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Ausgabe:

1899 Nr. 10

Spalte:

310-311

Autor/Hrsg.:

Müller, Herrmann

Titel/Untertitel:

Les origines de la Compagnie de Jésus Ignace et Lainez 1899

Rezensent:

Hubert, F.

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309 Theologifche Literaturzeitung. 1899. Nr. 10. 3IO

L3II, 1315, 1320 u. 1323) zum Patriarchen gewählt, eine nannten, in derfelben Reihe fich folgenden Theilen noch
Ehre, die er viermal ausfchlug, um fich dann nach Theffa- erhalten ift. Dafs diefe Handfchrift fol. 7—374 einmal
lonich zurückzuziehen wo er um 1330 geftorben ift. veröffentlicht werde, ift dringend wünfchenswerth. Als

Die Metochites' Bericht vervollftändigenden oder
beftätigenden Zeugniffe find zwiefacher Art, 1. Selblt-
zeugniffe Jofephs und 2. Zeugniffe anderer. Jene find bis
jetzt vollfYändig unbeachtet geblieben. Die der von Walz
JE1 3. Bande feiner Rhet. Graeci 1834 veröffentlichten
Schrift 'lmOTj<p rov 'PaxevövTOV Ovvoipig (inroQixrjg vor-
ausgefchickte, allein nach Cod. Laur. plut. 58, 2 abge-

Ganzes fcheint die Schrift nicht weiter verbreitet zu fein
wohl aber in den einzelnen Theilen, deren Fundorte Treu
S. 46 verzeichnet.

Die Zeugniffe der Zeitgenoffen, die Treu S. 47—64
in erfreulicher Vollftändigkeit zufammenbringt, find höchft
lehrreich und für Jofeph ungemein ehrenvoll. Das erfte
i(t der in Boiffonades Anecd. Gr. II, 212—228 herausdruckte
Einleitung in Profa und Verfen, mit der Ueber- gegebene, nach Treu etwa 1307 gefchriebene Brief des
'chrift 'Iutqov 'Icoo/jrp IhvctQov 'Paxsvövrov, hat jener in Thomas Magiftros an Jofeph. Sodann kommen von den
ihrer Bedeutung nicht entfernt erkannt. Deshalb giebt , 172 Briefen des Nikephoros Chumnos (Boiff. Anecd. nov.

I .---. _ _ P_ - — r . . P.i .O, j .O ' f - /T - _ O ___ TT 1 .... .. .

r eu VOn derfelben eine neue, auf Grund desfelben Cod.

AE). fodann des Cod. Berol. Phillipp. 1573 (P) und
(S Eiccard. (R) fehr forgfältig hergerichtete Ausgabe
fajj** 42). ,Man erkennt auf den erflen Blick: der Ver-
felb »die,"er Einleitung und Metochites' Freund ift der-
UDpe "ann. In grofsen Zügen berichtet er uns felbft
Zita Ine.Auffaffung des menfchlichen Lebens, in grofsen
Es W'e er darnach fein äufseres Leben einrichtet.
Verl' r derfelbe JofePh- Eeine Heimath ift Ithake. Cr
gan h .ern' Verwandte und Freundfchaft, weil er fich
4er y er lugend widmen will, einem geiftigen, allein von
feit nunrt geleiteten, leidenfchaftslofen, auf das Jen-
die V ericnteten Leben. Im Mönchsgewande geht er auf
oen- "derung, um feinem Drange nach Erkenntnifs zu
We ^en- Und Jemand zu finden, der ihm den rechten
jjp^s zejge. Nach mancherlei Irrfahrten kommt er end-

der ufEpel und tritt dort in Verkehr mit den Lehrern
abe pe)srieit. Er findet dort alle Wiffenszweige vertreten;
Glü 1 f '"e Eehnfucht wird nicht befriedigt: den Weg zur
rne r [e!l™ke't kann ihm bei der Unzulänglichkeit der
ej 'ohlichen Natur Niemand zeigen'. Das nach meiner
Stucp6"' vor vielen Jahren bei meinen Demofthenifchen
aus """gemachten Erfahrung von Philologen bisher durchirre
r"ll"averftandene Beiwort 'PaxsvdvtTjg bezeichnet nach
J0f /-Hein feinen Stand, und zwar feinen Mönchsftand.
druc?n. nennt fich felbft S. 36, 13 Sdxog hövg, der Ausriß
,n- nichts weiter als eine von feiner elenden Beklei-
n..~ • nergenommene befcheidene Wendung für uovcf/ixbv
Wie"p ^c> die bei den zeitgenöffifchen Schriftftellern
gewJ,ac'jymeres, Gregoras, Kantakuzenos gar nicht un-
ein 0l'nlich ift. Tlivapog ift natürlich kein Name, fondern
aus nJöncn[mhes Beiwort, lazpov 7coö?'/rp eine Verderbnifs
Vje 0ylrQ<>v. Jofephs Familienname ift ebenfo unbekannt,
feinp rr ^ines älteren Zeitgenoffen Georgios, der nach
S'ebt u;eimath ° ^P'oc heifst. Wie Jofeph felbft an-
zura ' Walz aber nicht beachtet hat, befchlofs er eine
retifpimerinangende encyklopädifche Ueberficht der theo-
jenes r-" ^Viffenfchaften zu geben. Jener Auffatz und
Eher -f^Eht haben alfo nicht blofs dem Abrifs der
Theii°r!k dienen follen. Diefer vielmehr ift nur der erfte
Greg Werkes, von deffen beabfichtigter Herausgabe
gerj°L.as in einem nach 1323 an Jofeph nach Theffalonich
"alt nten Briefe gehört zu haben erwähnt. Ueber In-
Wer]. dnung und Befchaffenheit des encyklopädifchen
Es r ?f .gieht uns Jofeph in feinem Gedichte Auskunft.
ünter ! behandeln: 1. die Rhetorik; V. 16—24. 2. Die
V ^ oem Namen Orga non zufammengefafsten Schriften;
Pflanz 17' 3" Phyflk: die Natur und ihre Kräfte, Thier-,
Pfyche.n- und Steinkunde; V. 38—53. 4. Anthropologie,
der M ?Sle. Phyfiologie; V. 54—68. 5. Das Viergefpann
tnie- vLTematik: Geometrie, Arithmetik, Mufik, Aftrono-
Eehre 9—74-6. Die vier Tugenden; V. 75—98. 7. Die
das prV°" ^ott und der Dreieinigkeit; V. 99—137. Ift
WefentP u Wie Vitelli's Katalogangaben beitätigen, im
fteller fBi aus verfchiedenen Werken anderer Schrift-
8°nas immydes' Kyrillos, Pachymeres, Zacharias, Gre-
'"elwerk a"dere Zeitgenoffen) zufammengeftellte Sam-
diefe p "oc.h vorhanden? Treu fetzt uns in den Stand,
cärd. ,,ra?c Jetzt zu bejahen. Er verweift auf Cod. Ric-
, in welchem das Werk in allen jenen eben ge-

