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Ausgabe:

1898

Spalte:

529-532

Autor/Hrsg.:

Thenius, Otto

Titel/Untertitel:

Die Bücher Samuels erklärt. 3., vollständig neugearb. Aufl 1898

Rezensent:

Bertholet, Alfred

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegehen von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen,

• Preis
aHei4 TaU. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark

N°- 20. i. October 1898. 23. Jahrgang.

Thenius, Die Bücher Samuelis, 3. neubearb. I Hertzb Auguft Hermann Francke und fein ' Schmidt Zehn Jahre Zögling der Waifenan

Aufl. von Lohr (Bertholet) , Hallifches Waifenhaus (Eck). lUlt in dm^Tt^rt&eaSÜtomgei fDert)

Kramer, Die aethiopifche Leberfetzung des _ * . ' „..1 Steinecke, Georg Muller, Prediger zu Bnflol

Zacharias, I. Heft (Beer). Knuth, Franckes Mitarbeiter an feinen Stil-
King, The Psalms, Part I (Beer). tungen (Derf.)

Blass, Evangelium secundum Lucam. secundum ! Schürmann, Zur Gefchichte der Buchhandlung
formam quae videtur romanam ed. (Holtzmann). des Waifenhaufes und der Canfleinfchen Bibel-
Oos, Kreuz und Grab Jefu (Neftle). anflalt in Halle a. S. (Derf.).

Berbig, Aus der Gefangenfchaft Johann Fried- Fries Die Francke'fchen Stiftungen in ihrem tant'fchen Mifflonen, 4. Aufl. (Wurm),

rieh des Mittleren, Herzogs zu Sachfen .weiten Jahrhundert (Derf) i D en nls< Christian Missions and Social Progress,

(Trcfltz). J vol. I (Wurm).

(Derf.).

Falckenberg, Gefchichte der neueren Philo-
fophie von Nikolaus von Kues bis zur Gegenwart
, 3. verb. Aufl (Siebeck).

War neck, Abrifs einer Gefchichte der prote-

Thenius, Otto, Die Bücher Samuels erklärt. Dritte voll- verwebt habe (XXVIII); denn um 9-10, uiim Zufammen-
ftändig neugearbeitete Auflage, besorgt von Prof. Lic. , hang richtig unterzubringen, habe er die Wahlfcene aus-

rv iW t • u iv c c * „^„ti a-W Hnnrlhnrh emandergeriffen, indem die Rede Samuels verthei t wurde
Dr. Max Lohr. (Kurzgefafstes exegetifches Handbuch (XXV,T)_ Rjchtig fchdnt mjr auch der gegen

zum Alten Teflament, 4. Band.) Leipzig, S. Hirzei, Cornill und Kittel geführte Nachweis, der fleh wiederum
1898. (XCV, 215 S. gr. 8.) M. 6.— j nicht blofs auf Sprachliches fondern auf Sachliches

