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Ausgabe:

1899 Nr. 3

Spalte:

77-79

Autor/Hrsg.:

Watson, John

Titel/Untertitel:

Das letzte Abendmahl 1899

Rezensent:

Lobstein, Paul

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77

Theologifche Literaturzeitung. 1899. Nr. 3. 7»

dafs folche Stellen, wie Matth. 20,2r; Marc. 10,1« fo ifolirt
geblieben find. Alles, was wir lonft vermiffen möchten,
finden wir im Abendmahl. So findet E. in den fynoptifchen
Abendmahlsberichten den Niederfchlag des urchriftlichen
Glaubens, welcher fich zur dogmatifchen Reflexion über
den Tod Chrifli als einen Opfertod verdichtete. — Bei
diefer Erörteruug hat der Verf. angenommen, dafs im
Abendmahl nach neuteftamentlicher Anfchauung ein realer
"uuuucm Genufs von Leib und Blut Chrifli ftattfindet. Dafs diefe

läge die Varianten der Ausgabe von Weftcott und Hort i Vorausfetzung richtig ift, bewahrt fich an der realiftifchen
dazugekommen find, ift ein Fortfehritt, aber ich kann j Auffaffung des Paulus und des vierten Evangeliums. —

rrrnffr, Werth für den Sind unfere Berichte in fo hohem Maafse durch fpätere

dringend geboten. Ob noch weitere Fehler im ,Drucke
fich finden, habe ich nicht nachgeprüft. Als Text ift der
der Gebhardt'fchen Ausgabe zu Grunde gelegt — leider
ohne alle Varianten. Das beeinträchtigt den Werth des
Werkes für Vorlefungsgebrauch erheblich.

Die Synopfe von Tifchendorf würde gerade hierin
einen Vorzug befitzen, wenn nicht der mitgetheilte Apparat
fich auf die Majuskeln befchränkte mit nur ganz geringer
Herbeiziehung der Verfionen. Dafs in der neuen Auf-

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dazugekommen find, ift ein üorticnnu, auci >v„.... ,------------ ...

diefem Editionen-Apparat keinen grofen Werth für den Sind unfere Berichte in fo hohem Maa
Unterricht beimeffen Für den Studenten ift es ganz hinflüffe umgebildet, fo kann es nicht befremden, dals
werthlos zu wiffen wie WH oder Tregelles lefen, aber ! der urfprüngliche gefchichthche Vorgang fich nicht deut-
nicht werthlos zu 'erfahren dafs in den älteften Ueber- ; lieh erklären läfst. Wie find aber dann jene Vorftellungen
fetzungen eine intereffante Variante vorhanden ift, von entftanden? Hinfichtlich der Deutung des Todes Chnfti
der er überhaupt nichts erfährt, wenn zufällig Ti. und durch Uebertragung der altteftamenthchen Opfervor-
WH. von ihr keine Notiz nehmen Im Uebrigen ift diefe j Heilungen auf das Leiden und Sterben Jefu, diefer Ideen-
7- Aufl. abgefehen von Minutien unverändert. Die Peri- kreis ift fomit jüdifch; hinfichtlich der eigentlich facra-
kopen find mit den johanneifchen vermifcht, nach einem j mentalen Anfchauung find onentahfehe Einflufie wirkfam
fragwürdigen chronologifchen Schema. Für Ueberficht- : gewefen: in der Atmoiphäre, in welcher die damalige
lichkeit und Hervorhebung der Abweichungen ift nichts | Chnftenheit lebte, konnte ein fupranaturales Effen einer
Befonderes gethan Immerhin kann auch diefe Synopfe himmlifchen Speife im Kultus, die das ewige Leben giebt,
in ihrer Eigenart nützliche Dienfte leiften, wenn fie auch j nicht befremden. - An diefer Stelle ift aber eine Lücke
mit den Werken von Huck und Heineke die Concurrenz I wahrnehmbar, welche unfer hiftorifches Willen nicht aus-
nirüf ^„r,, w.nnpn Bearbeiter der neuen I zufüllen vermag. Die Schwierigkeit liegt nach E. in der

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nicht mehr wird aushalten können. Bearbeiter der neuen
Auflage ift Oswald Kramer.

Marburg. Johannes Weifs.

Eichhorn, Prof Albert, Das Abendmahl im Neuen Testament
. (Hefte zur .chriftlichen Welt' Nr. 36.) Leipzig,

J- C B. Mohr, 1898. (31 S. gr. 8.) M. -.40

' ^ . ti. tt l Aus aieier aunugen nuzcigc wnv* u... ~----

Watson, John, Das letzte Abendmahl. Autonfirte Ueber- hwerljch eine Ahnung von der Gedankenfülle des fo

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rehgionsgefchichtlichen Entwickelung. ,Was auch Jefus
gefagt und gethan haben mag an jenem Abend, ich kann
von da aus nicht verliehen das Kultmahl der Gemeinde
mit dem facramentalen Effen und Trinken des Leibes
und Blutes Chrifli, wie es in der älteften Chriftenheit
ziemlich von Anfang an, wie es fcheint, fich ausgebildet
hat'.

