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Ausgabe:

1898

Spalte:

601

Autor/Hrsg.:

Beer, Georg

Titel/Untertitel:

Der Text des Buches Hiob, untersucht. 2. Heft. Kapitel XV - Schluß 1898

Rezensent:

Budde, Karl

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.
alle1 ^ Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark.

N°- 23.

12. November 1898.

23. Jahrgang.

Beer, Der Text des Buches Hiob, 2. Heft
(Budde).

Neuentdeckte Papyrus-Fragmente zur Gefchichte
des griechifchen Judenthums (Deissmann).

Gardthäufen, Katalog der griechifchen Hand-
fchriften der Umverfitäts-Bibliothek zu Leipzig
(Holl).

Radermacher, Anonymi Byzantini de caelo et
infernis epistula (Phil. Meyer).

Gottwald, Die Kirche St. Georg in Conftanti-

nopel (Phil. Meyer).
Paftor, Zur Beurthcilung Savonarolas (Benrath).

Bleek, Die Grundlagen der Chriftologic Schleiermachers
(Ritsehl).

Forrest, The Christ of History and of Experi-
ence (Clemen).

Dippel, Der neuere Spiritismus, 2. Aufl. (Eck).

Frommel, Das Evangelium Lucä in Predigten
und Homilien ausgelegt, 2. Hälfte. (Wächtler)

Beer, Friv.-Doz. Lic. Dr. Georg, Der Text des Buches Hiob

untersucht. Mit Untcrftützung der Deutfchen Morgen-
ländifchen Gesellfchaft. 2. Heft. Kapitel XV — Schlufs.
Marburg, N. G. Elwert's Verl., 1897. (XVI u. S. 89—
215 gr. 8.) M. 5.60

Was diefes Buch bedeutet, ift bei Befprechung des
erften Heftes (c. I—XIV) an diefer Stelle dargelegt worden
(vgl. 1896 No. 11, Sp. 287—289). Der Verfaffer hat ohne
zu ermüden, ja, wie er felbft bezeugt, mit wachfender
Luft: und Liebe, ein Werk eifernen Fleifses und gewiffen-
haftefter Sorgfalt glücklich zu Ende geführt. Seine
Haltung gegenüber den Ueberfetzungen, der Conjectural-
kritik, den metrifchen Syftemen ift bis zu Ende diefelbe
geblieben, wie ich fie a. a. O. kennzeichnen konnte; in
den abfchliefsenden Entfcheidungen, fei es dafs es fich
um die Wahl zwischen vorliegenden Lesarten oder um
eigene neue Arbeit handelt, fcheint mir fein Gefühl noch
ficherer, fein Urtheil noch glücklicher geworden zu fein.
Es handelt fich hier keineswegs blofs um eine ungeheure
Stofffammlung, fondern zugleich um einen höchft werthvollen
pofitiven Beitrag zur Ermittelung des urfprüng-

Neuentdeckte Papyrus-Fragmente zur Geschichte des
griechischen Judenthums.

Ulrich Wilcken hatte vor drei Jahren feinen bedeut-
famen Auffatz ,Alexandrinifche Gefandtfchaften vor
Kaifer Claudius' Hermes XXX (1895) 481fr. mit den
Worten befchloffen: ,Hoffen wir, dafs diefer neue Literaturzweig
, . . . diefe jüdifchen und antijüdifchen Gefandt-
fchaftsberichte, die lieh durch Jahrhunderte in Alexandrien
in lebendiger Tradition erhalten haben, durch
weitere Funde uns klarer und anfehaulicher werden. . . .'

Bekannt geworden waren von folchen ,Gefandtfchafts-
berichten' und ähnlichen .Actenftücken' zur Gefchichte
des alexandrinifchen Judenthums bis dahin der leider
fehr verftümmelte griechifche Papyrus des Kgl. Mufeums
zu Berlin No. 511, von Wilcken als Fragment des Proto-
colls einer Verhandlung erklärt, die Kaifer Claudius infachen
der chronifchen alexandrinifchen Judenfrage mit
Gefandtfchaften der femitifchen und antifemitifchen
Alexandriner geführt habe (Hermes XXX, 485fr.); ferner
der Papyrus der Parifer Nationalbibliothek No. 68, zu
dem ein kleines Fragment im Britifchen Mufeum (ed.

