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Ausgabe:

1898

Spalte:

373-375

Autor/Hrsg.:

Loofs, Friedrich

Titel/Untertitel:

Die Auferstehungsberichte und ihr Wert 1898

Rezensent:

Lobstein, Paul

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Glauben an das Reich der übernatürlichen Weltordnung I fchen Herrn zieht eine volle Umgeftaltung der Himmels-
lieet für ihn einmal die Gewifsheit der Gebetserhörung anfchauung nach fich: aus einer Welt fachlicher Güter

enthalten, — ein Gedanke, den Ch. im Anfchlufs an
Menegoz und Sabatier mit befonderer Wärme und
Eindringlichkeit entwickelt. In diefem Zufammenhang
vermiffe ich allerdings einen kräftigeren Hinweis auf die
innere Verwandtfchaft des Wunderglaubens und des Vorwird
eine Anfchauung bleibenden perfönlichen Lebens.
— Die Erfcheinungen des Auferftandenen find für fich,
als ifolirte Thatfachen, unterer Beobachtung unzugänglich.
Sie können alfo auch für unfer Bewufstfein nicht als
tragfähige Garantien einer transcendenten Welt gelten.

fehungsglaubens. Der Verf. hätte beftimmter hervorheben [ Nur in dem Glauben Jefu felbft können wir die Gewähr
dürfen, dafs der echte, rein religiöfe Wunderglaube, wie | feiner Ewigkeit finden. Diefe Begründung leidet, was
er ihn als foi au surnaturi l fafst, nichts anderes ift als fie leidet, ausfchliefslich für den Glauben feiner Gemeinde,
der lebendige Vorfehungsglaube, welcher den ganzen aber fie bietet auch für diefen nichts anderes und nichts
Naturmechanismus unter den Gedanken des im Reiche mehr als die volle Anfchauung des aus Gott und in
Gottes offenbaren und wirkfamen Zweckes dellt. Die Gott ewig-perfönlichen Lebens Jefu.

umfaffendere und eingehendere Ausführung diefer Ge- Der im ,Akademifch-theologifchen Verein' in Halle

dankenreihe, welche die Erörterungen Ch.'s über die am 29. October 1897 von Loofs gehaltene Vortrag id
religiöfe teleogifche Weltbetrachtung ergänzt hätte, würde j zum Theil durch die fich an Eck's Vortrag anfchliefsenden
vielleicht manches fchärfere Wort in ein milderes, ver- i Debatten veranlafst werden. Loofs erblickt in der von
föhnenderes Licht gedellt haben. Auch die Herübernahme | Eck eingenommenen und von einer namhaften Zahl der
einiger Gelichtspunkte aus dem erden Theile, der bedimmte ! ,Freunde der chridlichen Welt' getheilten Pofition eine
Nachweis der Wechfelbeziehung zwifchen dem Wunder- j Gefahr für den Glauben der Einzelnen wie den der Ge-
glauben und dem Offenbarungsglauben, würde dem etwas , meinde. Doch darf die Verfchiedenheit der beider-
zu knapp gehaltenen dritten Theil einen reicheren Inhalt ( feitigen Refultate den weitgehenden Confenfus, der zwi-
und eine pofitivere Ausgedaltung gegeben haben. Diefes fchen Eck und Loofs bedeht, nicht verdecken. Beide
Bedreben war gewifs mit dem Wunfche vereinbar, deut- ] find in gleicher Weife von der Berechtigung gefchicht-
lich und beffer zur Frage Stellung zu nehmen, und mit licher Kritik auch gegenüber der heiligen Schrift übervoller
Aufrichtigkeit Farbe zu bekennen. Die anregende j zeugt; fie erheben die Forderung einer gewiflenhaften
und muthige Schrift fei auch den deutfehen Lefern auf's ! Quellenkritik, die einmal nicht ausführbar id, ohne dafs
Wärmfte empfohlen. nier oder da auch ein zurückweifendes Urtheil gefällt

Strafsbure i E P. Lobftein. wirfd- ^uch ,fonft "j1 L<y°fs weit entfernt von den Prä-

oiraiSDurg 1. c. ^ miffen der vulgaren Apologetik: ,Ich denke nicht daran,

demjenigen den Glauben abzufprechen, der über diefe

Eck Pfr Lic Samuel, Ueber die Bedeutung der Aufersteh- Fragen anders urtheilt Denn ich bin überzeugt, dafs

tun, im. ^..... ,„ f rechter Glaube an den lebendigen Herrn, der in andrer

ung Jesu für die Urgeme.nde und für uns. (Hefte zur Weife ^ &]s es fchon Paulus%on Abr^ham und Ifaak

,Chrittl. Welt' No. 32.) Leipzig, J. L. B. Mohr, 1898. wurste) möglich id auch bei einer Deutung der Berichte,
(36 S. gr. 8.) M. —.60 die ich für falfch halte . .. Wo behauptet wird — und

