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Ausgabe:

1898

Spalte:

522-525

Autor/Hrsg.:

Meier, Ernst Julius

Titel/Untertitel:

Als die Sterbenden, und siehe wir leben. Predigten 1898

Rezensent:

Diegel, J. Gustav

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Theologifche Literaturzeitung. 1S98. Nr. 19.

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aber nun fowohl in Schmedding's Briefen als in denjenigen I Politik' (Schmedding) nicht, als Nippold (S. 585. 106) es
der Bifchöfe Hommer von Trier und Drofte von Münfter, darftellt.

fowie derCorrefpondenzCappacini's erwünfchteErgänzung. ; Und die Hauptfrage der gemifchten Ehen? Es hat
Ueberdies aber hat Reufch, wie nicht anders zu erwarten , bei Nippold wirklich den Anfchein, als ob alle Schuld
war, in einer gedrängten Einleitung und zahlreichen für die fpäteren Wirren Schmedding aufgebürdet werden
inhaltvollen Noten eine Fülle von erläuterndem Stoff follten. Denn derfelbe hat das Gutachten des Dombeigefügt
, capitulars München vom 17. Oct. 1832, welches Spiegel
Die WirkfamkeitBunfen's, Spiegel's und Schmedding's einreichte, ,verfchmäht' und .unterfchlagen'. Auf Grund
unterliegt in neueren Darftellungen einer fehr verfchiedenen derfelben kam allerdings die Convention vom 19. Juni
Beurtheilung. Nur mittelbar natürlich dienen diefe Briefe 1834 zwifchen Bunfen und dem Erzbifchof zu Stande,
zur Revifion des Unheils über den Adreffaten, von dem Leider fehlen nun gerade für diefe Zeit März 1832 bis
zuletztTreitfchke eine Charakteriftik gegeben hat (Deutfche Mai 1834 Briefe von Spiegel. Es ift eine auffallende
Gefch. 3. 4. 5), die in denkbar fchärfftem Gegenfatz zu 1 Lücke, für die Reufch keine Erklärung verflicht. Allein
Nippold (in der Biographie und in der Gefch. des Katholi- 1 von einem vollen Vertrauen Spiegel's in das Gelingen
cismus, Handbuch IL1) fleht. Hingegen bilden die Be- der in der Richtung des Gutachtens unternommenen
Ziehungen zwifchen Spiegel und Schmedding den Mittel- j Maafsregeln kann man kaum reden. Denn wie er fich
punkt, um den fich unwillkürlich alle Einzelheiten diefes vorher wiederholt dahin geäufsert hat, dafs Rom gegen-
Briefwechfels fammeln. Nippold hat dem § 50 feiner über den unbegrenzten Forderungen der verderblichen
,Gefch. des Katholicismus feit der Reftauration' die Ueber- gemifchten Ehen' ,nur katholifch handeln kann' (S. 126 f.),
fchrift gegeben: ,Erzbifchof Spiegel und die Lahmlegung : fo theilt er noch am Tage vor dem Abfchlufs der Con-
feiner kirchlichen Reorganifation durch den Geheimrath ; vention Bunfen mit, die Suffraganbifchöfe hätten die in
Schmeddins'. In der That, namentlich unter den fpäteren dem Breve zugeftandenen wefentlichen Erleichterungen,

— - - ■ r - - . . • . . I j;-----_i _ r ..1 n t.. • ..... , . . ö . '

Briefen von Spiegel findet fich kaum einer, in dem nicht
irgendwie über Schmedding geklagt würde. Aber die
unerhörte Bitterkeit, mit der der Erzbifchof feinen vermeintlichen
Gegner in Berlin angreift — er nennt ihn
gar höhnifch .eines Schlächters Sohn aus Münfter' und

die von der früheren ftrengen Kirchendisciplin abweichende
und mildernde Nachficht ,bisher nicht aufgefunden', er
berichtet im Nov. 34, feinem Generalvicar Hüsgen fei der
,Commentar zum Text noch immer nicht klar', und im
Jan. 35, die Pfarrer begriffen manches im Breve nicht

