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Ausgabe:

1899 Nr. 13

Spalte:

388-392

Autor/Hrsg.:

Müller, Johannes

Titel/Untertitel:

Das persönliche Christenthum der paulinischen Gemeinden. Nach seiner Entstehung untersucht. Erster Theil 1899

Rezensent:

Wrede, William

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Theologifche Literaturzeitung. 1899. Nr. 13.

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Umriffen. Dem Israeliten zeigten fich feine Alpen, weil ! gewundenen Thalfohle, die nur um ein Geringes über
gen Norden gelegen, nicht in vollem Sonnenglanz. Der das Niveau des Fluffes fich erhebt und daher bei grofsem
Jakobsbrunnen liegt hart am^Fufse des Garizim, etwa , Wafferftand überfchwemmt wird. Neben 'Ain es-Sultän
zwölf Minuten vom Dörfchen 'Askar entfernt. Es giebt l ift auch 'Ain Dük für Jericho wichtig. Salzmaffen finden
gar keinen ftichhaltigen Grund an der Identität der Orts- ! fich nur im Südwefien des todtcn Meeres. David hat
läge von Leddschun und Megiddo zu zweifeln. Nicht den Sieg im Salzthale, dem heutigen Wadi el-Milh ,Thal
Dschebel Dahi ift der erfte bafaltifche Gipfel von Süden ; des Salzes', errungen (2 Sam. 8, 13), in jenem Thale,
her, fondern Schech Iskander, 1 '/2 Stunden weftl. von welches als öftliche Fortfetzung des Beerfebathales zur
Taanach. Südgrenze Israels gehörte. Welchen Sinn hätte es ge-

Jef. 9,1 (8,23) wird Gelil haggojim vom Gebiete am | habt im ringsumfchloffenen Salzmoraft es-Sebcha am
Ufer des Gennefarethfees unterfchieden. Galil des A. T., Südende des todten Meeres eine Schlacht zu wagen?

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als deffen Hauptort Kedes Jof. 20, 7. 21, 32 erfcheint.
war ein von Natur deutlich umfchriebener Bezirk, der
im Süden am Wadi Hendadsch, im Often am Jordanthal,
im Norden am Nahr Litäni, im Weften an der Waffer

Damaskus liegt nicht in einer Oafe, da ja alles Land im
Weften der Stadt bis zum Hermon fehr fruchtbar ift-
Man kann nur fagen, dafs einige Stunden öftlich von
Damaskus die Steppe beginnt. Im Wadi 'Araba giebt

fcheide fich abgrenzte und 1. Kön. 9, 13 als Kabul ,ab- 1 es zwei Wafferfcheiden, die eine mit 201 m, die andere
gegrenztes' Land (nicht wie der Volkswitz fpottete: i mit 299 m Höhe über Meer. Moab war meift, aber doch
,Kothland') bezeichnet wird. Er ift auch in neutefta- ; nicht ftets den Israeliten verfeindet und beherrfchte auch
menthcher Zeit wieder phönizifches Gebiet {Bell. jud. in feinen bellen Zeiten nur einige Striche, nicht das
4, 2, 3)-. Chabolo des Jofephus {vit. 43, 44), Chabolon | ganze Land Israel. Das eigentliche Gileadgeb'irge beftelft
Bell. jud. 3, 3, 1, 2, in der Nähe von Akko hat mit i aus Kalkftein, der über nubifchem Sandftein lagert, aber
Kabul 1. Kon. 9, 13 nichts zu thun. Bafaltifche Zinnen, [ nicht aus vulkanifchen Maffen. Wegen feiner das weil-
unter denen wir doch eine Hochfläche mit Heilem Ab- ; liehe Hochland überragenden Höhe fchlagen fich die
fturz zu denken haben, giebt es in Galiläa nicht. Man j feuchten Dünfte vom Meere her an feinen Felsftirnen
follte erwähnen, dafs das jüdifche Galiläa der neutefta- [ nieder, weshalb es fo viele perennirende Bäche befitzt,
mentlichen Zeit gerade da begann, wo Galil des A. T. , Golan ift mit Sahem Djaulän identifch. Die Grenze von
aufhorte, nämlich am Wadi Hendadsch. Die Karawanen- j Dscholän bildet der Jarmuk, nicht der Jabbok. In der
ftrafse führte nicht in den Wadi Hamäm hinunter, fon- I Belka wird fehr viel Getreide gebaut, fie ift keineswegs
dem in Wadi Ammäs. Magdala und Tarichaea find | faft ganz den Beduinen überlaffen. Der Ort Nebo liegt
identifch; am allerwenigftens wäre für letzteres, wie es j eine halbe Stunde öftlich von der Kuppe Nebo, die ihn
Jofephus befchreibt, Platz zwifchen Liberias und Magdala. 1 um 120 m überragt. Vom Nebo aus kann man weder
Wenn Kapernaum bei Teil Hüm zu fuchen ift, was auch , Hebron noch den Karmel noch den Hermon fehen.
Referent annimmt, dann lag es nördlich von der Ebene Tanis ift jedenfalls nicht die Stadt Raamfes. Die

