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Ausgabe:

1899

Spalte:

114-116

Autor/Hrsg.:

Schwartzkopff, Paul

Titel/Untertitel:

Die Irrthumslosigkeit Jesu Christi und der christliche Glaube 1899

Rezensent:

Baldensperger, Wilhelm

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Seite 1, Seite 2

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Pharifaismus identificirt. Auf die Vorführung des
jüdifchen Meffianismus folgt die Erörterung der Stellung,
die Jefus zu den einzelnen Punkten eingenommen hat.
Dazwifchen fchiebt fich aber ein Capitel, in welchem
allgemeinere, principiellere Fragen berührt werden: fo
der meffianifche Anfpruch Jefu, wofür unter anderem
befonders die Tempelreinigung angeführt wird, die Art
feiner Meffianität, die Begriffe, unter welchen er fich
feine Sendung klar gemacht haben foll: nämlich der
Bundesengel (!) des Maleachi, der Menfchenfohn. Die

Schwartzkopff, Prof. Dr. Paul, Die Irrthumslosigkeit Jesu

Christi und der christliche Glaube. Ein Nachwort zu

der Schrift: „Konnte Jefus irren?" zum Zweck der

Vertheidigung und Abwehr. Mit einem Sach-, Namen-

und Stellenregifter zu den vier Bänden der „Gottes-

offenbarung in Jefu Chrifto" und zu diefer Schrift.

Giefsen, J. Ricker, 1897. (V, 122 S. gr. 8.) M. 2.—

Eine nochmalige Erörterung der Frage von der Irrthumsfähigkeit
Jefu hielt S. für unumgänglich, weil feine

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■uuuuc»CUUei IM UCb lvian.oi.iii, —— ------ ---

Ausführungen über den Letzteren fchliefsen fich befonders -""-•-"■s--- j-- 7 "7" -;—-t,—•,-■-> •--- -----

an A Mever's neueften Verfuch an; Lietzmann konnte | frühere Schrift ,Konnte Jefus >rren' (vgl unfere Recenfion
nicM 2 l i zTriden Der Exegefe des Erfteren | Theol. Litztg. 1896 Nr. 21 mancherlei Angnffc und
^i^b£%£^ Stigerf Vorfrage, in wie Mifsverftändnifse erfahren hatte. So ift diefes Nachwort
fern dfc H™^^^ M™asJachlich gerade zur genannten Schrift im Wefenthchen eine Ausemander-

für die Zeit und die Kreife Jefu Geltung beanfpruchen I fetzung mit den Recenfenten und Kritikern derfelben
vLl Ja*tTt„,lXtL vom Sprachgebrauch des ! zumeift mit Herrn Prof. D. Zöckler. Der Standpunkt

kann, und welches Licht fchon vom Sprachgebrauch des
ganzen kanonifchen Danielbuches darauf fallt, bleibt unberührt
. , , .. ,

In Anbetracht der Benützung, welche vorliegende . ....... ---------

Unterteilung von Seiten anderer Mitarbeiter erfahren einem eigenen Capitel der neuen Brofchure den exege-
könn e e, recht bedauerlich, dafs S. es bei_ einer tifchen Nachweis, dafs Jefus Geh in der 1 hat bei verfehle-

des Verf. ift derfelbe geblieben: er hält an der That-
fache feft, dafs Jefus, infofern er wirklicher Menfch war,
auch dem Irrthum unterworfen war, und er führt in

kdnnfP ;n o Kcdanerlich dafs S. es bei einer tifchen Nachweis, dafs Jeius lieh in der inat oei verlerne-

nT'ShlLn „„S chÄgerDispoOtion des Stoffes denen Anläffen (Verflnchung des Feigenbaums Auf-
^Ä"Äc5» Eine fchejangedente, worden | ^^G^g^'^«*^ «ELSES*

^vvcnucn neis. r.s 111. ud3 x-

Qals unter der Rubrik IV, 2, in welcher von der Offen-
Darung Jefu in ihrem Verhältnifse zur pharifäifchen Lehre
von dem Vollendungsreich die Rede fein foll, ein Abschnitt
u,DU'mirt wird, in dem der meffianifche Anfpruch
JjJ'u und fogar die Entftehung feines meffianifchen Be-
jvylstfeins vorgeführt werden. Der zwifchen IV 1 und
, 2 gemachte Unterfchied von ,heiliger Schrift' und
T.hanfäjfcher Pehre' ift unzureichend, da auch fchon
le Punkte unter IV 1 dazu beitragen, die Stellung Jefu
juauclien Theologie zu charakterifiren. Einiges, wie
>e Beifpide von der noachifchen Fluth, u. f. w. (p. 77 ff.)
in d" r p"? Und die Weisfagungl (IV i d), würde vielleicht ,

Fetr-vfb. , fPrechung des Verhältnifses zur zeitgenöffifchen rQ bemü'ht er'ftrh ««»TAT ~ a c

^chatolooie noch beffer feine Stelle finden. Warum Jd/SÄJÄ in f ^ fS fefer ^tmT flc,h auf

