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Ausgabe:

1899 Nr. 3

Spalte:

90-93

Autor/Hrsg.:

Brandenburg, Erich

Titel/Untertitel:

Moritz von Sachsen. I. Band. Bis zur Wittenberger Kapitulation (1547) 1899

Rezensent:

Trefftz, J.

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89

Theologifche Literaturzeitung. 1899. Nr. 3.

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L„ther-s, auf M^ncMtWs und Brenz* , « ^ÄjS? £

1-ULllL'I u, clUl illLltUlulillluii a itnuj z/ivun

S. 77 bei M. Iudex' Corp. Doctr. und noch mehr bei der
Marg. theol. des Francisci (S. 81), oder wenn fie, ,um
zu zeigen, wie fehr Brenz auf die Form Einflufs geübt
hat', aus Capito's Kinderbericht die Anfangsfätze abdruckt
(S. 96), oder wenn die Worte, .Brenz' Frageftücke könnten
nicht unerwähnt bleiben', damit motivirt werden, fie
feien ,das Bindeglied zwifchen dem böhmifchen Katechismus
und den fpäteren deutfehen diefes Typus' (S. 90).
Nein — die Erwähnung der vor Luther's Enchiridion
erfchienenen Frageftücke ift in diefem Zufammenhange
höchftens damit zu rechtfertigen, dafs jenes fpäter vielleicht
auch auf fie eingewirkt hat; Frl. Fricke vermuthet
es wenigftens. Die ganze Anordnung hätte eine andere
fein müffen. Die Verwandtfchaft mit Luther's Enchiridion
hätte immer als leitender Gefichtspunkt zum klaren Ausdruck
kommen müffen, während fie jetzt meift als felbft-
verftändlich ftillfchweigend angenommen wird, auch wo
he gar nicht vorhanden ift —; nicht aber hätten Katechismen
, die aufser dem Enchiridion auf von diefem be-
einflufste Katechismen eingewirkt haben mit letzteren zusammen
in fortlaufenderNumerirung gezählt werdendürfen.
So hätten z. B. gleich Melanchthon's Catechesispuerilis und
Otho v. Brunfels' Catechesis (S. 73 ff.) nicht hierher gehört
, denn fie beziehen fich weder ,mehr', noch .weniger
ausdrücklich auf den Inhalt des kleinen Katechismus';
dazu find fie auch nicht einmal von Luther angeregt.
Melanchthon ift in die Katechismusarbeit schon vor 1529
eingetreten, Brunfels' Catechesis ift wahrfcheinlich fchon
vor dem Enchiridion, wenigftens etwa gleichzeitig mit
'hm erfchienen, und beide Bücher tragen einen ganz
anderen Charakter. Beiläufig bemerkt — entlehnt Bruneis
die Remeciia adv. omn. vitia nicht aus Erasmus'
Katechismus, fondern aus deffen Enchiridion militis
christiani.

.Welch eine Hedeutung der kleine Katechismus für

ILUIgllUll UU1 * 1 11 1 i_t Li.-----

zeigt z. B. Nr. 98 (S. 126), wo Stenneberg's Katechismus
unter Cap. III angeführt wird, während er als Bearbeitung
der Nürnberger Kinderpredigten unter IIb hätte
flehen follen (vgl. Ztfchr. der Gefellfch. f. niederf Kirchen-
gefch. 1898 S. 224 fr.) Von verfchiedenen der nur dem
Titel nach angeführten Büchern (fo S. 51: von Nr. 28,
33> 35) 'fi aber ohne weiteres erkennbar, dafs fie überhaupt
keine Katechismen find.

Aber auch, wenn wir das Buch als Bibliographie an-
fehen, hätten wir die ganze Anordnung gerne anders ge-
wünfeht: die Reihenfolge — abgefehen vielleicht von
einigen wirklich durchführbaren fyftematifchen Rubriken
— ftreng chronologifch; die Titel deshalb nach den erften
Ausgaben und nicht in den Anmerkungen verdeckt,
fondern als die Hauptfache voran; die Angabe des Inhalts
tabellarifch, wie es z. B. S. 77 gefchehen id; bei
jedem Buche den Fundort (Bibliothek oder liter. Citat).
In diefer Form würde das Buch zur Kenntnifsnahme der
reichen Katechismus-Literatur des 16. Jahrhunderts noch
brauchbarer fein.

Doch auch fo id es eine höchd dankenswerthe Stoff-
fammlung, die hoffentlich vielen zur Anregung wird, den
hier dargebotenen Stoff zu verarbeiten! —

Efchershaufen (Brfchw.) Ferd. Cohrs.

Brandenburg, Erich, Moritz von Sachsen. 1. Band: Bis
zur Wittenberger Kapitulation (1547). Mit Titelbild.
Leipzig, B. G. Teubner, 1898. (VIII, 557 S. gr. 8.)

