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Ausgabe:

1899

Spalte:

289-290

Autor/Hrsg.:

Bertholet, Alfred

Titel/Untertitel:

Zu Jesaja 53. Ein Erklärungsversuch 1899

Rezensent:

Kraetzschmar, Richard

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung,

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.

Erscheint Prsis
alle 14 Tage Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark,

NP: 10. 13. Mai 1899. 24. Jahrgang.

^ertholet, Zu Jefaja 53 (Kraetzfchmar).
Novum Testamentum graece cum apparatu cri-

tico etc. ed. Nestle (v. Dobschiltz).
Novum Testamentum graece, praesertim in usum

studiosorum etc. ed. Baijon vol. II (v. Dob-
, schütz).

" xttiVTj öiad-^XTj hMt/vion, Novum Testamentum
vulgatae editionis, ed. Hetzenauer,
2 »oll. (v. Dobschütz).

The coptic version of the New Testament, ed.
from MS. Huntington 17 in the Bodleian
library, vol. I—II (v. Dobschütz).

Stähelin, Gefchichte der kleinafiatifchen Ga-
later bis zur Errichtung der römifchen Provinz
Afia (Schürer).

Ein neues Bruchftück aus Kaifer Julians
Büchern gegen die Chrifien (Neumann).

Krumbacher, Studien zu Romanos (Drafeke).

Treu, Der Philofcph Jofeph (Dräfeke).
Müller, Herrn., Les origines de la compagnie

de Jesus, Ignace et Lainez (Hubert).
Gerhardi, Joannis, Ilomiliae XXXVI seu

meditationes breves ed. Berbig (E. Chr.

Achelis),

Lazarus, Die Ethik des Judenthums (Schürer).
Schmid, Gefchichte der Erziehung vom Anfang
an bis auf unfere Zeit IV, 2 (E. Chr. Achelis).

Bertholet, Priv.-Doc. Lic. Alfred, Zu Jesaja 53. Ein Er-

Härungsverfuch. Freiburg i. B., J. C. B. Mohr, 1899.
(32 S. gr. 8.) M. —.75

Unter den mannigfachen Erklärungsverfuchen, die

allem hätte allein fchon 532 abhalten Collen, das auf
diefen paffe wie die Fauft aufs Auge (p. 22 f.). Allein
auch die meffianifche Faffung hat ihre unüberwindlichen
Schwierigkeiten, denn der Ebed gehört wie der Zukunft,
fo auch der Vergangenheit an — in die Zukunft fällt uns

r ■ TT* 1 ... . . -

ifl auch Jef. 53 zu verftehen. Aber damit ift es nicht
gethan. Diefes Stück befteht nach B., der hierin einer
von Duhm gegebenen Anregung folgt, aus zwei ganz

letzten Jahren °zu dem räthfelhaften Capitel 53, I feine Erhöhung -, während der Meffias eine rem zurichtiger
C2,R—en« des lefaiabuch.es gemacht worden , künftige Gröfse ift. Um zu einer feiten Entscheidung zu
f'nd, verdient der vorliegende, von A. Bertholet in kommen, fieht fich B. nach parallelen Stücken um und
Bafel gegebene entfehiedene Beachtung. Dafs freilich findet als ein folches Sir. 39i-n, wo von dem Thora-
B. einenlchufs ins Schwarze gethan und die endgültige Rhrer (nicht Schriftgelehrten), aber als Reprafentanten
Lotung desT Räthfels erbracht habe, glaubt Recenfent | und Typus des ganzen Standes die Rede ift. Darnach
nicht, aber in einer fo fchvvierigen Materie thut, wie B.
an> Ende feines Vorworts richtig bemerkt, auch eine
,Hypothefe ihre guten Dienfte, wenn fie fich nur als möglich
erweift — und das letztere wird man der von B. verfchiedenen Liedern, einem urfprunghehen Ebed-Janwe-
aufgeftellten nicht abfprechen dürfen. Ueber Hypothefen ; fpruche 5213—10; 53"b (von OTT kn) 12, der mit den
Verden wir ia in diefem Punkte fchwerlich je hinaus- erften drei Liedern zufammengehort und eine gewaltig
k°mrnen i hochgreifende,menfehlicheFaffungskraft faft überfte.gende

