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Ausgabe: | 1899 Nr. 11 |
Spalte: | 342-343 |
Autor/Hrsg.: | Haug, Karl |
Titel/Untertitel: | Die Frömmigkeit des Menschengeschlechts im Lichte des Christentums. Eine religionswissenschaftliche Untersuchung 1899 |
Rezensent: | Elsenhans, Theodor |
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Theologifche Literaturzeitung. 1899. Nr. II.
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bleibt für eine immer wiederholte Prüfung der chriftlichen , hypoftatäfchen Dreiheit zum Monotheismus vermifst man
Glaubenausfagen vom Standpunkte des Welterkennens
aus gar kein Stoff. So tritt denn auch in der vorliegenden
Dogmatik die Prüfung vom Welterkennen aus, die
■n den erften Abfchnitten eine Rolle fpielt, je länger
defto vollftändiger zurück und macht einer blofsen Aus-
einanderfctzung mit der dogmengefchichtlichen Ueber-
lieferung Platz. D. h. jene Grundidee, nach welcher der
Vf. fein Syftem aufzubauen beabfichtigt, beherrfcht und
organifirtgar nicht innerlich den mitgetheilten Stoff, fondem
'h nur oberflächlich an ihn hinangebracht. Ja, der Vf.
Wbft läfst fie im letzten Theile feines Werkes einfach
wegfallen, ohne auch eine Bemerkung darüber zu verloren
. Er macht auch formell nicht mehr den Verfuch,
die Lehren vom h. Geifte, von der Trinität, vom ordo
totutis, von der Kirche und ihren Gnadenmitteln, von der
"eilsvollendung zuerft als zum Inhalte des Glaubensbc-
wufstfeins eehörie zu entwickeln und fodann vom ver-
r^^j £V.lll/.|>^ /.II V. II L VV 1 Vf^.l II Ulli. luuunii «uu. . w.
harf'?60' cnnen aus 7U Pr"ben. Sondern er be-
ndelt die Themata nach dem Schema der Localmethode,
j e'l ue eben zum überlieferten Beftande der chriftlichen
KrViC genörcn- Pias ift eine indirecte, aber recht bittere
: itik, welche er felbft an dem Werthe feiner zuerft fo
UVer»chtlich aufgeftellten fyftematifchen Grundidee übt.
Aufh n" nur dle Mangelhaftigkeit des fyftematifchen
er ar CS 'm Ganzen compenfirt würde durch eine defto
PrM ere und förderlichere Ausführung der Einzel-
Do erne! Aber hier liegt die gröfste Schwäche diefer
njn^mat'k. Neben der Reichhaltigkeit des mitgetheilten
do nen und literarifchen Stoffes ift die felbftändige
Es fcheint fo, als wäre für den Vf. der Begriff der Dreieinigkeit
eigentlich mit dem der Dreiheit gleichbedeutend.
Denn die Thatfache, dafs in der Taufformel Mt. 28,19 und
im altchriftlichen Tauffymbol Vater, Sohn und Geift neben
einander genannt find, genügt ihm als Beweis dafür, dafs
hier der Glaube an den dreieinigen Gott zum Ausdruck
kommt.
So komme ich zu dem Schlufsurtheil, dafs diefe
Dogmatik trotz des vielen gelehrten Stoffes, den fie ein-
fchliefst, nicht genug von dem bietet, was man in einer
Dogmatik fucht und fuchen mufs. Sie bietet nicht genug
Aufklärung über den nothwendigen inneren Zufammen-
hang der einzelnen chriftlichen Lehren, nicht genug Hülfen
zur Löfung der fchwierigen dogmatifchen Probleme, nicht
genug beftimmte Definitionen und Diftinctionen behufs
Ausfchliefsung folcher Mifsverftändnifse, welche durch
den eigenthümlich fchwierigen, weil auf einer fo langen und
fo complicirtenhiftorifchenEntwickelung beruhendenkirch-
lichen Sprachgebrauch bedingt find, nicht genug anregende
Gefichtspunkte zu einer detaillirenden praktifchen Weitergabe
der chriftlichen Lehre.
Jena. PI. H. Wen dt.
Haug, Pfr. Karl, Die Frömmigkeit des Menschengeschlechts
im Lichte des Christenthums. Eine religionswissenschaftliche
Untersuchung. Leipzig, A. Deichert, 1899. (VII,
336 S. gr. 8). M. 4.50
Der Verf. hält angefichts des in unferer Zeit weitverbreiteten
Indifferentismus und der Unficherheit auf re-
ligiöfen Gebiete eine Darfteilung der Frömmigkeit für
eine befonders wichtige Aufgabe. DasWefen der Religion
und der Religionen laffe fich am beften beurtheilen, wenn
man auf das innere Leben derfelben fehe. Er will daher
,nicht blofs eine Gefchichte der Frömmigkeit geben, fondern
auch die verfchiedenen Erfcheinungen der Frömmigkeit
fowohl innerhalb der Chriftenheit als auch aufserhalb der-
Gü&flat'^e Gedankenentwickelung oft von auffallender
Ahr V^ke't. Verhältnifsmäfsig am meiften find die erften
^ cnr|itte ausgeführt, die Theologie und Anthropologie,
rj er Sanz unzureichend ift die Ausführung der Chriftologie.
