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Ausgabe:

1899

Spalte:

530-533

Autor/Hrsg.:

Frey, Johannes

Titel/Untertitel:

Tod, Seelenglaube und Seelenkult im alten Israel. Eine religionsgeschichtliche Untersuchung 1899

Rezensent:

Baudissin, Wolf Wilhelm

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark.

tvto. ig 16. September 1899. 24. Jahrgang.

Coblenz, Ueber das betende Ich in den Pfalzen
(Smend).

Ffey, Tod, Seelenglaube und Seelenkult im
alten Israel (Baudiffin).

Halmel, Die paläftinenfifchen Märtyrer des
Eufebius von Caefarea (Schubert).

Walafridi Strabonis liber de exordiis et
incremcntis quarundam in observationibus .ec-
clesiasticis rerum ed. Knoepfler, ed. 2
(Grützmacher).

Sackur, Sibyllinifche Texte und Forfchungen,
Pfeudo-Methodius, Adfo und die Tiburtinifche
Sibylle (Bouffet).

Istrin, Die Apokalypfe des Methodius von
Patara (Bouffet).

Spahn, Johannes Cochläus (W. Köhler).

Briefwechfel des Herzogs Chriftoph von Wirtem-
berg, herausgegeben von Ernft, i. Bd.
(Bollert).

und Seelenkult im alten Israel. Eine religionsgefchicht-
liche Unterfuchung. Leipzig, A. Deichert, 1898. (VIII,
244 S. gr. 8.) M. 375

C"blen?, Dr. Felix, Ueber das betendeich in den Psalmen. Frey, Priv.-Doc. Mag. theol. Johannes, Tod, Seelenglaube

Von der hochwürdigen theologifchen Fakultät der :~ -'*— '----' t.-;„„ ~ti~i~~orr~r~M~ut.

Univerfität Berlin mit dem Königlichen Preife gekrönt.

Frankfurt a. M., J. Kauffmann, 1897. (VII, 191 S.

Sr- 8.) M- 3— Der Verf. ift in den Darftellungen der Cultur- und

Diefe Schrift, deren Befprechung wegen befonderer ' Religionsgefchichte belefen, er hat mit forgfamem Fleifse
Umftände verfpätet erfcheint, refumirt zunächft, was fein Material gefammelt, er wägt mit ruhigem Urtheii
,neuerdings über die im Titel bezeichnete Frage verhandelt (nicht immer mit Berückfichtigung aller Inftanzen) das
!«. um fodann in einer Befprechung aller einzelnen in ! F"r urid Wider ab und trifft mit klarem Blick an vielen
«Bracht kommenden Pfalmen felbft zur Frage Stellung einzelnen Punkten das Einfache und dann wohl in der
Zu nehmen. Der Verf. fetzt dabei den Lefer in Stand, < Regel das Richtige. Leider fchreibt er einen Stil, der
bezüglich jedes Pfalms und jeder einzelnen Pfalmflelle | nlcht nur unfehön ift fondern vielfach, ich weifs es nicht
dle in diefer Beziehung geäufserten Meinungen fchnell ; anders zu fagen, geradezu verzwickt: fteife Wortbildungen,
2u überfehen. Als eine ftudentifche Preisfchrift verdient gewundene Confti uetionen, namentlich im Gebrauch der
das von ihm Geleiftete volle Anerkennung und es ift 1 Participien, fonderbare Entwickelungen des Satzes find
'"m kein Vorwurf daraus zu machen, dafs er in der häufig. Mit diefer Eigenart des Stils ftimmt die Anlage
Eöfung der für eine folche Arbeit etwas hoch gegriffenen ( des Buches überein. Es giebt nicht oder doch nicht in
fVtfgabe über feine Vorgänger nicht weit hinausgekommen erfter Linie das, was man nach dem Titel erwartet und
Er theilt fämmtliche Pfalmen, in denen ein Ich vor- i was der Verf. nach Anfang und Schlufs des Buches geben
*°rnrrit, in folche, in denen entweder Israel oder die I will. Der Titel ift fogar irreführend; denn die Angabe
p'izelnen Glieder der Gemeinde und zwar entweder im
^genfatz gegen die Heiden oder gegen die Gottlofen
^ Ich reden. Dazu kommen dann noch die Lieder,

