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Ausgabe:

1899 Nr. 26

Spalte:

712-713

Autor/Hrsg.:

Fischer, Engelbert Lorenz

Titel/Untertitel:

Cardinal Consalvi. Lebens- und Charakterbild des großen Ministers Papst Pius‘ VII 1899

Rezensent:

Foerster, Erich

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7ii

Theologifche Literaturzeitung. 1899. Nr. 26.

712

thode und Kunft, was bei Symeon natürlich fich ereignet.
Doch findet Holl mit Recht in ihnen Repräfentanten der
griechifchen Kirche, die durch ihre Infchutznahme fich
für die Ueberzeugung wehrt, dafs der Geift Gottes noch
wie in den Zeiten der Apoftel in ihr lebendig ift.

Nun mufs fich der Verfaffer in dem letzten Abfchnitte
zu der Darlegung wenden, wie fich im Verhältnifs zu

Alle betreffen die alte Kirche oder das byzantinifche
Mittelalter. Einige darunter find von nicht unerheblichem
Werthe. Den Beginn macht das Leben des Prokopios
und feiner Genoffen, eine immerhin ältere Arbeit, da
fie bereits in den Acten der 7. ökumenifchen Synode
erwähnt wird. Bisher war fie nur als Fragment gedruckt.
Die vier folgenden Nummern beziehen fich auf Stephanos,

der Kirche namentlich zu den Trägern des geiftlichen j den erften Blutzeugen. Dabei find zwei Enkomien und die
Amts der Anfpruch des Mönchthums durchgefetzt hat. | beiden andern Erzählungen handeln von der Auffindung
Er beginnt mit dem Hinweis darauf, dafs bereits bei der Reliquien des Stephanos und deren Ueberführung
Clemens Alexandrinus und Origenes neben den Prieftern | nach Konftantinopel. Die erfte giebt als Datum das

zehnte Confulat des Honorius und das fechfte des Theo-
dofius = 415 p. Ch. Die fechfte Veröffentlichung ift
eine der wichtigften, nämlich das Leben des berühmten
Mönchs Hilarion, des Schülers des Antonius. Die la-
teinifche Vita fchrieb Hieronymus, Sophronius überfetzte
fie ins Griechifche. Ein erweiterter Text der letzteren
Ueberfetzung liegt nach des Herausgebers Urtheil hier

andere geiftlich autoritative Perfönlichkeiten ftehen, die
durch ihre charismatifche Begabung fich zu Seelenführern
eignen. So lag bereits in der älteften Zeit ein Keim zu
der fpäteren Entwickelung. Die Bufsdisciplin der Kirche
aber begünftigte ihre Richtung, da fie fich wefentlich
um die Todfünden kümmerte, aber die Sünden, die jeder
Chrift beging, ignorirte. Bafilius nun war es, der in

feinen Klöftern die Gedanken der Alexandriner fort- vor. Die beiden folgenden Stücke betreffen den Patri

pflanzte. Ueberzeugend weift Holl nach, dafs Bafilius
als Gefetzgeber des Mönchthums der Schöpfer desBeicht-
inftituts war, das fich in der griechifchen Kirche bis zum
Ausgang des Mittelalters in der Kirche nur als Sitte,
aber nicht als Gefetz einbürgerte, dagegen in den Klöftern
immer mehr gepflegt wurde. Neu und fehr inftructiv ift
daneben die Ausführung, dafs die Kirche die öffentliche
Kirchenbufse der alten Zeit nicht aufgegeben, fondern
beibehalten hat. Unter diefen Umftänden hat das Mönchthum
die Bufsgewalt namentlich feit den Bilderftreitig-
keiten an fich genommen. Die Gewalt wird ihm erft
genommen, als die Bufse Sakrament wird, d. h. durch
die Annahme der 7 Sakramente in der griechifchen
Kirche auf dem Concil zu Lyon.

Ueberblickt man die gefammten Ausführungen
Holl's, fo wird man fagen, dafs in ihnen eine gewaltige
Fülle neuen Materiales in den Vordergrund gefchoben
ift, dafs die kühnen Aufftellungen wohl genützt find,
wenn man auch hier und da fich noch nicht mit Allem
einverftanden erklären mag. Einen Hauptvorzug des
Buches aber fehe ich darin, dafs die Gefchichte des griechifchen
Mönchthums in einem ganz neuen Lichte er-
fcheint. Es hat feiner Kirche im Mittelpunkte des reli-
giöfen Lebens immer wieder neue Kraft gegeben.

Hannover. Ph. Meyer.

