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Ausgabe: | 1898 |
Spalte: | 682-683 |
Titel/Untertitel: | Papst Damasus I., Damasi epigrammata 1898 |
Rezensent: | Gundermann, Gotthold |
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Theologifche Literaturzeitung. 1898. Nr. 26.
682
Cyzicus giebt zuerlt Eutyches gegenüber der Meinung
Ausdruck, er verfchanze fich hinter dem Wortlaut von
N, um fich der Wucht des ,ex oiVEvparoq ayiov etc.' zu
entziehen, wiewohl er doch wiffen könne, dafs die
Synode der 150 Väter N mit diefen Worten erläutert,
bez. C als Interpretation für N autorifirt habe. Kunze
Kunze glaubt, dafs N überhaupt nirgends oder allenfalls
ganz vereinzelt, Taufbekenntnifs geworden fei. Das
ift feine fchärffte Antithefe gegen Caspari. In Sonderheit
auf einen Punkt hat er da feinen Angriff gerichtet. Caspari
und andere, auch ich (wiewohl ich doch Refervation
übte, Apoft. II, 182) dachten befonders an Aegypten.
Cyrill betont immer und immer wieder N als ovfißolov.
Aber es ift Kunze gelungen, fehr kräftige Gründe wider
den Gedanken, dafs er es damit als Tauf bekenntnifs bemeint
nun, diefe damals neue Urgirung von C fei auf I zeichne, beizubringen. Ich werde darauf an anderem Orte
den Brief des Leo an Flavian zurückzuführen. Leo be- zu fprechen kommen. Aber es giebt nun hin und her fo
zeichnet die drei erlten Sätze von R, alfo die Worte bis j viele Notizen, die prima vista nichts anderes befagen als,
incl. qui natus est de spir. s. et Maria virgt als aus- dafs N Tauffymbol fei, dafs ich nicht zweifele, Kunze
reichendes Mittel, alle Häretiker, insbefondere auch Eu- habe mit feiner Thefe, N fei wahrfcheinlich nirgends
tyches zu treffen. Anatolius, der Nachfolger des Fla- dazu geworden, weit über das Ziel hinausgefchoffen. Es
vian der nach einigem Schwanken 450 feinen Uebergang ift freilich zu belegen, dafs unter Umftänden ein Symbol
zu Leo vollzog, habe erkannt, dafs zu den Worten qiä als das der ,318 Väter' bezeichnet worden ift, welches
natus est etc. ja C ein unmittelbares Pendant enthalte nicht einmal C war. Ich verweife befonders auf das
und infofern fich von N unterfcheide. Da C fchon Tauf- ; Symbol der Neftorianer. Aber wenn man nicht ftets an
fvmbol von Konft. gewefen fei, auch in den Acten von j N denken darf, wo ein Symbol als ,nicänifch' charac-
381 mindeftens ehrenvoll erwähnt war, fo möchte Ana- terifirt wird, fo auch nicht überall an C, wo Stücke
tolius auf der avvoöoq IvörpiovOa zu Konftantinopel da- auftreten, die man in C trifft. Nicht einmal, wo einer der
mals durchgefetzt, bez. den anwefenden Bifchöfen zuerft fpecififch dogmatifchen Ausdrücke von C fich findet, ift
plaufibel gernacht haben, dafs C die legitime Interpre- das ohne Weiteres erlaubt. Kunze nimmt m. E. nicht
tation von N fei, dafs man die Synode der 150 Väter, oft genug Rückficht auf die Umftände, die uns hier in
dieC aufhellte', mit der von Nicaea zufammenfaffen müffe, die Irre führen können. Mancherlei ältere Bekenntnifse
und dafs kraft des Wortlauts den C wie R befitze, der find nach N, vielleicht auch nach C (auf Grund des
Monophyfitismus, der von den 150 Vätern in der Geftalt Ancoratus) gemodelt worden. Zwifchen C und den
des Apollinarismus gerichtet worden, abzuweifen fei. Die Formeln älterer Art beftand von vornherein eine VerIdee
dafs der Brief Leo's den Anftofs zur Bevorzugung wandtfchaft, die ein partielles Citat fo erfcheinen laffen
von'C vor N geboten habe, fcheint mir eine glückliche! , kann, als flamme es aus C. Es hat auch fpeciell Com-
Ich glaube nur, dafs man fich nun auch vorftellen kann, binationen von N und C gegeben. Ich erinnere an die
Anatolius oder fein Diakon Aetius, oder irgend ein
anderer ihm ergebener, findiger Theologe, fei, wiewohl
noch N Tauffymbol in Konft. war, im Gedanken daran,
Form, in der N in Act. V des Chalcedonenfe auftritt
(Mann VII, 109). Diefe Form ift noch räthfelhaft; (fie
mufs nach Hort, 'Iwo Diss. S 115, Anm. 1 wohl vor
dafs der Monophyfitismus als neuer Apollinarismus durch j allem noch textkritifch bez. überlieferungsgefchichtlich
die Autorität des Concils von 381, (die noch nicht urgirt geprüft werden). N wurde auch als folches nicht immer
worden, aber doch auch nicht in Frage geftellt war), be- 1 ,correct' citirt. Cyrill von Alexandria fcheint als
kämpft werden könne, darauf verfallen, C aus den erfter den correcten ,echten' Wortlaut urgirt zu haben
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Die Art wie Nestorius N citirt, ift vielleicht aus einer
Contamination zu erklären, (vielleicht einer folchen
mit C, wenn Caspari Recht haben follte, dafs in Germanicia
, der Heimath desNeft., diefes früh recipirt wurde).