fch 6 'cb n'cnt: etwa, weil ich die chriftologifchen An-
"iehUlmgCn des Vfs- materie11 nicht billige. Ich bin viel-
des V >on überzeugt, dafs auch die Gefinnungsgenoffen
arbe>,S" das fehlen einer klaren und confequenten DurchWied
) g dCr Probleme empfinden werden. In dem flets
die h ^ iV^" Grundfatze, dafs man fich im Anfchluffe an : felben, vom Standpunkt des Chriftenthums au^
ThatfVi uvu begnugcn müffe mit der Anerkennung der j Gelinge es nachzuweifen, das ein Princip oder mö°Tichft
Nat pbbchkeit der göttlichen und der menfehlichen wenige Principien in einem weiten Umkreis herrfchen
frao-e r ,,di u- b w-. während man nicht nach dem ,Wie' j fo fei eine denkbar gröfste Sicherheit gewonnen dafs
darau'r r u ' kann icn nur einen bchwächlichen Verzicht j die diefen Erfcheinungen zu Grunde liegenden Gefetze
zu t lehen, den theologifchen Problemen ernftlich näher
jun„r..en: L)ie Zufammenfchiebung der Lehren von der
metg raubchen Geburt, von der Präexiltenz und von der
wefe riyfifcllcn Gottheit Chrifti, als feien diefe Lehren
Conf r g.leichbedeutend, ift in meinem Augen eine
The Ui ' d'e bei Laien zu entfchuldigen ift, vor der der
gefch- i?e aber durcn d'e Kenntnifs der alten Dogmen-
^erl- pu0. gefchützt bei" bollte. Ueber das prophetifche
ü0e T* Uhrlfti hat der Vf. auf einer halben Seite nur ein paar
prj n °mrnene dürre F'ormeln zu fagen. Was das hohe-
dafs G Werk anlangt, fo bteht die Ausführung S. 375 ff.
bedurJf°ttfÜr flcn felbft keinerSatisfactio n und keinesOpfers
Menr^v.e' ,da.s es aber def Liebesopfers Gottes für die
richtig erkannt find. (S. 5.)
Der Verf. fucht daher die gefammte nicht-chriftliche
Frömmigkeit und die von der Norm abweichenden Erfcheinungen
der chriftlichen Frömmigkeit auf zwei Principien
zurückzuführen, die er der wahren chriftlichen
Frömmigkeit gegenüberftellt: den ,Enthufiasmus' und den
,Ergismus'. Unter diefen Gefichtspunkten befpricht ein
I. Haupttheil das Wefen der chriftlichen und heidnifchen
Frömmigkeit. Auf Grund der fynoptifchen, paulinifchen.
johanneifchen und fonftigen neuteftamentlichen Zeugnifse,
welche nach dem Verf. im Wefentlichen übereinftimmen,
wird als neuteftamentliche Anfchauung feftgeftellt: ,chrift-
liche Frömmigkeit ift das kindliche Gemeinfchaftsverhält-
nifs mit Gott dem Vater durch Jefum Chriftum im heil.
noJft' ZC „„ iT-:j_:r-U_ TT------J------- :n ■
Und bedurfte, um dieSünder innerlich umzuftimmen, .
bell ZU erneueni ganz unvermittelt neben der früheren Geilt' (S. 22). Heidnifche Frömmigkeit dagegen ift ,ein
Sük Uptung S. 319 ff. dafs wir ,der vollgewichtig gültigen Verhältnifs oder Gemeinfchaft mit den vorgeftellten gött
ündJ bedürben, um Muth zur Nachfolge Chrifti zu haben
Süh S Ghriftus als der fündlofe Menfchenfohn die
kei.ne bür die Menfchheit gebracht und die Gerechtig-
ünd erw°rben hat. Auch bei der Lehre vom h. Geift
p von der Dreieinigkeit bleiben gerade die fchwierigften
liehen Mächten oder der Gottheit durch menfehliches
Thun'. In diefe Gemeinfchaft mit Gott fucht die heidnifche
Frömmigkeit — darin befteht ihr wefentlicher
Unterfchied von der Offenbarungsreligion — durch eigene
Vernunft und Kraft zu gelangen, entweder durch menfeh-
r auf df^S^rit Ergismus (Nomis-
"Ahfrhnitt über die heils- ! b^e heidnifche *rom$%*fomus)otex Enthufias-
;■'«gen unerörtert. °In dem Abg.« der Perfon- , FJte « Mechanismus Moral««mi ,
^eignende Wirkfamkeit des Geiftes üt Ab m , Schwärmereij Myft.k) (b. 79e,0prömmigkeit in den
rcbkeit des Geiftes noch kerne Pf^rdmleich von Anfang mu ^ Haupttheil ^hildert die r otheiftifchen
fchnitte über die Dreieinigkeit aberf*,r3|r göttlichen Drei- : fchichtlichen Erfchemungen
der h. Geift als ,die drhte Perfon de ^ Hauptreligionen: A.dief*0™™^ &e Frömmigkeit in
e»,>gkeit' betrachtet und wird der Eine Erklärung ga Pe FgömmigkeR des Islam.
Ichted' in die Ewigkeit zurück«!unri. häUmfs der
hlcrfür oder eine Erörterung über