu fprechen, wo von

i dem Vergehen Rubens Gen. 35, 22 die Rede ift und im
Gegenfatz dazu die ewige Gültigkeit der Vorfchriften
Lev. 18,8. 20,11. Deut. 23,1. 27,20 eingefchärft wird. Hat
etwa Paulus das hier Verbotene für erlaubt erklärt? Zwar

, .. am oaDDatll IllCnt aus C1I1C1 1 cuciau, umi . .-....-.» -------- ........ ui. . ui.ihia iis... i^s..is,,sij, <j1 «- ismiil uu-

,Urte, verfteht Fr. unter giljonim nicht, wie manche Neuere, j gelöftes Räthfel wäre. Die Stelle ift alfo ein fchlagender

Qle Evangelien, fondern Tafeln mit dem Diagramm der ' Beweis Her ^Ueoniinifri.An Peiemii, imr»,», ^„uy.n
d Ph'ten (S. 80 ff.). Für diefe pofitive Vermuthung fehlt
VT Beweis. In der Negation aber, dafs giljonim nicht
a Lvangelien find, wird Fr. Recht haben. Denn giljonim

daein gut hebräifches Wort und es liegt kein Grund vor,

rin eine Verftümmelung von svayylZia zu fehen.
üb- N.achfchrift. Durch Herrn Prof. Rahlfs find mir

Beweis der antipaulinifchen Polemik unterer Schrift

(S. 34-38).

Nachdem diefe fefte Bafis gewonnen ift, fucht Singer
im Einzelnen zu zeigen, wie das Buch der Jubiläen durchweg
die paulinifche Lehre von der Abrogation des Gefetzes
bekämpft. Es bemüht fich ihr gegenüber, die mofai-
fchen Inftitutionen alle auf die Urzeit zurückzuführen und

mit der Urzeit in Zufammenhang zu bringen .Dadurch
"°er den G,brauch von nun »m^"^^ < wird nicht nur die Priorität des Gefetzes der Verheifsung

Aramäifch noch folgende werthvolle Notizen treundltcn , nüber beftätigt> fondern zugleich die Behauptung
ZUr Verfügung geftellt worden: I widerlegt, dafs letztere über erfteres herausweifen follte,

JiB = t^oc findet fich: von ! (S- 88 f.,'überh. S. 39—92). , _,. . .

• U im Evangeliarnim »icrosolym. aulsei■ ae m ^ ^ t deg Gefetzes hängt diejenige der

L/garde citirten Stellen noch Matth. 10,18 24,14J jüdifchen N tj 6 e .,ufammen. Daher konnten auch
^•.10,42 Luk. 21,25 24,47- 2) «n VucfTl ) Tn ^n , die diefelbe tief herabfetzenden Aeufserungen des Apo-
s«, Semttk Series, voll, gart. 5= Theff. 1 4,5, J) «' ; ftels njcht ohne Antwort bleiben (S. 96 f.). Daher das
TWt5*««te«VI:Rö Streben, das jüdifche Volk zu glorificiren (S. 97). Im

4) 'n Lands Anecdota syriaca IV (nach der Gegenfatz zum paulinifchen Univerfalismus wird immer

°«r Pragmente bei Land): Pfaloi 4^jl»-»5 *fclfj^7%> wieder betont, dafs nur Jakob und feine Nachkommen
77,55?) 81,8 82,5 Matth. 24,14 25,32 Deut. 13,7 J«. 1», ^ ^ theilhaftig werden (S. 102 ff.). Auch die Ver-

Uvveimal) 14,32 Deut. 6,14-