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Ausgabe:

1898 Nr. 10

Spalte:

275-276

Autor/Hrsg.:

Gedeon, Manoyel Io.

Titel/Untertitel:

Byzantinon éortologion 1898

Rezensent:

Meyer, Ph. L.

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Theologifche Literaturzeitung. 1898. Nr. 10.

276

faffen können. Dadurch würde die Benutzung des Werkes
erleichtert, denn es koftet zuweilen einige Mühe, fich die
Daten über den Charakter einer Handfchrift zufammen-
zufuchen.

Es werden in dem vorliegenden Bande befchrieben
109 Handfchriften, die aus der Bibliothek des Kreuz-
klofters in die Centraibibliothek des Patriarchats übergeführt
find, 15 aus der Privatbibliothek des früheren
Patriarchen Nikodemus, jetzt ebenfalls im Patriarchat,
22, die fich im Skeuophylakion des Tempels der h.
Anaftafia befinden, 8, die an zerftreuten Orten aufbewahrt
werden.

Aus dem achten Jahrhundert flammen 3 Handfchriften
, aus dem neunten ebenfals 3, darunter ein
Dionysius Areopagita, das zehnte und elfte weifen zu-
fammen 28 auf, 27 Handfchriften flammen aus dem
zwölften und dreizehnten. Vom vierzehnten bis fünfzehnten
giebt es 22 Codices. Die übrigen find fpätere.
Handfchriften mit Miniaturen oder anderen hervorragenden
Verzierungen werden 65 genannt, 16 werden in fchönen
aber verkleinerten Lichtdrucken dargeftellt, Palimpfefte
findet man 6. Datirt find 57 Schriften, darunter allerdings
nur 8 aus der Zeit bis zum Linde des fünfzehnten
Jahrhunderts.

Dem Inhalt nach beziehen fich 51 auf biblifche
Stoffe, die liturgifch behandelten eingerechnet. Hervorragendes
fcheint nicht dabei zu fein. Die Ritualbiicher
find in 48 Stücken vertreten. Dabei ift ein kirchliches
Typikon von Konftantinopel aus dem 10.— 11. Jahrhundert.
Aus den Vätern der Kirche ift kein feltener zu nennen.
Für die neugriechifche Literatur ift manches Werthvolle
zu finden, z. B. die Gefchichte der jerufalemifchen
Patriarchen von Dofitheos in der Urfprache, auch ein
Codex des Chronographen von Hierotheos v. Monembafia
Der Peripatetiker Corydalleus fehlt natürlich auch nicht.
Von S. 238 an beginnen die Beilagen und Indices. Ich
nenne nur Einiges. Es werden Nachträge gegeben zu
den vorhergehenden Bänden des Werkes; eine Schrift
von Kynllos Athanafiadis bringt viele ältere und moderne
Notizen zur Gefchichte der Klöfterbibliotheken
von Jerufalem. Die reichhaltigen Indices fcheinen mit
grofser Sorgfalt gearbeitet zu fein. Möge der Verfaffer.
dem ich aus der Ferne meinen Grufs entbiete, Kraft
und Neigung behalten, feine mühfamen und werthvollen

AI

Arbeiten fortzufetzen.

Hannover. Ph. Meyer.

reöewv, MavovrjX Ico., Bv^avxtvov eoQxoi.oyiov. Mptjfiac
rcov ajeo rot) 6' (isXQc Xi0V llh{~>(0V T0V <£ aicovog
tOQTuCotjevon' ayuav sv KxavoxavxivovjtoXu ovvxayßiv
vjio r. Tevyog jtqcoxov. DQoXoyog — 01 fttjvsg ano
IavovctQiov ,W£^(«c Avyovörov. Konstantinopel, (O.
Keil), 1897. (152 S. 4.)

In den letzten Jahren hat fich das Intereffe der By-
zantiniflik erfreulicher Weife auch der Erforfchung der
liturgifchen Bücher in der griechifchen Kirche zugewendet.
Unter den Werken griechifcher Theologen ift in erfler
Linie mit das vorliegende zu nennen. Es ifl zuerfl veröffentlicht
1895 in dem 'EXXrjvcxog SvXXoyog von Konftantinopel
für 1892—93 S. 123fr. und in dem 'AgyaioXo-
yixov JtaQctQxrjfia dazu. Doch ift auch hier, fo viel ich
weifs, nicht mehr als das vorliegende erfte Heft erfchienen.

