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Ausgabe:

1898

Spalte:

312

Titel/Untertitel:

Katalogos Biblion ekklesiastikon 1898

Rezensent:

Meyer, Ph. L.

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3"

Theologifche Literaturzeitung. 1898. Nr. II.

312

Neue und Intereffante gebracht, namentlich auch ein ausführliches
Verzeichnifs der Schriften des Sebaftos gegeben
. Die Hauptbedeutung des Mannes liegt auf pole-
mifchem und liturgifchem Gebiet. Auch Kattenbufch in
der Confeffionskunde erwähnt S. 413 feiner. Aus den
tüchtigen Trapezuntiern der fpäteren Jahrhunderte fcheint
keiner die Bedeutung zu haben, dafs er hier erwähnt
werden müfste.

Immerhin ift das Buch des KvQw.xiörjq eine Gabe, die 1
ich dankbar begrüfse. Wir haben für die alte und moderne
Byzantiniftik noch ftets Specialforfchungen nöthig.

Hannover. Ph. Meyer. .

Legrand, Emile, Bibliographie Hellenique, ou description
raisonnee des ouvrages publies par les Grecs au dix-
septieme siecle. Tome IV. Paris, Picard & fils, 1896.
(XI, 540 S. 8.) Fr. 25.—

Die erflen 3 Bände diefes in bibliographifcher Hin- ;
ficht ausgezeichneten Werkes find 1894—95 erfchienen
und enthalten die von Griechen herrührende oder herausgegebene
Literatur des (iebzehnten Jahrhunderts. Der
vorliegende Band enthält keine Bibliographie, fondern
Biographien und biographifches Material, nämlich über
die Griechen Georg Buftronius, Paifius Ligaridis, Mar- '
cus Lima, Cyrillus Lukaris, Petrus Mogila, Nikolaus
Spatharius und Andreas Perzivales. Perzivales -j- 1669,
Lima -j- 1664, Buftronius - 1661 und Spatharius -f 1724
bieten für uns kein befonderes Intereffe. Intereffanter !
dagegen ift fchon Paifius Ligarides, -j- 1628. Er ift ein ,
Typus für die theologifche Stellung vieler gelehrten
Griechen des 17. Jahrh., in dem der Einflufs der katho-
lifchen Kirche auf die orthodoxe des Orients am gröfsten
war. Seiner Herkunft nach orthodox, wird er durch
feine Erziehung im Collegium graecum in Rom katho- j
lifch, tritt dann wieder zur Orthodoxie zurück, bricht
aber feinen Zufammenhang mit der römifchen Kirche
nicht ab. Seine Werke find theils für die katholifche, ,
theils für die orthodoxe Kirche gefchrieben. Dem
Abendlande bekannt ift Petrus Mogila oder Movila, wie
Emile Picot fchreibt, der diefes Stück des Werkes bearbeitet
hat. Die Biographie ftützt fich auf viele bisher
unbekannte Schriftftücke. Intereffant ift es, dafs der
Verfaffer auch fchon für wahrfcheinlich hält, dafs die
Confessio orthodoxa zuerft lateinifch gefchrieben ift, was
Loofs neuerdings zur Sicherheit erhoben hat (Theol. St.
u.K. 1898 S. 165ff.). Wichtig ift auch das Verzeichnifs I
der Ausgaben des orthodoxen Bekenntnifses S. 149 fr.
Das Bedeutendfte des Buches ift aber das grofse bio-
graphifche Material, das Legrand hier für Cyrillus Lukaris <
veröffentlicht. Es find im Ganzen nicht weniger als
216 Schriftftücke, die veröffentlicht werden und die Zeit |
von 1588—1644 umfpannen. Theilweife find diefelben
allerdings fchon von Aymon und andern herausgegeben.
Die weitaus gröfste Zahl aber war bisher unbekannt. |
Der Verfaffer hat das Material theils aus Privathand- j
fchriften, theils aus Archiven von Genf und anderwärts
entnommen. Der Form nach find die Schriftftücke J
meiftens Briefe, gegen 100 griechifche allein, die von ;
Lukaris felbft gefchrieben oder an ihn gerichtet find.
Namentlich find hier die Namen Maximus Margunius,
Meletius Pegas, Meletius Blaftos zu nennen. Unter den
Abendländern treten die fchon bekannten David de
Wilhem, Joh. Uytenbogaert oder Witenbogaest, Anton
Leger u. a. auf. Man darf annehmen, dafs mit der Arbeit
Legrand's das Material für eine Biographie Cyrill's
ziemlich zufammengebracht ift.

Hannover. Ph. Meyer.

