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Ausgabe:

1899 Nr. 12

Spalte:

377-379

Autor/Hrsg.:

Vowinckel, Ernst

Titel/Untertitel:

Geschichte und Dogmatik. Eine erkenntnisrtheoretische Untersuchung 1899

Rezensent:

Troeltsch, Ernst

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877 Theologifche Literaturzeitung. 1899. Nr. 12. 378

lein beftimmender Gefetzc im zweiten Falle unter dem i»cn*upiung uc»

lichte , ,1. . , V „ u tL «"ht Die Methode ift 1 gefetzen, fondern aus freier perfonhcher Werthbildung zu

»cntspunkte individueller Werthe itent. uie ivieuiuuc 1» »«• >__ „.-i-s-i, r.eitaltimo- He?- ftf>

im erften Falle daher die Bildung allgemeiner Gefetzes- i deuten ^^AD^i*y^62fS^tbT^ ein
begriffe für deren Anwendung der Unterfchied von Natur fchichte ift und fclbft als wirkender bactor in He ein-
S Grift ^ fodann um die trage, wie den verfchiedenen

Bildunorv^*M£S^ ä£?*<* einzelnen hiftori- . derartigen grofsen Deutungspr.nc.p.en gegenüber ein
Cohen Erfcheinungen und f.ch entwickelnd, abfolut normatives ! r.ncp der Geschichtsdeutung gefunden

eine aügemeSS ISertunfSr^e Menfchheit befitzen , werden könne. Diefe Fragen focht er durch eine pfy-
"nd leS zu einem Syftem menfehheitlicher Kultur- ; choloRifch-erkenntn.fstheoret.fche Unto-fuchung, zube-
Werth^Lmcn^n^^i&^^OtifchcMtthode antworten, die erft Naturerkennen und Gefchichts-
auf £mto£Sd^Mk&i in dem allein befondere erkennen in ihrem Unterfchiedc conftruirt, und dann das
WertLl, K 8 S in Hie^TenWerthen felbft fucht dem Gefchichtserkennen anhaftende Problem des Rela-

fie ei„ .SS etwas All emeinD ^ Kulturwerthen an- einer durch die Erleuchtung des der Seele einwohnenden
tA^^SP^^^tSSSSS^S dem Chriftus und den Zufammenfchlufs mit feinem gefchicht-
Schem-, ^R^^^aAarfkdton wird Gegen den : liehen Thun bewirkten inneren Erfahrung, f.egreich auf.
^S^^G^^^»«^^^ m- Nach der theologifchen Manier, den kleinen Finger
BälHg Dir^nze D^UtmR ift überaus klar und ge- irgend eines Philofophen zu nehmen, fchliefst fich der
dankenreich Intcr allen Urnftänden höchft belehrend, da Verfaffer an die lehr wiUkürlmh herausgegriffene Ab-
f« in der Thädie wirklichen Probleme beleuchtet, für | handhmg Dilthey s über ,befchre.bende und zergliedernde
Theologen urn fo hUereffanter, als die neukantifche Pfychologie' an^die ihm als Ausdruck ,der philofophifchen

tiöup n'er v°llkornrnen confequent die einzige für fie
Ueh r Unterlage entwickelt findet: ein erft aus der
rjp erCchau der hiftorifchen Welt zu gewinnendes Syftem
and Jectiv Ruitigen Kulturwerthe. Sofern fie nicht noch
aus(-ere' VOn der Gefchichtswiffenfchaft unabhängige Vor-
Baf etzunf>en einführt, hat fie fchlechterdings keine andere
ten'S romnerfeits kann freilich den rein immanen-

AufVt ?nt'mctaphyfifchen Ausgangspunkt diefer ganzen
the l UnS nicht theilen und daher auch die übliche Ein-
e'lung in Mahir. und Geifteswiffenfchaften (trotz der

Zeitlage' gilt. Damit combinirt er einige Gedanken von
Steffenfen und Clafs ohne jedes Gefühl für die fehr
ifolirte Stellung diefer Gedankenbildungen in dem gegenwärtigen
Denken und für die wirklichen von diefen Gelehrten
behandelten Probleme. Den Unterfchied von
Naturerkennen und Gefchichtserkennen erledigt er fehr
rafch, wenn auch in einer mir gänzlich unverftändlichen
Weife. Das erftere vollzieht fich ihm nach einem Gefetz
der ,einfach perfönlichen Motivation', d. h. wohl nach dem
in Subftantialität und Caufalität fich darftellenden Gefetz

