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Ausgabe:

1898

Spalte:

109-112

Autor/Hrsg.:

Bellet, Charles-Félix

Titel/Untertitel:

Les origines des églises de France et les fastes épiscopaux 1898

Rezensent:

Loofs, Friedrich

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ick)

Theologifche Literaturzeitung. 1898. Nr. 4.

110

dann erfüllt Er Hellte erhabene Grundfätze auf über die I Zeiten Ihre Erhebung zu noch höheren Würden gefehen
Herrfchaft in Familien und Königreichen; er gründete | hätten. Und wenn die Vorfehung dies nicht hat ge-
die neue Religion von der füllen Wirkfamkeit des reinen fchehen laffen, fo hat fies gethan, weil fie wollte, dafs
Geiffes des Dreieinigen- er gab die Fähigkeit zu guten 1 Ihnen diefe Huldigung dargebracht würde' — fo heifst es
Werken durch den rechten Glauben; er gab Anweifung | in diefer Widmung. Der Bifchof ift von dem Buche
bezüglich der acht Stufen (der Tugend) und machte fo i fehr entzückt gewefen, er hat eine ordentliche Erleichte-
die Wahrheit vollkommen und reinigte fie von den rung (un veritable soulagemeni) bei der Leetüre empfunden,
Schlacken Fr öffnete das Thor der drei Haupttugenden, I wie fein nach der Widmung abgedrucktes Dankfehreiben
brachte das Leben und vernichtete den Tod; er hing die 1 beweift (p. XI). Man wird das begreifen. Uebrigens
glänzende Sonne auf, um das Reich der Finfternifs zu ' fagt der Bifchof felbft, welcher Alp ihn bedrückt hat.
brechen- die trügerifchen Kunftgriffe des Teufels wurden [ ,Seit mehreren Jahren', fo fchreibt er (p. VII sq.), ,fcheint
fo zu ni'chte gemacht. Er brachte das Schiff der Gnade ( eine kritifche Schule, deren Ideen nicht neu find, fich im
in Bewegung, um zu den Wohnungen des Lichtes hinauf- j Namen der Wiffenfchaft die befondere Aufgabe gefetzt
zuführen vernünftige Wefen wurden darnach erlöft. zu haben, alle Traditionen, die fich auf die Chriftianifi-
Nachdem er fo fein Werk vollbracht hatte, flieg er am , rung unterer Gegenden beziehen, in's Wanken zu bringen
hellen Tage in feine wahre Heimat hinauf. Siebenund- und niederzureifsen, und dies aus keinem andern Grunde
zwanzig Bücher hat er als kanonifche (als Richtfchnur) j als deshalb, weil diefe Traditionen vielen Kirchen apofito-
hinterlaffen. diefe fetzen die urfprüngliche Umwandlung j lifchen Urfprung zufprechen. Die Forderungen diefer
fort um die Seelen (im Guten) zu fördern'. Schule find in der That höchfl aufsergewöhnliche. Sie

'Hier ift alfo nicht nur die Kreuzigung und der Tod braucht Urkunden und Zeugnifse, die in die erften chrift-
des Meffias unterfchlagen, fondern auch die ganze Es- liehen Jahrhunderte zurückgehen, und alles, was nicht
chatologie. durch Schriften aus diefer Urzeit beftätigt ift, hat für

Die Ausgabe ift mit aufserordentlicher Sorgfalt ge- fie fchlechterdings keinen Werth. Mit derartigen Argu-
macht auf Grund der Abklatfche, welche Graf SzeThenyi mentationen könnte man es weit bringen! Gar bald
aus China mitgebracht hat. S. I—10 orientiren über die j würde man drei Viertel der Gefchichte, ja felbft des
Litteratur S. 10—27 geben eine neue Gefchichte der j Dogmas der katholifchen Kirche bei Seite gefchafft haben'.
Entdeckuno- des Denkmals durch die verdienten Väter I Man fieht: der ehrwürdige Bifchof ift ein urtheilsfähiger
der Gefellfchaft Jefu, Nikolaus Trigault und Alvarez Se- ■ Mann. Es ift faft unnöthig, dafs feinem Lobebriefe noch
medo im Jahre 1625, fowie die Gefchichte der Erklärung. | eine zweiter aus der Feder eines dem Verfaffer befreun-
Der Ueberfetzung aus dem Chinefifchen liegt die von i deten Kanonikers folgt. Ueber Art und Verwendbarkeit
Wylie zu Grunde. Obwohl Heller nicht Sinologe ift, hat ' des Buches ift der Lefer fchon vorher im Klaren. Der
er es doch verftanden, an verfchiedenen Stellen weiter 1
wie feine Vorgänger zu kommen. Sehr anfprechend ift
z.B. feine Deutung von .v^rS <*> als = chinefifch pap-si

,Auffeher über die Beobachtung der Kirchengefetze,
(hiernach ift Brockelmann, Syr. Wörterb. S. 281b, 17,
Payne Smith Col. 3204 zu verbeffern) und feine Gleich-
fetzung von c^OJ»oism»eix- mit xmQEjrlöxojrog. Er hat
dadurch 'einem kritifchen Scharffinne ein glänzendes
Zeugnii. ausgettellt. Der ebenfo gelehrte wie er

Bifchof hat die brennendfiten Wünfche für feine Verbreitung
und feinen Erfolg. Es wird dem Buchhändler daher
nicht fchaden, wenn ich dem Urtheile des Bifchofs v. Valence
über Monscigneur Bellet's excellent livre nicht fo völlig zu-
ftimmen kann wie feinem Urtheil über die Bedeutung me-
thodifcher Gefchichtsforfchung für das katholifche Dogma.

