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Ausgabe:

1899 Nr. 7

Spalte:

214-216

Autor/Hrsg.:

Meyer, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Die Anklagesätze des H. Bernhard gegen Abälard 1899

Rezensent:

Deutsch, Samuel Martin

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Theologifche Literaturzeitung. 1899. Nr. 7.

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auf die Verfafferfchaft des Hieron. nothwendig. Aber Meyer, Prof. Dr. Wilh Die Anklagesätze des H Bernhard
die kaiferliche Akademie zu Wien fcheint ihre Textaus- gegen Abälard. (Nachrichten der K. Gefellfchaft d.

Wiffenfchaften zu Göttingen. Philol.-hift.Kl. 1898, Heft4.
S. 397-488.)

gaben nicht für den täglichen Gebrauch des profanum
vulgus fondern als specimina consilii et impensarum anzulegen
.

Marburg. Ad. Jülicher.

Die kleine Schrift des Ref. vom J. 1880 über die
Verurtheilung Abälards auf der Synode zu Sens, die
eine neue Darfteilung der Vorgänge auf jener Synode

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Vacandard 1 Religionslehrer D. Elphegius, Leben des | und der damit im nächften Zufammenhange flehenden
Heilinen Rernarrl von Clairvaux Von der franzöfifchen i Dinge gab, hat fich hinfichtlich ihrer pofitiven Ergebnifse
neiligen Bernard von Uairvaux. von gröfstentheilsallgemeinerZuflimmung zu erfreuen gehabt,

Akademie preisgekröntes Werk. Autorilirte ue°«- I ° ährend die ßeurtheilung des Verfahrens der handelnden
fetzung von vorm. Prof. Pfr. Matthias Sierp. 2. Bde. perfonen e,ne verfchiedene blieb und befonders Vacan-
Mit einem Porträt des Heiligen, einem Plane von j dard jn mehreren Veröffentlichungen als Vertheidiger
Clairvaux und einer Karte der Umgegend des Kloners. ; Bernhards und der Synode auftrat. Eine neue Special-
M,; c v uu • rYTY cnc u III 644 S arbeit liegt jetzt zum erften Male vor; fie enthalt theils

Mainz, F. Kirchheim, 1897. (XIX, 595 u. Iii, 044^. , ^ Unt^fuJchung über Thatfachliches, theils eine Be-
Sr- 8.) M. 14.— ; geD- m- lo- urtheilung, die letztere wefentlich im Anfchlufse an

Das Werk des gelehrten Kirchenhiftorikers, das Ref. Vacandard.
>n der Theol. Litztg. 1896, S. 632 fr. befprochen hat, ift in- Was den erften Beftandtheil der Schrift betrifft, fo

zwifchen von der franzöfifchen Akademie mit dem grofsen j jft }„ :bm eine wichtige Förderung unferer Kunde zu er-
Preife gekrönt worden und hat im Original eine zweite kennen, und zwar hauptfächlich in zwei Punkten. 1. Bis-
Auflage erlebt Es verdiente ohne Zweifel, in's Deutfche ber herrfchte die Annahme, dafs wir in den Capitula
überfetzt zu werden und die vorliegende Ueberfetzung ]iaeresum Petri Ab., einer Sammlung von Excerpten aus
ift als eine wohl gelungene zu bezeichnen. Dafs fie den Schriften Abälards, unter 14 Ueberfchriften zufammen-
Grundtext treu wiedergiebt, davon hat fich Ref. durch gefafst, (Opp. S. Bernardi ed. Mabill. I, 640 fr. MSL 182,
Vergleichung verfchiedener Stichproben überzeugt, und ^49 ff.) die zu Sens gegen Ab. aufgeftellten Klageartikel
das Deutfch derfelben lieft fich gut; nur feiten hat die zu fehen haben, während die 17 Artikel, die Amboife in
franzöfifche Vorlage den Ueberfetzer zu einer Ausdrucks- feiner Ausgabe Ab.'s mitgetheilt hatte (MSL 178,79),
weife verleitet die unferer Sprache nicht völlig ange- von Mab. bei Seite gefchoben und feitdem kaum beerten
ift, wie i'243 Wetteiferer des Abtes von Clairvaux'; ( acntet worden find. Der Verf. hat nun fcharffinnig er-
r> 451 follte es 'ftatt Marquis Engelbert heifsen: Markgraf kannt und den m.E. vollftändigen Beweis dafür geführt, dafs
E- Die Ausftattung ift tadellos, und die künftlerifchen 1 nicht jene; fondern diefe Artikel die Anklage von Sens
Be'gaben des Werkes zieren auch die Ueberfetzung. darfteilen. Er hat fich aber damit nicht begnügt, fondern
Auf den Inhalt des Werkes einzugehen, habe ich, j den Artikeln weiter nachgefpürt, fie in einer Reihe von
da « fich hier ja nur um eine Ueberfetzung handelt, j H(r; aufgefunden (und zwar als 18 — N. 14 fehlt
"ach meiner früheren Befprechung im Allgemeinen keinen , bei Amboife) und danach den Text S. 436 f. kritifch feft-
Ar>lafs; doch möchte ich die Gelegenheit nicht vorüber- j geftellt; er hat ferner eine Vorgefchichte derfelben ge-