34 lahre find feit dem Erfcheinen der letzten (zweiten) ' gründer, dafs I 26 älter fei als I 24. Stade's Quellen-
Auflaee von Thenius'Commentar zu den Samuelisbüchern fcheidung in I 23—27 (in diefer Zeitung 1896, 7 f.) fcheint
vergangen Man darf wohl lagen, dafs der Verfuch, ihn Lohr entgangen zu fein. 1283(4)—25 nimmt er nach
neu" herauszugeben, kein geringes Wagnifs war; denn Wellhaufen mit I 15, nicht 29—31 zufammen. Selbftändige
follte die Arbeit wirklich auf das Niveau des gegen- Bedenken hat er gegen I 132 (vgl. auch Kittel, Gefch. d.
wärtigen Standes der Wiffenfchaft gebracht werden, fo Hebr. 2, 101 Anm. 1.) Sein Schlufsrefultat aber ift, dafs,
mufste nothwendig ein völlig neues Werk erflehen: das ; was kurz gefagt, Kittel mit den Siglen S + Da+Je be-
ift denn auch Löhr's Commentar geworden, und wir zeichnet hatte, eine aus einer Feder flammende Dardürfen
ihm Dank wiffen, dafs er fleh in einer Weife von ftellung der Davidsgefchichte bilde (LXIV f.). In fie
ThentUS unabhängig geftellt hat, wie man fleh fonft irgend I hineingearbeitet feien mit tendenziöfer, theologifcher Ab-
einem verdienftvollen Vorgänger in der Exegefe gegen- zweckung: I 15. 28; II 7, I io8 I37b—uJ». 7—12*. Dazu-
über verhält, deffen Name nicht den Titel des eigenen gethan: I 1—3.4—6. 2314—2428 II leff.; I 161—13 1918—24
Commentares fchmückt. Lohr hat uns damit, was man 21U—U. Stark überarbeitet I 17—20. Dazu redactionelle
vielen durch zweite Autoren beforgten Neuauflagen nicht und gloffatorifche Einfchübe, namentlich I 1447—51 II 8;
nachrühmen kann, kein Flickwerk fondern eine Arbeit auf einer Linie damit der Anhang II 21—24. Hier möchte
aus einem Guffe, und, fagen wir es gleich, eine fehr gute ; ich das beliebte Urtheil, dafs 231-7 unächt fei, nicht fo
Arbeit gegeben. Man wird denn auch diefen Samuel- ohne Weiteres nachfprechen; dazu machen mir die darin
Commentar fortan unter feinem Namen zu citiren haben, verwendeten Bilder einen zu originellen Eindruck. Die
Was die neue Auflage von den früheren fchon wefent- Einheitlichkeit der Davidsgefchichte ift m. E. zu leichten
lieh unterfcheidet, ift, dafs Lohr nicht wie Thenius faft Kaufes angenommen; aber ich mufs mir verfagen, auf
das ausfchliefsliche Intereffe der Textkritik zuwendet, j dem engen Raum diefer Anzeige darauf näher einzugehen,
fondern in gewiffenhafter Benutzung der archäologifchen j Was den meiften Widerfpruch hervorruft, ift Löhr's
und biblifch-theologifchen Arbeit der letzten Jahrzehnte : Behandlung der textkritifchen Frage. Er äufsert fleh
fein Hauptaugenmerk auf die fachliche Erklärung richtet, felber darüber: ,Ich kann in der Beurtheilung des text-
Einen, wie mir fcheint, fehr glücklichen Griff hat er ge- kritifchen Werthes der LXX und dem entfprechend in
than, indem er die principiellen textkritifchen und vor der Benutzung derfelben für die Herftellung von MT.
Allem die literar-kritifchen Fragen einer ausführlichen nicht vollfländig mich den Anflehten von Thenius Well-
Befprechung in der Einleitung zuweift. In 4 Columnen häufen, Budde u.A. anfchliefsen. . . . Mit meiner geringem
werden hier § 2 von Abfchnitt zu Abfchnitt die literar- , Hochschätzung der LXX geht ein conservativeres Ver-
kritifchen Anflehten Budde's, Cornill's, Kittel's und Well- halten gegenüber MT. Hand in Hand'. (VI.) Das Ziel
haufen's in knapper Form neben einandergeftellt, um fo- das Lohr der Textkritik fleckt, ift denn nicht das Well-
dann eine zufammenhängende Beurtheilung zu erfahren, haufen'fche einer,Zurückrollung derEntwickelung,welche
Schade, dafs Budde's und Kittel's Siglen nicht überall : von dem Archetypon aus auf die uns vorliegenden Re-
mitgetheilt find. Ueberfehen ift Budde's Ausfcheidung von censionen geführt hat', fondern eine philologifch correcte
1 30, ö.i8b. Im Rechte fcheint mir Lohr in feiner Wider- ; Ausgabe von MT. (XC, vgl. Nöldeke, ZwTh. 1873, 118)
legung der Zutheilung Budde's von I 7.8. 10,17 ff. 12 an E I Auf Grund diefer Forderung ftellt Lohr für die Benutzung
(vgl. auch meinen Verfaffungsentwurf des Hefekiel Anm. 3). j der LXX einige kritifche Grundsätze auf, von denen ich
Er weift nach, dafs, wenn fchon fprachliche Argumente nur den einen herausgreife: ,Wo MT. eine jüngere (auf
in 7 und 12 deuteronomiftifche Herkunft mindeftens wahr- Correctur beruhende) Lesart zeigt, wie z. B. II I26 mag
fcheinlich machen, die fachlichen diefe Wahrfcheinlich- diefes nach LXX bemerkt werden, aber ändern dürfen
keit zur Gewifsheit erheben. Dagegen nimmt er mit wir MT. darnach nicht' (XCI). Ich kann diefen Grund-
Budde u. A. gegen Wellhaufen an, dafs ein R diefes , fatz nicht billigen. Es mufs doch unfer natürlichftes Bestück
mit dem Parallelbericht vereinigt, nicht dafs der ftreben fein, fo viel als möglich dem Texte nahe zu
Verf. des jüngem felbft fchon c. n in feine Darftellung kommen, wie ihn die biblifchen Autoren felber gefchrieben

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