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Ausgabe:

1899

Spalte:

121-122

Titel/Untertitel:

Bibliotheca Hagiographica Latina antiquae et mediae aetatis, ediderunt Socii Bollandiani. Fasc. I 1899

Rezensent:

Harnack, Adolf

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Seite 1

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göttlichen Urfprung fowie den abfoluten Werth ihrer ■ Publicationen genannt, aber auch Andruzzi, Statera
wefentlichen Lehren und die fortdauernde Leitung! Verüatis (Rom 1731) und Woog, Presbytcrorum et diaco-
durch den heiligen Geift anerkennen; in diefem Sinne ift : norum Achaiae de martyrio S. Andreae epistola (Leipzig
er nicht vorausfetzungslos, aber er foll frei von Vor- J 1749)-

urtheilen fein und er foll unbedingt und überall der Die nächften zwanzig Jahre Arbeit auf dem Gebiete

Wahrheit die Ehre geben. Man wendet uns ein, die j der alten Kirchengefchichte werden uns, fo dürfen wir
Liebe zur Kirche hindere uns daran, die Tugend der j hoffen, an Stelle des Chaos ,Hagiographen' eine chrono-
Wahrheitsliebe gewiffenhaft zu üben. ,Ich will hier nicht I logifch und kritifch durchgearbeitete Sammlung der
unterfuchen, ob nicht diefe Einrede durch gewiffe lite- | Hagiographen der fünf erften Jahrhunderte bringen, und
rarifche Erfcheinungen auf unferer Seite hervorgerufen , die Bollandiften werden an der Krönung des Gebäudes
wurde'. Die Forderung, auch die Schattenfeiten in der einen entfeheidenden Antheil haben, wie fie feinen Grund
Kirchengefchichte in ihrem vollen Umfange und in ihrer gelegt haben.

ganzen Tragweite zur Darfteilung zu bringen, ift vollbe- Berlin A Harnack

rechtigt. .Heraus mit der ganzen, mit der vollen Wahrheit
, lautet meine offene Parole'. Weiter, dem Fortbildungstrieb
und dem Forfchungsdrang mufs in
der Kirchengefchichte freiefte Bahn gegeben werden, denn
jede Wiffenfchaft, die nicht fortgebildet wird, ift dem
Tode verfallen und des Todes würdig. Wie fich der
Verfaffer den Fortfehritt, ,die Ausbildung der Kirchengefchichte
zur hiftorifchen Theologie', denkt, zeigt er an
einigen Beifpielen, befonders auch an der Dogmenge-
fchichte, die von den Katholiken bisher als ,Dogmatik
in hiftorifchem Gewände' behandelt worden fei. Ueberall

Butler, Dom Cuthbert, O. S. B., The Lausiac History of

Palladius. A critical discussion together with notes
on early egyptian monachism. (Texts and Studies.
Contributions to biblical and patristic literature.
Edited by J. Armitage Robinfon. Vol. VI.) Cambridge,
Univerfity Press, 1898. (XIV, 297 S. gr. 8.) sh. 7. 6

Der Benedictinerorden hat in der letzten Zeit mit
grofser Energie die alten, gelehrten Traditionen wieder
ift er von der Ueberzeugung durchdrungen, dafs das un- j aufzunehmen begonnen. Abgefehen von dem Florilcghnn

befangene Eingehen auf die Forderungen der modernen Cassinense hat namentlich die belgifche Abtei Maredfous

Wiffenfchaft der Wahrheit und der katholifchen Kirche | vor Allem durch den rührigen G. Morin fich in den

zu Gute kommen wird. 1 Dienft wiffenfehaftlicher Arbeit geftellt und bewiefen,

p„ ,. a i dafs fie einen Anfpruch darauf hat, als gleichberechtigter

oerfin. /. Harnack. , ... r f j Yr 1 C°

Mitarbeiter angefehen zu werden. Nun kommt auch aus

England ein Lebenszeichen der Congregation. Dom
Bibliotheca Hagiographica Latina antiquae et mediae aeta- Butler hat mit dem vorliegenden Bande ein specialen
tis,edideruntSociiBollandiani. Fasel. A-Cae- geliefert, dafs auch von dort das Befte hoffen läfst Er
... „ ., ... ,. . , TT ,. , , .o o hat mit grofsem Schartfinn und wahrhalt wiffenfchaft-
cilia. Bruxelhs, Via dicta ,des Ursul.nes 14, 1898. Uchem F*eimuth dn fchwieriges Problem behandelt,

(224 S. gr. 8.) deffen Löfung eine nothwendige Aufgabe für jeden ift,

In zwei ftarken Bänden foll der .Bibliotheca Hagio- der die Anfänge des Mönchthums erforfchen will.
?r<iphica Graeca' (1895) nun die Bibliotheca Hagiogra- I Wie ich in meinem, dem Stoffe nach dem hier an-
Phica Latina folgen. Die Editionen aller hagiographi- zuzeigenden parallelen Buche ,Palladius und Rufinus' gelchen
Documente, die älter find als das 16. Jahrhundert, | zeigt habe, bildet die histona Lausiaca ein Iiterarifches

