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Ausgabe:

1899

Spalte:

673-676

Autor/Hrsg.:

Benzinger, Immanuel

Titel/Untertitel:

Die Bücher der Könige erklärt 1899

Rezensent:

Beer, Georg

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Theologische Literaturzeitung.

Herauso-eo-eben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.

FH" h ' t Preis
alle 14 Tage Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark.

N°i 25. 9- December 1899. 24. Jahrgang.

Benzinger, Die Bücher der Könige erklärt
[Kurzer Handkommentar zum A. T. Abth. IX]
(Beer).

Köberle, Die Tempelfänger im Alten Tefta-
ment (Baudiffin).

Ramsay, Was Christ born at Bethlehem?
(Schürer).

Crem er, Die paulinifche Rechtfertigungslehre
im Zufammenhange ihrer gefchichtlichen Vor-
ausfetzungen (Schürer).

Loofs, Euftathius von Sebafte und die Chronologie
der Bafdius-Briefe (Krüger).

Grf-tillat, La morale chretienne (Wendt).

Pfifter, Die Genefis der Religionsphilofophie
A. E. Biedermann's (Elfenhans).

Neue Chriftoterpe (Kühn).

Benzinger, Priv.-Doc. Lic Dr. J., Die Bücher der Könige
erklärt. Mit neun Abbildungen im Text, einem Plan
des alten Jerufalem und einer Gefchichtstabelle. (Kurzer
Handkommentar zum Alten Teftament. In Verbindung
mit J. Benzinger, A. Bertholet, K. Budde,
B. Duhm, H. Holzinger, G. Wildeboer herausgegeben
von Prof. D. Karl Marti. Abtheilung IX). Freiburg
i. B., J. C. B. Mohr, 1899. (XXIII, 216 S. gr. 8.)

M- 5—; geb- M. 6.—
Ein neuer Commentar zu den Königsbüchern war
ein Bedürfnifs. Die letzte, für die Textkritik der Königsbücher
bedeutfame, Auslegung von Kloftermann flammt
vom Jahre 1887. Inzwifchen find für die Königsbücher von
der raftlofen a. t. liehen Einleitungswiffenfchaft und durch
profan- u. religionsgefchichtliche Einzelunterfuchungen
viele neue Probleme angefchnitten und gelöft worden,
fo dafs ihre Prüfung und Verwerthung in extenso, was
eben am Natürlicheren in einem Commentar gefchieht,
wünfehenswerth war. Dafs die Ausarbeitung desfelben
in dem Marti'fchen Sammelwerke Benzinger übertragen
wurde, war ein glücklicher Griff. Konnte doch grade
bei einer Erklärung der Königsbücher der Verfaffer der
.Hebräifchen Archäologie' feine umfaffenden Kenntnifse auf
diefem Gebiete am Beften verwerthen.

Wie nicht anders zu erwarten, hat Benz, diefen Theil
feiner Aufgabe in fchöner Weife gelöft. Als Beifpiel
hierfür verweife ich auf den Abfchnitt über Salomos

des Gefenius-Buhl'fchen Lexikons sub m©N hinge-
wiefen ift. Die ,Afcheren' find das der Aiera charak-
teriftifche Symbol. Dann hätte Benz, aber diefe Göttin
etwas liebenswürdiger behandeln und fie nicht einfach als
,Zufatz' I 15,13. 18,19. II 21,7. 23,4. 7b befeitigen follen!
I 4,3 vergifst Benz., dafs er für Studenten fchreibt, wenn
er fagt, die durch officielle Schreiber beforgte Correfpon-
denz Salomos betreffend ,erinnere man fich z. B. an die
Tell-Amarna Briefe*. Wie viele von unferen Theologen
haben denn jene Briefe ftudirt, dafs fie daran ,erinnert'
werden können? Ob auch die häufigen Verweifungen
auf die von Benz, felbft beforgte 4. Aufl. von Baedeker's
Paläftina in einem für Studenten beftimmten Buche fo
nöthig und nützlich waren, bezweifle ich. Baedeker's
,Paläftina' schafft fich ein Paftor vielleicht an, wenn er
eine Pilgerfahrt nach dem gelobten Lande machen will,
aber nicht ein Student, um darin geographifche Artikel
nachzulefen! Etwas weniger Optimismus und gröfsere
Vertrautheit mit,akademifcher' Praxis würden Benz, darauf
gebracht haben, feine ftudentifchen Lefer in anderer
Weife für die Geographie der Königsbücher zu intereffiren.