Aus diefer dürftigen Anzeige wird der Lefer nur

---.., jw...., „iw —— ------- _ . . 1 1CI1WCI1IC11 CHIC .ILllllullg vv^..--------

fetzung aus dem Englifchen von W. H. Leipzig, F. wQnl an allgemeinen Gefichtspunkten als an werthvollen
Janfa, 1898 (III, 80 S. 8.) Geb. M. I. 20 j Einzelbemerkungen überaus reichen Effays erhalten Der

, 1090. (Iii, > „«»„„Up Studie 1 Eindruck, den derfelbe hervorrufen mufs, wird durch die

• I. Durch die gedankenreiche und geiftvolle Studie r^maru , Sicherheit, mit welcher der Verf. feine

Eichhorns treten die neuteftamentlichen Anfchauungen B^unrnthett 1nd a „kentlich erhöht; denn, wenn

vom Abendmahl in eine neue, oft ganz ^erra^nd, Gedanke vo ^ Forfchung und die Lücke

Be eu htu Der Verf. will an feines Wiffens offen bekennt, erklärt er, dafs er fich durch

Wehen Methode die Fehgionsgef^ abweifende Stellung zu feiner Methode und zu feinen

Wendung bringen. Jene nimmt d,e..A^"^ Refultaten .nicht fehr gedrückt fühlen wird'; ja man

einfach als Gefchichtserzählungen, die mehr^oder wen, , a efichts der über diefes Problem fo wider-

genau den wirklichen Vorgang wiedergeL^ Meinungsäufserungen, um die vornehme

durch Verglcichung zu rect.fic.ren find, bis manj £uhe beneide die ihm geftattet, ,fich in feiner ifohrten
Überlieferung und damit den wirklichen g^<*™ | Stell ziemli*ch behaglich zu fühlen'.
Vorgang erreicht hat (eine Identto ^ diefer dje &itifchen Velleitäten des Recen-

E. fehr beachtenswerthe Inftanzen «n^y.'^J^l. auf , fenten von vornherein dämpfenden Erklärungen, kann ich
gefchichthche Methode dagegen richtet ,ihr {ntereiie a Bedenken, die mir die Freude an der

X ftAu'ÄUnB deS C'lri7CnthT VÄlS Ätrach?, 1 anregenden Studil E.'s etwas verkümmern, in aller Kürze
altefte chriftliche Literatur kommt vor Allem in Betracm, brechen E -ft if von grofser Bedeutung, fich

weil fie den Gang der religiöfen Untwickelung wieder- Ueberlieferung
fpiegelt. Das zweifellos Unhiftonfche ift des^ der umbildenden Kraft des Gemeindeglaubens er-

werthvoller als das Hiftorifche ^sda^t£j gnffen ^ Motive dabei maafsgebend ge-

den Fortfehritt des rehgiofen Yrocetes a™ ™*™°U I wefen find. Zu diefem den Bedürfnifsen der Gemeinde

Gh lt;,WfhreTnd daS Hifto"„chl h!Z ilr^d ohne für die entfprechend umgebildeten Material gehört nach E. ganz
chichthche Erinnerung feftgeha ten wird ohne iur F S Mahl u_ ^ uns n h

Religion von wefenthch^erBedeu^ dem K ^ ^ ^ ^ feine ganze Beweifs-

wendet ^tc Wtxf.^^^^^^ Chnfti führung in Gang zu bringen, fo wird man nicht fehl

TrS1, i advc auurel grdfen-wenn man urthdit-dafs hier Alles an,der von,

iod und Auferftehung, aber nicht, dals Jelus fw s , prochenen Leugnung jeder Leidens- und

^&Lfi tfe iftSÄ^ üS Todesweisfagulg'jefu felber fngt Erbat mit grofsem
alles lff«rfS ia^ «S^VOThÄgefcgt hatte. Jene Pathos die in den Synoptikern überlieferten Vorherfagungen
älter, i o r u^ ! ?; ^ Trpdition pcnücte dem Be- Jefu zn extenso citirt, und um den Eindruck diefer Aus-
fef 'totiS rectificirt, Jagen zu verftärken, hat er aus den Referaten die Parallel,

dafs Jefus felbft n cht nur feinen Tod und Auferftehung ftellen angeführt, was den Schein erwecken konnte dafs
genau vorhergefagt, fondern auch die Heilsbedeutung ; wir es hier mit einer noch greiseren Zahl von Weisfeines
Todes ausgefprochen hatte. Es ift nun auch ver- fagungen zu thun haben. Diefe fo genauen, das Detail
ftändlich warum wir in den Abendmahlsworten die letzte ; der Leidensgefchichte anticipirenden Vorherfagungen leien
und vollendete Auffaffung der Gemeinde vom Tode , in diefer Faffung unmöglich, folglich fei jede Bezug-
Chrifti wieder finden Es kann nun nicht mehr auffallen, nähme Jefu auf feinen Tod überhaupt ungefchichthch.