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Ausgabe:

1899 Nr. 20

Spalte:

570-571

Autor/Hrsg.:

Zobeltitz, Fedor von (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Zeitschrift für Bücherfreunde. Monatshefte für Bibliophilie und verwandte Interessen. 2. Jahrg. April 1898 - März 1899 1899

Rezensent:

Cohrs, Ferdinand

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Theologifche Literaturzeitung. 1899. Nr. 20.

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ihn, uns aber befreite er und liefs uns mit ihm auf-
erftehen'. Alfo fchon die Einzelerweckungen beim Tode
Jefu Refultate feiner Höllenfahrt! — Im übrigen liegen
wirklich alte Lesarten N. T. bei TA vor (f. o. Matth. i,uj
ferner S. 87. XXV Matth. 8, 2» u. Par.), während AZ
Spuren des Alters haben foll u. a. in der S. 39 im An-
fchlufs an Jef. 61, sf. auftauchenden Bezeichnung der Apoftel
als des Samens Abrahams und heiliger Zeugen (was den
Herausgeber an die Schilderung Hegefipps bei Euf. erinnert
S. XL f.). Auch findet fich hier (S. 60) der Hinweis
auf einen Chronographen, der die Dauer der Zeit
von Darius bis Chriftus auf 483 = 69 . 7 Jahre angegeben
hätte. Leider fagt Conybeare nicht, ob diefer Bemerkung,
die von dem Armenier herrührt, auch eine entfprechende
Lücke im griechifchen Text zur Seite fleht. Es fcheint
mir aber, als liefse diefer Derartiges vermiffen, wie der
Zufammenhang aus demfelben allein, d. h. ohne jene
Zwifchenbemerkung, völlig klar wird; möglich, dafs der
überfetzende Armenier für fich einen Chronographen im
Auge hatte; ebenfo möglich, dafs er an die chrono-
graphifche Rechnungsweife überhaupt, die Woche zu 7
Jahren gerechnet, dachte. Denn dafs die Berechnung,
fofern man fic anftellen wollte, mit dem erften Jahre des
Darius zu beginnen hatte (cf. Tert. adv. Jud. 8), ergab
hch einfach aus Dan. 9, 1. Nun legt Conybeare (XXXVII ff.)
Werth darauf, dafs zu dem "wg Xqioxov rjyovfiivov gleichfalls
vom Armenier ein Kvoov beigefügt wird, (wofür
leider im oder unter dem Texte S. 59 jede Angabe fehlt)1),
und verweilt, indem er diefen Zufatz als potior lectio annimmt
, auf die Lifte bei Tert., welche unter den per-
fifchen Königen einen Ockus, qui et Cyrus aufführt, ohne

dafs bei Tert. ein Einfchnitt nach dem erften Siebend Zeitschrift für Bücherfreunde. Monatshefte für Bibliophilie

auf das Vorkommen nichtcanonifchen Textmaterials, wie
es aus den neuen Dialogen zu erweifen fei, bezogen zu
werden. Nur in einem Punkte wird man dem Herausgeber
beiftimmen können, dafs nämlich die Autorfchaft
des Arifton von Pella für den verlorenen Dialog, an der
Harnack fefthält (Chronologie I 268), mit den bisher
vorliegenden testimonia keineswegs ficher zu erweifen
fei (LI, LVII), mögen auch die ,veteres historiae' (Hieron.)
bei Euf. u. a. (XXXII f.) (und fomit auch das Tert. adv.
Jud. 13 wiederholte Edict) auf ihn zurückzuführen fein.
Im übrigen ift es auffällig, dafs Conybeare fo wenig auf
den der verlorenen Streitfchrift etwa gleichzeitigen Dialog
Juftins Bezug nimmt, der eine reichere Fülle zu Ver-
gleichungen der Schriftverwendung gegeben hätte und
(neben Tert. adv. Jud.) wahrfcheinlich macht, dafs die verlorene
Streitfchrift fich nicht ausfchliefslich und an erfter
Stelle mit dem chriftologifchen Problem befafste, wie die
beiden neuedirten Dialoge. Ihre Herausgabe ift immerhin
dankenswerth, wenn fie auch nicht den Ertrag liefert,
den Conybeare in begreiflicher Ueberfchätzung des Aufgefundenen
ihr zuweilen möchte.

Zum Text bemerke ich noch, dafs S. 22 unten das
ovx beizubehalten und S. 23 unten doch dreimal xd avtd
zu lefen ift. Zu den Randbemerkungen S. 66. 70. 98
fchlage ich Itatt des djtooiaaairai vielmehr arrooeioafJ&ai,
für das y.axd^ivei vielmehr xaragalvei (— —n), für sniaaq
i'dvaag vor. Zum Schlufslatz von AZ ift noch Act. 2,38
zu notiren.

Betheln bei Gronau i. Hann. Hennecke.

vorliegt, der vielmehr diefes, entgegen dem Bibeltexte,
hinter die 62 + >/2 Siebende Hellt! Dazu mufs, um
das erfte Siebend, von dem AZ im übrigen völlig fchweigt,
überhaupt herauszubringen, die Summe der tertullianifchen
Jahreszahlen, der Vorgänger jenes Ochus nach Clem.
Alex. str. I, 21 erft corrigirt werden, der feinerfeits gleichfalls
auf einen Chronographen (aber xgoroygaipi'ql) verWeifen
foll, denfelben(!), auf den AZ anfpielt(?). Es kann
Wunder nehmen, dafs der Herausgeber an diefem Punkte
nicht den vermeintlichen Spuren einer gemeinfamen Grund-
fahrift nachgeht, denn TA bietet wie Tert. eine Lifte der
Ptolemäifchen Könige und erften römifchen Kaifer, aber
freilich, dazu find die Differenzen zwifchen den beiden
zu grofs.

