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Ausgabe:

1899 Nr. 20

Spalte:

566-570

Autor/Hrsg.:

Conybeare, Fred C.

Titel/Untertitel:

The dialogues of Athanasius and Tachaeus and of Timothy and Aquila. Edited with Prologomena and Facsimiles 1899

Rezensent:

Hennecke, Edgar

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Theologifche Literaturzeitung. 1899. Nr. 20.

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einem von göttlicher Hülfe verlaffenen zufalle. K.'s Ein-
fchub (rrgbg) vor io ugo/.. ifl nicht blofs entbehrlich,
fondern eine arge Verfchlechterung. — Auch die Ver-
fälfchung der chriftologifchen Anfchauungen des ürigenes
kann ich nicht wahrnehmen, die nach S. 58 ff. eintreten
foll, falls wir mit W. II 168, 15 iravibgioniov ftatt
eWP&QforcovOfl läfen; K. müfste beweifen, dafs für Origenes
die i.vavltgrö.'rinotg der Seele Jefu ein geläufiger Gedanke,
die Menfchwerdung des Logos aber das Gegentheil wäre. —
Indefs alle Emendationen W.'s beweifen nicht, dafs

der getreue Spiegel feiner Eigenart, feiner Gedankenwelt,
feines Wefens ift, eignen ihr diefe riefenlangen Perioden, die
verzwickten Durcheinanderfchiebungen des Zufammen-
gehörigen, diefe Doppelfinnigkeit. Er will zu viel auf
einmal fagen, dadurch wird er fchwerfällig und dunkel;
feine Texte zu reconftruiren, wo uns die Ueberlieferung
im Stich läfst, ift eine enorm fchwere Aufgabe. Dafs K.
fie nicht auf den erften Anhieb endgültig löfen konnte,
war felbftverftändlich; bei jedem folgenden Band des
Origenes würden fchon leichter W.'s Anfprüche zu be-

K. feine Pflicht verfäumt hat, oder feiner Aufgabe nicht friedigen fein als bei diefem erften, durch den man eine

gewachfen ift, beweifen nicht, dafs er eine fchlechte Aus
gäbe geliefert hat. Zum Theil betreffen fie Quisquilien
wie öit'oidviwv ftatt dtiozojvrwv S. 287 — allerdings
fchreibt K. I 154, 5 ilio/.uihoimvzog — oder S. 292 yviivi-
ipiuiuv ftatt yi /mti. — wo K. gerade Recht hat^—, oder
he empfehlen Befferes für Gutes wie uiuvnpöiitOa für
<'' it:i / i'yioitt)' S. 288 und luv ob für zovzov ob S. 292, oder
K. hat fie felber im Apparat vermerkt, blofs nicht gleich
in den Text eingeheilt wie uvayxaiov ftatt uvay/Mt'wg
S. 292, oder der Proteft richtet fich nur gegen Zweifel
und Vermuthungen, die K. im Apparat äufsert wie S. 290
zu latoia und 292 iy/.ultoaizo. Aber einige Male verfehlt
gerade der kritifche W. gründlich den Sinn des
Textes oder den Ton des Origenes. Ein (it'S rjiiüv ziov
"j,, r/.(',r S. 290 follte er uns doch nicht ernfthaft zu-
niuthcn; dafs er II 17, 12 ff. eine Sinnlofigkeit nur con-
ftatirt, weil er die Periode nicht überfieht, hat ihm K.
treffend nachgewiefen, auch II tj, 30 f. ift feine Idee
e* znvzoig auf zolg iniovzoig zu beziehen und ohovo/uctg
als Subject für kotauui zu faffen, abenteuerlich, der Satz

Menge ficheren Materials erhält. Auch braucht fich K.
nicht zu fchämen, wenn er bisweilen irrt; Robinfon, die
grofsen Philologen der früheren Zeit haben die Sinn-
lofigkeiten, die W. fo aufregen, meift ohne Murren und
ohne dafs fie von W. Tadel abbekommen, ertragen.
W. v. Härtel hat in feiner Cyprianausgabe, bei dem wichtigen
Werk der Teftimonien die fchlechtefte Handfchrift
zu Grunde gelegt, die vorzüglichfte in den Apparat ver-
wiefen, und dadurch 100 Mal fo viel Fehler als fchlimm-
ftenfalls K. durch Unterfchätzung von <5P begangen; ift
er deswegen ein erbärmlicher Editor?

So bleibt als Refultat: Wendland hat in den GGA
fchätzenswerthe Beiträge zu einer Verbefferung des noch
vielfach dunklen Textes der Schriften von Origenes c.
Cels., de mart. und de orat. geliefert — Beiträge, die allerdings
unter Berückfichtigung von Koetfchau's krit. Bemerkungen
gefichtet werden müffen —, aber das Verdienft
von Koetfchau's Ausgabe jener Schriften wird dadurch
nicht verringert, dafs er Anderen an diefen Texten noch
manches zu thun übrig gelaffen hat. Vielmehr find alle

dafs er für diefe wichtigen Monumente den Beftand der
handfchriftlichen Ueberlieferung aufs genauefte feftgeftellt,
daraus nach beften Kräften, lieber zu vorfichtig als zu
radical im Eingreifen, einen lesbaren Text reconftruirt
und deffen Verwerthung fogleich mit allen in folch einer
Ausgabe zugänglichen Mitteln erleichtert hat.

