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Ausgabe:

1898

Spalte:

97-99

Autor/Hrsg.:

Kaufmann, Carl Maria

Titel/Untertitel:

Die Jenseitshoffnungen der Griechen und Römer nach den Sepulcralinschriften 1898

Rezensent:

Ficker, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von ü. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.
all^^T^e Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark

jnto. 4_ i9. Februar 1898. 23. Jahrgang.

Kaufmann, Die Jenfeitshoffnungen der Griechen
und Römer nach den Sepulcralinfchriften (Gerh.
Ficker).

Chable, Die Wunder Jefu (Lobftein).

Beiträge zur Förderung chriftlicher Theologie
I, 3: Schlatter, Die Tage Trajans und Hadrians
. Fofs, Leben und Schriften Agobards
Erzbifchofs von Lyon (Arnold Meyer).

Reneffe, Die Lehre der zwölf Apoftel (Achelis).

Winkler, Der Traditionsbegriff des Urchriften-
tums bis Tertullian (Griltzmacher).

Hai ler, Jovinianus [Texte und Unterfuchungen

von Gebhardt und Harnack N.F. II, 2] (Grützmacher
).

Preufchen, Palladius und Rufinus (Grützmacher).

Recejac, De mendacio quid senserit Augustinus
(Ritfehl).

Heller, Das neftorianifche Denkmal in Singan
Fu (Schwally).

Bellet, Les origines des eglises de France et
les fasles episcopaux (Loofs).

Nilles, Kalendarium Manuale utriusque eccle-
siae T. II (Harnack).

Sägmüller, Die Thätigkeit und Stellung der
Cardinäle bis Papft Boniläz VIII (Wenck).

Schleiermacher, Der chriflliche Glaube. Mit

Begleitwort von Förfter (Ritfehl).
Octtingen, von, Lutherifche Dogmatik. i.Bd.

(Ritfehl).

Kretfchmer, Das chriftliche Perfönlichkeits-
ideal (Ritfehl).

Sacramentarium Leonianum ed. by Feltoe (Köft-
lin).

Breviarium Ambrosianum, denuo recusum (Ders.).
Naumann, Gotteshilfe, 2. Bd. (Wächtler).
Shore, Im Königsgarten, Kinderpredigten, aus
dem Engl, mit Vorw. von Frommel (Wächtler).

Kaufmann, Carl Maria, Die Jenseitshoffnungen der Griechen
und Römer nach den Sepulcralinschriften. Ein Beitrag
zur monumentalen Eschatologie. Freiburg, Herder,
1897, (VIII u. 86 S. gr.|8.) M. 2.—

So viel ich weifs, tritt der Verfaffer der vorliegenden

,Im Schattenreich des Hades, .... war nur ein vorübergehender
Aufenthalt für Phrafikleia, der Ort des
Gerichts, nach deffen Befund die Jungfrau entweder zu
den bleichen Wefenlofen gefchickt wurde oder aber an
einen anderen Ort, an dem ihre Jungfraufchaft ,für immer'
kein blofser Hauch fein würde. Letzterer Hoffnung verArbeit
zum erften Male vor die Oeffentlichkeit. Er will j leiht die Grabfchrift Ausdruck'. In der Infchrift fleht
hier die wichtigften infehriftlichen Grabdenkmäler heidnifch- j von alledem nichts; ift fie aber wirklich fo, wie Verf. will,
klaffifcher Herkunft fyftematifch zufammenftellen und be- j zu interpretiren, fo war dafür der Beweis zu bringen. Mit

arbeiten, foweit diefe in irgend einer Weife teleologifche
Anfchauungen andeuten und klar und offen ausfprechen
(Vorwort, S. V. VI.)

Er giebt in dem einleitenden Capitel einen Ueber
blick über die Jenfeitsvorftellung der klaflifchen Kulturvölker
auf Grund der literarhiftorifchen ('.(Quellen (S. 1—8)

einer Bemerkung wie: ,Ich habe mich mit dem Gedanken
zu befreunden gefucht und kann ihn nicht von mir ab-
weifen' (S. 12), ift es nicht gethan.