'AväXexza 'lEQoooZvfiixixrjq JExaxvoXoyiaq rj övZZoyr] ovex-
öoxcav xal ojtavimv XXrvixcov GvyyQcupmv jceqI xcöv
xaxd xrjv Ecpav oq&oöo^cov hxxXfjöioov xal (idZiöxa
xrjq xmv IlaXaiQxivmv, ovXZeysvxa (iev xal sxöiöofiEPa
vxo A. IlajiaöojiovXov-KEQaLitcoq, exxvjtov/xsva de ava-
ZcofiaOi xov avxoxQaxoQixov dpftodogou IJaZaioxivov
OvXXöyov. Tofioq V. *Ev UexqovjcoXei, 1898. (Leipzig,
O. Harraffowitz.) (VI, 448 S. Lex.-8.) M. 20. —

Das Werk, deffen fünften und letzten Theil ich
hierdurch zur Kenntnifs bringe, war urfprünglich auf
6 Bände angelegt, wie ich bei der Anzeige des erften
Theiles (Theol. Litztg. Jahrgang 1892, Nr. 23) berichtet
habe. In der Einleitung des vorliegenden Bandes erklärt
der Verfaffer, dafs ihn dauerndes körperliches Leiden
hindere, das Werk in der geplanten Weife zum Ab-
fchlufs zu bringen. Ich kann nur herzlich bedauern, dafs

archen Sophronios von Jerufalem. Deffen Leben von
Zonaras ift das erfte, eine Rede des Patriarchen auf die
hl. Taufe ift das zweite. Nun fchliefst fich an eine Vita
des Andreas v. Kreta, verfafst von dem fruchtbaren Ha-
giographen Niketas Paphlago. Nr. 10 ift ein echtes Stück
griechifcher Legende, eine Akoluthie für die unter Kaifer
Manuel Komnenos gefchehene Ueberführung des heiligen
Steines nach Konftantinopel, auf den Chriftus nach der
Abnahme vom Kreuz gelegt wurde. Dem folgt der um-
fangreichfte Beftandtheil des Bandes, nämlich eine Vita
des Athoniten Sabas, des Jüngeren, fogenannt im Gegen-
fatz zu dem berühmten Serben Sabas, der auf dem Athos
das Slaventhum vollends einbürgerte. Verfaffer der Vita
ift der bedeutende Hagiograph des 14. Jahrhunderts, der
Patriarch Philotheos von Konftantinopel. Diefe lange Erzählung
(S. 190—359) ift von Wichtigkeit für die Gefchichte
des Mönchthumes zur Zeit des zweiten Paläologen,
namentlich für die Gefchichte des Athos. Philotheos ift
ein begeifterter Lobredner desfelben. DenSchlufs machen
drei kleinere Stücke, das Martyrium des Athanafios in
Klysma am rothen Meere, das Leben des Bifchofs Paulos
und des Presbyters Johannes, das Martyrium des hl.
Konon. Unter den Anhängen fei auf den guten Index
hingewiefen.

Die nun vollendete Stachyologie wird ftets eine
reiche Sammlung von Schriftftücken darftellen, die namentlich
für die Kenntnifs der byzantinifchen und neu-
griechifchen Kirche nach vielen Seiten hin von grofser
Wichtigkeit find.

Hannover. Ph. Meyer.

Fischer, Geh. Kammerherr Stadtpfr. Msgr. Dr. Engelbert
Lorenz, Cardinal Consalvi. Lebens- und Charakterbild
des grofsen Minifters Papft Pius' VII. Mit
dem Bilde des Cardinais. Mainz, F. Kirchheim, 1899.
(XV, 350 S. gr. 8.) . M. 4.— ; geb. M. 5.-

Die Tendenz diefer neuen, dem Cardinal Rampolla
zugeeigneten Biographie des berühmten Begründers der
päpftlichen Machtftellung im XIX. Jahrhundert, und zugleich
ihren Werth kennzeichnen ein paar Sätze der Vorrede
: ,Es war mir nicht darum zu thun, auf neue, bisher
unbekannte Quellenentdeckungen auszugehen, fondern es
follten die bereits vorhandenen gehörig benützt und zur
dem raftlofen Eifer und der unermüdlichen Thätigkeit | Zeichnung eines möglichft vollftändigen Bildes diefes
des Herausgebers, der wie kein anderer Grieche unferer herrlichen Mannes verwerthet werden'. Und: ,Confalvi
Zeit die Kenntnifs der orientalifchen Bibliotheken er- ift eine wahre Idealgeftalt, fowohl als Mensch, wie als
fchloffen und die gelehrte Welt mit einer grofsen Reihe Prälat, als Cardinal und Minifter'. Danach find neue
von dahingehenden Publikationen befchenkt hat, vor- Forfchungen in dem Buche nicht enthalten. Der Verf.
läufig^ wenigftens ein Ziel gefetzt ift. folgt bei feiner Darftellung den Memoiren Confalvi's und

Der vorliegende abfchliefsende Band der Stachyo
logie enthält im Gegenfatz zu den vorhergehenden kein

Artaud's Gefchichte des Papftes Pius VII., doch benutzt
er auch noch eine Reihe anderer Publicationen, infonder-

Stück, das fich auf die neuere griechifche Kirche bezöge. ! heit Bartholdy's Grundzüge aus dem Leben des Cardinais