Loofs Prof. D. Friedrich, Die Auferstehungsberichte und «wird, ja gelegentlich immer wieder einmal gefagt —

dafs die Auferdehung des Herrn in ebendemfelben Sinne
eine gefchichtliche Thatfache fei, wie irgend eine andere
zweifellofe Thatfache der Gefchichte, da verdeht man,

ihr Wert. (Hefte zur ,Chridl. Welt' No. 33.) Leipzig,
J. C. B. Mohr, 1898. (39 S. gr. 8.) M. —.60

Eck's Vortrag wurde in Eifenach in der Verfamm- meine ich, die Bedeutung der Auferdehung des Herrn
lung der Freunde der Chridlichen Welt am 12. Oktober nicht recht. Wer nie etwas erfahren hat von dem, was
180,7 gehalten. Er bewegt fich nicht vorwiegend auf das Markusevangelium von den Frauen fagt; ,Es war

dem Gebiete der Dogmatik, fondern fragt in erder Linie
nach dem gefchichtlichen Thatbedande, um dann aus
ihm zum Schlufs einige Folgerungen zu ziehen. Da der
an zweiter Stelle angeführte Vortrag von Loofs eine

fie Zittern und Entfetzen angekommen . . . denn fie fürchteten
fich' (16,8); wer nie es empfunden hat, dafs mit
der Botfchaft ,Chrid id erdanden' etwas ganz Aufser-
gewöhnliches, der natürlichen Erfahrung zunächd Un-

gegenfätzliche Stellung zu Eck's Thefen einnimmt, fo [ fafsbares eintritt in die Weltgefchichte: der hat die Pre-
mögen letztere zunächd vorausgefchickt werden. digt von dem Auferdandenen noch nicht recht ver-

Die Erfcheinungen des Auferdandenen, fo äufsert fich danden'. — In Bezug auf eine nicht geringe Zahl von
Eck, find die grundlegenden Lreignifse in der Gefchichte Punkten weichen Loofs' Ergebnifse von den durch die
der ' Urgemeinde. In denfelben tritt die Perfon des . Mehrheit der Vertreter der kritifchen Schule gegenwärtig
Petrus derart in den Vordergrund, dafs unfere Beur- angenommenen Refultaten ab. Seine Deutung des pauli-
theilung fich durchaus an ihm zu Orientiren hat. nifchen Zeugnifses, von welchem er, wie die gefammte

Neben Petrus kommt für unsere Anfchauung von neuere Forschung, ausgeht; feine Werthfehätzung der
den Urfprüngen des Glaubens an Jefu Auferftehung Pau- ( Markustradition, gegen welche er aus Gründen äufserer
lus in Betracht, fowohl in feiner Vergangenheit als wie innerer Kritik Bedenken äufsert; der relative Vorzug,
Pharifäer, wie in feiner Stellung als Apoftel der Grie- | den er dem johanneifchen, refpective dem lukanifchen
chen. Die jüdifche, transcendent-eschatologifche Himmels- Berichte mit ihren jerufalemifchen Erfcheinungen bei-
anfehauung und die griechifche Vorftellung von einer j legt, — das find einige der wichtigsten Fragen, die Loofs
felbftftändig wefenhaften Ideenwelt find die gefchichtlich mit grofser Sorgfalt und Umficlit prüft und in einem
gegebenen Stützen diefes Glaubens. Diefe Stützen find von der in den kritifchen Kreifen herrfchenden An-
als Stützen durch unfere moderne Naturwiffenfchaft fchauung verfchiedenen Sinne zu beantworten unter-
und Gefchichtsbetrachtnng zerftört. — Die Entstehung nimmt. Ref. kann nicht umhin zu geliehen, dafs eine
und Ausbildung der evangelifchen Ueberlieferung be- Reihe von hier geltend gemachten Instanzen ihm fehr
weift, dafs die Urgemeinde (Petrus) neben ihrer escha- beachtenswerth Rheinen und dafs die ganze Unterfuchung
tologifchen Hoffnung die Erinnerung an den irdifchen j Loofs' auch geeignet ift, den fehr zuverfichtlichen Ton
Herrn als einen felbftftändigen Pol oder Inhalt ihres

Glaubens kannte. Die Verknüpfung diefer beiden in
haltlich felbftftändigen Beziehungspunkte ergiebt: der

der hiftorifchen Ausführungen Eck's herabzuftimmen und
namentlich das Getühl für den Unterfchied zwifchen dem
Unanfechtbaren, dem Wahrfcheinlichen, dem Möglichen

Glaube an die Auferftehung Jefu ift das triebkräftige | zu erhöhen. Diefes Gefühl, das fchliefslich zu den ficher-
Motiv zur Erhaltung und Geftaltung feines irdifchen j ften Kennzeichen des wahren Historikers gehört, verLebensbildes
; die Innigkeit der Erinnerung an den irdi- , miffe ich zuweilen in der geistvollen Studie Eck's. So