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Ausgabe:

1898 Nr. 19

Spalte:

520-522

Autor/Hrsg.:

Reusch, Fr. Heinrich

Titel/Untertitel:

Briefe an Bunsen 1898

Rezensent:

Eck, Samuel

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Theologifche Literaturzeitung. 1898. Nr. 19.

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Edition der Acten find in allen wefentlichen Punkten die grüfste er mit Freude. Weniger gut trotz officieller Herz-
Grundfätze maafsgebend gewefen, die vom deutfchen j lichkeit war Albrecht's Verhältnils zu Maximilian II. Die
Hiftorikertage aufgeflellt worden find. In Bezug auf un- j Politik des Kaifers, befonders in der Frage der Erweite

datirte Stücke, fragliche Namen und Lesarten verfährt
Goetz mit ruhiger Vorficht und Befonnenheit, Ref. hat
keinen Anlafs zu Ausftellungen gefunden. Mit den ge

rung des Landsberger Bundes, war aber auch wenig geeignet
, den Bayern freundlicher zu ftimmen. Unter den
Proteftanten, deren Zwietracht Albrecht treffend beurteilt

wählten Abkürzungen kann man fich einverftanden er- i (nr. 392), war es namentlich Auguft von Sachfen, der in
klären, in dem gut und gründlich gearbeiteten Regifter, guten Beziehungen zum bayrifchen Herzog ftand. Seitauf
welches augenfcheinlich grofse Sorgfalt verwendet , dem beide Fürften fich auf dem Augsburger Reichstage

worden ift, fteckt eine gewaltige Arbeitsleiftung. Hingegen
möchte es als ein Mangel erfcheinen, dafs der Verf. es
unterlaffen hat, ein Literaturverzeichnifs, fowie eine kurze

von 1566 perfönlich näher getreten waren, befteht zwifchen
ihnen eine freundfchaftliche, bisweilen derbe (nr. 680)
Correfpondenz; zum Eintritt in den Landsberger Bund

Inhaltsüberficht der Acten zu geben, etwa in der Art, wie j allerdings liefs Auguft fich nicht bewegen. Auch für die
das beim 4. Band gefchehen ift; beides würde die Be- Culturgefchichte fällt mancherlei ab; fo beleuchten einige
nutzung erleichtert haben. Wenn dem gegenüber der j Stücke die künftlerifchen Beftrebungen Herzog Albrecht's,
Einwand erhoben werden follte, dafs dadurch der Umfang i der fich die Bereicherung feiner Sammlungen fehr an-
des Bandes nur noch ftärker angefchwollen wäre, fo hätte } gelegen fein liefs. Neben anderen Agenten war in diefer
fich das vielleicht durch Kürzungen hier und da, etwa in ; Hinficht für den Herzog in Rom befonders thätig Cardinal
den reichlich bemeffenen Anmerkungen, ausgleichen laffen. Otto Truchfefs, deffen politifche Wirkfamkeit eine zwar
So viel fich übrigens erkennen läfst, ift nichts von Be- j fcharfe, aber richtige Würdigung findet (nr. 582 Note 2)

deutung von der in Betracht kommenden Literatur überfeinen
worden.

Aus dem reichen Inhalte des Bandes follen in aller

Unftreitig ift der Landsberger Bund — die Literatur
über ihn nr. 20 Note 4 — bis in den Anfang der 70er
Jahre auf weltlichem Gebiete die bedeutfamfte Erfcheinung

Kürze einige wenige Ergebnifse herausgegriffen werden, ; der bayrifchen Politik gewefen. Wie kläglich aber ift
zunächft was den Bayernherzog felbft anlangt. In reli- der Verlauf der Gefchichte des Bundes, der nicht einmal
giöfer Hinficht tritt Albrecht uns als ftrenger Katholik im Stande war, feine eigenen Mitglieder zu fchützen, fo
und überzeugter Anhänger der alten Kirche entgegen, ' Würzburg 1563 und die vorderöfterreichifchen Lande 1569!
die fchlimme Lage der Gegenwart führt er ausdrücklich j Die intereffantefte Partie bilden die Jahre 1569 und 1570,
auf den Abfall des gröfseren Theiles der Nation von wo von bayrifcher Seite früher fchon gemachte Verfuche
Rom zurück (nr. 346). Von demfelben Standpunkte aus ■ in grofsem Stile wieder aufgenommen wurden, dem Bunde
beurtheilt und verwirft er natürlich die Conceffionen durch Heranziehung neuerMitglieder gröfsere Ausdehnung,

Maximilian's an dieniederöfterreichifchenStände (nr.35off.).
Seine eigenen Lande fuchte er durch ein Religionsmandat,
das an Härte nichts zu wünfchen übrig liefs, gegen den
Proteftantismus zu fchirmen, der Satz: cuius regio eins
religio wurde mit äufserfter Strenge durchgeführt (vgl.
das charakteriftifche Schreiben nr. 616, dazu nr. 689).
Die Irrungen mit dem Adel feines Landes, in die der

