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Ausgabe:

1899

Spalte:

657-663

Autor/Hrsg.:

Lewis, Agnes Smith

Titel/Untertitel:

The Palestinian Syriac Lectionary of the Gospels 1899

Rezensent:

Rahlfs, Alfred

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Theologifche Literaturzeitung. 1899. Nr. 24.

658

Ausdruck im gleichen Zufammenhange wiederkehrt. So
bieten z. B. die bei weitem meinen und beften Hff.
Joh. 3, 20 male agit für <pav).a otQäoocov, während 5, 29
Mala überwiegend bezeugt in. In folchen Fällen corri-
giren die Hrsg. die erfte Stelle nach der zweiten: ,saepe
enim scribae quodprimo loco p?-o mcndo Iiabebant, secundo
pro uero agnoscuntl Diefer Canon, deffen Gebrauch
übrigens ein verhältnifsmäfsig feltener ift, erfcheint nicht
unbedenklich und mufs jedenfalls mit grofser Vorficht
gehandhabt werden. Denn im Hinblick auf die Arbeitsweife
des Hieronymus ift die Möglichkeit keineswegs
ausgefchloffen, dafs er Inconfequenzen der gedachten Art
in dem Texte, den er feiner Revifion der Ew. zu Grunde
legte, vorgefunden und überfehen hat.

Das 7. Cap. (S. 733—738) handelt 1) von der Anordnung
des Textes {per cola et commata) im Cod. Amiat.
und in der vorliegenden Ausgabe, 2) von der Zahl der
Stichen in den Ew. und 3) von den fogen. Ammonia-
nifchen Sectionen; das 8. (S. 739 — 743) enthält Emen-
danda, corrigenda et addenda, das 9. (S. 744—779) einen
ausführlichen Index uerborum, mit eingehender Berück-
fichtigung der Orthographie, und einen nicht minder
dankenswerthen Index der Eigennamen.

Die Zuverficht, mit welcher die Hrsg. diefe Frucht
zwanzigjähriger Arbeit der Gelehrtenwelt vorlegen (S. 732),
ift wohl begründet. Nicht als ob fie der Meinung wären,
überall das Richtige gefunden zu haben. Genug, dafs
hier zum erften Male der Verfuch gemacht ift, auf
breiter handfchriftlicher Grundlage und nach gefunden
kritifchen Grundfätzen die Ueberfetzung des Hieronymus
wiederherzuftellen, den Wortlaut derfelben von den zahl

text vervielfältigten. Erft allmählich wird jene in mancher
Hinficht fo intereffante und wichtige Literatur wieder
aus ihrem Todesfchlummer erweckt, und wenn darin
gerade in den letzten Jahren befonders grofse Fortfehritte
gemacht find, fo verdanken wir dies vor allem dem Spür-
finn und Eifer der beiden englifchen Damen, welche fich
fchon durch mehrere glückliche Funde auf verfchiedenen
Gebieten einen Namen gemacht haben, und welche uns
auch jetzt wieder ein werthvolles neues Gefchenk machen.
Diesmal handelt es fich allerdings nicht um ganz neues
Material: fall alles, was hier veröffentlicht wird, war
fchon aus der von Miniscalchi und Lagarde herausgegebenen
römifchen Handfchrift des ,Evangeliarium kifro-
solymitanum!- bekannt; aber doch ift die Publication von
hoher Bedeutung, denn fie liefert uns zu der einzigen
vollftändigen Handfchrift des Evangeliars, die uns bisher
bekannt war, zwei vollftändige Parallel-Handfchriften
nebft einigen Bruchftücken einer dritten Handfchrift,
welche Mrs. Lewis und Rendel Harris auf dem Sinai entdeckten
, fodafs wir jetzt, da auch innerhalb der einzelnen
Handfchriften viele Texte doppelt, einige fogar dreifach
vorkommen, manche Stelle der Evangelien in fechs- oder
mehrfacher Ueberlieferung haben.

Die Ausgabe ift fo eingerichtet, dafs der Text
der einen Sinai-Hf. (B) ganz abgedruckt und die römifche
Hf. nach Lagarde's Ausgabe (A) und die andere Sinai-
Hf. (C) in zwei fchmäleren Parallelcolumnen zu beiden
Seiten des Textes collationirt find. Wo eine Lection in
B fehlt, die C hat — das ift nur einmal (S. 82 f.) der
Fall —, tritt C ein; wo B und C fehlen — und das ift
mehrmals der Fall, da A trotz der Uebereinftimmung im

lofen Entftellunt?en zu reinieen welche fie fich im Laufe ! Ganzen doch im Einzelnen öfter von den unter fich fall

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der Jahrhunderte hat gefallen laffen müffen. Dafs diefer
Zweck für die Auswahl der zu benutzenden Hff. mafs-
gebend war, wird man nur gutheifsen können. Wäre
das Abfehen darauf gerichtet gewefen, im kritifchen
Apparate eine vollftändige Gefchichte des lateinifchen
Bibeltextes niederzulegen, fo hätte noch manche Geftalt
desfelben, bis herab zu den erften Bibeldrucken, Berücksichtigung
finden müffen. Aber für den Text des Hieron.
war damit nichts zu gewinnen und eine Befchränkung
üm fo mehr geboten, als der Apparat ohnehin Tchon
an der Grenze der Ueberfichtlichkeit angelangt ift.
Leipzig. O. v. Gebhardt.