fehh klicilkeit des letzteren Terminus) nicht für fo ver- I der Uebertragung der Seele und ihres Handelns in die
Hift ."ualten wie Rickert. Der Naturforfcher wie der ; Aufsenwelt, das letztere nach einem ,Gefetz der doppelt-
'nre°r werdcn beide immer wieder behaupten, dafs I perfönlichen Motivation', d. h. wohl, dafs zu der Aufwar
H| oden durch die Objecte beftimmt lind und ! faffung der Naturdinge die Auffaffung der an ihnen
Lies- ,rch. den metaphyfifchen Charakter ihrer Objecte. wirkenden und in diefen Wirkungen erkennbaren hifto-
"ach , VlcnRkeiL die für diefe Eintheilung in der Frage nfchen Perfönlichkeiten noch hinzukommt. Dazu fetzt der
jn d> ,'n Verhältnifs von Natur und Geilt überhaupt und | Verf. naiv genug hinzu: ,Man wird fich vielleicht wundern,
r^e[iL>r.Behandlung und Beftimmung der Grenzgebiete be- dafs dies Gefetz der doppeltperfönlichen Motivation fich
pe 1 wohl ein einleuchtender Grund für die Abneigung 1 an das der einfachen, welches ja ein folches der Natur
den" r'e- Aber diefelben Schwierigkeiten kehren für 1 ift, anfchliefsen läfst.' Die hiftorifche Erkenntnifs der
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n neukantifchen Logiker wieder in den Mifchgebieten

Individualitäten und der aus ihnen hervorbrechenden,

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die h ■'■ Methoden, und obendrein bleibt ihm immer I eine Mehrzahl von Individuen beherrfchenden Gruppen
l'c] ?eängfiigende Frage nach den Objecten der Wiffen- ! inhalte führt zu dem Problem des Verhältnifses diefer
die f uderen wirkliche Befchaffenheit fie erfahren will und Gruppeninhalte zu einander und zu der Frage nach einem
Hif* ,CT "icht blofs anordnen und beurtheilen will. Der j Beurtheilungsmafsftab. Diefen Mafsftab liefert das theo-
Verzirl er wird fo wenig wie der Naturforfcher darauf logifche Erkennen, das ebenfalls pfychologifch conftruirt
mit r • n wollen, zu erklären, und fo wird der eine wird, infofern dem Natur- und Gefchichtserkennen als
andereine.n Gefetzen nicht blofs vereinfachen und der ] gemeinfame ,Urfunktion' die Sefblthingabe und Selbft-
Wertp n]n fe'nen individuellen Werthen nicht blofs eine behauptung der Seele zu Grunde liegt, diefe Urfunktion
im vRra('ation herltellen wollen, fondern fie alle wollen . aber ihren höchften Ausdruck in der Hingabe an Gott
kinge 11 mit den Gbjtjcten den Zufammenhang der in Chriftus findet, welche Hingabe zugleich Selbftbehaup-
Mittei 6 aren- Oer Hiftoriker hat andere Vorausfetzungcn, tung gegen Welt und Sünde ift und nur im Zufammen-
Erklar Und Grenzen der Erklärung und kann neben der , fchlufs mit den Heilsthatfachen ftattfinden kann. Damit
ümgehUngdieG^UPPirunk, nach Werthgefichtspunkten nicht ift dann das Problem des Verhältnifses von Gefchichte
Und Hm*' aber die Begriffe der Typen, der Tendenzen | und Dogmatik gelöft und die theologifche Princtpien-

e der allgemeinen hiftorifchen Kräfte find für ihn
Caufai e und das Problera des Verhältnifses von

iinu^ at und Teleologie in der Gefchichte ift ebenfo
geldn.^ .bar' als es durch eine folche Betrachtung nicht
1 wird.

eide,berg. E. Troeltfch.

V

0 w j n n 1

"Okel, Dr. Ernft, Geschichte und Dogmatik. Eine
h enntnifstheoretifche Unterfuchung. Leipzig, A.

lehre von der Gefchichte aus begründet.

Es fehlt dem Verf. nicht an Gedanken und richtigen
Beobachtungen. Vor allem hat er — allerdings wohl
unter dem Einflufs des Erlanger Philofophen Clafs und
nicht aus eigenem Antrieb — fich das theologifche
Hauptproblem wirklich von der richtigen Seite gefleht.
Aber das entfetzlich fchlechte Deutfch und die überaus
unlogifche und unpräcife Ausdrucksweife machen fchon
an fich die Leetüre zu einer Qual. Dazu kommt aber
noch der Mangel an wirklicher Vertrautheit mit den

^iche m ,T untenucm'nS- t?lv"f' ' , Problemen und Löfungsverfuchen und die chaotifche Un-

^hert Nachf, 1898. (VII, m S. gr. 8.) M. i.co | klarheit dner nochyin voiler Gährung begriffenen,

Slück h fem VOI"liegenden Büchlein habe ich das Un-
?U verftö. CS mir fchlethterdings nicht gelungen ift, es
mir trotz w"' Nicllt einmal feine eigentliche Abficht ift

lz Vorwort- i,r,rl I7;„l.ur_____«^l,r apuHioli trpu/orden

ftudentenhaften Denkweife. Zum Beweife hierfür will
ich nur einige Sätze anführen: ,Man denkt jetzt nicht
mehr in den Kategorien Hegels und behauptet die Entbin-
rwort und Einleitung recht deutlich geworden. ; dung aller Forfchung von metaphyfifchen Gefpinnften' S.2.