Kunze glaubt, dafs Neft. einfach überall C für N ausgebe
, od er wie N behandele. Aber das würde vorausfetzen
, dafs er bereits diejenige Theorie über das Ver-
hältnifs von C und N habe, die nach Kunze felbft erft
Anatolius aufgeftellt hat. So bleiben noch allenthalben
Dunkelheiten.
Giefsen. F. Kattenbufch.
Acten diefes Concils hervorzuziehen und feinen Wort
laut, der fich eben durch den Vergleich mit R als ,öku-
men'ifch' darthun liefs, fortab gegen Eutyches, Dioscur
etc. die fich auf N beriefen, zu fructificiren. Man kämpfte
im Orient noch in erfter Linie mit den Waffen der Con-
cilsformeln, nicht der alten Tauf bekenntnifse, (foweit
es deren gab). Leo zwar kämpft mit dem Taufbekennt-
nifs. Legte er aber fachlich auf die beftimmten Worte
Gewicht, die er hervorhebt, fo war es der Vorzug von
C, eben diefe Worte zu bieten und doch zugleich eine
.conciliare' Waffe darzuftellen. Man konnte fonach mit
C für Leo's Theorie eintreten, ohne die herkömmliche
Schätzung der Concilien bei Seite zu ftellen. M. E. ift
C nicht unter dem Gefichtspunkt, in der Kaiferftadt und Anthologiae latinae supplementa. Vol. I. Damasi epi-
fonft fchon in weiterem Maafse Symbol zu fein, fondern grammata,acceduntPseudodamasiana aliaque adDama-
unter dem, dafs es 381 von einer Synode immerhin un- siana inlustranda ido recensuit Max. Ihm. Leipzig,
beftrittener Orthodoxie, auch einer ,grofsenl Synode,! „ ' s
einer Reichsfynode empfohlen, ja als .Interpretation' Teubner 1895. (LH, 147 S. m. 1 Taf. 8.) M. 2.40
von N proclamirt fei, zu feiner Rolle gekommen. Mög- Von denGedichten des erften chriftlichenEpigrammen-
lich, dafs Anatolius es fchon 450 auch als Tauffymbol dichters hatte Buecheler in feine Sammlung der Carmina
ftatt N in Konft. einführte, fowie dafs die Bifchöfe der j Latina Epigraphica nur einige aufgenommen. In einem
ovvoöoe tvönpovoa, mit denen er das neue Streitmittel j Ergänzungsbändchen zur lat. Anthologie hat nun Ihm
alle zufammengefafst und mit reichen Hilfsmitteln ausvereinbarte
, (K. denkt auch, dafs eine ,Vereinbarung',
eine Verabredung getroffen worden), es auch als folches
acceptirten. Ebenfo möglich, dafs erft der Erfolg in
Chalcedon C in Konft. etc. zum Tauffymbol machte.
Es fleht feft, dafs C — vermuthlich durch Vermittelung
des Ancoratus — fchon vor Chalcedon theilweis Tauf-
bekenntnifs geworden war. An fich wäre es kein fchwie
geftattet. Vorangefchickt find, fehr nützlich für das Ver-
ftändnifs der Gedichte, Testimonia de Damaso selecta.
In den Regiftern folgen: I nomina propria. II uerba et
locutiones (vollftändig). III metra, metrica et prosodiaca,
orthogr. et grammatica. IV initia carminum. V index
topographicus. Ueber die kritifche Grundlage und Be-
riger Gedanke, dafs es auch in Konft. bereits feit länger | handlung giebt die Vorrede Rechenfchaft. Die Epigramme,
als folches in Brauch war; nur die thatfächlichen Spuren j meift auf Märtyrer, find faft alle auch wirkliche Epigramme'
führen nicht darauf, und ebenfowenig darauf, dafs diefer d. h. in Marmor eingehauen in den fchönen Schrift-
Umftand feiner Erhebung in Chalcedon zum Vehikel ge- formen, die nach dem Kalligraphen Furius Dionyfius
dient hätte. Philocalus (auch Schreiber des Kalenders a. 354) benannt