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Ausgabe:

1899 Nr. 8

Spalte:

238-242

Autor/Hrsg.:

Duker, D. A. C.

Titel/Untertitel:

Gisbertus Voetius. 1. Deel. 2 helften 1899

Rezensent:

Titius, Arthur

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Theologifche Literaturzeitung. 1899. Nr. 8. 238

Frankfurth, Dr. Hermann, Gregorius de Montelongo. Ein

Beitrag zur Gefchichte Oberitaliens in den Jahren
1238—1269. Marburg, N. G. Elwert's Verl., 1898.
(VIII, in S. gr. 8.) M. 2.-

Dic vorliegende, fleifsig gearbeitete Marburger Differ-
tation gilt einem ächten Repräfentanten der Ecclesia
militans. Gregor von Montelongo hat dreifsig Jahre lang
in Oberitalien die päpftliche Sache im Kampfe gegen
Friedrich II. und feine Nachfolger vertreten. Seine
Thätigkeit beginnt 1238, in dem Moment, wo der Kaifer
auf der Höhe feiner Erfolge über die Lombarden ftand,
aber auch fofort den Gegenfchlag, das unheilbare Zer-
würfnifs mit Papft Gregor IX., hervorrief; sie fchliefst
—... 11CU1 1268, wo diefer Streit mit dem Erliegen des letzten

durch kaum irgendwie gewinnen. Hohenftaufen zu Gunften der Curie beendet war. In der

Die beigefügte Karte, auf der alle für den Archetyp langen Zwifchenzeit hat Montelongo als Legat in der
unferer Indices anzunehmenden und halbwegs (icher Lombardei, dann als Patriarch von Aquileja unermüdlich
jdentificirten Bifchofsfitze, unter farbiger Bezeichnung der die Ghibellinen Oberitaliens befehdet, die Guelfen im
Provinzialgrenzen, eingezeichnet find, giebt erwünfehten Kriege angeführt. Denn, wie er weder Mönch noch
und wiederum das Vertrauen zu Gelzer's Reconftruction j Kirchenfürft war, fondern als einfacher Notar der Curie
der Kataloge fteigernden Auffchlufs über die Dichtigkeits- , feine Legation verwaltete, fo kämpfte er auch nicht mit
verhältnifse der chrifllichen Bevölkerung in den verfchie- geiftlichen, fondern mit weltlichen Waffen. Als eifriger
denen Reichstheilen um 325. Die Arbeit des Nachfchlagens : Diplomat, als raftlofer Kriegsmann, als immer fchlag-
könnte nicht mehr erleichtert werden, als es 5 Regifter fertiger Feldherr war er ein furchtbares Werkzeug der
ib. 216—265), der Bifchöfe, ihrer Sitze, der Provinzen, end- 1 Päpfte Gregors IX. und Innocenz' IV. und ihrer lombar-
Uch noch be'fonders der Bifchöfe und Bifchofsftädte, die difchen Bundesgenoffen; fein Titel ,rec/or et dominus
der vatikanifche Grieche und der Araber verzeichnen, | contra Fridericum et ejus imperium1 bezeichnet am beften
thun: faft gefchieht in der Angabe der Varianten fogar feine Thätigkeit. Unter feinen Erfolgen ift der bedeu-
des Guten zu viel. Ein Zuviel könnte man, wenn es tendfte jener Sieg über den Kaifer 1248 bei der Be-

i„„„ „rvn Parma dpr diefem zum zweiten Male den

An diefem Werke wäre wirklich Wenig beffer zu
machen gewefen. Wo man controlliren kann, wird die
peinlichfte Sorgfalt der Editoren beftätigt; Differenzen,
wie dafs p. LXXIII ein codex Marcian. CCCXLIV heifst,
?er P- XVIII die arabifche Ziffer 344 trägt, oder Kleinigkeiten
wie die, dafs S. XL doch wohl verfehentlich die
Synode, die den Marcell abfetzte, auf 338 ftatt auf 336
verlegt wird, gehören fchon zu den ftärkften Defecten!

nn s von c XI1 der Einleitung wäre zwar Verständigung
möglich; z. B. hätte ich gern Gelzer's
Meinung über den ,Thomas Bifchof von Mar'asoh', den
i/Js Eoptifche Synaxarium zum neunten Hatur (ed. F.

unt ?i S'- I07) neben Hyacinthus PaPft von Rom 0)
1 .. ^r dcn Beifitzern des nieänifchen Concils nennt, ge-
rt: freilich würde unfere Kenntnifs der echten Lifte da-

fich hi

viel. Ein Zuviel könnte man w«j » ; - der diefem zum zu(eiten Male den

der Äu uniGht l,m dn befonderS ^ffi^fch li^tta" ' fchon Scheren Triumph entrifs. Doch mufste Montelongo
der Abfchreiber und Ueberfetzer ^^WÄ Vdi am Ende feiner Tage noch eine Niederlage gegen den
I^ÄnftÜCk ffSÄtS den Sf« von Görz efleben die ihn in üUm^G*
tf^t%^r*Z*i! fSS Sber wird in fangenfehaft brachte. 1269 ift er ,n feiner Refidenz