Auch hiftorifche und Kinleitungsfragen betreffend wird
Benz.'s Commentar vom Studenten im Allgemeinen mit
grofsem Nutzen gelefen werden und ihm zu einem nüchternen
und verftändigen Urtheil verhelfen. Als Beifpiel dafür,
mit welchem gefunden gefchichtlichen Takt Benz, die einzelnen
Könige behandelt, fei hier Salomo angeführt, der
am wenigften den Heiligenfchein verdient, mit dem devote
priefterliche Gefchichtsfchreibung ihnverfehenhat. Die

Bauten L Kön. 5,15—9,28. Die archäologifchen Notizen , literarifche Entftehung unferer Königsbücher denkt 'fich

"na im Allgemeinen am paffenden Orte untergebracht
und auf das Faffungsvermögen von Studenten berechnet.
£her und da wäre ein Mehr erwünfeht gewefen. So
konnte z. B. I 7,15 ff bemerkt fein, dafs die beiden vor
dem falomonifchen Tempel flehenden Säulen Iacliin u.
Uoaz wahrfcheinlich als Opferpfeiler dienten (f. Smith-
°tübe, Religion d. Semiten 1899 S. 290). Zudem Con-
uurrenzkampf zwifchen Jahwe- u. Ba'alspropheten auf
Karmel I 18,19 ff und dem Regengebete Elias

Benz, etwa fo: Unfere jetzigen Königsbücher find im

Wefentlichen ein durch eine doppelte deuteronomiftifche

Redaction (R1 undR2)hergeftelltes compilatorifches Werk.

Eigentlicher Verfaffer ift der kurz vor dem babylon. Exil

lebende R1. Diefer hat in einen von ihm felbft ge-

fchaffenen chronologifchen und recenforifchen Rahmen hin-

eingeftellt I für die Zeit Salomos I I—II: A) Notizen

aus für uns verlorenen Salomo-Annalen und B) eine dem

Geifte R's verwandte pragmatifche Salomogefchichte.
i~v:«r~ u-/-l 1.

18,41 ff war (nach Wellhaufen, Reftearab. Heidentums Diefe befteht näher aus kurzen annaliftifchen Notizen

2. Aufl. 1897 S. 138 f) auf Parallelen aus dem Leben alt
arabifcher Propheten zu verweifen. Die Zerfchmetterung
der gefangenen kleinen Kinder II 8,12 gefchah durch
HeraSftürzen von einem hohen Felfen (Pf. 137,9- IL Chr-
2S.i2). II. Kön. 6,17 u. 23,11 wäre angebracht gewefen,
die mythologifchen Vorftellungen, die mit den dort ermähnten
Sonnen-Roffen u. Wagen verknüpft find, zu besprechen
(f. Henoch 72,1 ff. Jenfen, Kosmologie der
Babylonier 1890 S. 108 f. u. Gunkel, Schöpfung u. Chaos
{?. 141). Die Exiftenz einer kananitifchen Göttin Asera
läfst fich jetzt nicht mehr beftreiten, da bereits in den
fcll-Amarna Briefen häufig ein 'Abd-AErti (Diener der
jGöttin] Aiera) vorkommt, worauf fchon in der 12. Aufl.1)
1) nicht erft i. d. 13., wie Stühe bei Smith S. 144f. wiederholt angiebt.

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(f. A), längeren Erzählungen zum Theil legendären Charakters
und einer Tempelgefchichte. Nicht zur Salomogefchichte
gehört I Cap. 1, das vielmehr aus der Hofge-
fchichte Davids II Sam. 9—20 flammt. II für die Zeit
der übrigen Könige I 12—II 25: A) die nicht officiellen,
aus privaten und öffentlichen Aufzeichnungen gemifchten
Annalen der Könige von Israel undjuda, d. h. zwei Werke
die unter fich und von denSalomo-Annalen verfchieden find.
B) Stoffe, befonders biographifcher Art, aus anderen
Quellen. Die Zufammenfchweifsung von II A u. B ift
erft das Werk von R1. Der in oder bald nach dem Exil
lebende R2 fügte vor Allem die Synchronismen für die
Regierungen der Bruderreiche ein, erlaubte fich, von dem
Gedanken beherrfcht, dafs das Exil die Strafe für die