Gennesar. Die Winde, welche plötzlichen Sturm auf Ableitung mizraim von mazor erfcheint zu gewagt. Der
der nördlichen Hälfte des Gennefarethfees erregen, j Wind, der bei Suez im Frühling fehr ftarke Ebben ver-
™mme" durch kaminartige Schluchten vom oberen 1 urfacht, ift directer Nordwind. Da für Paläftina der
Dichaulan her, alfo von Nordoften. Der Bericht über | ftärkfte Wind der Oftwind ift, fo mögen die Israeliten
die Speifung der 5000 bei Johannes 6, 1 ff. fetzt einen gelegentlich diefen Namen für ftarken Wind überhaupt
anderen landfehaftlichen Hintergrund voraus als derjenige ' gebraucht haben, mochte er auch von einer anderen Seite
der Synoptiker. Will man bei Johannes auf Anfchau- her wehen. In der Wüfte Tih tritt neben fecundärem
hchkeit nicht verzichten — und hierfür wäre kein ge- 1 und tertiärem Kalk auch nubifcher Sandftein und in
nugender Grund vorhanden —, fo Hellt fich die Sache ifolirten Plöhenzügen wie Dfchebel Helläl auch criftal-
lo: der Evangelift berichtete vom Standpunkte in Kaper- ; linifches Geftein zu Tage. Die Wüfte Tih weltlich vom
naum aus, dafs Jefus jenfeits des Sees von Tiberias her , Wadi el 'Arisch (dem ,Bach Aegyptens') hiefs Schur,
aufgebrochen fei. Nämlich wegen der ftarken Curve des öftlich Paran. Am Fufse des Dfchebel Müsa fprudeln
Weftufers hat man in Kapernaum Tiberias fich gegen- reiche Quellen aus dem Geftein. Zum Serbai führen zwei
iwt Cr' ^efuS wanderte zu Fufs> begleitet von einer grofsen felfige fchwer zu begehende Schluchten, der Berg imMenge
Volkes, auf einen Berg, von dort flieg er fpäter ponirt mit feinen elf hochragenden Gipfeln, nur entfpricht
noch eine Bergftufe höher (6,15). Die Jünger gingen er in keiner Weife den biblifchen Andeutungen vom
Abends hinab m das einzige Schiff, das zur Stelle war, , Sinai. Von Kades zogen die Israeliten nach dem Berge
(V 16. 17. 22) und fuhren hinüber nach Kapernaum. Der Hör, dem Djebel Mädera am Wadi Marra, von dort auf
o~rVr° dSr SPeifun£ flattgefunden, lag nahe bei Tiberias dem Weg zum Rohrmeer (aber nicht ans Rohrmeer) in
(Cod fin. V. 23). Alle diefe Angaben vereinen fich zum i den Wadi 'Araba nach Salmona, dem jetzigen Seläme-
anfehauhchen Bilde, wenn wir annehmen, dafs Jefus durch Die Route in 4 Mof. 33, 37, 40, 41 ift fehr deutlich,
den Wadi Ammas auf das Plateau öftlich von Hattin , va^u ^ -r

gegangen, deffen Steilabfall nördlich von der Ebene! ^ur,cn- K. Furrer.

Gennesar, öftlich vom See begrenzt ift. Ueber diefem -

Plateau erhebt fich in fchroffer Linie die Stufe von Kam
Hattin. — Der Hule-See fammt den ihm zuftrömenden
Waffern ift doch höchft wahrfcheinlich mit den ,Waffern
der Höhe', den Me-merom identifch, lag doch diefer
Ausdruck nahe im Hinblick auf den nur etwa drei
Stunden entfernten 210 m tieferen See Gennefareth. Von

Müller, Dr. Johannes, Das persönliche Christenthum der
paulinischen Gemeinden. Nach feiner Entftehung unter-
fucht. Erfter Theil. Leipzig, Hinrichs, 1898. (307 &
gr- 8.) M. 6.-; geb. M. 7--""

Der durch feine Schrift über ,die Evangelifati°0
lo manchem Punkt aus kann man beide Seen gleich- 1 unter den Entkirchlichten' wie durch feine Vortragszeitig
uberfchauen. Das mittlere Jordanthal von letzterem ! thätigkeit in weiteren Kreifen bekannt gewordene Ver-
•oee an bis zum Wadi Maleh gehört zu den fruchtbarften I faffer tritt mit dem erften Bande eines Werkes hervor

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egenden von ganz Paläftina. Nur fo erklärt fich, dafs
einft das dort gelegene Bethfean an Bedeutung mit
Jerufalem wetteifern konnte. Im Jordanthale find nur
zwei Stufen zu unterfcheiden: Zor und Ghor. Ghor heifst

das den Zufammenhang mit feinen praktifchen InterefR"
wohl nicht verleugnet, jedoch nach rein wiffenfehaft-
lichen Mafsftäben gerichtet fein will. Das Buch ift klar»
gewandt und lebendig, freilich fehr breit gefchrieben, e

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ciie inaiiome, die: vom hohen Gebirge auf beiden Seiten ! zeigt eine ausgeprägte Neigung zur pfychologifchen
eingerahmt ift. Von ihr fteigt man auf einer fteilen Stufe j Analyfe, es ift felbftändig und ficher die Frucht ern»-
von durchfchmtthch 15 m zum Zor hinunter, einer wenig I liehen Nachdenkens.