Herr Bellet debutirt nach den Lobebriefen gleich
im erften Satze feiner Vorrede: Le benedictin Jlfassuet,
publiant en iyoo son edition des oeuvres de samt Irenee

— mit einem Irrthum. Denn Massuet's Irenaeus erfchien
fchopfende Commentar füllt S. 40-67 Sein erfter Abfchnitt m dann der . - • n

\,e mir der Herausgeber m.tthe.lt haben w.r dem- ; widerl Duchesne's gewidmet: die Kataloge find

nachft dm weitere Ed.Conen der Infchnft zu erwarten jn ihren*an *en ^ StJen ftehenden Namen ^ ^
und zwar von drei Gelehrtenpaaren, deren jedes aus lückenhaft die Succeffion kann eine Zeit lang durch-
einem Sinologen und einem Synologen befteht. Jedoch 1 brochen fei und die Amtsdauer der Bifchöfe kann eine
haben wir vor.diefen Gelehrten nur ein genaueres Ver- , auffällj , gewefen fein. - Wenn Duchesne durch die
ffandmfs des chinefifchen Textes zu erwarten. Der fynfche , Erwägungen, die Verf. hier anftellt, fich etwa nicht für
The.l ift durch Heller jetzt erledigt. widerlegt halten follte, fintemalen er, wie fchon mein

Strafsburg i. Elf. Fr. Schwally. Referat zeigt (vgl.Jahrgg. 1895, Sp. 178), diefen bekannten,

------J weil fchon im 17. Jahrhundert geübten, apologetifchen

Bellet, Charles-Felix, Les origines des eglises de France Kunfitfitücken im Voraus das Waffer abgegraben hatte, fo

1 werden doch einige fubdantiirte Argumente Bellet's einen
erfchütternden Eindruck — wenigftens auf fein Zwerchfell

— zu machen nicht verfehlen. Venantius Fortunatus zählt
Leo II. als 13. Bifchof von Bordeaux; die Lifte war fchon
damals am Anfang nicht länger als jetzt; fie für lückenhaft
zu halten, fehlt jeder Grund: fo argumentirte Du-

et les fastes episcopaux. Paris, H. Picard et fils, 1896.
(XV, 277 S. m. 1 Fksm. gr. 8.)

Dies Buch ift mir höchft amüfant gewefen. Doch
braucht man's nicht durchzulefen, um diefen Genufs zu
haben. Das Amüfantefte kann eine Anzeige herausheben.

Herr Bellet, (Titular-) Protonotar des apoftolifchen Stuhles j chesne (I, 32 f.). Bellet hat einen fchlagenden Gegen-

in Tain (Dep. Drome), wendet fich in diefem Buche gegen
Abbe Duchesne's Fastes episcopaux de Fancienne Garde
(vgl. Jahrgang 1895 d. Ztg., Sp. 177 fr.), die in der katholifchen
Zeitfchriften-Litcratur den alten Streit über die Anfänge der

grund: in Garns, series episcoporuw(!) ift Leo II. erft der
neunte Bifchof von Bordeaux; dafs eine Lifte Lücken
bieten kann, ift alfo erwiefen (S. 18)! Gradezu vernichtend
für Duchesne — wenigftens in den Augen eines ,gläu-

Kirche in Frankreich neu entfacht haben. Mit der bekannten bigen' Katholiken — ift die deduetio ad absurdum, die
Unvoreingenommenheit römifcher Apologeten — sans feiner Methode zu Theil wird. Duchesne argumentirt
aucuiie sorte de parlipris (p. 6) — hat er auf Wunfeh feines ] z. B. bei Vienne: Verus, der vierte Bifchof der Lifte, war
Diöcefanbifchofs. des Bifchofs von Valence (p. V), Duches- auf dem Konzil von Arles (314 oder 316); der erfite Bifchof
ne's Buch einer ,unparteiifchen' Prüfung unterzogen (p. 6). j kann drum nicht viel vor 250 gelebt haben. Bellet zeigt,
Seinem Bifchof widmet er durch die dem Titel folgende wie diefe verderbliche Methode den .ficheren' Thatfachen
Dedicationsepiftel feine Arbeit. ,Mehr als 20 Jahre arbeit- der orientalifchen Bifchofsgefchichte in's Geficht fchlagen
famer und unentwegter bifchöflicher Amtsführung haben i würde: in Edessa war 314—324 Saades Bifchof; er ift
Ihrem Namen in der Kirche Frankreichs berechtigtes An- der fünfte in der Lifte; die Kirche kann alfo nicht bis
fehen verfchafft. Ich wage zu behaupten, dafs beffere j in's erfite Jahrhundert zurückgehen; — in Wahrheit aber