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Ausgabe:

1899

Spalte:

209-211

Titel/Untertitel:

Corpus Scriptoum Ecclesiasticorum Latinorum 1899

Rezensent:

Jülicher, Adolf

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209

2IO

fie ftammt (von 1764), ift mir nicht zur Hand. Dort hatte
fie nach den Nachweifen von Studemund u. Cohn (Berliner
Meerman-Hdff. S. 30) die Nummer 53.

Noch möge an diefem Beifpiel betont werden, wie
gut es ift, bei Nennung von Handfchriften ftets ihre
Nummern anzugeben, auch die früheren. Selbft Coxe's
Katalog thut das noch nicht; man kann aus ihm nicht
fehen, dafs Bodl. Mise, graec. 204 (Meerm. Auct Tu, 4)
= Meerm. 115 = Ciarom. 53.

Maulbronn. Eb. Nestle.

subiecta, B subdita lieft, fo braucht das letztere wahrlich
keine willkürliche Verbefferung zu fein.

Verdienfte hat fich Marx jedenfalls erworben durch
feine neuen Textemendationen; allerdings folche wie die
wunderliche Schreibung post istos surrexerunt ,cata Frigas,
S. 26,2, wo A und B die Kataphryger als einheitlichen
Namen betrachten, die Correctur von cathecutninus S. 126,19
127,5 in catechumtnus oder von locunditatis S. I22,n in
iueunditatts dürften abzulehnen fein. Aber z. B. S. 59,20
ift die Einfchiebung von communem zwifchen sensum
corporis habet (homd) und cum peeudibus, zumal ange-
I fichts von 60,3t. nicht angreifbar; Schade nur, dafs während
Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum. Editum con- | gewöhnlich im Apparat ein Ego, Sichardus, Fabricius,
silioetimpensisAcademiaeLitterarumCaesareaeVin- j auch fo unausftehliche Formen wie Cotelerus und Ufe-
j l T " , vvv 'm ti a v,™^ F Temnskv nerus, auf den Urheber einer Conjectur venveifen, gerade
dobonens.s Vol. XXXVIII. V.ndobonae, F. Tempsky, ^ ^bJ. FäUen diefe KenntnJifs dem Lefer entzogen

•898. (gr. 8.) M- I0- bleibt, z. B. S. 101,7 paenitentiam ftattpatientiam (übrigens

Filastrii, Sancti, episcopi Brixiensis diversanim hereseon liber
Recensuit Fridericus Marx. (XLII, 274 S.)
is ift wieder einmal eine Arbeit, die dem Corpus

von zweifelhaftem Werth!), S. 129,2s Orbis (terrarum) ftatt
urbium. Beinahe die Hälfte von Marx's Conjecturen
fcheinen mir aber entbehrlich zu fein; wenn er beiSchrift-

obitu Filastrii1 hält M. für eine Fälfchung des 8. oder
9. Jahrb.; dafür bringt er beffere Gründe bei als S. XI für
die Hypothefe, Fil. werde ein Alexandriner oder Aegypter
gewefen fein. Um fo ficherer trifft er das Rechte, wenn er
als Abfaffungszeit des Tractats etwa 384 feftftellt. Die

Bai» J*C latin. zum Ruhme gereicht, diefe neue Aus- citaten ein inquit, zu einem dicit (zc.yijqa7irai = Xtyu) ein
g e des armfeligen Ketzereienkatalogs von Filafter von ! deus oder dominus, zwifchen 2 Sätzen ein et, vel oder natu,
nueSC u ^er Herausgeber F. Marx hat für feinen Text , zur Glättung der Conftruction ein id est, quod oder cum
, r 2 Handfchriften — ein cod.Cheltenhamensis saec.WW, einfehiebt, fo wird man bei dem rohen Stil des Filafter
, Von den 156 Capiteln eins, 148, enthält, darf unge- j folche Texterleichterungen willkürlich finden und den
9 u bleiben — benutzen können, beide aus dem ; Herausgeber daran erinnern, dafs er S. XXXII dem
Waf £ ^mimend; die eine (A), jetzt in St. Petersburg, Schreiber von B felber vorwarf: asyndeton sustulitplurimis

r Rhön von Galeardi 1738 für feine Filafter-Ausgabe ver- locis ,et' particula addita.
oh" x Worden, Marx hat fie aber forgfältig und nicht In den Prolegomena giebt M. Befcheid über alle

z ne Nutzen nachverglichen, die andere (B), ein Vindo- Fragen, die einem Herausgeber irgend vorgelegt werden
din^"s's, ift erft vor kurzem entdeckt und hier zum erften können. Er rechtfertigt feine Schreibung des Namens
fch -f envcrthet worden, doch hat die verfchollene Hand- Filaftrius, die gerade fo gut bezeugt ift wie Filafter, und
ftalt nacn der Sichardus 1528 die editio prineeps ge- • führt aus, dafs wir von dem Manne beinahe nichts wiffen:
flnH ' inr ziemlich ähnlich gefehen. Beide Manufcripte , er war im Bisthum Brescia Vorgänger des Gaudentius
in Vny°llftändig, in B fehlen 6 Capitel aus dem 2. Theil, J und ift nach 383 (nicht blofs 381 wie S. IV Z. 23 fleht,
ehrfftr Sanze erfte Theil (Vorrede und die 28 vor- denn Auguftin's Zufammentreffen mit Fil. hat früheftens,
f0ear oh.en Härefien), auch fonft öfters Worte, Zeilen, j wie Marx auch weifs, 383 ftattgefunden) und vor 397
daf ,eiten; aber A und B ergänzen fich fo glücklich, 1 geftorben. Den Sermon (XXI) des Gaudentius ,de vita et

