Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1898 Nr. 26

Spalte:

685-689

Autor/Hrsg.:

Eubel, D. Conr.

Titel/Untertitel:

Hierarchia catholica medii aevi 1898

Rezensent:

Wenck, Karl

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2, Seite 3

Download Scan:

PDF

685

Theologifche Literaturzeitung. 1898. Nr. 26.

686

Fabricius war und fich in Kopenhagen befindet. Die
neuen Herausgeber waren faft gleichzeitig und unabhängig
von einander an die Arbeit gegangen. Sie vereinigten
fich dann fo, dafs Kroll Vorrede und Index bearbeitete,
Viereck den Text beforgte. Der Text hat jetzt eine
weit beffere Grundlage in dem cod. Vaticanus gr. ijg
saec. XIV, der einzigen HC, die in Betracht kommt, da
alle fonft noch vorhandenen von ihr abdämmen. An
der auffallend guten Ueberlieferung hat Viereck nur wenig
geändert: mit vollem Rechte. Denn wenn auch noch
nicht alle Stellen klar find, fo ift Zurückhaltung gerade
bei einer folchen Schrift geboten, die noch fehr der Erklärung
bedarf. An wenigen Stellen fcheint der Zweifel
mit Unrecht gewirkt haben: fo ift p. 10, 14 xali' yv
{<j<palQ<xv) und p. 28, 1 scäv diäöxyua richtig; jnan fieht
auch die Notwendigkeit nicht ein, im Titel EQpUfXQq
tj jtsqI uOTQoXoyiaq mit Berufung auf Titel wie Laelius
de amicitia u. a. das // zu ftreichen; es giebt ja zahlreiche
Doppeltitel diefer Art: EnpoxiLioq y steol cäntösaiv,
\vä/a(jaig y otbqI yvuvaotcov u. a., die man fchwerlich
alle auf Rechnung interpolationsfüchtiger Schreiber wird
fetzen wollen. Mit dem Verzeichnifse der wichtigflen
Worte, Sachen und fprachlichen Krfcheinungen hat Kroll
ein fehr nützliches Hilfsmittel geboten, aber mehr wäre
beffer und ein vollftändiges Verzeichnifs das richtige ge-
wefen.

Giefsen. G. Gundermann.

Eubel, D. Conr., Ord. Min. Conv., Hierarchia catholica

medii aevi sive summorum Pontificum, s. r. e. Cardina-
lium, ecclesiarum Antistitum series ab anno 1198 usque
ad annum 1431 perducta e documentis tabularii prae-
sertim Vaticani collecta, digesta, edita per E. — Mona-
sterii 1898, Librariae Regensbergianae. (VIII, 582 S.
gr. 4.) M- 30.-

Es war unzweifelhaft ein verdienftliches Unternehmen
Garns' Series episcoporum, dies Werk, das vor dreifsig
Jahren mit unendlichem Fleifs aus einer denkbar weit-
fchichtigen Literatur zufammengetragen wurde, theilweife
zu erfetzen durch ein aus den Materialien des Vaticani-
fchen Archivs gefchöpftes Buch. Bei der weit überwiegenden
Bedeutung, welche in der zweiten Hälfte des
Mittelalters die Curie für die Befetzung der höheren
Kirchenämter erlangt hat, müffen die päpftlichen Regifter-
bände als die reichfte und zuverläffigfte Quelle für die
Fixirung der Daten der Bifchofsreihen angefehen werden.
Sie find uns bekanntlich vom Jahre 1198 ab fortlaufend
erhalten. Diefes Jahr bildet daher die Anfangsgrenze
des E.'fchen Buches. Für die Befchränkung auf die
Zeit bis zum Jahre 1430 waren vermuthlich praktifche
Gründe maafsgebend. Eubel fagt: ,veil nach diefer Zeit
die Gefchichte der einzelnen Bisthümer durch fichere
Zeugnifse bekannt ift'.

Ueber Garns' Series hinaus bietet Eubel im erften
Buche für die Jahre 1198—1430 die Reihen fämmtlicher
Päpfte und Cardinäle, nicht blos wie Garns die der Car-
dinalbifchöfe, und, wie das ganze Werk, fo zeichnet fich
insbefondere dies erfte Buch durch lichtvolle Gruppirung
aus. Ein erfter Theil bietet die Namen der Päpfte und
Cardinäle in chronologifcher Ec-lge nach dem Zeitpunkt
ihrer Creation, im zweiten Theile find die Träger der-
felben Würde und desfelben Titels nacheinander aufgezählt
, ein dritter Theil enthält drei Indices, die Vornamen,
die Familiennamen und die Vulgärnamen der Cardinäle,
die feit dem 14. Jahrhundert fo gebräuchlich wurden.
Das Syftem läfst nichts zu wünfehen übrig, dankenswerth
find auch die Verweife auf die reichen Perfonalnotizen
in den Anmerkungen zu Baluze's vitaepapar. Avenionen-
sinm und die Angaben aus ungedruckten vaticanifchen
Quellen über Ab- und Zugang zum päpftlichen Hofe,