Die Heortologien find mit den Menologien, den Me-
näen und den Synaxarien nahe verwandt. Ein Heortolo-
gion enthält die in einer Kirche zu feiernden Fefte, nach
den einzelnen Tagen der Monate für das ganze Kirchenjahr
geordnet. In dem vorliegenden Werke will der Verfaffer
das Heortologion geben, das für Konftantinopel
zutrifft. Er geht zuerft in Prolegomenen der Entftehung
der Sammlung nach, dann folgt der Feftkalender. Die
Einleitung erfchöpft zwar den Gegenftand nicht, giebt

] aber nach guter hiftorifcher Methode viel Material zur
Gefchichte der Heortologien im Allgemeinen und be-
fonders des für Konftantinopel. Der Verfaffer will nachweifen
, dafs urfprünglich jede felbftftändige Kirche, auch
jedes Klofter feinen eigenen Feftkalender hat. Die Märtyrer
, die Bifchöfe, die Klofter- und Kirchengründer, die
Wohlthäter des Orts, für Konftantinopel die Kaifer und

[ die Patriarchen, fo weit fie rechtgläubig und hervorragend
gewefen, erhalten ihren Platz im Heortologion.
Auch die Heiligthümer des Orts mit ihren Feften werden
aufgenommen, nicht minder befonders wichtige Ereig-

1 nifse, Erdbeben, Epidemien, Feuersbrünfte. Das alles

! wird an Beifpielen erläutert und klar geftellt. Diefe Ver-
fehiedenheit hat fich bis zum 15. Jahrhundert erhalten
und befteht theilweife auch wohl noch jetzt. Im zehnten
Jahrhundert, wo auch auf anderen Gebieten der Literatur
gefammelt wird, erhält auch das Heortologion zuerft

; eine einheitlichere Geftalt. Esgehört angeblich das bekannte
Menologion des Kaifers Bafilius II (976-1025), herausgegeben
1727 von dem Cardinal Albani zu den hier
Epoche machenden Sammlungen, obwohl es keineswegs

j einen hervorragenden Typus befitzt. Es fei für die Stadt

I und Umgegend von Konftantinopel angenommen, fagt
der Verfaffer, doch ohne Beweife anzugeben. Als fpätere
Verfuche in diefer Richtung nennt er die B101 'Aylcov,
die Maximus Margunius herausgegeben und den Syna-
xariften des Nikodemus Hagiorites von 1819. Ich bemerke
, dafs Margunius fein Werk zuerft 1603 herausgab,
nicht 1607, wie Gedeon annimmt. Ein Exemplar der Ausgabe
von 1603 findet fich in der königlichen Bibliothek

| zu München mit der Bezeichnung V. SS. C. 123d . Man
kann auch nicht ohne Weiteres dem Margunius eine
Bedeutung für die Gefchichte der Pleortologien zu-
fchreiben, da derfelbe nur ein älteres Werk, wahrfchein-
lich das des Nicephorus Xanthopulos, überfetzt hat.

An die Einleitung, deren Inhalt ich (beben angegeben
und der ich dem Grundgedanken nach durchaus

! zuftimme, fchliefst fich, abgefehen von einigen voraus-
gefchickten kleineren Stücken, das Heortologion von
Konftantinopel. Befonders wichtig ist dabei, dafs der
Verfaffer jedem Heiligen und jeder Feftthatfache gute
hiftorifche, nicht allein hagiographifche Erläuterungen
beifügt, die bei der grofsen Belefenheit des Verfaffers
allen Anfpruch auf Beachtung haben. Das vorliegende
Heft umfafst die Monate vom erften Januar bis zum
13. Auguft.

Hannover. Ph. Meyer.

Hesse ling. D. C, Charos. Ein Beitrag zur Kenntnifs
des neugriechifchen Volksglaubens. Leiden, S. C. van
Doesburgh — Leipzig, O. Harraffowitz, 1897. (VIII,
64 S. gr. 8.) M. 2.—

Der Verfaffer der vorliegenden Studie, der als Neo-
gräcift an der Univerfität zu Leiden fteht, hat neuerdings
die Theologie dadurch zu Dank verpflichtet, dafs
] er einen Theil der älteften neugriechifchen Bibelüber-
fetzung von 1547, die nur in einzelnen Druckexemplarcn
erhalten ift, durch eine neue Ausgabe zugänglich gemacht
j hat. In der vorliegenden Schrift bietet er einen fehr
intereffanten Beitrag zur Kenntnifs des neugriechifchen
Volksglaubens, der mit den religiöfen und ethifchen
Vorftellungen des Volks eng zufammenhängt. Hesse-
ling will nachweifen, auf welchem Wege und unter welchen
[ Einflüffen die volksthümliche Figur des altgriechifchen
i Fährmanns der Unterwelt geworden ift zu dem mächtigen
j Gott des Todes, der in den Volksliedern des heutigen
j Griechenlands als eigenhändig den Menfchen die Seele
entreifsend erfcheint und namentlich oft als reitend
dargeftellt wird. Die Einleitung orientirt zunächft über
die bisherigen Erklärungsverfuche der Sache. Man hat
verfucht auf etruskifche oder ägyptifche oder altgriech-