geben, indem er zeigt, wie fie fich hier und da fchon
früher', bei Wilhelm v. St. Thierry u. a. finden, bis fie
endlich, wie er vermuthet, kurz vor der Synode, von
Bernhard felbft, zufammengefafst wurden; er hat endlich
nachgewiefen, dafs fie faft wörtlich aus der Theologia
(der fog. Introductio in t/i.) Ab.'s entnommen find ,bei
einigen allerdings find derartige Wörter zugefetzt oder
weggelaffen, dafs man die capitula nicht als genaue For-

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gehen laffe,,, einer Erinnerung Herrn V. s gerecht zu
w«den. Derfelbe beklagt fich, dafs es in meiner An-
ze>ge den Anfchein gewinne, als habe er alle Wundererzählungen
der älteren Biographien B.'s u«fbrfeh«is
^'genommen. Ich kann das nun zwar eigentlich nicht
gigeben, denn ich habe nur gefagt, dafs gegenüber jenen
Bl°graphen etwas mehr Mifstrauen am Ort fei, als. Hr. .

ZeiRe und hahp dahei bemerkt, dafs er mnlicntncn uci wtggtlolltu ucllJ v..^ -----—— — a- -—- ---

^nd^^^^Jz^Tm«« gehe. Auch Hüffer ; mulirung der Worte Ab.'s anerkennen kann« (£ef. mochte,
W'U ja Sn S aefadc für alles, was erzählt wird, ein- . was die fachliche Würdigung der Artikel als Anklagepunkte
treten. Indeffen, möge, um jedes Mifsverftändnifs zu be- | betrifft, weniger auf diefe Ungenauigke.ten Gewicht legen
,eitigen «wähnt fein dafs Hr. V. allerdings einen The.l als daraufi dafs mehrere Sätze, fo für fich hingeftellt,
der hierher rrehörir/en Erzählungen, befonders bei Jo- einen wefentlich anderen und viel bedenklicheren Charakter
hannes crcmf/a n dem Uber miraculorum Herbert's, erhalten, als in dem Zufammenhange der Ausführungen
T dem Erordium magKUM und bei noch Späteren, in ! Ab;s. So fchon 3, vor allem aber 10 quod tn Clmsto
das Gebiet der Legende verweift. Er verhält fich alfo ; non fuerit spiritus timons domtm was wie eine Blas-
in diefer Hinfirhr nicht kritiklos — was ich aber auch phemie klingt, während das was Ab. fagen wollte, mag
nicht behauntet habe Das Mehr von Kritik, das ich für es richtig fein oder nicht, davon jedenfalls weit entfernt
"öthig halte betriff weit es fich um Wunder handelt, War.) Auf die Lehre Ab.'s oder auf den Charakter des
hauptfächlich das fog fechfte Buch der Vita prima. Gegenfatzes zwifchen ihm und B. fällt allerdings von
£war meine : h keineswegs — und in diefer Beziehung ; hier kein neues Licht, aber dadurch wird das Verdienft
Sehen unfere Anflehten nicht fo weit auseinander wie 1 des Verf., diefen Punkt des Proceffes Ab.'s zum erften
!*r- v- glaubt — dafs fich alles dort erzählte Wunder- 1 mal klargeftellt zu haben, nicht gefchmälert.
bare in das Reich der Erdichtung verweifen laffe. Eben- 2. Der Annahme Hefele's, Konzilieng. V, 411, dals

{"Wenig aber kann ich den fummarifchen Beweis für die T3ernh. ep. 190 (= tractatus ctr. quaed. capitt errorum
2uverläffiekeit diefer Berichte anerkennen, da die Be- ; Abaelardi MSL 182, 1049 fr.) die zu Sens gehaltene Rede
&hterftatter mag man auch keinen Grund haben, ihre B;s darftelle, der nur durch hinzugefügten Eingang und
Wahrheitsliebe in Zweifel zu ziehen, doch nicht die Un- Schlufs die Geftalt eines Schreibens an den Papft ge-
befangenheit einer kritifchen Prüfung der einzelnen Vor- geben worden fei, ift von Anderen, auch dem Ref. a.
pnge befafsen vielfach auch gar nicht die äufsere Mog- a. o. S. 27, getheilt worden. Diefe Annahme erweift der
"chkeit dazu hatten Verf- als unhaltbar und zeigt, dafs das Schreiben eine

p,p c tut n^utfeh felbftändige, fchon längere Zeit vor der Synode an den

Herlln- S- M- Deutlch- I Papft gerichtete Klage B.'s über Ab. darftelle. Ich halte

die hierfür vorgebrachten Gründe für entfeheidend und
glaube, dafs unter diefer Vorausfetzung die Vorgefchichte