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Ausgabe:

1899 Nr. 7

Spalte:

205-207

Autor/Hrsg.:

Stang, Guil.

Titel/Untertitel:

Historiographia ecclesiastica 1899

Rezensent:

Jülicher, Adolf

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Theologifche Literaturzeitung. 1899. Nr. 7.

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merkfam gemacht. Nicht vorwärts foll die Tendenz des
Prologs gehen, fo dafs die gefchichtliche Erfcheinung
des Fleifchgewordenen fchon von vornherein im Hintergrunde
wahrnehmbar wird, fondern eher rückwärts, fofern
der Evangelift faft widerftrebend dem nun einmal nicht
zu umgehenden Factum der Fleifchwerdung, die übrigens
nirgends als ein Einfchnitt, als eine Epoche im
Dafein des Logos erfcheine, fich nähert, im Uebrigen
aber alle Sorge darauf verwendet, den Fleifchgewordenen
ganz in der Höheftellung des Logos zu erhalten und die
Leitung nach oben nirgends zu unterbrechen (S. 35 f.
l65 f- 170 f.) Ebenfo wird im directen Widerfpruch mit
der bisherigen Exegefe behauptet, dafs fich Lu —13 auf
die Patriarchengefchichte beziehe, dafs nach 1,17 Mofes

Dies Urtheil hat nichts zu thun mit dem ftreng
römifchen Standpunkt des Verfaffers. Ich nehme ihm
nicht übel, dafs er Janffen, S. 233, als historiographus
huius aevi maximus preift, dafs er vom Gallikanismus
angefteckte Autoren mit einem Kreuz verfieht; felbft feine
recht parteiifchen Urtheile über Dannenmayer S. 197 und
den fpäteren Döllinger mag man in Kauf nehmen. Der
Wunfeh, die Legion recht zahlreich zu machen, ent-
fchuldigt die Aushebung auch eines Maniacutius S. 84,
der im 12. Jahrhundert in Hexametern einen Papftkatalog
verbrochen hat, fowie des Verfaffers einer Histoire de
l'Eglise de Coree (S. 224 f.) und des Autors der Histoire
du Canada Braffeur. So kam auch J. P. Migne hinein,
während Gallandi und Sirmond vergeffen worden find.

^ Gdfcz alSSeninSt' au dem Pleroma des I Dafs St. alle proteftantifchen Schnftfteller mit Schweigen
Dogos Schönt Darüber ift nur im Zu- j übergeht, ift angemeffen, wenn ecclesiasticus .romfreund-

fammen^Ä Eintet; aber welchen Sinn hat es dann, dem

•ammenhang einer Auslegung des Prologs zu verhandeln
Strafsburg i. E. PL Holtzmann

Stang, Dr.GuiLHistoriographiaeccIesiastica quam historiae

seriam solidamque operam navantibus aecommodavit S.

Friburgi Brisg., Herder, 1897. (VIII, 268 S. 8.)

M. 2.40; geb. M. 3.—

Der Autor diefes fchon in feinem Titel eine naive
Sentimentalität {,quam historiae seriam solidamque operam
navantibus accommodaviP) verrathenden Buches ift Doctor
der Theologie und Profeffor an dem collegium Americanum
zu Loewen. Zu meiner Schande geftehe ich, feinen Namen
Funer nie vernommen zu haben, obwohl mich der Um-
Ichlag belehrt, dafs von ihm ein Leben Martin Luthers

14 Ausgabe vorliegt und er eine Paftoraltheologie
^re,s 1,50 dollar) verfafst hat, von der ein Verehrer be-

zeugt = there is 110 Book to equal it in the English Sozomenos bis 439 («*" 423); & 35 halt St. für einen
lanjruao-e xr,~i, a~ tnrr^ frheint diefer Gelehrte feit | Nebentitel von des Gregorius 1 uronenfis Vitae pahum

radicalen Arianer Philoftorgius, einer Reihe von Mono-
phyfiten wie Zacharias von Mitylene, Johannes von Ephefus,
Dionyfius vonTelmahar, und ebenfo vielen fchismatifchen
Griechen einen Platz unter den ecclesiastici zu verftatten?
Schlimmer indeffen als diefe Inconfequenz ift die Arm-
feligkeit und Unzuverläffigkeit des über die einzelnen
historiographi Mitgetheilten.

Die bodenlofe Unwiffenheit des Verfaffers verräth
fich in faft beluftigender Weife, auch wenn man eine
Anzahl bedenklicher Fehler dem Drucker zufchiebt: ftatt
Tunnuna oder Tunnona fchreibt St. S. 27.36. 2Ö7Tunnena
oder Tonnena; der Chronift Victor von Tunnuna figurirt
ruhig, obwohl 567 als Endjahr feiner Gefchichte notirt
wird, unter den Hiftorikern des 5. Jahrhunderts vor Victor
Vitenfis; S. 21 hat Orofius 7 Bücher adv. Pelagianos (ftatt
adv. paganos) gefchrieben; S. 23 reicht die Gefchichte des

Nach der Vorrede fcheint diefer GeTehrte feit ^3^5
ewiger Zeit Vorlefungen über K.rchengefchichte zu den piüer tu^s^erV G ^ Uber in gloria confessorum
halten, und aus diefen Studien ift fein inagni ^ons optis nur ein anderes w - e;fährt man s_ ^ dafs es bis