, Davon ausgehend dafs die vier fogenannten Ebed- Sprache führt, und einem dazwifchen eingefchobenen
J*hvveK^^^ 5Oi-»(n); 5*"-S3« 1 Liede 531-na, das aus der makkabaifchen Zeit ftammt

v°n dem übrigen Buche Deuterojefaias loszutrennen , und auf das Leiden und Sterben des gojahrigen Schrift-
[ei^n, wSneuS anerkannt wird, gelehrten Eleasar, wie es 2 Makk. 6ih-3i ausführlich be-

behanakh er ruSchSi wer unter dem Ebed fchrieben wird, gedichtet ift, indem man diefes nachtrag-
eigeat„ch zu verftehen fei. Die' Deutung auf das em- lieh in dem Lichte des alten Ebedfpruches fchaute. Zahl-
P["fche Iftael (Wellh., Giefebrecht, Marti) Rheitert, reiche Veränderungsvorfchläge, vor allem zu yv. 9ff.,
?b§efehen von lef 3 fchon an 495, die auf das ideale , werden gemacht; bemerkenswerth ift der Vorfchlag, das

Israel im GegenfatzPzum empiriRhen (Dillm. u. a.) an j überlieferte ™ DS ^ v. 10 als im, ns Dnn, ev. IM
Cr»-, j & -

? V> denn wie ift es vorftellbar, dafs das ideale vom em-
^lriRhen Schläge bekommt (Duhm)? Ebenfo hat die
^Ziehung auf den Prophetenftand (Gefenius) ihre
pcnwieriot-oiiö« Wo= tIL äi^fp n^nti ino-f'n aperen flGl!

n , - Gierigkeiten. Was alle diefe Deutungen gegen fich
Li ?n' ' ^afs me Zeicnnung des Knechtes in den vier
auf -rn viel zu individuell gehalten ift, als dafs man fie
ejj ein Collectivum beziehen könnte. Bei der individu-
trer0 ^affung nun, die nach Duhm's energifchem Einwies
" damr mehr und mehr herrfchend wird, flehen nun
i"

l-BN .leuchten zu laffen feinen Namen' zu lefen. —

' Ref. hat gegen diefen neuen Erklärungsverfuch einige
nicht unberechtigte Bedenken. Genügt wirklich der unvermittelte
Wechfel von Jahwe- und Prophetenrede 531.11b,
um das Lied in zwei Stücke zu zerlegen? In Propheten-
fchriften findet fich folcher Wechfel oft, und zudem hefse
fich der Anftofs v. II auf leichtefte Weife durch eine
Textänderung befeitigen. Auch die ftrophifche Anlage
von 5213 fcheint gegen eine folche Zertheilung zu fprechen,
niederum zwei Möglichkeiten offen: entweder der Knecht ! fofern 5 Neunzeiler und 2 Sechszeiler urfprünglich be-
!* eine b Ernte der Gefchichte ungehörige Perfön- | abficht.gt zu fein Rheinen. Die ftroph.fche Emtheilunf

1. «ne beltimmte der Gefchichte angehönge Perlon- I ablichtigt zu fein Rheinen. Die ftroph...... ~.........-..&

"chkeit, oder eine rein ideale, d. h. der Meffias (fo bei B. leidet an überfchüffigen Gliedern (p. 14 f.) und
Vft °relli, Ley Rothflein, Laue). Unter den erfteren ; Willkürlichkciten; das Tjrl «bl y. 2 darf man fchwerlich
! ,. bEher gerath'en worden auf einen uns unbekannt ge- , ftreichen, eher das nichtsfagende insriSI, das aus dem
,1,ebenen grofsen Thoralehrer (Duhm), auf einen Leiter folgenden nslB entftanden fein könnte. Dem Herabgehen
der PV;i:r.l- 1 in makkab. Zeit ftünde an fich nichts im Wege, allein

gewifs ift, dafs man viel lieber an eine dem Exile oder
der Zeit bald nach dem Exile angehörige Perfönlichkeit
denken würde. Auf jeden Fall aber ift das Schriftchen
anregend und verpflichtet uns dem Verfaffer gegenüber
zu Dank.

Marburg. R. Kraetzfchmar.

gen e*u'Rhen Gemeinde, einen ,Nachfolger
UnH°j.'en Jeremias', einen ,Mann wie nachhe
fchar'Päter Nehemia' (Kittel in Dillm., Jef.6 p. 462), und
?i>Je>.Uch auf Scrubbabel, indem man ihn nachträglich

P*

ümfJ /^Der> 10 meint b., was vom Ebed gelagt wira,
die jannt Vergangenheit und Zukunft in einer Weife,
be(p n Rahmen einer menfehlichen Perfönlichkeit un-

Ingt fprengt; von der Beziehung auf Serubbabel vor

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