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Ausgabe:

1898

Spalte:

321

Autor/Hrsg.:

Lindsay, James

Titel/Untertitel:

The significance of the Old Testament for modern theology 1898

Rezensent:

Hartung, Bruno

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herauso-eo-eben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark

N°- 12. IX- Juni l898- 23. Jahrgang.

Lindsay, The significance of the Old Testament
for modern theology (Härtung).

Schmidt, Die Lehre des Apoftels Paulus
(Schürer).

Bruston, Ignace d'Antioche (von der Goltz).
Berendts, Das Verhältnifs der römifchen Kirche

zu den kleinafiatifchen vor dem nicaenifchen

Konzil (von der Goltz).
Pijper, Geschiedenis der boete en biecht in de

christelijke Kerk, 2. deel, I.stuk (Karl Müller).

Fredericq, De Secten der Geeselaars en der
Dansers in den Nederlanden tijdens de 14 =
eeuw (Karl Müller).
Fredericq, Inquisitio haereticae pravitatisNeer-

landica, tweede deel (Ders.).
Braun, Gefchichte der Heranbildung des Klerus

in der Diöcefe Wirzburg, 2. Bd. (Hegler).
Reifchle, Chriftenthum und Entwickelungsge-
danke (Lobftein).

S abätie'r rieben' derheiligen"Franz von Äffifi I Frommel, Ledanger moral de l'evolutionnisme
(Karl Müller). religieuse (Ders.). _

Chavannes, Qu'est-ce qu'une Eglise (Lobftein).
Tönnies, Der Nietzfche-Kultus (Härtung).
Schellwien, Nietzfche und feine Weltanfchau-
ung (Ders.).

Kaftan, Das Chriftenthum und Nietzfches

Herrenmoral (Ders.).
Ritfehl, Nietzfches Welt- und Lebensanfchau-

ung (Ders.).

Wilhelmi, Th. Carlyle und F. Nietzfche (Ders.).
Ernft und Adam, Katechetifche Gefchichte des
Elfafses bis zur Revolution (Cohrs).

Lindsay, James, M. A., B. D., B. Sc, F. R. S. E., F. G. S., | Schmidt, Prof. D. Wilh., Die Lehre des Apostels Paulus
The significance of the Old Testament for modern theology. (Beiträge zur Förderung chriftlicher Theologie. Her

Edinburgh and London, W. Blackwood andSons, 1896.

(63 S. 8.) 1 s-

Für England mag diefes Schriftchen noch gröfsere
Bedeutung haben, als für uns. Denn mehr noch flehen
in England weite Kreife den kritifchen Forfchungen im

ausgegeben von Prof. DD. A. Schlatter und H. Cremer.
2. Jahrgang 1898. 2. Heft.) Gütersloh, C. Bertelsmann,
1898. (125 S. gr. 8.) M. 2.—

Darftellungen der paulinifchen Theologie giebt es
fchon recht viele, darunter auch manche gute. Man wird

Alten Teflament beforgt gegenüber, als könnte fein Werth | aber zugeben müffen, dafs hier das letzte Wort noch

für die chriftliche Kirche dadurch verloren gehen. Aber
auch bei uns thut es noth, dafs mit der Freiheit und
Befonnenheit und mit dem Verftändnifs für die religiöfe
Bedeutung des Alten Teftaments, die den Verfaffer auszeichnet
, von diefen Dingen geredet werde. Es kommt
ihm nicht in den Sinn, den literar-gefchichtlichen
Unterfuchungen, deren Verlauf in Deutfchland er genau
kennt, ihren Gang vorfchreiben zu wollen, er erkennt an,
dafs unfer Blick für die gefchichtliche Entwickelung der
altteflamentlichen Religion, die fo fehr mit ihrem Wefen
und ihrer gefchichtlichen Aufgabe zufammenhängt, durch
fie gefchärft worden ift. Aber mit der gröfstenEntfchieden-
heit betont er, wie weder ihr eigentlicher Inhalt, noch
ihr Offenbarungscharakter, recht verbanden, dadurch beeinträchtigt
wird. Gerade wenn wir den Prophetismus als
den Höhepunkt nicht nur, fondern als das Wefentliche
in diefer Religion bezeichnen, müffen wir annehmen, dafs
diefer eine weit zurückreichende Vorgefchichte gehabt habe.
Gerade für das moderne religiöfe Bewufstfein aber fei das,
wozu fich die innere Gefchichte des Volkes Ifraels entwickelt
habe, von bleibender Bedeutung. Da ist im Gefetz
das ausgeprägte fittliche Bewufstfein und Gottesbewufst-
fein, und dazu eine Würdigung der focialen Pflichten, die
der Gegenwart zum Mufter dienen kann. Da ift in den
Propheten der fortfehreitende Individualismus und Uni-
verfalismus der Religion zugleich. Da ift in den Pfalmen
und Hagiographen die klare Erkenntnifs der religiöfen
Probleme und des Weges zu ihrer Löfung. Das alles aber
verlieht der immer völliger, der ein gefchichtliches Verftändnifs
des Alten Teftaments mit Hilfe der altteftament-
liehen Wiffenfchaft gewonnen hat.

Ich habe kaum im Einzelnen an etwas zu erinnern.
Möchte das Büchlein auch in Deutfchland feine Lefer
finden.

Leipzig. • Härtung.

nicht gefprochen und eine ,Förderung' unferer Erkennt-
nifse durch tieferes Eindringen in die Probleme noch
möglich ift. Es ift daher nur zu billigen, wenn ein berufener
Fachmann (und ein ordentlicher Profeffor der
Theologie mufs doch ein folcher fein) eine neue Behandlung
des Gegenftandes unternimmt. Die vorliegende trägt
ein durchaus wiffenfehaftliches Gewand: fie gebraucht
viele Fremdworte, citirt oft die neuere Literatur und
macht reichlichen Gebrauch von griechifchem Druck. Bedenklich
könnte freilich auf den erften Blick der geringe
Umfang fcheinen: eine Darfteilung der paulinifchen Theologie
auf 125 Seiten mäfsigen Formates. Dabei wird
Mancher fchon den Kopf fchütteln. Aber nur ein kurz-
fichtiger Recenfent wird den Werth einer Leiftung nach
ihrem Umfange bemeffen. Hüten wir uns alfo vor diefem
Pehler und fehen wir uns die Sache etwas näher an.
Geiftreich ift vor allem die Anlage des Ganzen. Um von
ihr eine Vorftellung zu geben, müffen wir die Inhalts-
überficht des Haupttheiles, welcher ,die Lehre der vier
paulinifchen Lehrbriefe' behandelt (S. 23—99), mittheilen.

Sie lautet:
AixaioovvTj &eov

1. Der Begriff.

2. Die Vorausfetzung desfelben.

3. Sein Korrelat die öcorrjQta.

a) Als Errettung von der axmXua.

b) Als Inbegriff alles Heils.
Sünde und Tod.

1. Der Tod als Korrelat der Sünde.

2. Die Natur diefes Todes.

3. Adam und Chriftus: Tod und Leben.
4- Der Tod Jefu.

5. Die Auferftehung Jefu.

6. Der Rekurs auf das Alte Teflament.
Die Gnade Gottes in Chriftus.

1. Die Univerfalität des göttlichen Heilswillens und

die Partikularität der Erlöfung.

2. Gnadenwahl und Freiheit.

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