Was der Verfaffer über die Infchriften der römifchen
Kaiferzeit fagt, ift beffer, freilich auch nicht von Phan-
tafiegebilden frei. Er behauptet, dafs viele der eschato-

und Hellt im 2. Capitel die Grabfchriften der Griechen logifchen Hoffnungen Raum gewährenden Grabinfchriften
(S. 8—37) im '3. Capitel (S. 37—69) die der römifchen 1 unter neuplatonifch-chriftlichem (!) Einfluffe flehen (S. 64)

Kaiferzeit zufammen. Das 4. Capitel (S. 69-81) bringt
die Ergebnifse.

fo lange er dafür keinen Beweis giebt, wird man feine
Behauptung nicht refpectiren. Einen feltfamen Beweis

Die Dürftigkeit des erften Capitels will ich nicht ; führt er S. 6of.: ,dagegen hat fich die . .. Anficht Rohdes'
tadeln, obgleich z. B. Pindar's Vorftellungen vom Jenfeits ; (Rohde fpricht aber nur eine Vermuthung aus), .wonach
fehr u'nvollftändig wiedergegeben find und Plato's nur 1 die chriftliche Formel: ,Spiritum ttium Dominus rejprigerct
wegen feiner Befchreibung der eleufinifchen Myfterien ge- eine Nachbildung der obigen (öoh] öoi oVaiQtq xb xpvxQov

vöcoq) fei, bisher nicht durch die Monumente beftätigt,
die — foweit sie Grabinfchriften find — nie von einem
,Quell der Unfterblichkeit' im Sinn der profanen Formel
reden'.

dacht wird. Ob in Capitel 2 und 3 wirklich auch alle
für die Zwecke des Verfaffers wichtigen Infchriften zu-
fammengeftellt und ob fie richtig datirt find, das zu be-
urtheilen, mufs ich andern überlaffen; die Sammelwerke,
denen die Infchriften zu entnehmen waren, find in den S. 64 heifst es: ,die . . . Statue eines Mannes, der

Anmerkungen auf S. 10 und 37, foviel ich fehe, vollftändig ] einen Becher in der Hand hält, kam allerdings abhanden,
genannt. Den .Ergebnifsen' kann ich zum Theil nicht ; wurde aber nicht, wie der gelehrte Herausgeber der In-
zuftimmen, da manche nur aus der willkürlichften Inter- > fchrift im CIL VI sub n. 17985 a meint, im Auftrag des
pretation der Infchriften gewonnen find. ! Papftes in den Tiber geworfen'. Im CIL lauten die

Nach dem Verfaffer (S. 71) hätten wir ,3 grofse
Perioden und Umwälzungen auf fepulcral-epigraphifchem
Gebiet' zu unterfcheiden. ,Die erfte derfelben zeichnet
fich aus durch eine unerfchütterliche volle Sicherheit des
Jenfeitsbegriffes und verfchmäht es zumeift, fich über das

Worte: Versus in loco tenebroso statim descripti sunt, deinde
vero iussu summt pontificis calce illiti; statua ipsa occultata,
auf, ut putabant nonnulli, in Ttberim proiecta est.

Dafs xcöqov exeiv fheolq jibxa bedeutet: mit den
Göttern im Reigen leben d. h. ein höheres angenehmes

andere Leben auszulaffen. Sie umfafst das 7., 6., 5. und ; Dafein führen, (S. 46) war mir neu.
4. Jahrhundert vor Chriftus. Die folgende mufs als Periode Die Mängel des Ausdrucks find fehr häufig, einige
der beginnenden Unficherheit und des Zweifels betrachtet ; Sätze überhaupt unverftändlich; fo der folgende S. 37:

werden. Sie erffreckt fich über das 3., 2. und 1. vor
chriftliche Jahrhundert. Die dritte Periode, die der

,Zwar bleiben die Grundformen der Steine diefelben wie
früher, aber ihre Einzelgeftaltung und die zahllofen feinen

fchroffftenGegenfätze vonZweifel.Leugnung und gläubiger j Eigenarten mancher Kunftwerkftätten bieten in der tech-
Sicherheit, findet erft mit dem endgiltigen Siege des nifchen Vollendung der Tempel, Maufoleen, Sarkoohar/e

ru.;n—4.u..~„ .;k„.. U0m0u,rV,,,m ;n,ö„ akfAlnfci ____1 /-__i_/i-p_____ i? .•/•_!. au u/• 1 ,' r s*-

Chriftenthums über das Heidenthum ihren Abfchlufs',
Für die Art, wie diefe Refultate gewonnen werden, ift

charakteriftifch die Erklärung folgender Infchrift: (S. 13 f.)
JSrjfia <pQaGtxAttaq' X0VQ7] xtxh'/Go/iai atei,
avrl yäuov xaQa Oscöv xovxo Xayjavo ovo/ta.

und Grabftatuen die gröfste Abwechfelung'.

Verf. will zur Ergänzung der vorliegenden Studie bei
einer anderen Gelegenheit die einfehlägigen ikonogra-
phifchen und plaftifchen Denkmäler nach der Befchaffenheit
des Lohnes für den Gerechten im Jenfeits befragen. Nach

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