{«SS*- durdlweS ^ ^iIKSÄÄ ■ De' te^orgfältig und kritifch aUe. gefammdt,

latein,fchen Buchftaben und dann die Ueberfetzung in s ^ffuZUineo Betratfeinen «"'ttenlofen Lebens-

Eatemifche geboten- da beinahe nur Eigennamen in Be- ; was auf Montelongo oezug n< , ^ L.„,.u_„_^„ «r^
^ht kommen, würde der aufmerkfame Lefer, unterftütz
dufch die Ueberfetzung, mit der Transfcr.ptionstafel
S .DXXII fA^e2^«t* werden ohne die Hülfe der
m'^ren Columne indefs ffheint der Preis des Bandes in
Ro'ge diefer Munificenz kaum geftiegen zu fein, und dann

lra man fie gern hinnehmen. ,
B So wüfste ich nur eine Klage zu erheben: In den
Rpg>ftem wird Alles citirt nach den Ziffern für die einzelnen
Familien, Recenfionen und Verneinen von I—XI,
f'l a.m Schlafs der Vorrede S. LXXIII noch einmal uber-
[ehthch aufgezählt werden. Diefe Ziffern follten fich
Aberall an der Spitze der Seiten finden, ftatt eines blofoen

~at»>e, Graece, CoMice u. f. w.; namentlich unter Graft*,
Wo ooch No. V (Theodorus) und No. VI (Vat.canus) aus-
klnanderzuhalten find, entftehen im Auffinden emzelner
bte len dadurch unliebfame Verzögerungen, da nicht ein-
ffi §raec"s I ""d S>-aecus II im Columnentitel unter-

„h»eden werden. Wer gerade beim Studium des Werkes
'"-wird freilich die Ii Theile bald auswendig w.ffen und
betreffs der beiden Griechen fich merken, dafs der erfte

was aui iTiuuLv..wii^v ----,--------

wandel berührt er, ohne aber das bezeichnende Wort,
das Salimbenc ihm zufchreibt ,si non caste tum caute',
zu citiren. Die Darftcllung leidet an Trockenheit. Es
wäre doch möglich gewefen, die ermüdende Aneinanderreihung
von Daten und Vorfällen zu beleben durch
ftärkere Betonung .des Zufammenhangs mit den allgemeinen
Ereignifscn und durch eindringendere Darlegung
der eigenthümlichen politifchen Verhältnifse der lom-
bardifchen Mächte unter einander. Immerhin bleibt diefe
Monographie eine verdienftliche Vorarbeit zur fpäteren
Regierungsperiode Friedrichs II.

Friedenau. R. Sternfeld.

Düker, D. A. C, Gisbertus Voetius. 1. Deel. 2 helften.
Leiden, Brill, (gr. 8.) M. 9.—

I. Jcugd en actidemiejaren. 1589—1611. (III, 260 u. C S.)
'^93. 95- — 2. Predikantsltven van 1618—1634. (S. 261—395,
CI—CXLIII u. 7 S.) 1S97.

Von Voetius hat Ritfehl bezeugt: ,Ein ganzer Mann
[ "1 der andere zweifpaltig gedruckt ift, aber bei ge- ; lit er, der ,nach allen Seiten hin die höchfte Leiftung des
egentlichem Gebrauche wird man jene Bequemlichkeit Calvinismus in der niederländifchen Kirche' bezeichnet
ermiffen. Doch kann ich nur fchliefsen mit dem Dank (Gefcb. d. Piet. I, 102) und da es nach van Oofterzee in
unad'e Gelehrten die an einen fo trocknen, für den Geift Herzog's R. E. ,an einer eigentlich guten Biographie von
j"d das Gemüth gar nichts bietenden Stoff wie diefe I Voetius noch immer fehlt, fo fleht das Verdienft einer
"dices fo hingebenden zuverläffigen und erfolgreichen folchen aufser Zweifel. Zu einer guten Biographie ge-
l .1 gewendet haben Mit fo gediegenen Ausgaben | hören vornehmlich 3 Bedingungen: fouveräne Beherr-
' eil'ger oder profaner' Texte zu arbeiten ift eine Freude, fchung und kritifche Verwendung des Quellenmaterials,
Ma . Tulirher Teilung des Einzellebens in den Rahmen des grofsen

burS- Ad Jullcner- Ganzen und pfychologifche Analyfe der geiftigen Eigenart
des Helden und ihrer Entftehung. Der letzten Forderung
ift fo gut wie gar keine Genüge gefchehen; wir
hören höchftens gelegentlich, was Dritte über ihn fagen,
er felbft bleibt uns undeutlich und fremd. Ebenfo kann
dem vorliegenden Werke eine grofse Anlage und Auf-