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Ausgabe:

1899 Nr. 5

Spalte:

136-137

Autor/Hrsg.:

Krauss, Samuel

Titel/Untertitel:

Griechische und lateinische Lehnwörter im Talmud, Midrasch und Targum. Teil I 1899

Rezensent:

Dalman, Gustaf

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Theologifche Literaturzeitung. 1899. Nr. 5.

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Edomiter macht mich Herr Profeffor Jenfen aufmerkfam
auf den edomitifchen Namen Knsu-iähabi (rafiiDlp) bei
Hilprecht, The Babylonian expedition A, IX, 1898, S. 69,
denen ä dafür geltend gemacht werden könnte, dafs die
Edomiter reines Hebräifch fprachen. Nach dem vermuth-
lich edomitifchen Namen JHJDp in einer nabatäifchen In-
fchrift, KoGva.Ta.voq in einer ägyptifch-griechifchen, fcheinen
die Edomiter wie die Hebräer das Verbum 'jpfj gebraucht
zu haben; im Phönizifchen dagegen "jt"l aber auch palmy-
renifch iriDinS'. Es wird anzunehmen fein, dafs die Edomiter
nicht fämmtlich von den Nabatäern vertrieben
wurden, fondern theilweife unter ihrer Herrfchaft in den
alten Sitzen wohnen blieben; fo konnten lieh bei den
Nabatäern edomitifche Namen erhalten (vgl. Wellhaufen,
Kl. Propheten3, S. 214). Mit den im A. T. überlieferten
Namen der Edomiter ift nicht viel anzufangen für eine
Anfchauung von der Sprache der Edomiter, da die Aus-
fprache, wie fie in LXX und von der Mafora fixirt
worden ift, ähnlichen hebräifchen Namen wahrfcheinlich
aecomodirt ift.

Ich fchliefse mit dem Wunfche, dafs der Vf. Gelegenheit
finden möge, feine Arbeitsfreudigkeit und
Arbeitsfähigkeit weiter zu bethätigen, dann hoffentlich
in forgfältig ausgearbeiteten und revidirten Leiftungen.

Marburg i. H. Wolf Baudiffin.

Davies, T. Witton, B. A. Ph. D., Prof., Magic, Oivination
and Demonology among the Hebrews and their neighbours,

including an examination of biblical references and
of the biblical terms. London, James Clarke & Co. —
Leipzic, Spirgatis, s. a. [1898]. (XVI, 130 S. 8.)

Nach der angehängten Vita hat der Vf. (geb. 1851)
bereits 1880—91 eine Profeffur für claffifche Sprachen
und Hebräifch am Baptist College in Haverfordweft bekleidet
und ift feit 1892 Profeffor der Theologie am Midland
Baptist College in Nottingham. Er hat aber noch
im J. 1897 bei der philofophifchen Facultät in Leipzig
fich den Doctorgrad erworben und macht die zu diefem
Zwecke ausgearbeitete Differtation mit einigen Verbeffe-
rungen nun auch durch den Buchhandel zugänglich.

Die Einleitung (S. 1—29) enthält allgemeine Bemerkungen
über Magie, Divination und Dämonologie, bei
welchen ein Princip der Anordnung und Auswahl fchwer
zu erkennen ift. Es folgen dann die drei Haupttheile:
Magic (S. 30—71), Divination (S. 72 — 94), Demonology
(S. 95—130). Diefe Reihenfolge ift auffallend. Der
Dämonenglaube ift doch die Grundlage, auf welcher
Magie und Wahrfagerei beruhen und von wo aus beide
zu verftehen find. Weshalb alfo von ihm zuletzt handeln?
Wie in diefer Anordnung, fo zeigt fich auch fonft in der
Arbeit ein Mangel an tieferem Eindringen und fyftema-
tifcher Erfaffung des Stoffes. Es wird mancherlei Einzelnes
geboten, aber eigentlich nichts Ganzes. Befonders
unglücklich fcheint uns, dafs der Vf. auf allerlei Nachbargebiete
übergreift, zu deren Behandlung er nach
feinem Thema nicht verpflichtet war, die aber entweder
gar nicht oder eingehender behandelt werden mufsten
als es hier gefchehen ift. In dem Abfchnitt über Magie
finden wir Bemerkungen über die Magie im Neuen Tefta-
mente (S. 59—61), im nachbiblifchen Judenthum (61—63),
bei den Affyrern (67). Bei der Wahrfagerei wird ebenfalls
das nachbiblifche Judenthum (90), die Babylonier
und Affyrer (S. 93 f.) herangezogen, desgleichen bei der
Dämonologie: Das Neue Teftament (S. 102—106),
Jofephus (107), die pfeudepigraphifchen Schriften (S. 108),
das nachbiblifche Judenthum (S. 109—112), Ueber alle
diefe Dinge hätte ein reiches Material vorgelegen, von
welchem fich hier fo gut wie nichts findet. Weshalb alfo
durch ein paar aphoriftifche Bemerkungen den Schein
erwecken, als ob darüber gehandelt würde? In dem Abfchnitt
über die Magie im Neuen Teftamente (S. 59—61)