Was nun zur näheren Begründung dafür gegeben
^vird, dafs die vermeintliche Grundfchrift in der verlorenen
Disputation zwifchen Jafon und Papiskus zu fuchen fei
(Li ff.), fchwebt völlig in der Luft. Von den wenigen
heftimmten Inhaltsangaben, die uns die Schriftfteller aufbewahrt
haben, findet fich auch keine einzige in einem
der beiden ausführlichen Dialoge wieder, denn auch das
"l filio fecit tritt keineswegs hervor. Wie findet fich
Conybeare mit diefer Schwierigkeit ab? ,The revisers
~who along dijferent lines remodelled Papiscus and Jason,
*hd produced our dialogues AZ and TA, tnay have elimi-
nated the pltrase etc.' Wo bleibt auch die Lehre ,de
sPir!tus sancti infusione', welche der lateinifche Celfus

und verwandte Intereffen. Herausgegeben von Fedor
von Zobeltitz. 2. Jahrg. April 1898—März 1899. Bielefeld
, Velhagen & Klafing. (536 S.). M. 24.—

Auch der zweite Jahrgang der Zeitfchrift für Bücherfreunde
, auf die fchon zweimal in diefer Zeitung empfehlend
hingewiefen worden ift (vgl. Theol. Lit. Zeit. 1897 No. 12
1898 No. 15), enthält wieder manches gerade für den
Theologen Beachtenswerthe. Einige Artikel behandeln
geradezu kirchliche Stoffe. So werden wir durch zwei
Auffätze auf die religiöfe Literatur des 15. Jahrhunderts
geführt. Der Herausgeber felbft berichtet S. 417 ff. über
die Brofchüre Otto Hupp's: ,Ein Missale speciale Vorläufer
des Pfalteriums von 1457'. Diefes Pfalterium galt
bisher als älteftes datirtes mit beweglichen Typen gedrucktes
Werk. Hupp's Unterfuchungen haben nach-
gewiefen, dafs das in Frage flehende Missale, deffen
Anfangsfeite in der Zeitfchrift für Bücherfreunde repro-
ducirt ift, zweifellos früher anzufetzen ift, als das Pfalterium,
dafs es wahrfcheinlich aus dem Jahre 1455 flammt und
vermuthlich das ältefte bisher bekannte Buchwerk ift.
Original-Publication ift Emil Fromm's Artikel über die
,Bufse des heiligen Hieronymus' (S. 419ff), einen neu
aufgefundenen Holztafeldruck des 15. Jahrhunderts, der
hier zum erften Male fakfimilirt wird. Fromm giebt
gleichzeitig einen höchft lehrreichen Ueberblick über die
anderen Darftellungen des heiligen Hieronymus, von

i~ +> iA-rt- Ufr*- LftJ «r-o rvii-i. j — ~ --- ---------- ---------Ö--- --- O -> .t j 11100, ¥ VII

bezeugt! Weil von jener Schrift berichtet wird, dafs ! denen 1. g. bisher 47 nachgewiefen find. Von diefen

bbr Interlocutor ein Judenchrift gewefen fei, müffen fich • (teilen 15 den Heiligen auch als ßüfser dar, die übrigen

die Chriften beider Dialoge trotz ausdrücklicher Gegen- | zeigen ihn als Kardinal, vor feinem Schreibpult mit auf-

^Usfage (,wir aus den Heiden') gefallen laffen, gleichfalls
,er hebräifchen Nationalität anzugehören; weil der Jude
£ei Tertullian ein Profelyt war, mufs diefer bereits eine
Jjorm des alten Dialogs vor fich gehabt haben, in der
dle Aenderuhg des Namens in Aquila, ,den typifchen
,lnd beftgekannten Profelyten jenes Zeitalters', bereits
vollZOgen war; und das halbgünftige Urtheil des Origenes
über die verlorene Streitfchrift mufs es fich gefallen laffen,

gefchlagenem Buche, wie er einem Löwen einen Dorn
aus der Tatze zieht. Dr. Georg Frick's Auffatz: Aug.
Herrn. Francke und die Buchhandlung des Waifenhaufes
in Halle (S. 201 ff.) will auf das Buch von Aug. Schürmann
: Zur Gefchichte der Buchhandlung des Waifenhaufes
und der Canfteinfchen Bibelanftalt in Halle a. S.
(Halle, Buchh. d. Waifenhaufes 1898) aufmerkfam machen
über deffen Inhalt er kurz referirt, das aber weit mehr
noch bietet, als fein Titel verfpricht. Ein wichtiges Er-

. 1) Das erfte Mal hat der Armenier (f. Exposilor) blofs until the crebnifs der SrhiirmTnn'frhen n*ntf-rfii/-V,,,„„ "'A."bT"r "7

'Jf&Ued leader, das zweite Mal «p to the leadership of the anomted beDn"? ücr fcchurmann Ichen U nteriuehungen ift, dafs fie
(las er vielleicht xvglov<). I an btelle Canftein s, dem man bisher immer das Verdienft