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Ausgabe:

1899 Nr. 5

Spalte:

137-143

Autor/Hrsg.:

Zahn, Theodor

Titel/Untertitel:

Einleitung in das Neue Testament 1899

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologifche Literaturzeitung. 1899 Nr. 5. 138

zum Vortheil der Sache hat Krauts auf die Abhörung
diefer Zeugen alter jüdifcher Ausfprache der Fremdwörter
verzichtet. Er würde dort auch gefehen haben,
dafs eine Harke Tradition dafür vorhanden ift, dafs von
den Juden das griechiche y nicht », wie Kraufs voraus-
'etzt, fondern i gefprochen wurde, f. die von mir Jüd.
Mon. Sehr. XLI 327 mitgetheilten Beifpiele. Am wenig-

*7* -"-»11 -r Acrnn n

und fie beftätige. Nach der Tradition find die Evangelien
fämmtlich erft nach 60 n. Chr. gefchrieben (S. 163 ff.)
und zwar in derjenigen Reihenfolge, in welcher wir fie
in unfern Bibeln zu lefen gewohnt find (S. 176 ff.). Doch
behandelt Zahn an erfter Stelle nicht den Matthäus,
fondern den Marcus (vermuthlich weil diefer älter ift
als der griechifche Matthäus). Ueber Marcus fcheint
die Tradition des Irenäus und die des Clemens

Ä^dO*^Äru^dTeVon K. S. 223 vollzogene = d,c Iradmon de, Irenaus^ ™ J-^^
Vergleichung der rabbinifchen ^%(^tl^Z jtÄÄ erft nach dem Tode

der SÄ SSE £ChZ. B. j ies Petrus herausgegeben, nach diefem - bei Lebeten

roll cpaöooyog in LXX und N. T. nicht vorkommen,

des Petrus gefchrieben. Es kann aber ,fehr wohl beides
wahr fein dafs Marcus während des vielleicht kaum einjährigen
Aufenthaltes des Petrus in Rom um Abfaffung

T und fich an die

yji/.uuu<puq in j_..rw». un». .»■. -------

während es im Jüdifchen .eines der markanteften Wörter

fei. Das klingt fo, als hätten die Rabbinen die Ausein- 1 janngen Auiemna.i« - -—- •■•

anderfetzung mit der Philofophie vor dem jüdifchen I feines Evangehums gebe en worden ift unu uu, <., u,c
Hellenismus und dem Urchriffenthum voraus. Der erftere 1 Arbe.t gemacht ha , und dafs er erft drei Jahre fpater
mag fich felbft vertheidigen, für das letztere fei hier auf ferne Arbe.t vollendete oder, wenn fie unvollendet ge-
Apg. 17,18 und Kol. 2,8 verwiefen, weil die Worte <pilo- blieben fich zur Herausgabe entfchloffen d. h. die V r-
<-.nrr„, La ZZZZZZa^ .„fMiZ vorkommen. | vielfalt.gung für weitere kreife angeordnet oder geftattet

hat' (S. 203). Das Evangelium felbft beftatigt nient nur,

ootpoq und rpaoaocp'ia dort zufällig vorkommen

Leipzig. G- Dalman.

IIa» ^$). i-ra., .^.«...^------- ------ - o

dafs es auf petrinifche Erzählungen zurückgeht, londern
es fagt uns noch das Weitere, dafs Marcus theilweife
Selbfterlebtes erzählt. Letzteres erhellt namentlich aus
14,51 f., wonach bei der Gefangennahme Jefu ein Jungling
, der ihm gefolgt war, unter Zurücklaffung feines Gewandes
floh.

Zahn, Theodor, Einleitung in das Neue Testament. 2 Bde

Leipzig, Deichert Nachf., 1897—1899. (XIII, 489, IV
6S6 S. gr. 8.) M. 23-

fn ?ach dem Urtheil der Hannoverfchen Paftoral-Korre- j >Mag die 0-,vrfajV) welche der jüngiing als einzige Umhüllung feines

'POndenz (1898, Nr. 26) ift Zahn's Einleitung .vielleicht fonft nackten Leibes trug, ein Kleidungsflück oder ein grofses Tuch ge-
Oas bedeutendfte theologifche Werk unferes Jahrhunderts', wefen fein, jedenfalls hätte man es, feitdem Cafaubonus dies nachgevviefen

Ich begreife wohl dafs dn Lefer, der nicht felbft in der I hatte< ;^der in Ftueftdlen follen, dafs der Jüngling fich plötzlich

Wiffenmi,„r.i- 1 , ../»•_. ,.' ,- tt- j _i. Ai*~-. 1 vom nächtlichen Lager erhoben und, da er aus Neugier oder Theilnahmc

^itentchafthchen Arbeit fteht, d.efen Eindruck von dem wi(ren wot,te| woh^ Jefus gehe und was ihm Verfahren werde, Geh

'-■Ke empfängt. Wenn umfaffende GelehrfamkClt und 1 nicht Zeit gelaffen hat, fich wieder anzukleiden, fondern im Nachtgewand
'ormaler Scharffi nn das Wefen der Wiffenfchaft ausmacht, 1 oder in feine Bettdecke gehüllt Jefus und den Apofteln nachgefchlichen
'o fteht Zahn's Einleitung ficher in erfter Linie. Aber i(t- Damit ift aber auch die fchon im Alterthum aufgetauchte Vermuthung,
Zur Wiffenfchaft gehört (um von Höherem ZU fchweigen) j dafs der Jüngling ein Glied des Haufcs war in welchem Jefus das Paffa-
doch r,~i-i j. V . . . 1 • mahl gehalten, zur Gewifsheit erhoben; denn in keinem anderen Haufe

