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Ausgabe:

1899

Spalte:

42-43

Autor/Hrsg.:

Löw, Leopold

Titel/Untertitel:

Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Immanuel Löw. IV. Bd 1899

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologifche I.iteraturzeitung. 1899. Nr. 2.

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= Marduk. Diefes Feft mit feiner Legende ift in Baby-
lonien von den Juden übernommen, feiner mythologifchen

handelten altteftamentlichen .berückfichtigt' werden. Auf
diefe Stellen ift. wie bereits bemerkt, fchon im 1. Theile

Beziehungen entkleidet und ,verjüdifcht'. Damit ift aber ; überall verwiefen. Der 2. Theil wird fie ex professo be-
Urfprung und Bedeutung des Purimfeftes, wie Wildeboer handeln mit Rückblick auf das Alte Teftament. Es ift
im Anfchlufs an Schwally bemerkt, noch nicht voll- zu erwarten, dafs der Verf. auch damit etwas fehr Nützkommen
verftanden. Vielmehr fpielen noch Elemente liches leiften wird. Schon jetzt aber darf im Hinblick
des Ahnencultus, wie manche Seiten beweifen, mit hinein, auf den erften Theil der Wunfeh ausgefprochen werden,
In diefen Darlegungen ift meines hlrachtens eine bedeu- dafs das Buch eine recht weite Verbreitung in den Kreifen
tende Förderung in der Erkenntnifs des Purimfeftes und der Studirenden finden möge.

feines Urfprungs zu erblicken. Göttingen. E. Schürer.

Breslau. Max Lohr.

LÖW, Leopold, Gesammelte Schriften. Herausgegeben v.

Hühn, Pfr. Dr. Eugen, Die messianischen Weissagungen des j Immanuel Low. IV. Bd. Szegedin, L. Engel, 1898.
israelitisch-jüdischen Volkes bis zu den Targumim hifto- j (VI, 536 S. gr. 8.) M. 5.—

rifch-kritifch unterfucht und erläutert, nebft Erörterung
der Altteftamentlichen Citate und Reminiszenzen im
Neuen Teftamente. Mit einem Vorwort von Prof. D.

Die erften drei Bände diefer Sammlung find 1889,
1890, 1893 erfchienen (vgl. die Befprechungen, Theol.
Litztg. 1891, 273. 1893, 251). Dafs erft nach einer Paufe

fagungen des israelitifch-jüdifchen Volkes. Freiburg
i. B., J. C. B. Mohr, 1899. (XIV, 165 S. gr. 8.) M. 3. 60

Paul W. Schmiedel. I. Theil: Die meffianifchen Weis- [von fünf Jahren die Fortfetzung erfcheint, hat wohl in

äufseren Schwierigkeiten feinen Grund. Es ift der Verbreitung
der Sammlung vermuthlich hinderlich, dafs der
Standpunkt des Verfaffers dem orthodoxen Judenthum
Diefe knappe und dabei fehr reichhaltige Ueberficht I zu liberal ift, während andererfeits in nicht wenigen Ar-
über die Gefchichte der meffianifchen Weisfagungen leiftet ; tikeln fpeeififch-jüdifche Fragen erörtert werden, welche
in trefflicher Weife für die Gegenwart das, was vor 25 dem Intereffe der chriftlichen Gelehrten ferner liegen.
Jahren die aus Anger's Nachlafs herausgegebenen ,Vor- Wir würden aber bedauern, wenn die gediegenen Arlefungen
über die Gefchichte der meffianifchen Idee'(1873) j beiten des Verfaffers nicht auch in chriftlichen Kreifen
leiften wollten. Der Verf. giebt keine eigenen neuen die gebührende Beachtung fänden, denn fie zeichnen fich
Forfchungen, fondern ftellt in anfpruchslofer Weife die ! im Ganzen durch ruhiges Urtheil in Verbindung mit um-
Refultate der neueren Arbeiten kurz zufammen, um An- faffender Gelehrfamkeit aus.

fanger in den Gegenftand einzuführen. Das von Schmie- Die umfaffendfte und werthvollfte Abhandlung in

del im Vorwort ausgefprochene Urtheil, dafs das Buch diefem Bande ift die an der Spitze flehende über den
,ein rechtes Studentenbuch im heften Sinne des Wortes' ; ,fynagogalen Ritus' (S. I—71), abgedruckt aus der
fei, wird gewifs allgemeine Zuftimmung finden. Dabei : Monatsfchrift für Gefchichte und Wiffenfchaft des Juden

zeigt fich der Verf. aufs Befte orientirt. Die kritifche
Forfchung hat gerade in neuefter Zeit in fteigendem
Maafse auch in den prophetifchen Büchern, wie fie uns
überliefert find, zahlreiche Einfchübe undUeberarbeitungen
angenommen. Diefe Hypothefen werden, foweit fie irgend
beachtenswerth find, forgfältig regiftrirt und in um-
fichtiger Weife ohne vorfchnelle Billigung unbegründeter
Einfälle, verwerthet. So bietet das Buch jedem, der
die neueren Arbeiten nicht im Detail verfolgen konnte,
einen willkommenen Ueberblick über den gegenwärtigen
Stand der Fragen.