«wachfen, ein Katalog aller kirchengefch.chthchen Schnft-
Je 1er, die kennen zu lernen für feine Alumnen befo"ders
he>lfam ift. Das Buch, das Liebe zur Kirchengefch^
u"d Eifer f,e auf den Pfaden der Wahrheit zu
. :«*en möchte, zerfällt in 5 Paragraphen: W'/™^
eccl., 2) de arte critica, 3) de '»5
fontibus et subsidm, 4) historiographi "cU**^-M
^Producirt als Krönung einen BrU **g^l&J%
* *& historicis vom 18. Auguft 1883, immerhin ein
k'rchengefchichtlich intereffantes Document.
c Zur Orientirung über die Quellen genügen dem.Herrn
SV 1-5, eine Definition des Begriffs der Aecht heitern
Pfangt man da wohl, aber nicht einmal die einfach««
5.o«zen über die Ausgaben von Papftbr.efen ^dUber^
djnmus- bei den monumenta Uturgua werden in wrem
Durcheinander einige Namen von Herausgebern aufgeführt-
*n § 2 enthüllt ein Meifter die Geheimn.fsc de.■ kr.treben
Kunft, er warnt vor Neuerungsfucht, mahnt beim Diffens

1er Zeugen die öffentlichen den privaten die■ _elel?Jl l dem ihm ein aar erbauliche Prädicate zu ertheilen und
Jen ungelehrten vorzuziehen und legt uns auis • vielleicht auch auf Hurter oder Jungmann zu verweffen

°P«s adulteratum non est snnpliciter repattldum^ea mnu ^ ^ .^^ ^ ^ hoch fleht

fogar der dürftige Katalog der kirchlichen Schnftfteller
von Hieronymus an Fülle der Nachrichten und an Urtheil
über diefem Elaborat des Dr. theol. Stang! Wenn ihm
zur Charakterifirung des grofsen Janffen die Worte genügen
: vir religiosus, misericors et admirabili scientia
historica clarus, wenn auch fonfl. die vornehme Abdämmung
ein Hauptintereffe des Hiftonographen bildet,
bei Sulpicius Severus es als erwähnenswerth gilt, dafs er
eine höchft vornehme und reiche Frau heirathete, bei einem
Couftant aufser der judicii sagacitas et fidelis cura in

326 n. Chr. reichte, im Urtext faft völlig untergegangen
fei, dafs aber eine lateinifche Ueberfetzung unter den
Werken des Hieronymus fich befinde! Reizend ift der Inhalt
von Nr. 43: Claudius Taurinensis, episcopus sub
Ludovico rege compilavit Chronicon breve ab Adamo
usque ad a. 816. Nomen auctoris est fictum, sed
opus est solidum et utile (P. L. CIV). Doch felbft grobe
Verfehen würde man verzeihen, wie man auch gelegentliche
Zweifel an Stang's lateinischen Kenntnifsen (S. 45:
°ur Urientirun 1 tnonophysitusN,.äß: in Gallio Nirboiineiis$ undcollexit, S. 51:

*~-5, eine Definition des Begriffs der Aechtheit em- recussum) gern unterdrückt, wenn irgendwo etwas mehr
•ne-t man a* ,„„m „h^r nirht einmal die einfachften j als Trivialitäten geboten und wenigftens bei den hervorragenden
Perfönlichkeiten in diefer Lifte der Verfuch gemacht
würde, ihre Bedeutung zu befchreiben, fie in ihrer
Eigenart zu charakterifiren. Statt deffen begnügt fich
St. das Todesjahr, die äufseren Verhältnifse und in mög-
lichfter Dürftigkeit den Titel eines oder zwei wichtigerer
Werke von dem betreffenden Autor anzuführen, aufser-

°- loca suseipienda sunt, quae incorrupta esse constat{.).
t 3 weift auf etwas über 2 Seiten die Verfaffer von
^atalogen kirchlicher Autoren auf, von Eufebius uber
.hotius bis zu Hurter 14 Stück, das fünfzehnte beab-
|icntigt in § 4 Guil. Stang zu bilden. Da zählt er nun
j>. '3—237, treulich nach Jahrhunderten geordnet, die
£lrchengefchichtsfchreiber auf, im erften die Apoftel und
Fvangeliften, im zweiten Hegefippus, im 3. Jul. Afncanus,
J"1 4- Eufebius u. f. w., um im 19. mit dem 1895 gestorbenen
Jungmann zu enden, der die Nr. 516 tragt.
Uamit man fich in diefer ftolzen Fülle von Namen zurechtfinde
, hat St. einen alphabetifchen Index beigefügt, ! edendis patrum openbus nur d* singulare humilitas et
ZWar überreich an Fehlern aller Art ift: doch was ; sohdapietas gepnefen wird, wie: bei Tillemont die eruddio,
Rädels? Aus diefer Quelle wird kein Vernünftiger modestia, Charitas et generositas, wenn für Ant Pap
Formationen über kirchliche Hiftoriker fchöpfen wollen. | 9 Zeilen genügen - Hippolytus Thebanus erhalt S. 61