Wirkfamkeit und Lebensfähigkeit zu verfchaffen. Das
Hauptziel dabei war, Alba und die fpanifchen Niederlande
in den Bund zu bringen. Diefer Gedanke, den Herzog
Albrecht mit gröfster Zähigkeit und Hartnäckigkeit zu
verwirklichen gefucht hat, traf aber auf den entfchieden-
ften Widerftand, fowohl im Bunde felbft, als auch bei
Maximilian II. Es gelang der kaiferlichen Politik, den

Herzog gerieth, gingen in der Hauptfache ebenfalls auf bayrifchen Plan zu vereiteln und die Aufnahme Alba's
religiöfe Urfachen zurück (Ortenburgifche Angelegenheit), zu hintertreiben. Ebenfo kläglich fcheiterten die fpäteren
Inftitutionen, die geeignet waren, den Katholicismus zu Bemühungen Albrechts, eine Erweiterung des Bundes
fertigen und zu kräftigen, fanden bei Albrecht die wärmfte herbeizuführen; fo war das Ende mit Sicherheit voraus-
Unterftützung (nr. 387). Kein Wunder, dafs er wegen 1 zufehen. Der Tod feines Begründers, des bayrifchen

Herzogs, befiegelte im Voraus das Schickfal des Landsberger
Bundes, ,der für die Gefchichte der Gegenreformation
viel intereffanter ift durch das, was er werden
follte, als durch das, was er war'.

Leipzig. Trefftz.

folcher Gefinnung beim Papfte trefflich angefchrieben war
(ebd.), und dafs die bayrifchen Pläne von der Curie
eifrig gefördert wurden. Die Bemühungen allerdings, die
bayrifcherfeits aufgewendet wurden, Herzog Ernft fchon
1569 auf den Stuhl des Kölner Erzbisthums zu bringen
(nr. 407 ff.), fcheiterten, trotzdem auch Spanien bez. Alba
nach Kräften für diefe Candidatur eintrat (nr. 497); einer
fpäteren Zeit erft war die Erreichung diefes Zieles vor- Reusch, Fr. Heinr., Briefe an Bunsen von römifchen Gärbehältern
Auch fonft hat die auswärtige Politik des dinälen und Prälaten, deutfchen Bifchöfen und anderen
Herzogs nur geringe Erfolge aufzuweifen. Die Erwerbung Katholiken aus den Jahren 1818—1837, mit Erläute-
der Kurwürde, die Albrecht wiederholt ernftlich in's Auge j ru herausgegeben. Leipzig, Janfa, 1897. (XLIII,
gefafst hat (nr. 92 ff., 387 und die Note dazu), mifslang, ! W „,b " 1 b J ' yj v '

ebenfo wenig glückte es ihm, nach dem Tode Pfalzgraf 253 ö< %u h-> M- 9-—; geb. M. IO.—

Wolfgangs die neuburgifchen Lande für Bayern zu er- | Es find im Ganzen 173 Briefe an Bunfen, die Reufch
werben (nr. 418, 450, 452), mit denen er übrigens früher ; hier vereinigt hat, darunter nur einer aus dem Jahre 1818
fchon einmal geliebäugelt hatte (nr. 196). Eine grofse j (von Prof. Ringseis), die übrigen fämmtlich aus der Zeit
Rolle fpielen in Albrecht's Politik die zahlreichen Heiraths- ' von 1823 an, nachdem Bunfen die Gefchäfte der Gefandt-
pläne mit auswärtigen Mächten, durch die er den Glanz fchaft von Niebuhr übernommen hatte: der erfte, datirt
und die Stellung feines Haufes zu heben fuchte. Franzö- 2. April 1823 von Confalvi. Sie endigen vor dem letzten
fifche, italienifche, portugiefifche Heirathsprojecte ziehen kurzen verfehlten Aufenthalt in Rom nach der Gefangenin
bunter F"olge an uns vorüber, die Fehlfchläge hinder- nähme des Erzbifchofs Drofte-Vifchering: der letzte von
ten den Herzog nicht im geringften, immer von Neuem ! Schmedding d. d. 1. Dez. 37; Bunfen traf in Rom ein
diefen Dingen nachzujagen. Unter den Fürften katholi- ca. 3 Wochen fpäter und blieb da bis zum 29. April 38.
fchen Bekenntnifses war es neben Lothringen in aller- So charakteriftifch dies Verftummen ift, man darf doch
erfter Linie Spanien bez. Alba in den Niederlanden, mit fragen, ob es abfolut war: f. Nippold, Bunfen I, 500 (Lord
dem Albrecht auf s engfte liiert war; mit der Zeit wird , Clifford an Bunfen) und Treitfchke, Deutfche Gefch. 4, 703
der Herzog, wie Verf. ganz richtig fagt (nr. 335 Note 2), , (,M. Mariano an B. 22. April 1838). — Die wichtigften der
der Vertreter der fpanifchen Intereffen im Reiche. Die 1 mitgetheilten Briefe flammen vom Erzbifchof Spiegel und
,fcharfe Handlung' gegen Egmont und Horn gefiel zwar dem Geh. Rath Schmedding. Erftere hatte Nippold zum
auch ihm nicht (nr. 342 Note 1), aber Alba's Siege be- gröfseren Theile fchon zuvor drucken laffen. Sie finden