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Ausgabe:

1898

Spalte:

433-435

Autor/Hrsg.:

Hilprecht, H. V.

Titel/Untertitel:

The Babylonian Expedition of the University of Pennsylvenia. Series A: Vol. IX 1898

Rezensent:

Meyer, Eduard

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark.

N°_ 16. 6. Auguft 1898. 23. Jahrgang.

Hilprecht, The Babylonian Expedition of the
University of Pennsylvania, Series A: Cunei-
form Texts, vol. IX (Ed. Meyer).

Abhandlungen, Alexander von Oettingen zum
fiebenzigflen Geburtstag gewidmet (Ed. von
der Goltz).

Merx, Die vier kanonifchen Evangelien nach
ihrem älteften bekannten Texte (NehTe).

Müller, K., Kirchengefchichte, 2. Bd. 1. Hft.
(Deutfch).

Holzhey, Die Abhängigkeit der fyrifchen Di-
daskalia von der Didache (H. Achelis).

Peters, Der griechifche Phyfiologus und feine
orientalifchen Ueberfetzungen (Neftle).

Staehelin, Huldreich Zwingli, 3. u. 4. Halbbd.
(Boffert).

Runze, Katechismus der Dogmatik (Nitzfeh).
Der moderne Menfch und das Chriftenthum,

Skizzen und Vorarbeiten von Bonus, Perino

und Schi an (Lobftein).

Grape, Spanien und das Evangelium (Förfter).

Hilprecht, H. V., The Babylonian Expedition of the University
of Pennsylvania. Series A: Cuneiform Texts. Vol. IX.
(Business Documents of Murafchü Sons of Nippur,
dated in the reign of ArtaxerxesI., by H. V.Hilprecht
and Rev. A. T. Clay). Philadelphia 1898 (Erlangen,
Merkel). (90 S. u. 72 u. XX Taf. 4.)
Während die beiden bisher erfchienenen Theile der
grofsen Publication der amerikanifchen Ausgrabungen in
Nippur (Vol. I pt. 1. 2) uns in die alte und alterte Zeit
Babyloniens verfetzten, bringt der jetzt erfchienene neunte
Band der Textferie Documente aus der Perferzeit. In
einem eingertürzten Zimmer in Nippur entdeckte man
das Archiv eines von den beiden Söhnen des Murasü
geführten Bankgefchäftes, 730 zum Theil fehr wohl erhaltene
Tafeln aus der Zeit Artaxerxes' I. und Darius' II.
In dem vorliegenden Bande find 120 Texte aus der Zeit
Artaxerxes' I. publicirt, die Urkunden aus der Regierung
Darius' II. foll der nächrte Band bringen. Die Serie bildet
fo eine fehr willkommene Ergänzung der bekannten, von
Strafsmaier publicirten Egibitafeln aus Babylon, die mit
dem Ausgang des erften Darius abbrechen.

Wie in den früheren Bänden zeigt fich Hilprecht,
der bei der Abfchrift der Tafeln von A.T.Clay unterftützt

konnte — find von ganz hervorragendem Intereffe. Denn
neben den einheimifchen Namen zeigen fie in über-
rafchender Anzahl perfifche, aramäifche und jüdifche
Namen, und geben fo ein fehr anfehauliches Bild von
der Völkermifchung in Babylonien zur Perferzeit. Sehr
häufig hat der Vater einen fremden, der Sohn einen ba-
bylonifchen Namen. Doch auch das umgekehrte ift nicht
feiten. Hilprecht's Vermuthung, dafs fich diefe Fälle
theils durch Heirathen, theils aber dadurch erklären, dafs
fremde, mit babylonifchen Namen belegte Sklaven nach
der Freilaffung ihren Kindern heimathliche Namen gaben,
ift fehr wahrfcheinlich. Die fchönften perfifchen Namen,
wie Bagadäta, Mitradätu, Satabarzana, Bagapanu, Atta-
rapäta [Atropates), Päpaku (Bäbek), Arabak (Arbakes)
treten uns hier in Fülle entgegen. Daneben flehen Ara-
maeer und andere Weftfemiten, deren Namen mit Hadad
(Addu), "Ate, 'Attar, ferner mit Qus (Qaus) zufammenge-
fetzt find, oder fonft durch ihre Beftandtheile (Il-idri,
Nabuzabad, Zabidä, Aqab-il, Belbanä) aramäifchen Ur-
fprung verrathen. Am intereffanteften aber find die
äufserft zahlreichen jüdifchen Namen, wie Ahijäli (im Auslaut
wird jäh oder jähü durchweg durch jäma wiedergegeben
), Gadaljah, Chananjäh, Jadih-il {Jedael) und
Jadihjäma (Jedidjah), und daneben fo fpeeififeh exilifche