Marburg. Ad. Jülicher.

kefagt, dafs die Unreinen, die des reinigenden Feuers Freunde der altkirchlichen Literatur K. Dank fchuldig,
bedürfen, — als oI/miuiu'u'wird deffen Anwendung auch
bei ihnen bezeichnet — darin nur bis zu einem be-
ftimmten Endpunkt fein follen; geändert könnte höchftens
'<pXgoeu)g in /.nldanov und sv zovroig in sv xuvimg
werden, aber iv zovtoig kann auch = ,in diefer Ver-
faffung', flehen bleiben und xgr/Covzag zi'g diu nvgng
'taKdosatci ui/.nvoitictg bedeuten .bedürftig der durch Straffeuer
(wirkenden) Heilsvorkehrung'. Vielleicht das Aergfte
iß die 289 Anm. I von W. erhobene Forderung ll 393, 4
zu lefen: zb illehrov nhmöoei 6 irebg 6 zoig äyanwoiv
«bthv rcdvitt (ivvtQyiöv et? ayairbv, zolg y.cczci zj)v aipsvörj
7r'jöyva,ijiv avzov, 0 zi noi toovzcu, nag avzo'ig ngoeiogu-
['■''',,,g. K. hat hier das uvzolg von T und Ausgg. richtig
jfc airtovs verwandelt und die beiden Worte% die zu
:r>o)uiu gehören, durch Komma von ngoeiogausvoig abgetrennt
: W. bringt fertig unter Hinweis auf eine Parallele
7'«e' tuvioig egsivr'iOttvzeg jene Emendation für falfch zu
erklären; ich meine, bei uns zu forfchen ift etwas Anderes
als bei uns vorherverfehen zu fein; bei ngoeojgaoirai
Wa>e nur ein nugu zcb &tq5 nicht finnlos. Das dzi nozs
*mm nug ;unoi'c bezeichnet ihre Würdigkeit innerhalb
der Grenzen menfchlicher Krafq genau entfprechend
rem unmittelbar vorhergehenden: sndv ndvza zi zr/ä>
huvzoi)g enizeliaioitsv.

Auf folche Pfeudocorrecturen bei W. mufs hinge-
jyiefen werden, nicht als wenn daraus und aus der an-
'ehnlichen Zahl zweifelhafter Vorfchläge fein Mangel an

Conybeare, Fred. C., M. A., The dialogues of Athanasius
and Zacchaeus and of Timothy and Aquila. Edited with
Prologomena and Facsimiles. (Anecdota Oxoniensia.
Classical Series. Part. VIII.) Oxford, Clarendon
Press, 1898. (LIX, 104 S. 4.) sh. 7.6

Conybeare, deffen Kenntnifs des Armenifchen der
altchriftlichen Wiffenfchaft fchon in mehreren Fällen zu
gute kam, hat im Expositor 1897, V 5, p. 300 ff. A new second-
cenU Chr. dialogue behandelt und veröffentlicht nun zwei
antijüdifche Dialoge, nämlich die ,Rede von Athanafius,
Erzbifchof von Alexandria, gegen Zacchaeus Gefetzes-
lehrer der Juden' und den .Dialog zwifchen einem Chriften
und einem Juden, deren Namen, des Chriften Timotheus,
des Juden Aquila (find), gefchehen zu Alexandria in den
Tagen Kyrills des heiligften Erzbifchofs von Alexandria'
(alfo nach 412 verfafst), jenen nach einem Wiener Codex,

f-ai.cn.er, Zah! zwe.telüa.ter voncmage ,e,n *w ~. Szur^
Editorentalent, an Scharff.nn und Wiffen folgte, fondern ipS

fich daraus das richtige Urtheil über Unvollkommen- l^mena, des .Athat}ari.us (!7 Tr.actate) nach mehreren
beiten des Koetfchau'fchen Textes ergiebt. Der Stil des
Urigenes, den K. fehr zu feinem Schaden als fo fchlicht
Und der rhetorifchen Ausfchmückung entbehrend charak

Hffi, diefen (dem Titel nach fchon durch Angelo Mai
bekannt) nach einem Vaticanus saec. XII. Von jedem
griechifchen Codex ift eine Seite in photographifcher
Iteproduction beigefügt; die Photographien, nach denen

terir,-„ ,7. r 1 f c T • « c j.0 ^= w«rPn rveproauctton beigelugt; die Photographien, nach denen

§£fc W° ltC hTt AZ !? lhlLr Ce^l diC Veröffentlichung gefchehen ift, befinde; fich in der

Tlner Sprache ift der freie Ausdruck feiner Gedanken J PnH|pi5n, „„ 0„f__& 6

'l wenig glücklich), fcheint mir keineswegs einfach und

hjequem zu fein. Das von W. beifällig citirte Urtheil

^Ordens, das in feiner Allgemeinheit ohnehin werthlos

, b nützt uns hier ebenso wenig; Orig. kokettirt nicht mit

j3lnem Idiotenftil, er bemüht fich nicht, durch rhetorifche
ryu.nftmittel Effect zu machen. Aber er kann nicht knapp,
Pracis, durchfichtig fchreiben; eben weil feine Sprache

Bodleiana zu Oxford.

Pvs ift gerade kein erquickliches Gebiet, auf das man
fich mit der Leetüre derartiger Schriftftücke, zumal der
fpäteren Zeit, begiebt. Denn was wirklich zur Beleuch-

1) Text in englifcher Ueberfetzung Expositor p. 302_320. 443—463-

ift leider in der vorliegenden Ausgabe wenig oder gar nicht Sichtbar Kc-
macht (f. u.).