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Ausgabe:

1898

Spalte:

33-35

Autor/Hrsg.:

Hommel, Fritz

Titel/Untertitel:

Die altisraelitische Ueberlieferung in inschriftlicher Beleuchtung. Ein Einspruch gegen die Aufstellungen der modernen Pentateuchkritik 1898

Rezensent:

Siegfried, Carl

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Theologische Literaturzeitung.

Herauso-ecreben von D. Ad. Hamack, Prof. zu Berlin, und D. E. SchÜrer, Prof. zu Göttingen.

Erfcheint

Preis

alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark

N°- 2. 22- Januar 1898. 23. Jahrgang.

Hommel, Die altifraelitifche Ueberliefening in
infchriftlicher Beleuchtung (Siegfried).

Sellin, Beiträge zur ifraelitifchen und jüdifchen
Keljgionsgefchichtc, 2. Heft (Siegfried).

Duhm, Die Entltehung des Alten Teflaments
(Siegfried).

Baentfch, Gefchichtsconftruction oder Wiflen-

fchaft? (Budde).
Koenigsherger, Hiobftudien (Budde).
Barnes, An Apparatus criticus to Chronicles

Archäologifche Studien hrsg. von Ficker, i. Hft :
Ein Familienbild aus der Priscillakatakombe,
von Mitius (Dopffel).

Wilpert, Fractio panis (Dopffel).

Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum
vol. XXXII: Ambrosii opera Pars I—II, rec.

Bund, The Celtic Church of Wales (Loofs).
Wiegand, Das Homiliarium Karls des Grofsen

auf feine urfprüngliche Geftalt hin unterfucht

(E. Chr. Achelis).

Zeitfchrift der Gefellfchaft für niederfächfifche
Kirchengefchichte, 2. Jahrg. (Bossert).

Schenkl (Jülicher). Tfchackert, Magifter Johann Sütel (Derf).

Anecdota Maredsolana ed. Morin, vol. III pars2: Jalaguier, Introduction ä la dogmatique (Lob-

Hieron ymi tractatus in Psalmos in Marci flein).

in the Peshitta version (Neftle). evangelium ahaque vana argumenta (Grütz- Rad<!) Zu Chriftus hin (E. Chr. Achelis).

Conrat (Cohn), Die Chriflenverfolgungen im j macher). | Aus Charles Kingsley's Schriften (Hans),

römifchen Reiche vom Standpunkte des Juriflen Manandian, Beiträge zuralbanifchen Gefchichte Fugger-Glött, Kreuzfahrer-Lieder, Neue Folge
(Krüger). (Kattenbufch). (Furrer).

Hommel, Prof. Dr. Fritz, Die altisraelitische Ueberlieferung
in inschriftlicher Beleuchtung. Ein Einfpruch gegen die
Aufhellungen der modernen Pentateuchkritik. München
, H. Lukafchik, 1897. (XVI, 356 S. 8.) M. 5.60

Da der Verf. des Befitzes einer ungewöhnlich vielfei-
tigen femitiftifchen Bildung fich erfreut, fo konnte es nicht
ausbleiben, dafs auch diefes, fein Buch, eine Menge neuer
Belehrungen auf den verfchiedenften Gebieten bot. In der
That verliert fich feine Unterfuchung bisweilen ganz in die
Gebiete der ägyptifchen, affyriologifchen und arabifchen
Gefchichts- und Infchriftenforfchung, aus denen zahlreiche
Urkunden im Wortlaut und mit genauer Interpretation
vorgeführt werden. Aufserdem erhalten wir
fchätzbaren Unterricht über altbabylonifche Namenbildung
S. 61—75, über minäifchen und fabäifchen Dia-
lect S. 75—87, über die Zuftände der Tell-Amarnaperiode
S. 225—236 und vieles Andere. Nur von demjenigen,
wovon man nach dem Titel das Meifte zu hören erwartet
, von der .modernen Pentateuchkritik* ift im ganzen
Buche am wenigften die Rede, und diefes Wenige ermangelt
durchaus der Klarheit und Beftimmtheit, welche