1844) 28 (61, 62, 98 — 123) an Jofeph gerichtete Briefe in
Betracht, unter denen feines Sohnes Johannes (a. a. O.)
der 5. u. 6 ; ferner 4 Briefe von Michael Gabras (268,
288, 295, 441) an Jofeph, die Treu aus Cod. Marc. 446
vorliegen. Von bisher nicht veröffentlichten Briefen des
Bifchofs Matthäos theilt Treu (S. 52—55) 3 an Jofeph
gerichtete mit Nikeph. Gregoras', des dem Philofophen
in dankbarer Erinnerung ergebenen Mannes der Wiffen-
fchaft, wichtige Briefe an Jofeph giebt Treu (S. 55—61)
nach Cod. Monac. 10 (A) und 529 (M). Einen recht
wefentlichen Beitrag zur Kenntnifs des Philofophen Jofeph
verfprechen endlich die Schriften des als Arzt bekannten
Johannes Zacharias zu liefern, was Treu demnächft in
anderem Zufammenhange zur Darfteilung zu bringen
gedenkt.

Wandsbeck. Johannes Dräfeke.

Müller, Herrmann, Les origines de la Compagnie de Jesus,
Ignace et Lainez. Paris, Fifchbacher, 1898. (VI, 329 S. 8.)

Die erflen drei Capitel behandeln 1. den Gründer
(1491—1523), 2. die Genefis, 3. die Gründung der Gefell-
fchaft Jefu (1523—1556); das vierte und letzte Capitel

a"s mifsvVr'fo^ i LainTez u"d Paul. lY' lISj6_iTS65)zr > r r a

Treu «n_! . Im Anfang betont der Herr Vf. mit gutem Grunde

die Abhängigkeit der Exercitia spiritualia des Ignatius
von dem asketifchen Werke des Benediktinerabtes Garcia
de Cisneros, wenn auch der nach einer franzöfifchen Ueber-
fetzung angeführte Brief des Ignatius, Venedig 1536, November
16., dafür nicht verwerthbar fein dürfte (S. 32).
Bemerkenswerth ift das Buch wegen des originelleren
Verfuches, den Nachweis einer anderen Abhängigkeit
zu erbringen. Der Herr Vf. hat nämlich ,des ressem-
blanccs etranges' bemerkt, ,gi/i existent entre „i'Ordre de
Jesus" et les congregations musulmanes; ressemblances
trop novibreuses pour etre fortuites, et qui ne s'expliquent
que par des empruntP (S. 45). Solche nur durch Entlehnung
erklärbaren Aehnlichkeiten will er nachweifen,
,1. dans la forme du gouvernement de la Societi de
Jesus, et dans la nature de l'obeissance qu' eile exige
de ses adeptes,

2. dans la methode dHnitiation et de formation a laquelle
eile souniet ses disciplcs,

3. dans les divers degres qu' eile etablit entre ses vieiu-
bres, et dans l'occultisme qu' eile pratique,

4. dans le but qu' eile se propose, et dans la confusion
qu'elle etablit entre Vordre spirituel et Vordre teviporel'
IS. 5i).

Diefer Nachweis füllt das aus der chronologifchen
Erzählung herausfallende zweite Capitel. Die Mafife der
Parallelen, zu denen man die Belege aus der Litteratur
über das moderne Derwifchwefen — etwa auf Grund des
lehrreichen Werkes von Louis Rinn über Algier, einer
Hauptquelle des Herrn Vf.s — leicht noch häufen
könnte, wird dem oberflächlichen Lefer gewifs imponiren;
in Wirklichkeit aber ruht die Thefe des Herrn Vf.s auf
fchwachen Stützen. Wir greifen einen Punkt heraus:
den fklavifchen Gehorfam des Jefuiten feinem General,
des Derwifches feinem Scheikh gegenüber (S. 69f.) Die
jufuitifchen Grundftellen find zur Genüge bekannt. Da-