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Ausgabe:

1898 Nr. 20

Spalte:

539-540

Autor/Hrsg.:

Clos, Eduard Maria

Titel/Untertitel:

Kreuz und Grab Jesu 1898

Rezensent:

Nestle, Eberhard

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Seite 1

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539

Theologifche Literaturzeitung. 1898. Nr. 20.

540

Synopfe angeftellt werden, beweifen, dafs wenigftens der
,griechifche Marcus' nicht zu den Quellen des Lucas gehört
und dafs die Verwandtfchaft mit Matthäus nur auf

Wunfeh womöglich ein Sümmchen für die Unterhaltung
des vom Autor nach den Vifionen der heiligen Katharina
von Emmerich bei Feldafing angelegten Kalvarienberges

Benutzung einer gemeinfamen Quelle beruhen könne. I fich ergeben. Das Werk übt an den bisherigen Anfchau-

Meines Erachtens erlauben die angeführten Beifpiele ungen und den alten Berichten über Kreuzauffindung und

keinen andern Schlufs, als dafs Lucas, wie er allen Vor- I Grabeskirche fcharfe Kritik, um ftatt ihrer die Vifionen

lagen den Stempel des eigenen Stils aufdrückt, fo auch der Katharina von Emmerich als richtig zu erweifen.

die hervorftechendften Singularitäten derfelben in feiner
Reproduction vielfach ausgetilgt hat. Was noch übri[
bleibt, beweift für die betreffenden Stellen nur dieUnmög-

Kein proteftantifcher Kritiker könnte über Eufebius, der
die Hauptfachen unterdrückt', oder über Papebroch
fchärfer urtheilen als hier gefchieht (,eine Behauptung

lichkeit, den urfprünglichenText der Synoptiker mit abfo- fo unverfroren, dafs man vor Staunen gar nicht mehr
luter Sicherheit feftzuftellen, nachdem an demfelben nicht zu fich kommt'). Bei Eufebius kommt dem Verf. ,der
blos innerhalb der Periode, über welchen der kritifche häfsliche Gedanke', er fei vielleicht ungerechtfertigt, aber

Apparat Auskunft ertheilt, fondern offenbar in noch viel
eingreifenderer Weife vorher, zumal im Verlaufe der
Canonifation, fortwährend gearbeitet worden ift. Schon zu
Marcion's Zeit litt, auch nach BLdas Lucas- Evangelium unter

er werde ihn nicht los, dafs xm avxov dem (Vita Const.
3, 38) ein verdeckter Sarkasmus gegen die Kreuzreliquie
fei. Die Hauptthefe, die der erfte Theil des Buches zu
erweifen fucht, ift die, dafs, wo man heutiges Tags das

jener dabes, quae ex Matthaei Marcive cotitaminatione h. Grab zeige, das unter Conftantin errichtete ,Kreuz-

fluxit (S.L). Verhältnifsmäfsig frei von Interpolationen foll
der Matthäus-Text geblieben fein (S. LXf), während bei
Johannes die Hände der Abfchreiber fich durch reichliche
Zufätze bemerkbar machen (S. LUIf.). Für feine Vor-

Cubiculum' fich befand, während das Grab in Jofeph's
Garten fich etwa 180 m davon beim jetzigen Täufer-
Klofter befunden habe, wo bei dem 1890 begonnenen
Umbau des Klofters eine unterirdifche Kapelle entdeckt

gefchichte foll Lucas das hebräifch verfafste Product 1 wurde. Namentlich der Bericht der Silvia wird hierfür

eines Priefters haben überfetzen laffen. Wo diefe Quelle j verwerthet; die Kritik, die an den Pilgerfchriften geübt

endete, läfst fich mit Sicherheit nicht angeben. ,Verum ■ wird, enthält nach der negativen Seite hin gewifs manches

id ne opus quidem mihi est; etenim ignota penitusque • Richtige,>) aber trotzdem ift dem Verf. auch die jetzige

additaq2iaerereaIiisreiiquii(S.XXUl,ähnichS.'LXXV[n{.): j Reliquie des h. Grabes echt; denn nach der Eroberung

ein Grundfatz, den Bl. auch dem von ihm fehr gefchätzten durch die Araber hat Modeftus eine Axendrehung und

Refch gegenüber wahrt und von dem er fogar felbft noch ! Platzveränderung des Grabfelfens vorgenommen. Ebenfo

umfaffenderen Gebrauch hätte machen dürfen. Wenn ! fleht dem Verf. die Echtheit der übrigen Reliquien feit.

namentlich Lucas trotz aller Uebereinftimmung in der
Akoluthie doch den griechifchen Marcus, wie verfichert
wird (S. XIVf.), nicht gekannt haben würde, müfste man
fich freilich die Frage ftellen, ob er etwa einen aramäifchen
Marcus vor fich gehabt, felbft überfetzt oder fich habe
überfetzen laffen, wie Bl. auch in der That kühn behauptet
(S. LXXIX), indem er den Marcus zugleich zum Verfaffer