Kuxai.oyoq BißXitov ixxl.riGiaGxixüv xai äXXcov htÖO&iv-
T(ov vjtb rov eXXrjvixov TvsioyQcwpt'iov 6 dtolvis,. Bs-
vtria, Oöbq ylyiov AavQtvxiov (S. Lorenzo) 'Aq. 5049.
(Leipzig, M. Spirgatis.)

Obwohl diefer Katalog keinerlei Wiffenfchaft enthält,
fo ift er doch ein Mittel, folche zu erlangen, und da das
Buch fehr fchwer zugänglich ift, bringe ich dafselbe und
feine Bezugsquelle hier zur Anzeige. Die Druckerei Phönix
in Venedig ift der Ort, wo noch jetzt die officiellen Ausgaben
der liturgifchen Werke der griechifchen Kirche
hergeftellt werden. Jeder, der fich mit der griechifchen
Kirche befchäftigt, weifs aber, wie fchwer es ift, die officiellen
Ausgaben in die Hand zu bekommen.

Hannover. Ph. Meyer.

Bovon, Prof. Jules, Morale chretienne. Tome I. (Etüde
sur l'oeuvre de la redemption, 3. Partie; Les con-
sequences pratiques, Tome I.) Lausanne, G. Bridel <x
Cie., 1897. (437 S. gr. 8.) Fr. 8.-

In rafchem Tempo fchreitet Bovon's breit angelegtes
Werk feiner Vollendung zu. Nachdem der Vf. in feinen
zwei erften Bänden die biblifche Grundlage feiner Etüde
sur l'oeuvre de la redemption feftgeftellt, und in den zwei
folgenden das dogmatifche Syftem aufgebaut hatte, will
er in dem letzten der drei Haupttheile des Ganzen die
praktifchen Confequenzen der chriftlichen Heilslehre
ziehen. Der erfte Band diefes die chriftliche Ethik-
handelnden Theiles ift vor einigen Monaten erfchienen;
der zweite, der das Gefammtwerk zum Abfchlufs bringen
wird, ift in Vorbereitung und wird vorausfichtlich nicht
mehr lange auf fich warten laffen.

In feiner Einleitung (S. 1 — 70) unterfucht B. zu-
nächft das Wefen der Sittlichkeit und befpricht namentlich
das Verhältnifs von Moral und Religion; hierauf
handelt er von der chriftlichen Ethik als Wiffenfchaft,
indem er die Methode und die Gliederung derfelben
darlegt. Das ethifche Syftem zerfällt für B. in drei
Haupttheile: I. Das Prinzip des chriftlichen Lebens
(S. 71—302). II. Die Bewährung des chriftlichen
Lebens (l'epreuve de lavie chretienne, wobei zuerft
von dem Kampf, dann von der Hilfe die Rede ift). III.
Die Früchte des chriftlichen Lebens. Der vorliegende
Band enthält noch die erfte Unterabtheilung
des zweiten Buches: la lutte ou Systeme des devoirs (303
—425). — Der noch ausstehende Band foll das Pflichten-
fyftem durch zwei weitere Capitel (devoirs de l'aniour,
devoirs de la piete als Fortfetzung der devoirs de la
spiritualite und devoirs de la justice') ergänzen, hierauf
die Tugendtafel (le secours, ou doctrine des vertus) zeichnen
, endlich nachweifen, wie das chriftliche Prinzip zur
wirklichen Anwendung in den sittlichen Gemeinfchaften
gelangt (action de l'Evangile dans la famille, VEglise
et la societe).

Wenden wir uns nun von diefer allgemeinen
Anlage der chriftlichen Ethik zur Gliederung der einzelnen
Theile, fo mufs es vor Allem auffallen, dafs
das erfte Buch eine Reihe von Gegenständen umfafst,
die nur mit fehr bedingtem Rechte fich unter den
Titel Le principe de la vie chretienne fubfumiren laffen;
gehört doch streng genommen der erfte Abfchnitt, der
fich auf den moralischen Zustand des natürlichen Men-
fchen bezieht (Vkomme naturel saus la loi S. 71—167,
Vkomme naturel sous la loi 169—217) in einen andern
Zufammenhang, und kann er doch nicht als integriren-
der Beftandtheil der Lehre vom Prinzip des chriftlichen
Lebens gelten. Auch der zweite Abfchnitt jenes ersten
Buchs fordert die Kritik heraus: in der That, follte nicht
bei der Befchreibung des Zuftandes des Wiedergeborenen
(S. 219—302), Christus als Norm und Kraft des neuen
Lebens in feiner fchöpferifchen Bedeutung, vor der Ent-