Er verwirft die von Green und Sayce durchgeführte
gänzliche Leugnung einer Verfchiedenheit der Pentateuch-
quellen (S. i8f.), er gefteht zu, dafs zwifchen den Forderungen
des PC und den Erzählungen der BB. Ri. Sa.
und Kö. harke Widerfprüche fich rinden und dafs die
Wühengefetzgebung mit ihren cultifchen Einrichtungen
und Forderungen lange Zeit blofses Programm geblieben
fei (S. 14), während man doch meinen follte, dafs göttliche
Gefetze einige Ausficht auf fofortige Befolgung
gehabt haben müfsten. — Er erkennt an, dafs Jer. 7,23
fehr auffällig fei und weifs diefe Stelle nur durch
eine unverantwortliche Rabulihik zu retten (S. 15 f.). Er
hat über die jahwiftifche Quelle fo ziemlich diefelbe Anficht
wie die moderne Kritik und erklärt fich die von
der Ueberlieferung des PC abweichenden Anfchauungen
derfelben mit der abenteuerlichen Auskunft, die Quelle
habe ,Züge der Ueberlieferung, welche [für fie] zum Ankläger
geworden wären, abzufchwächen gefucht' oder
gar nicht mit aufgenommen. So gehe z. B. die Stelle
Ex. 20, 24 auf die laxere Anfchauung nordisraelitifcher
Jahweprieher zurück, die ... . dem Volke nicht die Segnungen
des auf Zion thronenden Nationalgottes entziehen

in diefem Falle doch fo befonders wünfchenswerth ift. , wollten (!). Es fei befonders zu berückfichtigen, dafs

Wenn wir das gelehrte, mehr verwirrende als aufhellende,
Nebenwerk abthun, fo reducirt fich das die Pentateuchkritik
Betreffende eigentlich auf zwei Ausführungen:
1. auf den Nachweis, dafs die religiöfen Namenbildungen
des PC durch ihren mit den in den altbabylonifchen In-
fchriften der Hammurabidynaftie und in den füdarabifchen
Infchriften enthaltenen übereinftimmenden Charakter ein
fehr hohes Alter verrathen und dadurch indirect das hohe
Alter der Quelle P bezeugen, und 2. auf die Darlegung

die jahwiftifche Quelle, die der Verf. S. 309 ,äufserlich
von polytheiftifchen Anfchauungen gefärbt' nennt (!) im
Nordreich ihre eigentliche Ausprägung erhalten habe
(S. 289h). Auf diefe Art hofft der Verf. das verlorene
Paradies des alten Bibelglaubens (S. 317) zu retten. Da
ift doch die Kur fchlimmer als die Krankheit. —

Noch weniger ift es möglich, aus den Anfchauungen
des Verf.'s über die gefchichtliche Entwickelung der is-
raelitifchen Religion klar zu werden. Wir haben da ge-

des hohen hiftorifchen Werthes und hohen Alterthums wiffermaafsen zwei Religionen nebeneinander. Spuren

der Erzählung von Gn. c. 14. Was die erfte Frage be-

von Ahnen- und Fetifchdienft neben einer höheren Auftrifft
, fo wollen wir einmal der Kürze wegen alles vom faffung der Gottheit (S. 28f.). Der Verf. denkt fich die
Verfi Ausgeführte, auch die Hypothefe von der arabifchen Religionsentwickelung in Israel ähnlich wie die Theologen

Herkunft der Hammurabidynaftie, als erwiefen annehmen,
was folgt daraus für die literarkritifche Frage der Re-
daction der Quellen P? Doch höchftens nur, dafs in der
That aufserordentlich alte Nachrichten in diefelbe Auf-

des Islam fie bei den Arabern zeichnen. Den Anfang
bildet ein fehr hoher Monotheismus, dann kommt ein
Abfall, zuletzt kehrt die prophetifche Religionsftufe wieder
in den Anfang zurück (S. 80—87). Das "reitet fo fehr

nähme gefunden haben, und dafs viele Namen, die man j gegen alle Gefetze der Gefchichte, dafs man auch gegen
für fpätere Fiction gehalten, in Wirklichkeit auf fehr die religionsgefchichtliche Interpretation der Namen der
alter und guter Ueberlieferung beruhen. Diefes Zuge- Hammurabidynaftie und der füdarabifchen Infchriften
ftändnifs hat aber auf die Frage der Reihenfolge der j Verdacht fchöpfen mufs. — Gefchichtliche Bedenken erQuellen
und ihres literargefchichthchen Abfchluffes gar I regt die ungemein hochgefchraubte Schilderung der Ci-
keinen Einflufs. Dazu kommt-, dafs der Verf. felbft in ; vilifation der uralten arabifchen Nomaden der Wüfte,
diefen Fragen eine fehr fchwankende Stellung einnimmt, j der gegenüber gelegentlich die grell davon abftechende

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