Von der ,Caufatafel' in Santa Croce in Rom, gewöhnlich
Kreuztitel genannt, fchreibt er z. B.: ,Die Gelehrten erklären
die Tafel mit Rückficht auf Schrift und Schriftzeichen
für gefälfeht . . ., das thut aber ihrer Echtheit
keinen Eintrag. Ort und Art ihrer Aufbewahrung bürgt
für die Echtheit der Tafel.' Von den Kreuzpartikeln
werden die berühmteften S. 545—557 aufgezählt und nach

der aramäifchen Quelle von Act. 1 —12, alfo ebenfalls j ihren Holzarten in fechs verfchiedene Maffen eingetheilt
eines opus tripertitum, macht (S. XXI f. Plnlology S. 193 h I (I—IV 4 Arten von geädertem Coniferenholz, weifs, gelb-
2iof.). Dabei wird das Zeugnifs des Papias über den I lieh, graubraun, dunkelbraun, V braungraues Hartholz,
ißotäöt öiaXexzon fchreibenden Matthäus einfach auf Marcus VI ungeadertes Holz; dabei wird übrigens ein und das-

übertragen, und werden P'älle, wo Marcus verfchiedene
Lesarten in bald fchlechterem, bald befferem Griechifch
bietet, im Sinne des rjQfiyvevöe ö avxa mg i/v övvaxog
exaoxoq verwerthet. Am fchlimmften beftellt ift es um den
Nachweis des angeblichen Mangels jeglicher Spur fprach-

felbe Stück in verfchiedenen Maffen gezählt, ,das Kreuz
von Lord Peter in London' S. 547. 554. 556). Schon
nach dem Propheten Jefaia 60, 3 muls das Kreuz aus
verfchiedenen Holzarten beftanden haben; doch ift es
bei der Unficherheit der Bedeutung der betreffenden

liehen Einfluffes des zweiten auf den dritten Evange- j hebräifchen Ausdrücke nicht gerathen, fie bei der Kreuzliften
(vgl. Pliilology S. 207 f.). Die textkritifchen Beob- I forfchung zu urgiren, fondern es find weitere Unterachtungen
von Bl. haben ihren felbftftändigen Werth, | fuchungen abzuwarten. Aehnlich vertrauensvoll ift der

aber ad rem bringen fie nichts Entfcheidendes, wenigftens
für den nicht, welcher die umfaffende ftatiftifche Beweis

Verf. auch den Kreuznägeln gegenüber geftimmt. Viele
Seiten verwendet er auf den Nachweis, dafs das Kreuz

führung der Holländer Lamprechts {Specimen exegetico- Jefu kein römifches, fondern das hebräifche Es (py) ge-
thcologicum quo e sermonis narr-ationisque diversitate, Mar- | wefen fei. Auch die Kreuzigung wurde nicht von den
cum inter et Lucam, hunc illius textu usum esse colligitur Römern, fondern von den Juden vollzogen. Als Material

(1863) und Schölten {Het paulinisch evangelie 1870,
S. 27 f. »61 £ 213 f.) über den geiftreicheren Methoden von
heute nicht vergeffen hat.

Strafsburg i. E. H. Holtzmann.

Clos, Pfr. u. Dek. Dr. Eduard Maria, Kreuz und Grab Jesu.

Kritifche Unterfuchung der Berichte über die Kreuzauffindung
. Kempten, J. Köfel, 1898. (VI, 644 S. gr. 8.)

M. 8. Verf. unbekannt geblieben. Sehr unangenehm empfindet

fammlung ift das Buch recht nützlich; einzelne Gefichts-
punkte find entfehieden richtig (vgl. S. 5: ,Bei der Erwähnung
von .Kreuzen' tauchte in dem Geift der darüber
fchreibenden Hiftoriker jene Vorftellung auf, die aus der
von ihnen felbft bethätigten Anfchauung der zu ihrer
Zeit thatfächlich im Gebrauch flehenden Kreuze ent-
ftanden war'); als Ganzes ift das Buch abzulehnen. —
Dafs von dem Unterzeichneten die ältefte griechifche
Faffung der Kreuzauffindungslegende in Krumbacher's
byzantinifcher Zeitfchrift veröffentlicht wurde, ift dem

Ein feltfames Buch von über 600 Seiten, dem gegenüber
es fchwer wird, die Mahnung zu befolgen: de mortuis
nil nisi bene. Wie der Herausgeber, Pfarrer und Capitels-
kämmerer Simon Schmid in Tutzing, in einer Vorbemerkung
mittheilt, hat der Verf., der 34 Jahre Pfarrer in Feldafing
war, die letzten Jahre feines Lebens neben feinem
Beruf gänzlich diefem Werk gewidmet. Aus dem Erlös

man, dafs die vom Verf. gefertigten Grundriffe nicht
mehr aufgefunden werden konnten; ebenfo vermifst man
in der Vorbemerkung die nöthigften Data über fein Leben.

Ulm. Eb. Neftle.

s

des druckfertig hinterlaffenen Werkes foll nach beider ! volles Detail

) Auch die Erklärung der alten Baubefchreibungen enthält Werth-