Lewis, Agnes Smith, M. R. A. S., and Margaret Dunlop
Gibson, M. R. A. S.. The Palestinian Syriac Lectionary

Of the Gc-SDels Re-edited from two Sinai mss. and durch entftehenden Mehrarbeit feilgehalten hat, um in ihrer

ganz gleichförmigen B und C abweicht —, wird A abgedruckt
. Man kann diefe Einrichtung im Ganzen nur
zweckmäfsig finden. Vor allem ift zu loben, dafs Mrs.
Lewis nicht verfucht hat, eine Textrecenfion herzuftellen,
fondern uns einfach den Text der Handfchriften geboten
hat; ebenfo, dafs fie nicht die fchon zweimal gedruckte
römifche Handfchrift, obgleich diefe die ältefte ift (A 1030,
B 1104, C 1118), fondern die ältere der beiden Sinai-
Handfchriften ganz abgedruckt hat. Nur eins bedaure
ich: dafs fie fich nicht darauf befchränkt hat, uns die
beiden neuen Handfchriften mitzutheilen, fondern auch
A durchweg collationirt, refp. nochmals abgedruckt hat.
Ich gebe allerdings zu, dafs dadurch hie und da die
Ueberficht über das Verhältnifs der drei Zeugen zu einander
erleichtert wird, und begreife, dafs Mrs. Lewis an
dem Gedanken, A ganz zu collationiren, trotz der da-

from P deLaearde's edition of the ,Evangeliarium Ausgabe das gefammte Matenal vollftandig vorzulegen-
irom P de Lagarde s ed.t.on > * obgleich dann eigentlich auch die Fragmente aus Land's

Hierosolym.tanum'. London, Legan Paul, Irenen, Jnecdofa> wekhe zwar s x erwähnt) aber fonft nirgendsn
Trübner & Co., Ltd., 1899. (LXXII, 320 S. gr. 4.) , berückfichtigt werden, hätten herangezogen werden müffen.
Die Literatur des chriftlich-paläftinifchen Aramäifch | Aber im Grunde kann ich jenen Gedanken doch nicht

!ft wohl hauptfächlich deshalb untergegangen, weil ihre
Träger, die Melchiten, ihr felbft den Rücken gekehrt und
f'ch der gemeinfyrifchen Schriftfprache und der in ihr
gefchriebenen Pefchita zugewendet haben. Emen bedenklichen
Schritt auf diefem Wege bezeichnet es fchon,

für glücklich halten. A fteht in Lagarde's forgfältiger
Ausgabe jedem zur Verfügung, und da in der englifchen
Ausgabe der textkritifche Apparat nur zufammengeftellt,
aber nicht zufammengearbeitet ift, fo ift es bei der Fülle
der hier vorkommenden, grofsentheils freilich nur ortho-

wenn in der 1030 gefchriebenen römifchen Handfchrift des j graphifchen Varianten in der Regel ebenfo einfach oder
'Evangcharium hierosolymitanum" von fpäteren Händen j einfacher neben die englifche B- und C-Columne die
die D'ialektformen vielfach in fchriftfyrifche corrigirt find Ausgabe Lagarde's zu legen, als die drei englifchen Co-
(Lagarde Mittheilungen IV, 330) und neben manchen lumnen mit einander zu vergleichen. Dazu kommt, um
feineren' hie und da verftreuten Zufätzen in gewöhn- | von der erheblichen Vertheuerung des Werkes ganz zu
fichem Syrifch am Schlufs eine ganze Perikope (Matth, j Schweigen, dafs die englifche Ausgabe, welche fich fonft
^äi—as) in nur leicht modificirtem Pefchitatext hmzuge- t ziemlich einfach und überfichtlich geftaltet haben würde,
fügt ift. Der We" war durchlaufen, als die melchitifchen durch die Heranziehung A's aufserordentlich verzwickt

Schreiber der Berliner Handfchriften Diez A. oct. 160
vom J. 1499 und Diez A. quart. 118 vom J. 1507 (Zeitfchr.
»' altteft Wiff 1889, S. 162) den Pfalter nicht mehr in

der melchitifchen Ueberfetzung ausser Septuag.nta,_d.e } nicht fa dpr ^ gf fc ^

Patr_shnin*i svW/r/-< T YTV in Aar f~..a__1_____ _ . .

und unüberfichtlich geworden ift. Die Herausgeberinnen
felbft bezeichnen im Vorwort ,the printing of t/iis zvork
wiik its numerous reference-lettcrs' als ein pedious bnsi-

<finft exiftirt hat, wie die dürftigen Fragmente in Land's { ftÄ^ T^V,' £ SS me^'Ä^Ä
Anecdota IV noch ficher beweifen, fondern im Pefchita- | werden mülTen. nacte ßeItncnen