namentlich der Cardinallegaten. Durchgängig verzeichnet
wird die Zugehörigkeit der Cardinäle zu einem geiftlichen
Orden und, wohl foweit Ciacconius, Oldoinus und Conte-
| lorius Angaben enthalten, ihre frühere Stellung, ferner
das Todesjahr und möglichft der Todestag. Aufserdem
ift bis zum Jahre 1304 Grund von Potthaft's Regelten
i angemerkt, innerhalb welchen Zeitraums der betr. Name
: in den Subfcriptionen der päpftlichen Urkunden vorkommt
. Weiter finden fich bisweilen, aber fo, dafs fie in
den meiften Fällen zu vermiffen find, Angaben über die
Herkunft der Cardinäle, während eine regelmäfsige Verzeichnung
, wie fie z. B. Souchon in feiner Lifte der Car- "
dinäle von 1294—1378 gegeben hat, fehr erwünfeht fein
würde, insbefondere für ftatiftifche Zufammenftellungen.
Und ebenfalls ohne erhebliche Mühe hätte fich anmerken
laffen, welche Glieder des heiligen Collegs Juriften, welche
Theologen waren? Für die Würdigung des feit dem
! 12. Jahrhundert rapid zunehmenden juriftifchen Charakters
der Curie bedürfen wir folcher Angaben. Einige Male
findet man ein ,mag. (decr.?)' oder ,mag. theol.' notirt,
aber damit foll nur der frühere Stand bezeichnet werden.
Beifpielsweife wird auch bei einem Henricus de Segufia,
| dem berühmten Hoftienfis (f 1271) mit keinem Worte
angedeutet, welcher Wiffenfchaft er diente (bei Garns
S. 631 finde ich die Bezeichnung: ,fons et splendor juris'),
Eubel S. 8 nennt ihn auch nicht, wie doch allgemein
üblich, nach feinem Geburtsort Sufa, fondern ,de Bartholomaeis
', mit einem Namen, den nach Schulte, Gefch.
der Quellen und Literatur des canon. Rechts II, 123
die älteren Literarhiftoriker nicht erwähnen. In feiner
Eigenfchaft als Bifchof von Sifteron und Erzbifchof von
Embrun wird er von Eubel S. 478 und 242 Henr. de Susa
bezw. de Suze genannt, aber in den Namenindices des
erften Buches fucht man vergeblich nach Heinrich von
Sufa und nach dem Hoftienfis. Als fein Todestag wird
S. 8 der 25. Oct. bezeichnet, während S. 34 auch noch
eine andere Angabe mit ,al. Nov. 6' notirt wird. Ich
habe dies Beifpiel herausgegriffen, um zu zeigen, dafs
j eine aufmerkfame Vergleichung der verfchiedenen Theile
1 des Buches, wie fie Pflicht des Recenfenten ift, manche
Abweichungen feftzuftellen hat. Eine ganze Reihe folcher,
die ich mir angemerkt hatte, fand ich nachher in dem
Verzeichnifs der Corrigenda vermerkt. Einige andere
feien hier aufgezählt. S. 15 nr. XXI, 10 wird die Todeszeit
von Reginaldus de la Porta angegeben mit ,jpost mensem
Junium 1326 (non 1325, Bai. 742)', dagegen heifst es
S. 34: obiit 1325 {non 1326) und in der Anmerkung ift
getagt, dafs das vacante Bisthum Oftia fchon am
18. Aug. 1325 von Johann XXII einem proviforifchen
Verwalter übergeben wurde. — S. 15 nr. XXI, 28 wird
als der Todestag von Petrus Bertrandi dem Aelteren der
24. Juni 1348 angegeben mit Berufung auf Baluze 782.
Baluze col. 785 fagt: obiit 1348 die 23. Jidii, ut ex libro
obligationuvi scribit Coutelorius' (thatfächlich fteht bei
Contelorius p. 32 vielmehr: 23. Junii). Baluze führt fort,
nach einer von ihm näher bezeichneten Infchrift fei
Petrus Bertrandi aber vielmehr am 24. Juni 1349 geftorben.
So geben Souchon und Schulte a. a. 0. II, 236 Tag und
Jahr des Todes an, während Eubel S. 15 das Jahr verfehlt
hat, und S. 39 zwifchen 24. Juni und 23. Juli 1348 fchwankt.

In ähnlicher Weife find unrichtig und fchwankend
die Angaben über Johann von Comminges. S. 15, XXI, 17
läfst ihn Eubel 20. Nov. 1344 fterben und zwar mit Hinweis
auf Baluze 753, der ihn doch mit Recht noch 1346
lebend und handelnd vorführt und beiläufig feinen Tod
zu 1348 berichtet. Contelorius verzeichnet als feinen
Todestag: ,20. Nov. 1348 ex libro obligationuvi, fo Souchon
. An zweiter Stelle S. 35 fchreibt Eubel: ,ob. 1344
al. 1348 nov. 20'. — Unrichtig ift S. 13 nr. XX der frühere
Name des Papftes Clemens V angegeben: ,Raimundus
Bertrandi del Goth', er hiefs vielmehr Bertrand und war
Sohn von Berard de Got. Ein Neffe des Papftes hiefs
Raimund (XX, 9). S. 215 wird der Papft in feiner Eigen-