Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1899 Nr. 9

Spalte:

261-262

Autor/Hrsg.:

Wright, Arthur

Titel/Untertitel:

Some New Testament Problems 1899

Rezensent:

Clemen, Carl

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

Theologifche Literaturzeitung. 1899. Nr. 9.

262

Recht kräftig eingetragen ift z. B. zu Mich. 6, 6f.
Die Frage des Volkes dort ift ganz objectiv geftellt.
Allenfalls enthält fie ein Eingeftändnifs der Sünden des
Volkes. B. findet darin das Gegentheil:' Mit einer Entgegnung
, die ganz den leichtfertigen Judenfinn charak-
terifirt, läfst der Prophet v. 6f. das Volk einfallen. Es
ift fchon der Caricatur-Jude; man glaubt ihn zu hören.

Förderung kann unfere gegenwärtige alttftl. For-
fchung aus dem exegetifchen Theile, foweit ich wenigftens
gefehen habe, kaum fchöpfen. Dagegen finden fich in
der .Einleitung in die Prophetie' einige intereffante Sätze.
S. 6: Es tritt in Samuel und feinen Nachfolgern das
Prophetenthum nicht als neue Gefetzgebung auf, überhaupt
nicht mit neuorganifirender Offenbarung, nicht
fchöpferifch, wie in Mofes, fondern organifirend auf Grund
der fchon vorhandenen Offenbarung des beftehenden
Cefetzes. — S. 25: Der Prophet giebt die Phyfiognomie
•einer Zeit, ihrer Ereignifse und Perfönlichkeiten, aber
"•cht als hiftorifche Schilderung ihrer äufseren Erfchei-
nu"g, fondern nur foweit, als darin die Grundzüge ihrer
'"neren Wefenheit fich ausprägen, ihre Sündenzüge und
Verderbenszüge, fowie die Linien des darauf bezüglichen
Waltens Gottes. S. 43 ff.: Wenn die Propheten als Organ
der göttlichen Offenbarung auftreten, fo giebt fich jeder
n"ch feiner fubjectiven Eigenthümlichkeit; auch haben fie
v°n ihrem Zuftand beim Weisfagen, von ihrer inneren
"nd äufseren Situation ein klares Bewufstfein, eine bestimmte
Erinnerung, und können eine deutliche Darftellung
davon geben.

Breslau. Max Lohr.

Wr"ght, Rev. Arthur, M. A., Some New Testament Problems.

London, Methuen & Co., 1898. (XII, 349 S.8.) M.6.—
, Die vorliegenden Unterfuchungen dienen zur Hälfte
äer Be

Kann ich fo die literarkritifchen Anfchauungen des
Verf. nicht theilen, fo möchte ich doch feine auf den
Inhalt der Evangelien und Acten bezüglichen Unterfuchungen
, die die andere Hälfte des Bandes füllen,
bedeutend höher einfchätzen. Schon der kurze Artikel
über the camel and the ncedle's eye ift lefenswerth,
während der folgende über the origin of the Lord's supper,
der zunächft gegen Gardner (vgl. Jahrg. 1894, 205)
gerichtet ift, nochmals die übrigens fchon von Renan
aufgeftellte Hypothefe einer wiederholten Abendmahlsfeier
Jefu vorträgt und diefe als Schliefsung eines Blutbundes
zwifchen Jefu und den Zwölfen deutet. Jene
Theorie kehrt auch in der längeren Abhandlung 011 the
dato of the crucifixion wieder, die fonft viel Beachtens-
werthes enthält — vielleicht mehr, als irgend eine andere
diefer gcfammelten Auffätze. Die Differenz zwifchen
Mc. 15, 25 und Joh. 19, 14 betreffs der Stunde der
Kreuzigung wird fchliefslich dadurch gelöft, dafs hier
ftatt r gelefen wird F, dagegen die andere betreffs des
Tages eben durch Vertheilung der von den Evangeliften
berichteten jerufalemifchen Mahlzeiten Jefu und feiner
Jünger auf verfchiedene Jahre. Endlich als das Jahr der
Kreuzigung wird, freilich ohne genügende Prüfung aller
Gegenargumente, das Jahr 29 feilgehalten. — Weit unter
diefem Artikel fleht der fpätere über the gift of tongues,
der diefe als die Gabe deutet, früher gehörte (jüdifche)
Anfprachen in fremden Sprachen fpäter wiederzugeben
und die Gabe der Auslegung als die Kenntnifs der
betreffenden oder auch nur der Mutterfprache. Der
Verf. deutet indefs fchon felbft am Schluffe an, wie er auf
diefe unmögliche Auslegung gekommen ift: Jhave written
this paper chiefly from a sense of the very serious danger
of calling in question the historical truth of the Acts of
the Apostles — alfo aus kurzfichtiger Apologetik. Auch der
Satz that prophecy is conditional, der einem weiteren

von neuem beweift, dafs derfelbe had neuer paid a visit
to Palestine or seen the Temple and its Services.