»n ihm,t 'hnen das Werk bis auf die Stucbe, die fchon
fehlt-rCrn' Biedings ziemlich mangelhaften, Archetypus

lceT, vollftändig hergeftellt werden kann.
Text f° durftigen Mitteln hätte Niemand eine beffere
lichkr-cenuon als hier Marx fertig gebracht. Der Unmöglichn
an den Urtext felber heranzugelangen, bleibt er Annahme einer zweiten anonymen Ausgabe des Buches um
Ste ls bewufst; mit fürftlicher Freigebigkeit hat er die I 43° (s- XV) kann ich mir nicht aneignen; dem Fil. traue
A n" j en ausgeftreut, die auf Lücken im Archetyp von ich um 384 zu, dafs er von Chriftus bis auf feine Zeit
Ver ^ binweifen, — der Apparat bietet dann kluge , 400 refp. 430 Jahre (fo in cap. 106 und 112) rechnet;
fordmUthungen über den durch den Zufammenhang er- fchlimmftenfalls hätte ein Abfchreiber im 5. Jahrh. hier
die Hten *nb-alt und Umfang des Fortgefallenen. Wo die Zahlen geändert: von Ueberarbeitung durch eine
zu Handfchriften differiren, ift M. geneigt A zu bevor- j zweite Hand ift fonft nichts zu bemerken. Der Bericht
hürri"' Wed deren Schreiber fchlecht und recht, unbe- über die Ueberlieferung des Buches und die bisherigen
wäh.niert um den Sinn, feine Vorlage nachfehreibe, Ausgaben, fowie über die bei der jetzigen Ausgabe an-
bef/end B fich Gedanken mache und an dem Texte gewendeten Grundfätze zeichnet fich durch Klarheit aus:
fol fre- Dafs diefe Gefügigkeit gegen A fich aber zu die Quellenfrage wird S. XXXVII nur geftreift, mufter-
w-ie °rthographifchen Abfonderlichkeiten verfteigt, ! haft aber S. XXXV ff. der künftliche Aufbau des Werkes
beht^lT"1 ^" n5'5 fit°s°fis neben 115,7 filosophi zu lefen 28+128 und diefe 128 wieder 64+64) nachgewiefen; eine
94,9 F *5»aß- 86,7.12 Japheth neben 86,ig.24 Jafeth, 93,20.23 ! Tabelle S. 138 ff. unterftützt diefe Beweisführung für das
''ch nerjen 117,11.17 121,25 Pharao u. A., wird fchwer- Auge. Die Regifter reichen von S. 142—274; auf einen

w'ed> &ung verdienen, zumal man die Confequenz Index der citirten Stellen aus Bibel und Profanliteratur
nim * vermifst; velud liebt A zu fchreiben, das über- ! folgen Notabilia varia zur Stiliftik des Fil., dann ein
die T arx n'e- Ich würde übrigens auch fonft mehrfach Verzeichnifs der Eigennamen, endlich der Index verborum
die E arten von B vorziehen; z. B. S. 43,0 ift nicht blofs . Leider hat M. hier die Lehnwörter aus dem Griechifchen
fliiffjpSänzung von dei hinter filiorum unbedingt über- getrennt gruppirt — und ihre Reihenfolge durch das
aglor ■ derni wo A überliefert: gloria ad filiorum, B: j griechifche Alphabet normiren laffen, fo dafs filaeteria,
aus p - a<lgloriam {seil, processura elemetita, Folgerung ; chaos, psalmus, oceanus, hora zu den letzten Worten gell
ab orn- 8,19-21) ift zwar A's Text finnlos, der von j hören: — als ob damals noch irgend jemand von den
ftelepn" uanz e'nwandfrei, nicht blofs im Blick auf die Lefern des Fil. barbarus, epistola, historia, vtachina, hora
'''cht lf: 'S0^ scPtc'"pdciter lueebit' fondern weil j als Lehnwörter empfunden hätte: und ift es nicht komifch,

der kT° und nachher S. 42,22 und 43,9 das Gelangen dafs man baptizare unter den griechifchen, rebaptizare
S. i26emren-te a^ gloriam majorem betont wird und Fil. ; unter den lateinifchen Wörtern Tuchen mufs?
[pr0dir m Anlebnunfs' an U- Cor- 3>w das pervenire Auf diefe Indices hat M. einen erftaunlichen Fleifs
aüsdrücZrrt?Io>ia a^ gloriam (majorem) für die Endzeit verwendet, und es ift nicht als Vorwurf gemeint, wenn
"Cküch proclamirt. Wenn S. 43,2 A mit Vulg. ich conftatire, dafs fie vielfache Ergänzung vertragen,