wird die wichtigfte und intereffantefte Stelle, Act. 19, gar
nicht erwähnt; erft in fpäterem Zufammenhange, wo man
es nicht mehr erwartet, nämlich bei der Dämonologie
des N. T. (S. 105 f.), wird noch darauf Bezug genommen.
— Günftiger kann über den eigentlichen Kern der Arbeit,
über die auf das Alte Teftament bezüglichen Abfchnitte
geurtheilt werden. Hier ift das wefentliche Material zu-
fammengeftellt und in wiffenfehaftlichem Sinne behandelt.
Mit der einfehlägigen Literatur, auch den deutfehen
Arbeiten, ift der Vf. wohl vertraut. Man darf alfo diefe
Abfchnitte als nützliche bezeichnen.

Göttingen. E. Schürer.

Krauss, Samuel, Griechische und lateinische Lehnwörter im
Talmud, Midrasch und Targum. Mit Bemerkungen von
Imanuel Low. Preisgekrönte Löfung der Lattes'fchen
Preisfrage. Theil I. Berlin, S. Calvary & Co., 1898.
(XLI, 349 S. gr. 8.) M. 12.—

Es ift höchft erfreulich, dafs die dringend nöthige umfallende
Bearbeitung der griechifchen und lateinifchen
Fremdwörter in der älteren rabbinifchen Literatur endlich
unternommen und mit folcher Sachkunde ausgeführt
wurde, wie es in dem vorliegenden erften Bande der
Arbeit von S. Kraufs gefchieht. Eine ,Grammatik' diefer
Fremdwörter wird dargeboten, welcher in Bd. II ein
,Worterbuch' folgen foll. Wir erhalten zuerft eine Schriftlehre
mit Mittheilungen über die Transfcription der
griechifchen Confonanten und Vocale, dann eine Lautlehre
, welche von ihrer Ausfprache handelt, eine Formenlehre
, Mittheilungen über Lautwandelungen, Lautverminderungen
und Lautzufätze. Der letzte Theil des
Buches befchäftigt fich mit den Verben, dem Gefchlecht
und der Abwandelung der Nomina, der Entwickelung
neuer Wortformen und Wortbedeutungen. Es ift das
erfte Mal, dafs eine derartige fyftematifche Unterfuchung
jener Fremdwörter im Jüdifchen' vollzogen wurde, wofür
K. eine umfaffende Kenntnifs des einfehlägigen Wortvorrats
zu Gebote ftand. Im Grofsen und Ganzen werden
auch die Refultate als probehaltig anerkannt werden
können, fo fehr man auch über manche Einzelheit mit
dem Verf. rechten möchte. Seine Aufgabe war ihm erheblich
erfchwert durch den traurigen Zuftand aller hier
in Frage kommenden Texte, welche ausnahmslos noch
einer Behandlung nach wiffenfehaftlichen Grundfätzen
entbehren. Auch find die griechifchen Fremdwörter bei
den Juden zwar aufgekommen in einer Zeit, in welcher
fie in lebendigem Verkehr mit griechifch Redenden
ftanden, aber für uns nur erhalten in Schriftwerken,
deren Abfchreiber bald nach ihrer Entftehung grade
diefe Wörter aus dem lebendigen Gebrauche meift
nicht kannten und darum auf das willkürlichfte mit ihnen
verfuhren. Es wäre zu wünfehen, dafs Kraufs diefem
Umftande mehr Rechnung getragen hätte. Manche übereilte
Folgerung aus der jetzigen Geftalt eines Wortes
wäre dann unterblieben. Nicht einmal die auf Hand-
| fchriften beruhenden Editiones prineipes hat er zu Rathe
gezogen. Bei der Ausarbeitung meines Aramäifch-neu-
( hebr. Wörterbuches habe ich nicht feiten Compromiffe
j fchliefsen muffen mit den von den Ausgaben darge-
1 gebotenen Lesarten. Eine fyftematifche Behandlung diefer
Wörter wird fich aber damit nicht begnügen können.
Die Texte, wie wir fie haben, fetzen zwar oft Lefungen
voraus wie XpSön, Tup^, DÜTO'Ö, J^BO, Da^FT)». Aber
das find ja nur Verflache von Unkundigen, den Confo-
nantentext diefer Wörter fich mundgerecht zu machen.
Als diefelben im Volke lebten, wird man von ihrer
griechifchen Ausfprache nicht fo weit abgewichen fein,
1 fondern iOapP {d-rjGavQÖq), "iBp'p (Nixavm(>), ÜO'j'ty*
| (ßovlevrriQ), 'jTttD {GrmsQOV) und Dli^niX (e.vd-eojq) gefagt
[haben. In einigen Fällen kann dies auch durch die
j vocalifirten Targume Jemens erwiefen werden. Nicht