M. 12.—

Wenngleich die Regierung des Herzogs und fpäteren
Kurfürden Moritz fich über den Zeitraum verhältnifs-
mäfsig nur weniger Jahre erdreckt hat, fo id doch der

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.Welch eine Bedeutung ^"fP^^TZ« erft KnflÄs den d e^Wi k amkeit diefes Albertiners auf die

Wichtigkeit erkannten und fich durch ihn zu kateche-
tifcher Arbeit anregen liefsen'— durch diefe Einleitung zu
Cap. IV leeitimirt Frl. Fricke die Anführung und Be-

VJCllcULUlig viel uv.,1.11 v..v.. .

im befonderen Sachfens, ausgeübt hat, zweifelsohne von
ganz hervorragender und nachhaltiger Bedeutung gewefen.
Die Beurtheilung, welche feine Politik gefunden hat, id
allerdings eine fehr verfchiedenartige gewefen; während
er auf der einen Seite aufs fchärfde verurtheilt worden
id, gilt er anderen als ,ein von den höchden Gedanken
und Zielen erfüllter nationaler Held'.

Bisher war man für das Leben Moritzens in der

^dl Vrw Ä reformirten Katechismen.
Beidem zuerd befprochenen vonLeoJuda will fie allerdings
noch In der Reihenfolge der Hauptducke eme Abhängigkeit
von Luther erkennen - die ja moguon, « ^ ^ füf das Reben rnomzens in oer
nicht bewiefen id -, bei den fpater b?b:^ ' Hauptfache immer noch auf das ältere zweibändige Werk
chismen wird gar nicht mehr nach etwaigen von Langenn's angewiefen, fowie auf das Buch, welches
-um Enchiridion gefragt, ja wie fehr ff"*** des Georg Voigt .876 dem Gegendande gewidmet hat. Das
Buches hier vergeffen id, bewe.d die ^echung^ ^ ^ 'welches Brandenburg über von Langenn s
He.delberger Katechismus. Ihm werden etwa 1 un: seil uift fallt ift durchaus zutreffend; fie id ungenügend,
gewidmet, was aber die Haupt fache fein fo Ute AU nam , Material, als auch Verwerthung desfelben
hch .manche Stellen an Luther er.nnern wird in o t Der Schwerpunkt des Voigt'fchen Werkes hegt
Anmerkung verwiefen (S. 139 Anm. 1). Und aucn s e Schmalkaldifchen Krieges, die
Anführung'der meiden in Cap V b;han^ früheren pSn Einer Arbeit fufsen, allerdings wefent-
konnte nur das rechtfertigen dafs ^£fiTS?]JS^ ' "'<* kritifcher und gründlicher gearbeitet als die V orlage,
Luther's Katechismus find. Beffer fleht es m leW ^ Langenn. Mit dem Jahre l547 bricht Voigt ab,
Capitel, wo manche der angefu^ dner Darftell der fpäteren Jahre ift er dann nicht
chismen ja geradezu mit den Wo^^r™J^ mehr gekommen. Aufser diefen beiden gröfseren Werken
reden. Ueber diefe Abhängigkeit glebtes einen in ^ ^ ^ ^ Reihe yon AbhandiUngen
Jeffanten Artikel von D Kawerau (Chriftl. Unterfuchungen, welche einzelne Punkte und Ab-
gj. 66ff. u. 177 ff.), der der Verfaffer.n unbekannt ge , ^ Mont%en's Regierung behandeln, unter anderen
Wieben zu fein fcheint. m Fleifs einen fei namentlich auf die zahlreichen Arbeiten hingewiesen,
Frl. Fricke hat mit anerkennenswerthem ble.ls eme , ^ ^ ^ fieifsigen Feder Ifsleib's verdanken. Line
reichen Stoff zufammengetragen ™ Das wirklich brauchbare Biographie aber, welche das ganze
Pfindung, dafs er ihr über den Kopf #S^^^&ub*a Moritzens umfafst hätte, gab es bisher nicht,
Buch hatte mc^ Lücke ^ Brandenburg's Buch ausfüllen. Der
•Bibliographie der ^^^^iJ^J^^ Verfaffer, Privatdocent an der Univerfität Leipzig, war
auftreten follen; dann durfte man es Jan* :n erfter Linie zur Löfung der Aufgabe berufen. Hatte
tteden. Bedauerlich ift, dafs die be den He ren d ^ ^ ^ HabiUtationsfchrift ein Thema
Gottinger Facultät, die ^^^^JfLi'Zh aus diefer Zeit gewählt und diefer Arbeit dann in den
anderung nicht veranlagt haben. Dann folgenden Jahren mehrere Auffätze folgen laffen, welche