Ten 1 0thwendlg noch elnes: eln gefundes, von keiner jerufalems konnte Einer, der fich bereits zur Nachtruhe niedergelegt hatte,
fäh • beherrfchtes Urtheil, das den Forfcher be- , den Augenblick errathen, in welchem Jefus aufbrechen werde, und durch

n,gt, die Dinge fo ZU fehen, wie fie find, die Tragweite den Aufbruch der Tifchgefellfchaft zu dem plötzlichen Entfchlufs gebracht
j er Gründe richtig abzufchätzen, Wahrfcheinliches und I werden, ihr fo, wie er auf dem Bette gelegen, nachzugehen' (S. 243 f.).

p^^Hcheinliches zu unterfcheiden. Stellt man diefe ich nabe die stelle wörtlich mitgetheilt, weil fie be-

orderung, f0 wird das oben angeführte Urtheil wohl fonr]ers treffend die exegetifche Methode Zahn's charakte-
£was zu ermäfsigen fein. Denn der bon sens wird bei | rifirt( d- J,. die Kunft, eine Stelle fo lange zu preffen, bis
-ann nur zu oft von der im Dienfte vorgefafster Mei- fIC Erwünfchtes ausfagt. Das Haus, in welchem Jefus
"UAn ftehenden fcharffinnigen Dialektik in den Hinter- rein letztes Mahl hielt', war alfo das Haus des Johannes
h nd gedrängt. Marcus (Apgefch. 12,12) oder vielmehr feines Vaters

Nr», 5 die Unterfuchung fämmtlicher Schriften des ; 245). Beftätigt wird dies noch durch Marc. 14,17
Peftamcntes mit der Verteidigung ihrer Echtheit, | Denn durch das Präfens iqxetcci ,giebt Marcus unwillkür-

-1-,--- c„iua j,mm

'endigen würde, lieh den Eindruck //^^ des Haufes

d- h. der kirchlichen Tradition über fie en g ^ der 1 fangen h t.. p/^^ Herankommen und

war bei Zahn zu erwarten; desSp5^n' welches er 1 in welchem das Paffa bereiteilt," So nat

üaunenswennen Fülle manches die Ankunft der ang^^f^ wSn er fagt,

bei vielen Gelegenheiten beizubringenPn^jjehandiung 1 alfo der muratonfehe Fragmentiit ^
™ lernen fein würde. Damit A'«»er m
der Briefe alles Wcfentl.ch*-ge^'S'ftcllt die Sache
terifirung nöthig ift. Nicht ^^^^SumetiW. Da
bei den anderen Schriften des neuen L«

aliquibus tarnen interfuit et ita posuit (S. 244).

Das erfte Evangelium (S. 252 ff.) ift nach der Tradition
vom Apoftel Matthäus verfafst. Denn das bekannte
^^^^^MgV^'^^ »lies einzugehen, I Zeugnifs des Presbyters Johannes, unter welchem der
glaube ich! mich SZL Bericht über die Behandlung Apoftel diefes Namens zu verftehen ift bezieht fich nicht

giauoe ich, mich auf einen ifencnt uuci uic u»"»"—--p 1 .ipwii^i un.iw ..,,».•.«...., -—.....,--------- -

der Evangelien als derjenigen Schriften, bei welchen die auf eine Spruchfammlung, fondern auf unfer erftes Evan-
Probleme am complicirteften find, befchränken zu follen. gelium. Nach Irenäus fchrieb Matthäus, während Petrus
Den fynoptifchen Evangelien mit Einfchlufs der und Paulus jn Rom predigten, alfo um 61 — 66 (S. 177),
Apoftelgefchichte ift eine umfangreiche Unterfuchung von und zwar ararnäifch. Erft fpäter, nachdem das Werk
beinahe dreihundert Seiten gewidmet (Bd. II, S. 158—445). eine Zeitlang im Gottesdienft nur mündlich gedolmetfcht
*Ian fmHei- Harin manches kleine Cabinetsftück ausge- j worden war, wurde es in's Griechifche überfetzt, jeden-
[uchtel

Erklär

. ftl«rung uer v ci wciiiiiii».iic»i» ----—- -- 0

einander, kommt bei Zahn entfehieden zu kurz. Er be
handelt jedes Evangelium für fich; die Bemerkungen über
'bre Vcrwandtfchaft find im Vergleich mit der fonftigen
Ausführlichkeit fehr knapp und dürftig.

Der Gang der Unterfuchung ift überall der, dafs zu-
nachft die kirchliche Tradition über das betreffende
Evangelium dargeftellt wird, und dann gezeigt wird, dafs
der Inhalt des Evangeliums diefer Tradition entfpreche

an findet darin manches kleine Cabinetsltuck ausge- 1 worden war, wurde es in s uneenueue uu »cu., jeueu-
chtefter Gelehrfamkeit Aber das Hauptproblem: die j falls noch vor der Zeit des Papias, denn das yg^vEVOs
fklärune der Vcrwandtfchaft der drei Evangelien unter ] g ai]TC ^ pv Svvarbq ixaöroq in dem bekannten Zeug-

. . ,-----'----- T7r njfs des papjas bezeichnet etwas fchlechthin Vergangenes;

n .. ,r . _____ j__ _:„i.4. «.«U. „K4-u:„ ____:i j„

zur Zeit des Papias war das nicht mehr nöthig, weil damals
bereits die fchriftliche Ueberfetzung exiftirte (S. 257).
— Ueber das Verhältnifs des Marcus zu Matthäus er-
giebt fich aus der Tradition folgendes:

,Da wir über die Abfafiungszeit des Matthäusevangeliums durch
Ueberlieferung nichts weiter wiffen, als dafs es vor dem Marcusevangelium
gefchrieben wurde, welches Marcus früheftens im J. 64 zu fchreiben an-