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Ausgabe:

1899 Nr. 16

Spalte:

462-464

Autor/Hrsg.:

Friedensburg, Walter (Bearb.)

Titel/Untertitel:

Nuntiaturberichte aus Deutschland, nebst ergänzenden Aktenstücken. 1. Abth. 1533 - 1559. 8. Bd 1899

Rezensent:

Virck, H.

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Theologifche Literaturzeitung. 1899. Nr. 16.

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sunt (Schw. Hall 1545), einer Schrift, welche in fyftema-
tifcher Klarheit Brenz' Rechtfertigungslehre entwickelt
- fie ift K. leider entgangen - geht das mit voller
Deutlichkeit hervor»). Dort ift auch zu lefen, dafs Brenz
dem actus forensis der Rechtfertigung eine viel felt>
ftändigere Bedeutung zuweift als es nach K. den Anfchem
hat. Unter Verweis auf das Beifpiel des Schachers am
Kreuze fagt Brenz: vera poenitenüa absolvitur (d n. aem
Zufammenhange nach = ift zu Ende) vera in Christum fide
vermöge deffen man vor Gott für gerecht erklart wird,
und die bona opcra gelten ausdrücklich ab tertia non
Proprie pars sed fructuspoenitentiae (aa.U.. tum.
& u. XVII) neben der fides. EigentMml.ch beru!hrt K s
Ausfpielung der Brenz'fchen Auffaffung der Bulse als
Frucht des rechtfertigenden Glaubens gegen
Artikel XII der Augustana, wenn man in den genannten
Homilien folgende Satze Brenzens lieft: tres consütuun
Partes poenitentiae. Prima est agnitio peccatorum, secunda

est fides in Jesum Clin st um.....tertia etc. (f. oben). .

hae sunt verae partes poenitentiae, quas heeret quide
vocabulis sophistarumnominare, ut agmtionem eontritwnem
auae venit ex agnitwne peccatorum . . (Brenz gebraucht
dann im ff. das Wort contntio anftandslos und widmet
>hr eine Predigt) Primum omnium requintur contntio
(he kommt aus dem Gefetz, dem ordmarium et generale
organon dazu) ....ad habendam veram cäafPf^^fJ
quiritur ut etiam cognoscamus ludicium dei ddversus
Peccata et supplicium peccatorum. (Die effectus contrition
werden dann in fortuiti und necessarn gethe.lt).... jrorm
* et arbiträr» sunt (seil, effectus j*fV*^&Jt£$Z

f di* ™ll*c*™ l6, Nuntiaturberichte aus Deutschland, nebft ergänzenden Ak-

?7u;°d%T- ReTwXn^ tenftücken. Erfte Abtheilung. x533-x559. H«**-

"»it det AtffaffungcteAugtistdna identifch fein feilten *); ben durch das K. Preufsifche Inftitut in Rom

jedenfalls zeigende, dafs Brenz fehr wohl die Bu se als j ^ R preufsische Archiv-Verwaltung. Achter

■gefetzliche Vorftufe des Glaubens fafste| und da sf L,r „ , Nuntiatur des Verallo i545-iS46. Im

beitetv. Walter Friedensburg, (jrotna, r.t. rermes,
1898. (III, 771 S. Lex. 8.) M. 35.—

Auf die 4 erften Bände der 1. Abth. der Nuntiaturberichte
, welche die Zeit von 1533—1539 umfäffen1, ift
nunmehr unter einftweiliger Zurückftellung der Depefchen
aus den Jahren 1539— 1545 fogleich der 8. Bd. gefolgt,
der die Berichte von Anfang Febr. 1545 bis Ende Marz
1546 enthält und die Vorgefchichte des Schmalkaldifchen
Krieges behandelt. Vertreter des Papftes am kaif. Hofe
war damals Girolamo Verallo, Erzbifchof von Roffano,
deffen Namen denn auch der vorliegende Band an der
Spitze trägt. Neben ihm aber erfchienen am kaif. Hofe

(cf. Boffert a. a. O.), ebenfo die S. 12. Anm. 16 herangezogene
Stelle über den Dienft der Apoftel im Gegenfatz
zum Lehramt, (cf. ebda.) Und das aus Quenftedt
zum Beweife für die ,Verfchulung' der lutherifchen
Theologie angeführte Citat (S. 31 Anm. 15) foll, unbefangen
betrachtet, nur die apoftolifche Autorität in rebus
dogmaticis befagen, wie fie Brenz auch feftgehalten hat.
(cf. recognitio propheticae et apostolicae doctrinae de vera
maiestate Christii) — Ift es richtig, dafs die Gemeinderechtfertigung
der Prädeftinationslehre (S. 12) vorbeugt?
Wenn man an Calvin denkt, darf man zweifeln; auch ift
die Prädeftinationslehre nicht lediglich als Speculation zu
betrachten, wie es K. thut, (S. 12 f.) fondern auch als
Stärkungsmittel der Heilserfahrung, fofern diefe durch
Hinweis auf einen göttlichen Rathfchlufs eine unerfchütter-
liche Garantie erhält. So hat auch Calvin die Prädefti-
nation gewerthet (Scheibe, C.'s Prädeftinationslehre S. 13f.);
auch in der von Frank (Theologie der Konkordienformel
IV 301 K. S. 31) mitgetheilten Stelle klingt diefe Faffung
durch. Dafs aber auch die andere Brenz nicht fremd
war, thun die von Frank (a. a. O. 255 ff.) mitgetheilten
Stellen zweifellos dar, da darf man nicht von nur ,prädefti-
natianifchen Neigungen' (S. 13) reden. Prädeftination
und kirchliche Gnadenmittel fchliefsen fich keineswegs
fo aus wie K. (S. 13) annimmt. — Es ift zu bedauern,
dafs die frifch und lebendig gefchriebene Arbeit K.'s
durch dogmatifche Voreingenommenheit an Werth nicht
unwefentlich verliert.