dringt"geradezu auf feine Ünfchädlichmachung — findet 1 und würden dann mit Sanfttnuth zurecht gewiefen. Unterin
den Briefen Schmedding's keinen Widerhall. Nippold deffen aber hofft er zugleich von einer Inftruction des
findet allerdings, dafs diefe Briefe zu feinen fonftigen Cardinais Bernette an die bayerifchen Bifchöfe in gleicher
Maafsnahmcn in einem Verhältnifs flehen, ,das nur auf Angelegenheit Hilfe, da er, wenn jene ihm mitgetheilt
dem Boden der Jefuitenmorai möglich erfcheint' (S. 613). würde, fein Benehmen ,dann im Stillen den in der In-
Allein Reufch hat offenbar keinen Anlafs gefunden, diefem ftruetion ausgefprochenen Anflehten und Verfügungen
Urtheil beizutreten. Er nennt die bitteren Aeufserungen anpaffen' könnte (an den Bruder 13. Dec. 34 — S. 141).
von Spiegel und Wolicki über Schmedding .einfeitig und ; So wenig alfo baute Spiegel auf die von ihm felbfl geübertrieben
', findet, dafs er fich in feinen eignen Briefen billigten Maafsregeln. War dann Schmedding fo fehr im
,in einem weniger ungünftigen Lichte' zeige, Hellt end- Unrecht, wenn er von Rathfchlägen keinen Gebrauch
lieh den Ausdrücken Stein's das mildere Urtheil Niebuhr's machen wollte, die fich auf eine ganz offenbar nur er-
gegenüber (S. XXXIV f.). Eine Correctur in umgekehrter fchlichene Deutung des päpftlichen Breve gründeten?
Richtung wird Nippold's Darftellung des Erzbifchofs er- Wieder kann ich die Stellung der beiden Betheiligten
fahren müffen. Reufch hat in zahlreichen Anmerkungen nicht fo gegenfätzlich finden, aber allerdings Schmedding,
Briefe Spiegel's an feinen Bruder, den öfterreichifchen der wohl ein begeiftertes Wort für ,den aufgehenden
Gefandten in München, zur Erläuterung beigezogen. In Stern der Tübinger Schule, den Verfaffer des Athanafius,
den Briefen an Bunfen fpielen die Klagen über Angebe- den Prof. Möhler' übrig hat (S. 215), empfindet den Con-
reien beim Nuntius in München eine grofse Rolle (f. S. 74. flict zwifchen Staatstreue und römifcher Frömmigkeit
83 f. 92). Aber was lieft man nun in des Erzbifchofs tiefer als Spiegel den Gegenfatz zwifchen Episcopalismus
vertraulichen Schreiben an feinen Bruder? ,Sage ge- und Curialismus. — Aus den Mittheilungen auf S. iSoff.
legentlich deinem hochwürdigften Freunde,1 heifst vgl. 28 ergiebt fich, dafs die Bemerkungen Beyfchlag's
es mehr als einmal, und dann fchüttet er fein Herz aus (Aus meinem Leben S. 430 f.) über die Eigenthums- und
über drei Häupter des Proteftantismus in Berlin, Bifchof Benutzungsverhältnifse der alten Jefuitenkirche in Trier
Eylert, Propft Rofs, Oberfuperintendent Straufs, die ,das faft Satz für Satz objectiv falfch find. — Die Maler Bittig
Vorhaben gefafst haben, meine (Spiegels) amtliche Wirk- S. 103 und Rittig S. 167 (fo auch im Regifter) die beide
famkeit überall zu lähmen,' über die Intoleranz, er möchte im Jahre 1827 von Rom aus durch Bunfen ein Altarbild
fagen den Groll gegen alles Katholifche bei den Verwal- ; in frier und Köln anbieten laffen, find doch wohl eine
tungsbehörden in den Rheinlanden, über die mifsliche Perfon? Das Datum des Briefes S. 203 f. kann, wenn er
Stellung der Bifchöfe unter proteftantifchem Scepter, die während Bunfen's Anwefenheit in Berlin (12. Oct. 27 bis
Nothwendigkeit, dafs die katholifche Hauptmacht Oefter- 12. April 28) gefchrieben fein foll, nicht richtig fein,
reich die Advocatur der Kirche in den proteftantifchen Rumpenheim S Eck

Souveränitätsftaaten übernehme. Denn ,die katholifche !_____[__ '

Kirrhrnfreiheit foll vernichtet werden'. .Altenftein und 1 u„■ _ ., , , , ... ... _

S?&d£sSm«ldiiig fordern vom Erzbifchof Gleich- Me'er' weil- Oberhofpred., V.cepraf. Präs.d. ev.-luth. Lan-
ftellung mit der Unterwürfigkeit des Superintendenten', desconsist. DD. Ernst Julius, Als die Sterbenden, und siehe
er (Sp.) arbeitet aus allen Kräften dem .Dekatholisiren wir leben. Predigten. Mit einem Lebensabriss herausge-
der preufsifchen Rheinprovinzen' entgegen (f. S. 105. 125 geben von Superint. Oskar Meier. Nebft einem Bildniss
-127. 130). Sollen etwa all diefe Herzensergufse des Erz- Lei ■ g Q Teubner, 1897. (XIV, 207 S. gr. 8)
bifchofs die Stimmung des Vaticans — kein Zweifel doch, r /km

dafs lie dort bekannt geworden find — vor 1834 für Geb. M. 4 —

Preufsen günftig präoecupirt haben? Oder zeigen fie nicht Schon dreimal habe ich in diefer Theol. Lit. Ztg.,

mit überrafchender Deutlichkeit, dafs auch ein fo felbft- abgefehen von der ganz kurzen Anzeige der letzten Pre-

ftändiger bifchöflicher Charakter wie Spiegel dem Papal- digt 1897 Nr. 5, die Freude gehabt, Predigten des leider

fyftem feinen Tribut gezollt hat? Jedenfalls fo fchroff ift am 6. October 1897 plötzlich heimgegangenen D Meier zu

der Gegenfatz feiner Thätigkeit gegen die,verhängnifsvolle befprechen, nämlich 1890 Nr. 19, 1892 Nr. 5 und 1894

Wirkfamkeit' des brauchbaren Werkzeugs der papalen Nr. 17. Schon in letzgenannter erachtete ich um fo