£ denen der Dichter felbft der Sprecher ift oder ein j importirt. Zu der Anlage feines Buches ift er veranlafst
££nig oder ein Volksfurft als redendes Subject einge- )vorden durch fein wefentlich polemifch.es Verfahren.
Luhrt wird. Ohne Zweifel hat das betende Ich in den ; Red'mmte Anfchauungen Anderer wollen in einzelnen
Dörnen alle diefe Bedeutungen, aber diefe verfchiedenen ! Gebrauchen der Lebensordnungen des alten Israel als
Bedeutungen können in demfelben Pfalm neben einander 1 Cirundlage urfprunghehen Seelencultus erkennen. So be-
J0rbmmen und z. Th. gehen fie in einander über. In 1 handelt denn der Haupttheil des Buches verfchiedene
Her Zeitfchrift für die altteftamentliche Wiffenfchaft 1888
si 64 ff. 135, 143 habe ich bemerkt, dafs in demfelben
^ück Dn Ich (oder Du) nicht immer denfelben Werth
Zu haben braucht, dafs es vielmehr bald auf Israel, bald
*u[ alle einzelnen Volksglieder und auch auf den Autor
gehen kann. Allerdings habe ich felbft diefe Beobach- ,

,Ung damals nicht weit genug verfolgt. Es ift aber jw. Die Aufgabe, die der Verf. fich dabei gefetzt,
,w,e'fellos falfch, über die Natur des in einem Pfalm | «at er formuhrt S. 32 f. Es würde viel fruchtbringen-

gewefen fein, wenn der Verf. diefe Gebiete

,Seelenkult' ift wefentlich negativ gemeint. Der Verf.
will erweifen, dafs das alte Israel Seelencultus nicht hatte
oder, wo es ihn etwa hatte, doch nur als aus der Fremde

-^uiungen Kunncii m ucu»"».»—--- jn nanaeit denn der riaupttneil des Ducnes vericniedene

^kommen und z. Th. gehen fie ™™?™e*r^af'oaa ' derartige Gebräuche: Trauertracht, Totenklage, .Subjekt
der Zeitfchrift für die altteftamenthche.WiffenfchaU | 0|jekt ^ Totentrauer<> Fafte0) Leich|n'm'ahl Jund

Totenopfer, Selbftverftümmeiungen, .Opfercharakter der
Selbftverftümmelungen', Todesunreinheit (S. 18—187).
Da der Verf. hier überall Spuren eines alten Seelencultus
nicht findet, ift das Verfahren durchweg nega-

uas freilich woh vom r-inzemcu j^. . }hm gewählten Wege verliert der Lefer immer entweder

gj<* einzelnen Volksliedern; zu verltehen,^„? tsrael den Seelenglauben und Seelencultus, von dem der Verf.
runde, die für die Beziehung des Pfalms aut Israel 1 , , .s

für , e' die fiir d,e Ue?Ka™& Ku"(näeht es doch handeln will, oder auch das, was der Verf. pofitiv

Prechen, find damit nicht widerlegt. Ebenlo Item e , , a ^ ^ ^ r

™ 1 SL7, 8. 63,,. Anderswo mag wie 22 23 der uicnier 1
m,t Ich am Worte fein, ohne dafs daraus für die Deutung

j -wi dlll VVUI IC ICIU, UDiiv. ------

es ganzen Liedes das Minderte folgte.
Göttingen. R- Smend

fchnitt vor dem zufammenfaffenden Schluffe: ,Grab und
Scheol' (S. 188—228) kommt der Verf. direct zur Sache.
Er thut es nicht etwa fchon am Anfang, wo nach einem
erften Abfchnitte über .Aufgabe und Methode der Unterfuchung
' (S. 1—18), durch deffen befondere Schwerfälligkeit
und Ungeniefsbarkeit der Lefer fich nicht von

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