Tübingen. W. Köhler.

d * "......wu-w zugefteht (gegen K. S. 25 f.)

(S TVermag Kef. nicht zuzuftimmen, dafs Brenz ,niemals'
Unrt au^ Fcholaftifche Spekulation über die Inkarnation
j ia die Naturen Chrifti fich eingelaffen hätte. Man
*F e aur die Schrift depersonali unione duarum naturarum
1-1 -hristo (1560), in welcher philofophifche Hülfsmittel
^'neswegs verfchmäht werden. Der von K. (S. 16)
Na.Ulrte Gegenfatz: ,nicht göttliche oder menfehliche
für *°ndern Verföhneramt' ift überhaupt fchief, da
. die Reformatoren das Eine ftets Vorausfetzung des
Ederen war. -

Ge„ ^7mit rühren wir fchon an die Frage: ift denn der
tho zwlH:hen Luther und Brenz einer- und Melanch-

fchi" andrer'eits in der Schroffheit wie ihn K. z. Th. im An- .

t&fs an Ritfehl poftulirt, noch zu halten? Das Melanch- | ^b^w^^^^^^^

"«de. ♦ !lUm hatdoch hier klärend gewirkt, den Gegenfatz
.Verf u , verkleinert und Luthers Antheil an der
gröfspT4 ng der reformatorifchen Theologie' (S. 16) ver-
F>rew« ' u(Statt alles Anderen fei auf das Referat von
fchau ,a ot die Melanchthonliteratur in Theol. Rund-
berii , I89ö Jahrg. I. verwiefen.) K. hat das leider nicht
bei ihm'0 gt' Und f° kommt Melanchthon gar zu fchlecht

sta>ia ^ We,f- Der Standpunkt der Apologie der Augu- Aufserdem finri ;m a u

^rl'Jff K. wiederholt (S. i7 u. 23) für feine Zwecke abgedruckt emll /nrha"ge beZIehungsweife Nach

uckc einige die Lage beleuchtende Briefe Karls V.

3pranzieht, hätte fchon ftutzig machen müffen. Der

und Girolamo Dandino, Bifchof v. Caferta. Zu gleicher
Zeit war bei König Ferdinand Fabio Mignanello, Bifchof
v. Lucera beglaubigt. Auch die Berichte diefer Männer
haben in dem Bande Aufnahme gefunden. Als Ergänzungen
treten überdies hinzu 16 wichtige Briefe des Cardinais
Otto Truchsefs, Bifchofs v. Augsburg, der in jener
Zeit eine hoch bedeutfame politifcheThätigkeit entfaltete.

A..T----1____ r . • « •

an feinen Bruder Ferdinand und feine Schwefter Maria,

Perf"--- llcll.CC leilUU liutcig inowicn cccwnwi. ~— .-...WC HIUUCI i.'ciuuicliiu UHU 1C111C ÜU1WCUU iviuria,

Uio he und facklicr>e Gegenfatz zwifchen Melanch- j Statthalterin der Niederlande, ein Brief des älteren Gran-
- n und Brenz ift jedenfalls nicht vorhanden gewefen,

(cle angebliche Zurechtweifung B's durch Melanchthon
r1 18 f.) löft fich auf in ein a

Di* ^ B??ert gegen K. ausführlich dargethan. "(a. a. 0.

ig B's durch Melanchthor
arges Mifsverftändnis K's

der KfciA,ltlere Stellen hat Boffert in feiner eingehenden Befprechung

a) n ihr'ft (Th- Litbl- Nn ,d> 'S) müßetheilt.
b(Art m enz auch die Unklarheiten des Kirchenbegriffs der Augus-
i^htferti' 11 u- VI11) theüt, fei wenigftens angedeutet, da es für die
u'ont< ^"^'ehre nicht unwichtig ift. (cf. Brenz Schrift Apoloeia con-
Christophori. ( ,

vella an ebendicfelbe, einige tagebuchartigeNiederfchriften
Mignanellos und die wichtigften Depefchen der bei dem
Kaifer beglaubigten Gefandten von Venedig, Florenz und
Mantua. Endlich enthalten die Anmerkungen noch ein
umfangreiches zur Erläuterung einzelner Punkte herangezogenes
Material. Wie es theilweife fchon bei den früheren
Bänden der Fall war, (lammen auch die in diefem
Bande veröffentlichten Depefchen der Nuntien nur zum
kleinften Theilaus dem Vaticanifchen Archiv. Die meiften
Stücke find dem Staatsarchiv zu Neapel entnommen; das