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i'vVrV'n Hiobtextes So" war gar kein Grund zu der Be- j Kenyon No. 1) und der Berliner Papyrus No. 341 gefurchtun
-, die der Verf. laut S. VII einen Augenblick ; hören, eine Gruppe von Texten in denen ebenfalls

Wilcken Ueberrefte des Protocolls einer vom Kaifer
Trajan mit Abgefandten der alexandrinifchen Juden geführten
Verhandlung zu erkennen glaubte (ein Acten-
ftück zum jüdifchen KriegeTrajans, Hermes XXVII [1892I
464fr. u. XXX [1895] 481—485, vgl. meine Bibelftudien,
Marburg 1895,62k und Vogelftein u. Rieger, Gefchichte der
Juden in Rom, I, Berlin 1896, 17f.), während Th.Reinach den
Nachweis verfuchte, dafs zwei Gefandtfchaften, eine
jüdifche und eine antijüdifche, mit dem Kaifer verhandelten
(dies fand auch Wilcken Hermes XXX, 481 recht
wahrfcheinlich) und dafs der (nicht mit Namen genannte)
Kaifer in der Zeit der Antonine zu fuchen und etwa in
Commodus wiederzufinden fei (Juifs et Grecs devant 1111
empereur romain, Revue des Hudes juives, t. XXVII
[1893] 70 ff.).

Dafs diefe Fragmente, wenn auch ftark verflümmelt
und aufserordentlich fchwer zu entziffern und zu erklären
, von der höchften Wichtigkeit find, bedarf nicht
des Nachweifes. ,Actenflücke' eines Proceffes zwifchen

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hegte, feine Arbeit könnte durch die neueflen Hiob-
commentare überflüffig werden. Keiner von ihnen konnte
auch nur entfernt fo weit ausholen, wie Beer es gethan
hat; jeder von uns hat von Beer viel zu lernen. Das
Verzeichnifs der benutzten Litteratur auf S. X ff. ift
gegenüber dem erften Hefte noch bedeutend angewachfen,
und zwar in allen Abtheilungen. Allein aus den letzten
Jahren find textkritifche Beiträge von Cheyne, Giefebrecht,
Gunkel, Königsberger, Ley, Mandelkern, Perles, Voigt
hinzugekommen, dazu an überfehenen früheren folche
von Graetz und Wright. Des Unterzeichneten Commentar
ift von c. 22 an, der von Duhm bei der Correctur von
c. 33, im Mscr. von c. 38 an regelmäfsig berückfichtigt.
#Erwünfcht wären wohl kurze Nachträge zu c. I—XIV aus
den kleineren und weniger zugänglichen Arbeiten gewefen.

Die gröfseren Wünfche, die vor zwei Jahren zu
äufsern waren, bleiben auch heute noch unerfüllt, der
< ine nach einer überlichtlichen, zufammenfaffenden Würdigung
der Verfionen, der andere nach einem Eingehen

auch auf die Fragen nach der .EchtheiF gröJerer^Ab- Juden und Heiden aus""den" Ta^f "aTTlerTpoftel

fchnitte. Beides gedenkt der Verf. nicht fchuldig zu
bleiben. Zu dem erfteren hat er inzwifchen in ZATW
9^1 S. 297 ff. und 97, S. 97 ff. wenigstens einige Vor-
iludien geboten.

Der Deutfchen Morgenländifchen Gefellfchaft gebührt
der wärmfte Dank dafür, dafs fie durch ihre Unter-
ftützung die Vollendung eines fo gediegenen, grundlegenden
Werkes ermöglicht hat.

, - -£-----

Paulus feine Miffion begann, werden uns nach achtzehnhundert
Jahren plötzlich wieder zugänglich! Es war deshalb
ein befonders glückliches Ungefähr, das den
jungen franzöfifchen Gelehrten P. Jouguet im Mufeum
zu Gizeh ein 17 Zeilen langes neues Fragment des
Claudius-Protocolls entdecken und dadurch Wilckens
Hoffnung zum Theil verwirklichen liefs. Reinach hat
diefen Fund bearbeitet (L'empereur Claude et les anti-

Strafsburg i. E. K. Budde. t semites alexandrins d''apres un nouveau papyrus, Revue

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