- —---- * | neusunv.eientj.icne JJinge befchranke und mit der Sünd-

Termin der Wiederkunft) geirrt habe. Beachtenswerth
ift aber im Vergleich zum früheren der neue Titel ,die
Irrthumslofigkeit Jefu Chriffi', zumal der Inhalt diefes
Nachwortes an und für fich eben fo gut den Titel ,die
Irrthumsfähigkeit Jefu' geftattet hätte, und ein Capitel
fogar die Ueberfchrift führt: ,die Nothwendigkeit des
Irrens Jefu in gewiffen Dingen' (p. 45). In der von S.
getroffenen Wahl giebt fich fein Beftreben kund, auf ge-
wiffe Anfeindungen zu reagiren und der dogmatifchen
Schätzung der Perfon Jefu keinen Abbruch zu thun.
Wenn ihm Zöckler vorwirft, dafs feine Theorie von dem
Irren Jefu deffen Heiland- und Erlöferftellung gefährde,

^-scnatoloo o noch beller leine steiie nuuen. »voiu... , 1,cu3uunoiv.ol,.o..o . , p~ ~: z—~, .. , r .
auch foKur Sbcr die Punkte IV 2a die jüdifche An- lofigke.t und der richtig erfaften Gottheit Jefu vertrage,
fchannn r r v, ^fnndert in Betracht gezogen Es wird an der etwas antiquirten Meinung Zöcklers,
werde "g ^IcTtem erften Theil IV 1 ein l dafs Jefu zwar im Befitze der Allwiffenheit gewefen, fich

andi^ ^rV%T r^M^eia^ Ode" vielmehr, warum i aber des Gebrauchs enthalten habe, fowie an der alt-

wÄTttÄiW vorgezogen, | kirchlichen Chriftologie auf Grund der neuteft Angaben,
zumal Manche?6aus dielen fo ausführlichen Erörterungen oder w,e S. fich ^auszudrucken bel^

zumal Manches aus c

über die jüdifchen und Ipätjüdifchen Vorftellungen von
Auferftehung, Gericht, Paradies, Scheol . . . lur die
Kcnntnifs der Offenbarung in Jefus Chr.ftus, worauf es
doch ankommt, nichts verfchlägt? Beginnt doch S. leib t
das Capitel über die Stellung Jefu zu diefen Dingen mit
der Erklärung, dafs er nur ,mit den wichtigiten

V_/ VJ V. I VY1V, 11V.11 UUJl-uvii " v»vi> "7 —----— — —

Bibel, Kritik geübt. Um eine Faffung der Gottheit
Chrifti, die mit der Annahme feiner Irrthumsfähigkeit
zufammenbeftehen könne, zu erhalten, greift unfer Verf.
auf die paulinifche Chriftologie zurück: Chriftus fei Gott
von Art, Stellung und Würde. Seine Gottheit fetze
aber auch metaphyfifche Wefensgemeinfchaft voraus.

Oer Frklärnncr dafs er nur ,mit aen wiuiug»>." a^u mciapiijuiu«. 7»^ldSv.u;>..H.v ,u..

Punkten der df rpeS zeitgenöffifchen Anfchauung Insbefondere verlange feine Sündlofigkeit die Empfangnils

didSL tSLfiTT? vSdefaaaB fteUen' wolle (p. I34)- vom h. Geifte, wie fie durch die l ehre von, der ,jung-
Mar1 m» 1 t J mSta^& Verf hier die Refultate , fräulichen Geburt' gewährleiftet werde. Hier könnte man

WährP^ 1 k 1 fi„«nincre die man in diefem Haupt- er felbft ein ge Seiten weiter in Bezug auf die aufserheh

Srt: er^ Oberen Studien, i juridilche ErTöfungslehre gefchrieben hat: ,Ueberhaupt

?uf welche darum immerfort verwiefen werden mufs ab- | hat es keinen zu rechtfertigenden Sinn: fittliche Be-
folvirt wurden In Fol^e davon bekommt gerade diefe | Ziehungen rein aufserheh zu ubertragen' (p. 18). Aber
abrchliefsende Hauotfchrift der wir manche gute Eigen- ; noch vielmehr mufs man fragen, mit welchem Rechte
fchaftcn wie die vX Offenheit und Ehrlichkeit der dann S. die volle Menfchheit Jefu im Intereffe feiner
Forschung gerne zuerkennen, das Ausfehen von einem Thefis von der Irrthumsfähigkeit fo energifch betont
«t»U UxSeiS noen nicht voll ausgereiften Pro- , Wenn, die natürliche Vatergeburt von diefer Menfcl^
duete. Sollten wir in unferer Beurtheilung einen ftrengen ; ausgefchloffen ,ft fo ift damit auf jeden Fall eine Thure
^aafsft-ib anaelegt haben fo entflammt er ja nur dem , geöffnet, um noch andere menfehhehe Attribute, wie das
Wrefie an ö?rSarhe felbft' welche dem raftlos arbeitenden Irren, aus derfelben auszulcheiden. Der Satz unferes
Ä-^ft£rS am Herzen liegt als dem Verf dafs zur menfehlichen ,Natur' nicht etwa blofs
Recenfenten Wer über Fragen, die in neuerer Zeit menfehhehes Fleifch, fondern auch die menfehhehe Seele
"terarifch fo oft behandelt worden find, wie die hier be- . gehöre (p. 21), läfst fich eben gerade fo gut umdrehen.
fProchenen weitere Veröffentlichungen beibringt, der Wir kommen mit S. über die Menfchheit eines wunder-
mufs fich darauf gefafst machen, dafs nach den ver- j baren Gottmenfchen (p. 16) nicht hinaus. Mit alle-
fchiedenften Richtungen hin noch ftrengere Anforderungen dem foll nicht etwa das Göttliche in Jefu in Frage geftellt
an ihn als an feine Vorganger geftellt werden. werden, fondern nur des Verf. menfehliches Denken

Giefsen. Baldensperger. über dies Göttliche (p. 23).