_ So ift der Ertrag des Bandes allerdings im Ganzen
gering, zumal wenn man berückfichtigt, dafs er in ein
Sammelwerk für Geiftliche (the Churchmaiis library)
gehört.

Halle a. S. Carl Clemen.

der Begründung und Verteidigung der fynoptifchen Artikel als Ueberfchrift dient, folgt aus act. 27, 21 ff. nur
Theorie des Verf., die die Lefer diefer Zeitung fchon j dann, wenn man gar nicht mit der Möglichkeit redac-
?"s Schmiedel's Anzeige feiner früheren Arbeiten im tioneller Einfchübe in den Reifebericht des Lucas rechnet.
Jahrg. 1896, Sp_ 495ff. kennen. Die oral hypothesis, wie j Um fo willkommener als Beftätigung von Schürer3 II,
"e dort näher befchrieben ift, wird hier zunächft damit 285 ift die Deutung der fchönen Thür am Tempel auf
Seftützt, dafs das Marcusevangelium bei Weftcott und [ das Oftthor des Weibervorhofs, während dagegen der
.H°rt in 48 Paragraphen zerfällt, von denen aber 2 und 3 letzte Artikel über den Verfaffer des Hebräerbriefs nur
'ä"ger als die übrigen und leicht nochmals zerlegt werden
können,- die beiden anderen nach dem jetzt in der eng-
llfchen Kirche üblichen Perikopenfyftem in 51 bez. 47.
^!,e'terhin verweift der Verf. auf das Verhältnifs der
^•pnnamen im Marcus; und in den parallelen Ab-
•chnitten im Lucasevangelium; dort begegnen wir ihnen
M1» hier in den Parallelftellen nur 175 mal. These names,
'ahrt er fort, are exactly the kind of names which we
s'iould expect to be riddled out of the tradition in forty
years 0f catecheiieal teaching amongst persons who were
Hot resident in Palestine. But if we look at the proper
n<l»ics in the non-Petrine portions of S. Luke's Gospel,
°f «t the remarkably rieh array of famous and obscure
Persons and places mentioned in the Acts of the Apostles,
gey will be seen to be just the kind of names wluch
: Pake would have wished to record in a written Gospel.
Um bedenklichften ift endlich die Art, wie die Gegen-
"•tanz des Prologs zum dritten Evangelium befeitigt
lrd: he (S. Luke) does not affirm that Iiis precursors had
t etually published anything, but rather implies that they
gdertook the task ofwriting, and abandoned it. If, however,
(jey did publish Gospels, Iiis oivn was intendedto supersede
b*2rsi n°t so muck by its greater comprehensiveness, as
jl Ms strikter accuraey (aber Luc. 1, 3?) — a result which
e could not have attained if he had copied from them.
"treffender ift ja die Polemik gegen mehrere andere,
j " englifchen Theologen vertretene Löfungen des
dr°blems,- aber die eigene des Verf. wird dadurch in
d "'er Form noch keineswegs fichergeftellt. Und doch
■Hat er fie gelegentlich fogar aui die Apoftel-

Sefchichte

aus!

Vincent, Rev. Prof. Marvin R., D.D., A critical and exe-
getical commentary on the Epistles to the Philippians and
to Philemon. (The International Critical Commentary.)
Edinburgh, T. & T. Clark, 1897. (LXV, 201 S. gr. 8.)

sh. 8. 6.

Der Commentar diefes New-Yorker Theologen, Pro-
feffors am Union Theological Seminary, ift kein hervorragendes
Ereignifs in der Literatur. Der Verf. felbft
findet es natürlich, dafs fein Werk nicht viel Neues bieten
könne, wo es bereits mehr als 100 Commentare zum
Philipperbrief giebt. Jedenfalls ift es aber eine erfreuliche
Beobachtung, wie viel Wuft und Thorheit in den
neueren Commentaren ausgefchieden find und wie man
fich allmählich auf einen Durchfchnitt von vernünftiger
und nüchterner Auffaffung zu einigen beginnt. Von
deutfeher Literatur, die zu berückfichtigen gewefen wäre,
fehlt leider noch Haupt, deffen guter Commentar dem
Verf. anfcheinend noch nicht vorlag, ferner auffälliger
Weife Hofmann und Zahn's hochbedeutfame Arbeit in
der Zeitfchrift für Kirchl. Wiffenfchaft 1885; ohne eine
eingehende Auseinanderfetzung mit diefem feinfinnigen