Der Stoff ift in 4 Abfchnitte getheilt: die affyrifche,
chaldäifche, perfifche, griechifch-römifche Periode. Als

thums 1884. Sie ift leider ein Torfo, denn der Verf. ift
vor ihrer Vollendung aus dem Leben abgerufen worden.
Sie follte nicht nur den Ritus des Gottesdienftes, fondern
das Synagogenwefen des jüdifchen Alterthums überhaupt
nach allen Seiten hin zur Darftellung bringen. Die vom
Verf. bearbeiteten Abfchnitte handeln nur über das
Synagogengebäude (1. Urfprung der Synagogen.
2. Bauftätten der Synagogen. 3. Architektonifche Normen
. 4. Lage der Synagoge. 5. Frauenabtheilung).

Die übrigen Abhandlungen diefes Bandes beziehen
fich theils auf gefetzlich-cafuiftifche Fragen, theils auf
die Gefchichte der Juden in Ungarn. Die Arbeiten der
erfteren Art find gröfstentheils veranlafst durch Anfragen,

letzter Prophet der perfifchen Periode erfcheint Joel, um | welche von ftreitenden Parteien über diefen oder jenen
400 v. Chr. An der Spitze der griechifch-römifchen | Punkt an den Verfaffer gerichtet wurden, um fein Gut-
Periode flehen Sacharja 9—14 (um 280) und Jef. 24—27 j achten einzuholen. Sie haben alfo den Charakter von

(um 250). In diefem vierten Abfchnitt find die meffianifchen
Stücke aller Apokryphen und Pfeudepigraphen behandelt
bis zur Apokalypfe Baruch's, IV ETra, Schmone Efre
und Targumim. Ein ,Rückblick auf die griechifch-römifche
Periode' (S. 114—133) giebt eine fyftematifche
Ueberficht über die meffianifchen Erwartungen diefer
Zeit. — Ueberall, auch bei den kanonifchen Büchern,

ausführlich motivirten Rechtsgutachten. Wenn z. B. beim
Neubau einer Synagoge die Gemeinde aus äfthetifchen
Gründen die Bruftwehr und das Gitter der PTauenabthei-
lung insgefammt nur 3'/2 Fufs hoch machen wollte, der
Rabbiner aber verlangte, dafs die Bruftwehr allein 41/«.
Fufs hoch fein müffe, oder wenn die Gemeinde bei ihrer
Sitte bleiben wollte, den Morgengottesdienft am Sabbath

find die wichtigften Stellen im Wortlaut in deutfeher Ueber- , um 7 Uhr zu beginnen, während der Rabbiner die Ver-
fetzung mitgetheilt und mit den nothwendigften Erläute- | legung auf 6 oder fpäteftens 6'/2 Uhr verlangte, fo wandte
rungen verfehen. Sehr nützlich find auch die ftets mit fich die von dem Fanatismus des Rabbiners bedrohte
grofser Sorgfalt beigebrachten Verweife auf die Stellen j Gemeinde an den ebenfo gelehrten wie weitherzigen
des Neuen Teftamentes, in welchen eine prophetifche j Verfaffer, und diefer wufste Mittel und Wege, unter voll

Stelle citirt oder verwerthet ift oder auch nur anklingt,
In zwei Anhängen find endlich zufammengeftellt:
1. die Stellen des Alten Teftamentes, welche von der
traditionellen Theologie vornehmlich, aber mit Unrecht,
meffianifch gedeutet werden (S. 134—156) und 2. die nicht
erfüllten Weisfagungen des Alten Teftamentes (S. 157
bis 160).

In einem zweiten Theile, welcher bald erfcheinen
foll, beabfichtigt der Verfaffer die neuteftamentlichen
Stellen zu befprechen, an welchen die im 1. Theile bekommener
Fefthaltung der rabbinifchen Gefichtspunkte
die freiere Auffaffung als berechtigt nachzuweifen. Da
die Beweisführung aber ftets ein reiches hiftorifches Material
beibringt, fo ift fie auch für den, der das jüdifche
Intereffe nicht theilt, wegen der hiftorifchen Belehrung
werthvoll. So werden aufser den fchon berührten PTagen
(Bruftwehr und Gitter der Frauengallerie S. 72—92, die
Zeit des fabbathlichen Morgengottesdienftes, S. 133—145)
u. A. noch behandelt: Die Almemorfrage (ob der Platz
für den Vorbeter und Prediger nothwendig in der Mitte