word5:;z a rir.1 jrxSoScrs ^Tf^p Name;;;e *ab-

wuiucii iu, duui 1 xj„ro„acrPhPr Die antncranhir- batai und d,e 10 Ezra und Nehemia. als Gefchlechtsnamen
KfelnÄ vorkommenden Bibä (Bebai), Bisä .(Besai), MniamuU

Eine Anzahl Urkunden find aufserdem auch hier wieder
in photographifcher Reproduction beigegeben. Ein unentbehrliches
Hilfsmittel für die Lefung der Texte
geben die fehr inrtruetiven Unterfuchungen über die
Schreibweife der fpäteren Zeit (S. iöff.) und über Bildung
und Lefung der Eigennamen (S. 2off.). Von befonderem
Intereffe ift, dafs die Wörter il ,Gott' und Samas ,Sonne'
als Beftandtheile fremder femitifcher Namen faft immer
mit dem Pluralzeichen gefchrieben werden. Hilprecht's
Erklärung, dafs das fuffix i der erften Perfon Sing, von
dem Schreiber mit der Pluralendung 1 verwechfelt fei,
fcheint mir fehr problematifch, da in der Mehrzahl diefer
Namen, z. B. Bana-il, Natan-il, Samasbarak u. f. w. ge-
wifs nicht ,mein Gott' und ,meine Sonne' zu überfetzen
ift. Doch weifs ich eine beffere Erklärung nicht aufzu-
ftellen.

Eine vollftändige Ueberfetzung der Texte ift für
Serie C der Publication in Ausficht geftellt. Bis dahin
ift der Nichtaffyriologe auf verftreute Bemerkungen in
der Einleitung, auf die als Probe gegebenen mit Trans-
feription und Commentar verfehenen Ueberfetzungen von
13 Texten und auf die umfangreiche Concordanz fämmt-
licher in diefen Urkunden vorkommenden Eigennamen
angewiefen. Gerade diefe aber — bei denen der Herausgeber
zahlreiche Bemerkungen Nöldeke's verwerthen

(in Neh. 12 neben ■pai« — nicht Benjamin, wie H.

meint). Wir fehen, wie grofs der Zahl der Juden gewefen
ift, die in Babylonien geblieben find. Und da einer der
Kanäle bei Nippur Kabaru heifst (p. 76), in dem Niemand
den Kebär Ezechiel's verkennen wird, ift es kein Zweifel,
dafs ein grofser Theil der Deportirten im Gebiet von
Nippur angefiedelt worden ift.

Drei Urkunden tragen aramäifche Legenden; fehr
häufig find Siegelabdrücke, die zum Theil babylonifche,
zum Theil die bekannten perfifchen Typen zeigen. Auch
fonft ift der Einblick, den wir in die Verhältnifse der
Perferzeit gewinnen, fehr lehrreich. Wir fehen, dafs, ent-
fprechend den Nachrichten der Schriftfteller, ein beträchtlicher
Theil des Landes in den Händen von Perfern
ift und von ihnen verpachtet wird (fo in der S. 37 überfetzten
Urkunde auf 60 Jahre). Mehrfach finden fich
Steuerquittungen über Zahlung en in Geld, Mehl und
anderen Naturalien als, Abgaben für das Königshaus' (nada-
nätu sa bit iarri S. 43 und S. 28 A. 2) — auch hier ent-
fpricht der Ausdruck dem aus den perfifchen Urkunden
des Ezrabuches geläufigen. Als Bezeichnung des Tributs
findet fich mehrfach bara (f. die angeführten Stellen),
offenbar ein perfifches Wort, das etymologifch und fachlich
dem griechifchen tpoQoq entfpricht. Einzeln kommen
perfifche Titel vor, wie ustarbäri und pitipabaga, deren

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