Problem, deffen Löfung nur auf Grund einer Unter-
fuchung der Ueberlieferungsverhältnifse unternommen
werden kann. An diefem Punkte fetzt denn auch Dom
Butler ein. Der erfte Theil, textual criticisni, behandelt zu-
nächft die verfchiedenen Recenfionen der historia Lausiaca
, vergleicht beide und gewinnt aus diefer Verglei-
chung das Refultat, dafs die längere, wie fie feit du Duc

füllen verzeichnet werden; dabei ift dem Begriff ,hagio
graphifch' der weitefte Umfang gegeben. In einer grofsen
Anzahl von Fällen wird aber auch bis zu den Manuskripten
zurückgegangen: ,d'abord pour pouvoir douner
Ineipit et le Desinit des pieces dont on n'a jusqu'ici
tntprimi que des fragments; ensuite, pour cataloguer de
»otnbreuscs pieces inedites, cclles-la surtout qui semblent

navoir aueune chance d'etre publiees plus tard. Teiles "nd durch die Aufnahme in Migne's Cursus XXXIV Ver
S0H/, p. <:, des Vies que nos predecesseurs dont pas jugees | breitung gewonnen hat, interpolirt ift und zwar durch

, ^ . -., .... r ... ,7... ...... r. .....-------- ------ 1 - - j o .

atgnes de l'imprcssion, et qu'ils se sont contentes de signier
011 d'analyser dans les Acta Sanctorum; les copies
quils avaient rassemblees et dont une partie se conserve
encore, ont rendu a cet egard grand Service. Teiles sont
e»core les pieces saus valeur ou les recensions differentes
"f pieces connues, que nous avons cn souvent a signaler
'•hns nos catalogues de mss. hagiographiques'. Ueber die
Quellen diefes Cataloges giebt'die Vorrede Rechenfchaft.
Mit Recht ift alles Subjective, alfo auch alle hiftorifche
Kritik verbannt: ,nous n'avons pas songe un instant a
tffventoricr ici les travaux critiques qui ont ete publies sur
chacun des 7 ou 8000 docutnents dont nous donnons le

retez>e'

Bei der fonft von Niemandem erreichten Ueberficht.
Reiche die Bollandiften über das hagiographifche Gebiet

Einarbeitung der griechifchen historia monachorutn in
Aegypto. Eine Analyfe von Sozomenus, h. e. VI, 28 sqq
ergiebt, dafs er allein die nicht interpolirte Form benutzte
. Die folgenden Abfchnitte diefes Capitels befaffen
fich mit den verfchiedenen Ueberfetzungen, der lateini-
fchen, fyrifchen, armenifchen, koptifchen, äthiopifchen
und arabifchen. Dafs von der griechifchen Ueberliefe-
rung keine Rede ift, erklärt fich daraus, dafs B. diefe
Erörterungen für die Prolegomena feiner Ausgabe auf-
gefpart hat. Streng genommen hätte er dann allerdings
auch die Abfchnitte über die Verfionen dort unterbringen
müffen und fie hier nur foweit heranziehen dürfen, als fie
das literarifche Problem erklären helfen. Im praktifchen
Intereffe war aber eine derartige Entladung der Prolegomena
nur zu billigen und man darf B. für die forg-

befitzen, ift man von vornherein ficher, dafs fie nichts | feigen Nachweife Dank wiffen. Er hat die Grundlinien
Yefentliches überfehen haben, oder doch nicht mehr, | fur dle richtige Verwerthung diefer Ueberfetzungen zu-
*ls auch der gröfsten Sorgfalt auf dem faft unüberfeh- treffend angegeben und zum Theil, wie bei der lateini-
°aren Gebiete übrig bleibt. Die .Zeitfchrift für die ; fcnen Heraklidesüberfetzung (Lat. I) die beften Hff. nach-
^efchichte Ermlands' und die ,Altpreufsifche Monats-
Jchrift', Voigts .Adalbert von Prag' (1898) find ebenfo
erückfichtigt wie ungarifche Drucke oder folche verborgene
Abhandlungen, wie wir fie auf S. 14 und 16

gewiefen. Ebenfo hat er die verfchiedenen fyrifchen
Verfionen gefchieden und die Entwickelung der verfchiedenen
Stadien bis zum Paradisus des lAnan-lsb verfolgt.
Hier wird nun freilich erft die weitere Arbeit einzufetzen

"Öden. Bei den Andreasacten find natürlich Bonnet's ! haben, deren Aufgabe es fein wird, feftzuftellen, welchem